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Two Notes Torpedo Studio Test

Two Notes Torpedo Studio – ein Name, der auch auf den zweiten Blick nicht verrät, dass sich dahinter ein Speaker-Simulator mit Loadbox und digitaler Klangbearbeitung für den professionellen Einsatz versteckt. Treue Besucher von bonedo werden sich aber vielleicht erinnern, dass der französische Hersteller Two Notes Audio schon 2011 den Vorgänger unseres Testmodells, den Torpedo VB101, zum Test geschickt hatte, und dass ich damals ziemlich beeindruckt von der Performance dieses digitalen Speakersimulators war.

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Der Torpedo Studio bietet wirklich eine unfassbare Menge an Möglichkeiten


Mit dem Torpedo Studio wartet nun das Facelift des Originals auf seine Überprüfung, wobei sich die aktuelle Version zumindest äußerlich nicht sehr vom Vorgänger unterscheidet. Mit Kosmetik wird hier also nicht gepunktet, sodass wir uns hoffentlich auf einige bemerkenswerte neue Charaktereigenschaften des schon bekannten Franzosen freuen dürfen.

Details

Was ist neu?

Wer sich näher dafür interessiert, der kann einiges über den grundsätzlichen Aufbau und die Funktionen unseres Kandidaten im Test des Two Notes Torpedo VB-101 erfahren. Aber auch wenn sich Bedienelemente und die wichtigsten Merkmale offensichtlich nicht verändert haben, warten digitale Geräte im Allgemeinen ohnehin eher mit inneren Werten auf. Und so ist es auch in unserem Fall: So hat zum Beispiel bei der Loadbox ein neues Modell Einzug gehalten, das auch schon im Torpedo Reload verwendet wird. Mit Reactive und Resistive verfügt es über zwei Modi, die sich durch unterschiedliche Klangformung auszeichnen. Laut Herstelleraussage wurde auch das Motherboard überarbeitet und so die Analog/Digital-Sektion verbessert, was zu geringeren Verzerrungen und besserer Signalqualität führen soll. Die dritte wesentliche Veränderung betrifft die Signalführung selbst und die Ausgangsstufe, denn das Torpedo Studio ist komplett in Stereo. Schließt man zum Beispiel einen Mono-Amp an, wird das Signal auf zwei virtuelle Lautsprecherboxen geleitet, die jeweils mit einem simulierten Mikrofon abgenommen werden. Alles ist selbstverständlich frei wählbar, ab Werk waren bei meinem Testmodell 37 unterschiedliche Cabinets und 8 Mikrofontypen an Bord. Im Torpedo Studio ist insgesamt Platz für 50 Cabinets, weitere Lautsprecherboxen können über die Remote Software in das Gerät transferiert werden.

Fotostrecke: 9 Bilder Beim Torpedo Studio kann eine Menge über die einzelnen Menus eingestellt werden: Audio-Setup,…

Gehäuse/Optik

Das Torpedo Studio kommt im stabilen Stahlblechgehäuse im 19″ Format und nimmt zwei Höheneinheiten in Anspruch. Die Frontseite ist vom Aufbau und allen Bedienelementen mit dem VB-101 identisch. Das Zentrum bildet das Display, an dem alle Einstellungen dargestellt und verändert werden können. Dies geschieht über die umliegenden Taster und das große Navigationsrad. Für die diversen Pegel (Input, Output, Phones) gibt es gesonderte Regler, damit man auf diese wichtigen Parameter direkten Zugriff hat.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Gehäuse wurde im 19″-Format gehalten und ist 2 HE hoch

Rückseite/Anschlüsse

Die Rückseite ist sehr üppig mit Anschlüssen für jeden Einsatzbereich ausgestattet. Der Amp-Input verträgt eine maximale Belastung von 150W RMS bzw. 200W Peak. Beim Speaker Output kann die Impedanz mit einem Wahlschalter zwischen 4, 8 und 16 Ohm eingestellt werden, vorher war man auf 8 Ohm begrenzt. Außerdem stehen nun zwei analoge Eingänge mit Klinke/XLR-Kombibuchsen zur Verfügung. Ist man entsprechend ausgestattet, kann daher auch ein Preamp in Stereo angeschlossen werden. Der Rest ist wie gehabt, es gibt zwei analoge Ausgänge mit XLR-Anschluss, die Digitalfraktion hat S/PDIF und AES/EBU Ein- und Ausgänge im Angebot und ein Wordclock Sync-Anschluss ist mit an Bord. Für MIDI-Anwendungen stehen ein Input und Out/Thru zu Verfügung. Die analogen Ein- und Ausgänge sind einzeln mit Groundlift-Schaltern ausgestattet, sodass Brummschleifen, die überwiegend im Live-Betrieb auftreten, schnell eliminiert werden können.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Rückseite ist üppig ausgestattet
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Praxis

Bedienung/Praxis

Zuerst ein paar Worte zum Testaufbau. Das Torpedo Studio ist in stereo an das Audio-Interface angeschlossen und wird von meinem Sovtek MIG-50 mit einem vorgeschalteten Weehbo Helldrive gefüttert. Beim Test des Torpedo VB-101 hatte ich unterschiedliche Sounds benutzt, um die klangliche Vielfalt zu zeigen. Das ist diesmal anders. Diesmal wird gnadenlos ein Sound den Test beherrschen, und ihr müsst auch fast immer die gleichen Akkorde ertragen. Das sollte es einfacher machen, auch die Nuancen, die das Gerät zu bieten hat, besser zu identifizieren.
Ich habe im Setup-Menü die Einstellung Stereo gewählt, das bedeutet, dass der Amp an zwei simulierte Speaker angeschlossen ist und diese werden jeweils mit einem Mikrofon abgenommen. Speaker 1 wird auf dem linken Kanal ausgegeben, Speaker 2 auf dem rechten. Es ist auch möglich, einen Mix von beiden Speakern/Mikrofonen auf einem Kanal auszugeben und ein direktes Signal auf dem anderen Kanal. Das hat den Vorteil, dass man das aufgenommene Direktsignal noch mal später per Re-Miking durch das Torpedo Studio laufen lassen kann. Bevor wir ins Detail gehen, hören wir uns ein paar Presets an. Im internen Speicher lassen sich 100 Einstellungen sichern, 50 Speicherplätze sind bereits mit unterschiedlichen Lautsprecher/Mikrofon-Kombinationen vorgefertigt. Ein leicht angezerrter Sound ist vorbereitet, hier kommen vier Presets, Crunch 1 bis 4.

Audio Samples
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Preset Crunch 1 Preset Crunch 2 Preset Crunch 3 Preset Crunch 4

Wie ihr hören könnt, sind die klanglichen Unterschiede bei den angewählten Speakern und Boxen sehr groß. Das liegt allerdings nicht nur an den verschiedenen virtuellen Cabinets, sondern auch an der Nachbearbeitung, denn das Torpedo Studio bietet auch eine Effektsektion mit Low Cut, EQ, Exciter und Compressor, mit der sich das “abgenommene Gitarrensignal” noch etwas aufpolieren lässt. Die Presets hauen mich klanglich nicht unbedingt vom Hocker, obwohl die Vielseitigkeit eigentlich für sich spricht. Auf jeden Fall sind sie aber eine gute Orientierung, vor allem, weil sie nach den typischen Genres (Clean, Crunch, Metal, Bass, etc.) sortiert sind und man sich schnell und gut zurechtfindet. Aber jetzt geht es erst einmal zurück auf Los, die Effekte bleiben weg und der Klang wird in seine einzelnen Bausteine zerlegt. Wir beginnen mit einem Mono-Sound und nur eine Box wird aufgenommen. Ich habe eine 4×12 Greenback Box ausgewählt, die für meinen Geschmack die Zerrfaktoren von Amp und Overdrive authentisch umsetzt und mache mich an die Mikrofonierung. Zum besseren Hörvergleich folgen jetzt ein paar Akkorde mit unterschiedlichen virtuellen Mikrofonen. Ihr hört nun nacheinander sechs verschiedene Typen: Knightfall (Blue Dragonfly), Cnd 87 (Neumann U87), Rbn 121 (Royer R121), Rbn 160 (Beyer Dynamic M160), Dyn 421 (Sennheiser MD421), Dyn 57 (Shure SM57).

Audio Samples
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Hörvergleich mit unterschiedlichen virtuellen Mikrofonen
Der Torpedo Studio bietet wirklich eine unfassbare Menge an Möglichkeiten
Der Torpedo Studio bietet wirklich eine unfassbare Menge an Möglichkeiten

Die Charaktere der verschiedenen Mikrofontypen sind gut getroffen, und auch hier ist der Sound wie im richtigen Leben sehr unterschiedlich. Das 57er hat bissige obere Mitten und der krasse Gegensatz dazu ist das simulierte Royer 121 mit einem sehr warmen Ton, für mein Empfinden etwas zu muffig. Aber jetzt kommt der nächste Schritt, das Positionieren des Mikrofons. Zur Justierung stehen uns sechs Parameter zur Verfügung:
Distance – Entfernung zum Lautsprecher
Center – Die Entfernung zur Mitte des Lautsprechers
Position – Vor oder hinter dem Lautsprecher
Variphi – Phasenverschiebung
Overload – Übersteuerung der simulierten Lautsprecherbox (“Pappenzerre”)
Dry/Wet – Mischungsverhältnis zwischen direktem Ampsignal und mikrofoniertem Speaker
Interessant sind die ersten beiden, denn mit ihnen kann entscheidend Einfluss auf den Klang genommen werden. Ihr hört nun das simulierte Royer 121 mit drei unterschiedlichen Center-Werten: 100% (ganz am Rand), 30% (ca. zwischen Membran und Kalotte) und 0% (genau in der Mitte)

Audio Samples
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Einfluss auf den Klang durch unterschiedliche virtuelle Mikrofonpositionen

Mir gefällt die mittlere Position am besten, nun geht die Reise weiter und wir gehen mit dem Mikrofon vom Lautsprecher weg. Zuerst ist das Mikrofon direkt vor dem Speaker (0%), dann bei 30% und 100%.

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Klangbeeinflussung durch unterschiedliche virtuelle Mikrofonentfernungen

Hier wird einiges geboten. Die realistischen Bereiche sind für mich bei Distance und Center zwischen 0 und 30 %. Alle höheren Werte klingen mir persönlich etwas zu künstlich, aber das ist mitunter Geschmacksache. Auf jeden Fall kann auch hier ein hoher Grad an Finetuning betrieben werden. Und vor allem läuft kein Bassist vorbei und wirft das Mikrofon um, das nach stundenlangen Experimenten endlich im Sweet Spot gestanden hatte ;-).
Nun wird noch etwas Klangkosmetik mit Equalizer und Exciter betrieben. Beim EQ habe ich einen Low Cut bei 60 Hz aktiviert und den Mittenbereich leicht angehoben. Dazu kommt noch ein Hauch Exciter (3%), der ab 3,6 kHz künstliche Höhen hinzufügt. Die Post FX-Sektion ist sehr hilfreich, man sollte allerdings sehr sparsam mit EQ und Exciter umgehen, denn bei hohen Werten klingt das Ganze in meinen Ohren zu klinisch. Ihr hört nun zuerst das unbearbeitete Signal, dann mit Equalizer und in der dritten Runde kommt noch der Exciter hinzu.

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Post-FX Sektion

Generell kann man sagen, dass der Prozessor beim Torpedo Studio einen besseren Job macht als beim Vorgänger. Der Sound ist knackiger und die dynamische Ansprache hat sich auf jeden Fall verbessert. Und jetzt geht es auf die Zielgerade, das zweite Cabinet wird eingerichtet und dann sollen beide in Stereo aufgenommen werden. Hier macht es auch Sinn, unterschiedliche Einstellungen zu kombinieren, die sich im Zusammenspiel sehr gut ergänzen. In den folgenden Beispielen hört ihr die Cabinets einzeln und dann in moderatem Stereo (Panorama auf 10 und 14 Uhr). Die Kombination der beiden Cabinets hat Punch und Druck, während die einzelnen Speaker im Vergleich dazu einen Hauch matter daherkommen.

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Cabinet A Cabinet B Kombination Cabinet A & B in Stereo

Auch beim Torpedo Studio ist es möglich, die Einstellungen komfortabel über die Remote Software vorzunehmen, die von der Hersteller-Website heruntergeladen werden kann. Die komplette Darstellung könnte zwar eine Idee größer sein, aber man hat auf jeden Fall alle Parameter übersichtlich auf einen Blick dargestellt.

Die Remote-Software
Die Remote-Software
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Fazit

Das Torpedo Studio unterscheidet sich zwar nur in wenigen Punkten vom Vorgängermodell Torpedo VB-101, aber die sind auf jeden Fall sinnvoll und lohnenswert. Ein dickes Plus ist die komplette Signalführung in Stereo. Man kann einen Mono-Amp an das Torpedo Studio anschließen und intern wird das Signal auf zwei virtuelle Cabinets geführt, die mit je einem Mikrofon abgenommen werden. Der Gitarrensound beider “Lautsprecherboxen” wird dann getrennt auf zwei Spuren geführt und je nach Gusto im Panorama verbreitert. Dadurch lässt sich die neue Variante noch besser einstellen als der Vorgänger.
Wer einen Plug-In and Play Speaker-Simulator sucht, der wird hier keine Freude haben, denn man muss sich schon etwas in die Materie einarbeiten. Hat man aber die richtigen Einstellungen gefunden, dann sind gute Gitarrenaufnahmen ohne Lärm auf jeden Fall möglich. Insgesamt also eine absolut runde Angelegenheit, und ob der um runde 100 Euro höhere Straßenpreis im Vergleich zum ohnehin nicht unbedingt billigen VB-101 gerechtfertigt ist, muss jeder für sich entscheiden.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • 150 W Belastbarkeit
  • wählbare Impedanz (4, 8, 16 Ohm)
  • Signalführung in stereo
  • gute Nachbildung der Klangeigenschaften von Speakern und Mikrofonen
  • Bedienung, Ausstattung
  • Software
Contra
  • Preis
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Two Notes Torpedo Studio Test
Für 1.249,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Two Notes
  • Modell: Torpedo Studio
  • Typ: Digitaler Speaker Simulator mit Loadbox und Effekten
  • Maximaler Eingangspegel: 150 Watt (200 Watt Peak)
  • Anschlüsse: Wordclock, MIDI (In, Thru), USB, S/PDIF (In, Out), AES/EBU (In, Out), 2x Analog Out (XLR), 2x Analog In (XLR), Speaker Input, Speaker Thru, Headphone Out
  • Display: LCD 30 x 80 mm
  • AD/DA Converter: 24 Bit/192 kHz
  • Interne Signalverarbeitung: 32 Bit
  • Cabinets: 37 (max. 50)
  • Mikrofone: 8
  • Speicher: 100 Speicherplätze
  • Maße: 483 x 230 x 90 mm (B x T x H) – 19“ / 2 HE – Einbautiefe 200 mm
  • Gewicht: 4,1 kg
  • Preis: 1.902,00 Euro UVP
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