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Valeton Coral Echo Test

Das Valeton Coral Echo beherbergt im Mini-Pedalgehäuse elf Delay-Effekte für jeden Einsatzbereich – so jedenfalls der Hersteller. Schaut man sich die Geschichte der Gitarreneffekte an, dann kommen und gehen je nach Zeitgeist bestimmte Effekte mit schöner Regelmäßigkeit. Hat man in den 70er Jahren Tremolosounds verehrt, wurde in den 80ern auf jeder Ballade der Choruseffekt bemüht, der jedoch knappe zehn Jahre später wieder verpönt war. Aber ein Effekt scheint für Gitarristen über all die Jahre immer wichtig gewesen zu sein, nämlich das Delay bzw. Echo.

Valeton_Coral_Echo_017FIN


Anders ist es nicht zu erklären, dass immer mehr Firmen große und auch nicht ganz billige Multi-Delaypedale auf den Markt bringen, die eine Vielzahl von Delaysounds bedienen können. In diese Kerbe schlägt auch das mir zum Test vorliegende Valeton Coral Echo, nur mit dem Unterschied, dass die chinesische Firma damit einen bunten Strauß an Delays zum Discountpreis anbietet – aber geht das überhaupt?

Details

Gehäuse/Optik

Das Coral Echo präsentiert sich in einem Mini-Bodentretergehäuse aus einer Aluminiumlegierung mit den kleinen und feinen Maßen 93 x 50 x 46,5 mm. Die Lackierung ist ein sehr ansprechendes 50er-Jahre-Blau, von dem sich der weiße Valeton-Schriftzug und die Beschriftung der Bedienelemente abhebt. Ein wenig erinnert mich die Farbgebung an alte Cadillacs. Der obligatorische Fußschalter an der Oberseite aktiviert den Effekt, was durch eine grüne LED signalisiert wird.

Fotostrecke: 3 Bilder 11 Delay-Effekte hat Valeton in seinem Coral Echo Mini-Pedal untergebracht.

Drei schwarze Minipotis regeln Mix, Time und Feedback und ein großer, cremefarbener Stellknopf wählt aus den insgesamt elf Delay-Modi. Potis und Beschriftung sind allesamt sehr gut erkennbar und haptisch wirkt das Pedal hochwertig.

Fotostrecke: 3 Bilder Auf der Bedienoberfläche befinden sich vier Potis, wovon drei Parameter-Regler im Miniaturformat und das Mode-Poti in Standardgröße vorliegen.

Die Buchsen sind wie üblich an den Pedalseiten angebracht, der Eingang rechts und der Ausgang links. Allerdings sitzen beide aus platztechnischen Gründen leicht versetzt, da ein Pedal im Miniformat logischerweise in seinem Inneren nur einen eingeschränkten Platz für die Buchsen zur Verfügung hat. Das Ganze hat andererseits aber auch den Vorteil, dass eine engere Anordnung auf dem Floorboard möglich ist. Der Netzteileingang befindet sich an der Stirnseite. Ein Batteriebetrieb ist nicht vorgesehen, vermutlich ist aus diesem Grund auch die mit vier Kreuzschlitzschrauben befestigte Bodenplatte nicht abnehmbar.

Fotostrecke: 4 Bilder Ein- und Ausgangsbuchse sind leicht versetzt zueinander auf den Gehäuseseiten angebracht.

In der kleinen Verpackung finden wir neben dem “double coated tissue” der Firma 3M (eine anklebbare Moosgummiplatte, die als Rutschsicherung dient), ein kleines Infoblatt, das die Regler und technische Details erläutert, sowie eine Tabelle mit den elf Delay-Varianten. Ein Netzteil ist im Lieferumfang nicht enthalten.

Bedienung

Beim Coral Echo handelt es sich um ein digitales Pedal mit True Bypass. An Reglern finden wir das große Stellpoti, das den Effekt auswählt, sowie drei Mini-Potis, von denen das erste den Mix bestimmt, also den Effektanteil. Time beeinflusst die Delay-Zeit, wobei diese in allen Modi von 50 bis 838 ms reicht, außer bei Rev, wo von 50 bis 420 ms möglich sind und beim Slapback, das ja per Definition kurz sein muss, 20 bis 100 ms. Feedback bestimmt die Anzahl der Echowiederholungen und last, but least bietet das bereits erwähnte Stellpoti als Mode-Regler die folgenden Effekte:

  1. Digital (Digital Delay)
  2. Analog (warmer, Vintage-Delaysound)
  3. Tape (Bandecho)
  4. Tube (Bandecho auf Röhrenbasis)
  5. Mod (Delaysignal mit Choruseffekt)
  6. Nova (Delay mit “Shimmer”-Effekt)
  7. Dyna (Ducking Delay)
  8. Sweep (Delay mit Frequenz-Sweep)
  9. LoFi (Delay mit künstlichen Artefakten)
  10. Rev (Delay mit Rückwärtsfeedback)
  11. Slapback (Delay mit sehr kurzer Delaytime)
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Praxis

Für die Audiobeispiele spielt eine Strat in einen cleanen Marshall JTM 45.
Hören wir zunächst die beiden Modi Digital und Analog. Das Digitaldelay gibt das Signal sauber und tadellos wieder, ohne auf die Klangqualität des Originalsound nennenswerten Einfluss zu nehmen, während die analoge Variante der Delay-Wiederholungen wesentlich dumpfer und wärmer klingt.

Audio Samples
0:00
Mode: Digital und Analog
MixTimeFeedbackMode
11.0011.0011.00Digital / Analog

Tape und Tube klingen beide sehr warm und musikalisch. Sehr schön ist beim Tape-Echo der simulierte “Qualitätsabfall” der Wiederholungen zu hören. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Tube-Echo, nur dass der Sound der gesättigten Röhre mit-emuliert wird.

Audio Samples
0:00
Mode: Tape und Tube
MixTimeFeedbackMode
9.0011.0011.00Tape / Tube

Mit der Mod-Variante lassen sich schöne, schwebende Sounds erzeugen – eine solche Dreingabe bei einem Delaypedal kann bei cleanen Pickings schon mal das Choruspedal ersetzen.
Der Nova-Modus versucht, als Shimmer-Effekt das Originalsignal eine Oktave höher im Delay-Signal zu integrieren. Ich sage bewusst “versucht”, denn offensichtlich schafft es der Algorithmus rechentechnisch nicht, einen sauber intonierten Pitch-Shifter-Effekt zu generieren. Was man hier hört, klingt leider schlichtweg “out of tune”. Aus diesem Grund ist dieser Modus für mich auch nicht wirklich brauchbar, es sei denn, man will bewusst etwas “kranke” Sounds erzeugen.

Audio Samples
0:00
Mode: Mod und Nova
MixTimeFeedbackMode
11.009.0013.00Mod / Nova
Das Coral Echo hat eine Vielzahl von Delays im Angebot, bei einigen Algorithmen stört aber die schlechte Klangqualität.
Das Coral Echo hat eine Vielzahl von Delays im Angebot, bei einigen Algorithmen stört aber die schlechte Klangqualität.

Das Dyna-Delay entspricht einem Ducking-Delay, d.h., wenn ich spiele, “drückt” mein Originalsignal die Echowiederholungen in den Hintergrund, in den Spielpausen erhöht sich ihr Pegel wieder. Das macht unser Testkandidat ganz gut, auch wenn ich finde, dass der Pegelanstieg in der Spiellücke etwas unvermittelt in die Höhe schnellt, selbst wenn der Effektmix auf 10 Uhr steht. Hier wäre ein etwas musikalischeres “Fade-In” bestimmt schöner, doch wir wollen den Preis dieses Pedals auch nicht außer acht lassen.
Der Sweep-Modus schickt meine Delay-Wiederholungen durch variierende Filtersettings, was mit dem Valeton auch wirklich sehr interessant und überzeugend klingt – für Funk-Licks geradezu prädestiniert:

Audio Samples
0:00
Mode: Dyna und Sweep
MixTimeFeedbackMode
10.0011.0011.00Dyna / Sweep

Das “LoFi”-Delay liefert schon fast Ringmodulator-ähnliche Sounds, kann allerdings nicht wirklich mit Referenz-LoFi-Delaypedalen mithalten. Hier wirkt es so, als ob man dem Delaysound einfach ein paar künstliche Artefakte beigemischt hätte, die leider mit einigen sehr unangenehmen Obertönen daherkommen. Ein musikalischer Einsatz wird dadurch leider erschwert. Der Rev-Modus hingegen erfüllt seine Aufgabe des Rückwärtsdelays sehr gut.

Audio Samples
0:00
Mode: Lofi und Rev
MixTimeFeedbackMode
11.0013.0012.00Lofi / Rev

Auch das Slapback-Echo, bekannt aus Country, Surf und Western, überzeugt und besitzt mit einer Delay-Zeit bis zu 200 ms auch genug Spielraum nach oben:

Audio Samples
0:00
Mode: Slapback
MixTimeFeedbackMode
11.0013.0010.00Slapback
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Fazit

Das Valeton Coral Echo ist ein tadellos verarbeitetes und robustes Pedal, das eine Vielzahl von Delays im Angebot hat. Die geläufigen Standardanwendungen wie Digital-, Analog- und Tape-Delay gehen dem Valeton problemlos von der Hand und Mod- und Sweep sind eine tolle Ergänzung. Natürlich darf man bei einem Ladenpreis von nicht einmal 60 Euro keine Wunder erwarten, und so überrascht es auch nicht, dass der eine oder andere Algorithmus entweder nicht wirklich überzeugen kann, wie es z.B. bei Nova oder LoFi der Fall ist, oder eben nur im Mittelmaß anzusiedeln ist. Unterm Strich bleiben aber immer noch fünf, sechs brauchbare Delays auf wenig Raum für wenig Geld!

Pro:
  • gute Verarbeitung und robuste Bauweise
  • gutes Preis-Leistungsverhältnis
  • diverse gut einsetzbare Delaysounds
Contra
  • schlechte Klangqualität (bei manchen Algorithmen)
  • ungenaue Tonerkennung beim “Nova”
Die Verarbeitung des Valeton Coral Echo ist einwandfrei, die Delays können aber nur vereinzelt überzeugen.
Die Verarbeitung des Valeton Coral Echo ist einwandfrei, die Delays können aber nur vereinzelt überzeugen.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Valeton
  • Modell: Coral Echo
  • Herstellungsland: China
  • Typ: digitales Delay-Minipedal
  • Effekt: 11 Delay-Presets
  • Regler: Mix, Time, Feedback, Mode-Selector
  • Schalter: On/Off, True Bypass
  • Anschlüsse: Input, Output, Netzteil
  • Spannung: 9V (Netzteil nicht im Lieferumfang)
  • Maße: 93 x 50 x 46,5mm
  • Stromverbrauch: 135 mA
  • Ladenpreis: 58,00 Euro (August 2017)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • gute Verarbeitung und robuste Bauweise
  • gutes Preis-Leistungsverhältnis
  • diverse gut einsetzbare Delaysounds
Contra
  • schlechte Klangqualität (bei manchen Algorithmen)
  • ungenaue Tonerkennung beim "Nova"
Artikelbild
Valeton Coral Echo Test
Für 49,00€ bei
Hot or Not
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Klein ist auch der Preis - das Pedal ist für weniger als 60 Euro zu haben.

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