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Supro ’64 Reverb Test

Beim Supro ’64 Reverb handelt es sich um einen Übungsamp, der klanglich in der Oberliga mitspielen will und sich auch preislich aus der Menge abhebt. Und in der tummeln sich bekanntlich Verstärker wie Sand am Meer, wobei wirklich gut klingende Übungsverstärker eher die Ausnahme sind.

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Mit ihrem 5 Watt Vollröhrencombo schickt die Firma Supro einen Kandidaten ins Rennen, der zwar nur mit einem Kanal und auch sonst recht sparsam ausgestattet ist, aber immerhin über einen echten röhrenbetriebenen Federhall verfügt. Umso gespannter bin ich, ob die sonstige Ausstattung und sein Ton den nicht gerade niedrigen Preis rechtfertigen.

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Konzept

Wie bereits erwähnt, ist der ’64 Reverb ein einkanaliger Vollröhrencombo mit einer Endstufenleistung von 5 Watt. Das klingt zwar nach wenig, kann aber einen ganz gehörigen Rabatz machen und die Nachbarschaft problemlos in den Wahnsinn treiben. Mit einer Zweibandklangregelung lässt sich der Amp gut auf die jeweilige Gitarre einstellen. Der 8 Zoll Jensen-Speaker ist perfekt auf das Combogehäuse abgestimmt und klingt vergleichsweise fett. Des Weiteren bietet der Amp einen röhrenbetriebenen Federhall sowie drei Line-Ausgänge, die für die Speisung eines weiteren Gitarrenverstärkers oder einer Aufnahmekonsole optimiert sind. Aber aufgepasst, hier gibt es keine Speakersimulation, sodass verzerrte Sounds schnell nach Rasierapparat klingen. Mit separatem Gain- und Mastervolume kann man den Amp bis zu einem gewissen Grad verzerren, aber mehr als ein bluesiger Crunch ist nicht drin, zum amtlichen Brett braucht es einen Tubescreamer oder Ähnliches.

Fotostrecke: 5 Bilder Supro genießt einen guten Ruf bei Profi-Gitarristen, mit dem Supro ’64 Reverb hat der Hersteller auch einen passenden Übungsamp im Programm.

Aufbau

Der Supro ’64 Reverb ist mit den Maßen von 40 x 30 x 19 cm zwar ein Winzling, aber er wiegt satte 10,5 kg, was der Röhrenschaltung inklusive Trafo und Ausgangsübertrager geschuldet ist. Intern arbeitet eine ECC83 in der Vorstufe, eine weitere und eine ECC81 sind für den Federhall zuständig und die Endstufe ist mit einer 6V6-Röhre bestückt. Analoger gehts nicht! Ich bin weder ein Freund von Jensen-Speakern noch von Achtzöllern, aber hier war ich dann doch von den Socken. Aber dazu später mehr. Kommen wir zum Bedienpanel. Neben Gain und Master finden sich hier auch die Zweibandklangregelung und der Hallregler, der den eingebauten Federhall beimischt. Dessen Spirale liegt im Boden des Combo-Gehäuses und für seine Verstärkung sorgt die schon erwähnte Röhrenschaltung. Dementsprechend weich und warm klingt der Hall. Das Powermanagement, sprich On/Off sowie Standby-Schalter, befindet sich auf der rechten Seite.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Bedienelemente des Supro ’64 Reverb sind von oben zugänglich.

Die Anschlüsse

Rückseitig findet sich eine Reihe weiterer Buchsen und ein Regler für den Mix Out Level. Der Amp hat zwei Lautsprecheranschlüsse für eine 4- oder 8-Ohm-Box. Der Dry Out liefert nur das trockene Signal und der Reverb Out nur das reine Hallsignal. Der Mix-Out liefert beides, wobei der Hallanteil mit einem entsprechenden Poti geregelt werden kann. Über den Power Amp-Anschluss lässt sich ein Line-Signal bzw. ein Preamp einspeisen.

Fotostrecke: 7 Bilder Auf der Rückseite des Supro ’64 Reverb wurde eine Öffnung gelassen,…
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Praxis

Schon beim ersten Anspielen war ich vom fetten und dreidimensionalen Sound überrascht. Hier klingt nichts platt, sondern spritzig und dynamisch. Auch wenn der Amp eine gewisse klangliche Verwandtschaft zu Fender nicht verleugnen kann, hat man seinen Obertonbereich etwas gemäßigter gestaltet. Das ist aber auch gut so, denn bei verzerrten Einstellungen erhält man einen homogeneren Ton, wenn es obenrum nicht zu präsent ist. Um die Sounds für diesen Test aufzunehmen, habe ich ein SM58 verwendet. Diese Kombination war dann auch gleich der Volltreffer. Das Mikro habe ich über einen Universal Audio 6176 in mein Audiointerface geschickt, wobei ich am EQ nichts korrigieren musste.
Hier der Amp in einer unverzerrten Einstellung, die so etwas wie einen Bilderbuch-Cleansound liefert.

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Soundbeispiel 1 – Clean – Gain 10 Uhr, Treble & Bass 14 Uhr, Master 11 Uhr

In der 12-Uhr-Stellung kommt der Amp dann langsam in Fahrt und bringt eine leichte Verzerrung ins Spiel. Das Ganze klingt erstaunlich homogen und weniger bröselig, als ich es im Zusammenspiel mit dem Achtzöller erwartet hätte. Hier steht nicht nur der Gain-, sondern auch der Master-Regler auf 12 Uhr, was in der Etagenwohnung schon für wütende Anrufe sorgen kann.

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Soundbeispiel 2 – Angezerrt – Gain & Master 12 Uhr, Treble & Bass 13 Uhr

Gehen wir einen Schritt weiter und stellen den Gainregler auf 15 Uhr. Jetzt kommt zwar eine weitere Schippe ins Spiel, aber der Amp fühlt sich zum Solieren immer noch zu spröde an. Damit meine ich das Spielgefühl und nicht den Sound. Man muss also wirklich um jeden Ton kämpfen, denn die Gainreserven sorgen hier noch nicht für ein singendes Sustain, das dem Spieler entgegenkommt.

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Soundbeispiel 3 – Mehr Anzerrung – Gain 15 Uhr, Master 12 Uhr, Treble & Bass 12 Uhr

Wenn man die Endstufe mit ins Klanggeschehen einbezieht und ebenfalls in die Sättigung fährt, geht förmlich die Sonne auf. Hier bringt der kleine Combo einen schönen rotzigen Sound. Der leicht kratzige Charakter stört mich nicht weiter, denn er gibt dem Sound Kontur.

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Soundbeispiel 4 – Medium Gain – Gain & Master 15 Uhr, Treble & Bass 12 Uhr
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Der Supro ’64 Reverb überrascht mit einem fetten und dreidimensionalen Sound.

Zünden wir die nächste Stufe und reißen den Amp einmal komplett auf, also Gain und Master auf Vollgas. Was im Studio und im Proberaum problemlos möglich ist, kann man sich zu Hause nur dann erlauben, wenn man in einem frei stehenden Einfamilienhaus wohnt. Obwohl der Amp für seine Größe recht laut ist, wird man in einer Band Probleme haben, sich durchzusetzen. Besonders dann, wenn man auch mal clean oder leicht angezerrt spielen möchte, reicht der Headroom nicht aus.

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Soundbeispiel 5 – Maximale Verzerrung – Gain & Master Max, Treble & Bass 12 Uhr

Kommen wir zurück ins Wohnzimmer und hören uns an, wie dieselbe Einstellung in gehobener Zimmerlautstärke klingt. Also maximaler Gain und der Master-Regler auf 10 Uhr. Hier klingt es zwar immer noch gut, aber die “kotzende” Endstufe, die dem Amp den singenden Charakter gegeben hat, fehlt.

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Soundbeispiel 6 – Angezerrt – Gain Max, Master 10 Uhr, Treble & Bass 12 Uhr

Will man in Zimmerlautstärke eine anständige Zerre hinbekommen, ist ein zusätzlicher Booster oder Overdrive im Grunde Pflicht. Das Ganze funktioniert super, weil sich der Amp mit Zerrern aller Couleur bestens verträgt. Stellvertretend dazu habe ich meinen alten Tubescreamer vor den Combo geschaltet. Der Sound ist jetzt zwar etwas “verpackter” und weniger offen, was aber in der Natur der Sache liegt.

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Soundbeispiel 7 – Mit Tubescreamer – Gain Max & Master 10 Uhr, Treble & Bass 12 Uhr

Zum Schluss gibts noch ein Beispiel für den internen Federhall, der einen ausgezeichneten Job macht. Der Amp steht hier wieder auf 12 Uhr, ist also leicht angezerrt.

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Soundbeispiel 8 – Hall- Gain & Master 12 Uhr, Treble & Bass 13 Uhr
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Fazit

Ja, der Supro ’64 Reverb ist teuer, aber er klingt auch sehr gut. Hier hat man es mit einem kompromisslosen Vollröhrencombo zu tun, der einen lebendigen und rotzigen Sound liefert und sich bis zu einem gewissen Grad auch anzerren lässt. Ein Booster oder Overdrive-Pedal erweitert die klangliche Palette zusätzlich und der sehr gut klingende röhrengepufferte Federhall lässt ebenfalls kein Auge trocken. Aber auch wenn der Amp eine anständige Lautstärke erzeugt, ist er für Proben, sofern sie nicht sehr leise sind, einfach zu schwach auf der Brust. Und hier stellt sich dann die Frage, ob man nicht noch knapp 400 Euro für einen etwas kräftigeren Combo zusammenkratzt, mit dem man sowohl üben als auch auf die Bühne gehen kann. Das wäre dann mit dem Supro 1600 Supreme zum Beispiel der größere Bruder unseres Testkandidaten. 

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Mit dem Supro ’64 Reverb bietet der Hersteller einen kompromisslosen Vollröhrencombo, der vielseitig einsetzbar ist und sich gut mit Pedalen verträgt.
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • guter Sound
  • vielseitig einsetzbar
  • verträgt sich gut mit Pedalen
  • toller Federhall
  • Top-Verarbeitung
Contra
  • sehr teuer
  • nur bedingt für Bandproben geeignet
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Supro ’64 Reverb Test
Für 799,00€ bei
  • Hersteller: Supro
  • Bezeichnung: ’64 Reverb
  • Typ: Vollröhren-Combo
  • Herkunft: USA
  • Leistung: 5 W
  • Kanäle: 1
  • Lautsprecherbestückung: 1x 8″
  • Lautsprechertyp: Jensen C-8 R
  • Klangregelung: Bässe/Höhen
  • Vorstufenröhren: 2x ECC83, 1x ECC81
  • Endstufenröhren: 1x 6V6
  • Effekte: Hall/Reverb
  • Impedanz: 4/8 Ohm
  • Besonderheit(en): Wet/Dry/Mix Line-Out
  • Abmessungen (BxHxT): 40 x 30 x 19 cm
  • Gewicht: 10,5 kg
  • Ladenpreis: 999,00 Euro (Mai 2022)
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