Toontrack Superior Drummer 3 Test

Toontrack veröffentlicht die dritte Version des Drumsample-Schwergewichts Superior Drummer und fährt dabei nicht nur mit unerhörten 230 GB an neuen Sounds auf, die von Engineer-Legende George Massenburg in den belgischen Galaxy Studios aufgenommen wurden, sondern präsentiert eine von Grund auf neu programmierte Software, die voller neuer Features steckt. Nachdem sich der Vorgänger seit Veröffentlichung im Jahr 2008 ohne ein Major-Update als einer der Meister seines Fachs halten konnte, wird es also besonders spannend!

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Wer die Entwicklung der Produkte von Toontrack in den letzten Jahren mitverfolgt hat, der weiß, dass der EZdrummer 2 (eigentlich die kleine Version des Superior Drummer) bereits einem Update unterzogen wurde und seinem großen Bruder seitdem durchaus einiges voraushatte. Toontrack geht beim Superior Drummer 3 allerdings bedeutend weiter, als nur die neuen Features des EZdrummer auf die größere Plattform zu übertragen. Das Update ist wirklich ausgesprochen umfassend. Auf den nächsten Seiten sehen wir uns an, was die Software in ihrer dritten Inkarnation zu bieten hat.
Toontrack hat den offiziellen Release der finalen Version für den 12. September 2017 angekündigt. Getestet wurde somit eine Vorabversion des Superior Drummer 3.

Details

Umfang, Installation und Systemvoraussetzungen

Der Superior Drummer 3 läuft als Plug-in im VST-, AU-, und AAX-Format oder als Standalone-Anwendung auf 64-Bit-Systemen (Windows und macOS) und ist trotz seines stattlichen Umfangs als direkter Download (in sieben Teilen) über den Toontrack Product Manager erhältlich. Auch die Boxed-Version enthält standardmäßig einen Download-Code, wobei auch eine weitere Version auf einer externen SSD verfügbar ist, die entsprechend teurer ist. Sofern man über eine breitbandige Internetverbindung verfügt, ist der Product Manager eine feine Sache. Downloads laufen in der Regel flüssig und die Installation, die Aktualisierung über Updates und die Autorisierung der Software erfordern jeweils nur wenige Mausklicks. Ein wenig Wartezeit wird man für den Download der 230 GB großen Library aber ganz sicher einplanen müssen.

Der Download und die Installation des Superior Drummer 3 sowie eventuell vorhandener Erweiterungen laufen unkompliziert und flüssig über den Toontrack Product Manager.
Der Download und die Installation des Superior Drummer 3 sowie eventuell vorhandener Erweiterungen laufen unkompliziert und flüssig über den Toontrack Product Manager.

Der Superior Drummer 3 kann genauso wie alle anderen Produkte von Toontrack für zwei Systeme gleichzeitig autorisiert werden. Im Fall eines Updates bleibt eine bestehende Installation des Superior Drummer 2 unangetastet auf der Festplatte, um zu gewährleisten, dass man mit alten Projekten weiterarbeiten kann. Da es sich bei Version 3 um eine von Grund auf neu programmierte Software handelt, ist eine direkte Übernahme von alten Sessions nicht vorgesehen. Die Samples aus der Core-Library des Vorgängers und der zugehörigen Erweiterungs-Packs (SDX-Libraries) lassen sich in der neuen Version aber genauso nutzen wie die Sounds des EZdrummer und dessen Erweiterungen, wobei zuvor jeweils kleine Updates nötig sind.

Super Superlativ: Die neue Library

Für das Recording des Superior Drummer 3 verschlug es das Toontrack-Team in die Galaxy Studios in Belgien. Ein beeindruckender Studio-Komplex, der zur akustischen Entkopplung frei schwingend auf etwa 400 Federn gelagert ist. Aufgenommen wurde im 330 Quadratmeter großen Live-Room, der mit seiner Deckenhöhe von acht Metern und seiner perfektionistischen akustischen Behandlung für wahrhaft großen Klang sorgt. Zudem handelt es sich in dieser Größenordnung um den „leisesten“ Aufnahmeraum, den man auf diesem Planeten finden kann.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Live-Room der Galaxy Studios in Belgien diente als Aufnahmeraum für die Core-Library des Superior Drummer 3. Foto: Toontrack.

Hinter dem Mischpult saß kein Geringerer als George Massenburg, der durchaus als lebende Tontechniker-Legende bezeichnet werden darf. Er war in seiner Laufbahn nicht nur an unzähligen Produktionen namhafter Künstler beteiligt, sondern darf sich ganz nebenbei auch der Erfindung des parametrischen Equalizers rühmen. Seine jahrzehntelange Erfahrung brachte er unter anderem bei der Positionierung von insgesamt 17 Raummikrofonen plus zwei Paaren Overheads ein, wobei elf dieser Kanäle grundsätzlich für Surround-Mischungen bis 11.1 vorgesehen sind. Laut eigener Aussage hatte Massenburg beim Positionieren dieser Mikrofone aber durchaus im Sinn, dass sie auch als „gewöhnliche“ Raummikros für Stereo-Mischungen verwendet werden können. Schon alleine in dieser Hinsicht stellt die neue Library also alles Bisherige in den Schatten.

Fotostrecke: 2 Bilder George Massenburg (rechts) zusammen mit zwei Leuten von Toontrack bei der Präsentation des Superior Drummer 3 in den Galaxy Studios.

Auch bei der Anzahl der verfügbaren Drumsets und Zusatzoptionen setzt der Superior Drummer 3 neue Maßstäbe. Es ist eine wahre Materialschlacht! Die Core-Library bietet sechs Drumsets von den Herstellern Gretsch, Ayotte, Ludwig, Pearl, Premier und Yamaha, die zum Teil nicht nur mit gewöhnlichen Drumsticks, sondern auch mit Besen, Hot Rods oder Mallets bzw. mit gelöstem Snare-Teppich bearbeitet wurden. Wenn man diese Variationen ebenfalls als eigene Drumsets zählt (was sie in der Praxis sind), dann kommt die Library auf 14 große Kits, die ein breites stilistisches Spektrum abdecken.

Das Equipment, das für den Superior Drummer 3 gesampelt wurde. Wenn man von einem „Lastwagen voller Drums“ redet, ist das eindeutig nicht übertrieben. Foto:Toontrack.
Das Equipment, das für den Superior Drummer 3 gesampelt wurde. Wenn man von einem „Lastwagen voller Drums“ redet, ist das eindeutig nicht übertrieben. Foto:Toontrack.

Weiterhin bietet die Library 26 Snaredrums mit neun zusätzlichen Variationen und eine stattliche Anzahl unterschiedlicher Bassdrums und Becken. Das Wort „viele“ soll an dieser Stelle ausreichen. Sehr zu begrüßen ist zudem, dass der Superior Drummer 3 ein kleines Extra in Form von rund 350 Electro-Samples mitbringt, die sich vor allem zum Stacking mit den akustischen Drums anbieten. Im Player gibt es zur Orientierung einen ersten Überblick über die verschiedenen Kits, wobei die etwa 1600 von Norman Garschke eingespielten Grooves verwendet wurden. Der Grundklang ist warm und naturbelassen und man muss sagen, dass die Library wirklich phantastisch aufgenommen wurde. Ich hatte die Ehre, George Massenburg persönlich fragen zu dürfen, ob im Nachhinein an der Phasenlage der Samples gearbeitet wurde, um einen saubereren Sound zu erzeugen oder ob sonst „getrickst“ wurde. Die Antwort war ein klares „Nein“. Der Klang des Superior Drummer 3 entspricht exakt dem, was im Studio aufgenommen wurde.

Audio Samples
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Gretsch Round Badge (Default Kit Preset) Ayotte Classic (Default Kit Preset) Ludwig 70s 3-Ply Classic (Default Kit Preset) Ludwig 70s 3-Ply Concert (Default Kit Preset) Pearl Masterworks (Default Kit Preset) Premier Genista (Default Kit Preset) Yamaha Beech Custom (Default Kit Preset) Gretsch Round Badge (Brushes) Ayotte Classic (Rods, Snares off)

Die Anzahl der unterschiedlichen Spielweisen pro Instrument wurde ebenfalls an vielen Stellen erweitert. Die meisten Becken können nicht nur „gecrasht“, sondern auch auf unterschiedliche Arten auf der Beckenfläche und der Beckenglocke angeschlagen werden. Die Hihats stechen in dieser Hinsicht besonders heraus und bieten eine beeindruckende Anzahl von 27 Artikulationen. Gerade bei den Hihats, die im echten Leben mit dem Öffnungsgrad der beiden zugehörigen Becken sehr variabel klingen und von zentraler Bedeutung für den Groove oder das Feeling eines Songs sein können, überträgt sich das akribische Detail der Samples direkt auf den gefühlten Realismus. Allerdings sind viele der Artikulationen in den Default-Presets nicht aktiviert – sie lassen sich aber separat laden.

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Praxis

Drums für Groß und Klein: Flexible Bedienoberfläche

Das GUI des Superior Drummer 3 lässt sich ganz zeitgemäß auf die Anforderungen unterschiedlicher Systeme anpassen. Dank der frei skalierbaren Fenstergröße und variabler Auflösung der dargestellten Elemente ist die Bedienoberfläche des „Übertrommlers“ sowohl auf dem kleinen Bildschirm eines Laptops als auch auf einem großen 4K-Monitor hübsch anzusehen. Ein Plus für umfangreiche Sessions ist, dass sich die vier großen Arbeitsbereiche, also die Drums-, Grooves-, Mixer- und Tracker-Pages, in gelösten Fenstern und damit gleichzeitig darstellen lassen. Vor allem auf Systemen mit mehreren Bildschirmen kommt damit echtes DAW-Feeling auf, und es passt ganz nebenbei bemerkt nur ins Bild, dass die Software nun auch als Plug-in eigene Tastaturshortcuts unterstützt.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Oberfläche des Superior Drummer 3 in ihrer kompaktesten Variante.

Ausgeprägte Kombinationsgabe: Die Drums-Page

Eine der offensichtlichen Neuerungen auf der Drums-Page ist, dass alle Trommeln und Becken mit individuellen Grafiken dargestellt werden. Wenn man sich sein eigenes kleines (oder auch großes) Custom-Setup aus Teilen unterschiedlicher anderer Kits zusammengestellt hat, dann ist dies also nicht zu übersehen. Auch den älteren SDX-Libraries wurden über Updates entsprechende Grafiken spendiert, wobei dies direkt zu einer tiefgreifenderen Neuerung führt: Die Instrumente aus allen Toontrack-Libraries können nun frei kombiniert werden und auch das Stacking mehrerer Instrumente ist vorgesehen. Der Superior Drummer 2 war in dieser Hinsicht weit eingeschränkter oder zumindest weniger unkompliziert. Für den Überblick über den kompletten Fuhrpark aus Trommeln und Becken sorgt ein neues Suchfenster mit umfangreichen Filteroptionen und einer Vorhörfunktion. Die Standard-Trommeln für einen Slot werden dagegen nach wie vor direkt im zugehörigen Kontextmenü angezeigt.

Fotostrecke: 2 Bilder Wenn man ein Kit aus Instrumenten mehrerer Drumsets zusammenwürfelt, dann lässt sich das klar erkennen.

Beim Import von Trommeln ist das Routing natürlich ein Thema, denn die Drums der verschiedenen Libraries wurden in unterschiedlichen Studios und mit ganz unterschiedlichen Mikrofon-Konfigurationen aufgenommen. Um die Zuweisung der Kanäle zu vereinfachen, wurde also auch die zugehörige Routing-Matrix überarbeitet. Zusammengefasst kann man sagen, dass das System komplett geöffnet wurde und dass sich jeder Kanal eines Samples auf jeden bestehenden Kanal im internen Mischer des Superior Drummer 3 routen lässt. Alternativ ist es möglich, neue Mixer-Kanäle zu erstellen – und zwar ebenfalls für alle anteiligen Kanäle eines Samples. Das eröffnet exotische Möglichkeiten. Sollen die Übersprecher der Snare in die Tom-Mikros einen eigenen Kanal im Mixer bekommen? Oder sollen die Raumkanäle der Snare getrennt von den Raumkanälen des restlichen Drumsets bearbeitet werden? Dies und vieles mehr ist mit dem Superior Drummer 3 kein Problem.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Kontextmenü eines Slots zeigt die zugehörigen Standard-Instrumente der Library.

Der Import eigener Samples ist nun ebenfalls möglich! Der Superior Drummer 3 beschränkt sich hier allerdings auf einzelne Audio-Files. Das Kreieren komplexer eigener Instrumente mit Alternativ-Samples und Übersprechern ist nicht vorgesehen, wäre aber auch eine so komplexe Angelegenheit, dass man wohl problemlos darauf verzichten kann.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Importieren eigener Samples funktioniert ganz einfach über einen entsprechenden Menüpunkt und bleibt auf einzelne Audio-Dateien beschränkt.

Abschließend lässt sich zum neuen Layout der Drums-Page sagen, dass sich die Dialog-Boxen mit den zusätzlichen Instrumenten-Einstellungen nun ein- und ausblenden und über Drag&Drop in ihrer Reihenfolge neu anordnen lassen. Eine solche Konfiguration des Arbeitsbereichs lässt sich als Preset speichern und ist somit jederzeit abrufbar. Die Mapping-Page des Vorgängers wurde in die Drums-Page integriert, was für mich persönlich ein wenig Eingewöhnung erfordern wird, da die Klaviatur nicht mehr so übersichtlich wie früher dargestellt wird. Weiterhin gibt es in diesem Bereich einige Detailverbesserungen. So finden sich beispielsweise neue Algorithmen für ein authentischeres Klangverhalten beim Stimmen von Trommeln sowie ein Reverse-Effekt und ein Pitch-Effekt mit Hüllkurvensteuerung.

Grüße vom EZdrummer 2: Die Grooves-Page

Es war ja zu erwarten: Die wesentlichen neuen Features des EZdrummer 2 wurden nun auch dem Superior Drummer 3 eingepflanzt, und dies offenbart sich vor allem auf der Grooves-Page. Hier lassen sich die 1600 mitgelieferten Grooves des Superior Drummer 3 und weiteres eventuell vorhandenes Material übersichtlich verwalten. Über das Tap2Find-Feature sucht man zielgerichtet nach Grooves, die einem Pattern ähneln, das man ganz einfach und direkt über Mausklicks auf der Bedienoberfläche „eintappt“. Edit-Play-Style bietet dagegen die Möglichkeit, bestehende Grooves auf intuitive Art und Weise grundlegend zu bearbeiten. Der virtuelle Drummer wechselt anstandslos von der Hihat auf ein Becken oder ein Tom, und es war nie einfacher, einen Schlagzeuger dazu zu bringen, weniger Schläge oder insgesamt leiser zu spielen!

Fotostrecke: 3 Bilder Der Groove-Browser und die zugehörigen Such- und Filter-Funktionen wurden im Gegensatz zum EZdrummer 2 in einem einzelnen Fenster vereint.

Für Bearbeitungen, die über ein solches Maß hinausgehen, musste man bisher aber auch im Fall des EZdrummer 2 eine externe Midi-Spur bemühen – dem ist jetzt nicht mehr so! Mit dem neuen Grid-Editor bringt der Superior Drummer 3 einen eigenen Midi-Editor ins Spiel, der mich persönlich sehr an den Drum-Editor aus Cubase erinnert. Prinzipiell kann man hier nicht nur bestehende Grooves auf tiefster Detailebene bearbeiten, sondern auch eigene Grooves „from scratch“ programmieren. Grundsätzlich ist das Tool aber natürlich zum schnellen Anpassen von Details bestehender Grooves vorgesehen, weshalb man die fehlende Möglichkeit, das Raster auf Triolen oder einen prozentualen Swing-Wert zu stellen, nicht ernsthaft vermisst. Trotzdem ist eine Swing-Quantisierung laut Toontrack für die finale Version oder ein folgendes Update geplant.

Mit dem Grid-Editor sind interne Midi-Bearbeitungen auf Detailebene möglich.
Mit dem Grid-Editor sind interne Midi-Bearbeitungen auf Detailebene möglich.

Nun könnte man sich fragen, wozu der Superior Drummer 3 einen solchen internen Editor braucht, wenn es doch nie ein Problem war, einen Groove auf eine Midi-Spur in der DAW zu ziehen, um ihn dort zu bearbeiten. Darauf gibt es mehrere Antworten. Die erste: Man muss sich bei der internen Bearbeitung keinerlei Gedanken über das Mapping machen. Fragen wie „Auf welcher Midi-Note liegt jetzt noch einmal die mit der Stockspitze angeschlagene Beckenglocke von Crash-Becken Nummer 5?“ erübrigen sich damit und das ist nicht zu unterschätzen! Die zweite und noch wichtigere Antwort lautet: Song-Track! Auch dieser wurde aus dem EZdrummer 2 übernommen und bietet als eine Art interne Midi-Spur nun auch im Superior Drummer 3 die Möglichkeit, einen kompletten Drum-Track intern zu arrangieren. Wenn man dieses Feature nutzt, dann wünscht man sich in der Regel auch so umfassende Bearbeitungsmöglichkeiten, wie sie vom Grid-Editor geboten werden.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Superior Drummer 3 bietet nun mehrere alternative Song-Tracks für verschiedene Varianten eines Drum-Arrangements. Der Song-Creator, den man aus dem EZdrummer 2 kennt, ist ebenfalls an Bord.

Eine kleine aber sehr funktionale Erweiterung an dieser Stelle ist, dass sich nun mehrere Versionen des Song-Tracks anlegen lassen. Bei Experimenten mit dem Arrangement kann man also immer eine Art Sicherheitskopie in der Hinterhand behalten. Außerdem gibt es nun eine interne Tempospur, die vor allem beim Standalone-Betrieb interessant ist, da sich der Superior Drummer 3 als Plug-in natürlich an die Tempospur der Host-Software anpasst. Auch in letzterem Fall ist aber die Möglichkeit, Wechsel der Taktart zu programmieren, sehr hilfreich, denn diese können nicht direkt aus der DAW übernommen werden. Der ebenfalls aus dem EZdrummer 2 bekannte Song-Creator, der Vorschläge zu Groove-Variationen oder gleich ganzer Song-Abläufe macht, wurde ebenfalls integriert. Über die Bounce-Funktion ist es zudem ein Kinderspiel, unterschiedliche Zusammenstellungen von Audio-Dateien aus dem Song-Track zu erstellen. Sollen einzelne Files für jeden Kanal erstellt werden und sollen diese den Mixer mit seinen Effekten durchlaufen oder nicht? Lieber Stereo-Files oder gesplittete Mono-Files? Hier gibt es viele Möglichkeiten!

Neue Effekt-Suite: Die Mixer-Page

Der interne Mischer des Superior Drummer war schon immer ein starkes Werkzeug. Schon alleine die vielen Raumkanäle und die Optionen, den Anteil von Übersprechern ganz komfortabel regeln zu können, sprechen für sich. In Version drei gibt es nun eine neue Effekt-Suite mit 35 Effekten, die einer Zusammenarbeit mit dem Hersteller Overloud entsprungen sind. Diese orientieren sich zum Teil an einschlägigen Vintage-Ikonen wie beispielsweise dem Neve 1084 EQ oder dem Urei 1176 Kompressor. Es finden sich aber auch „modernere“ Tools wie ein Transienten-Designer, ein Multiband-Kompressor und eine Reihe von Sättigungseffekten.

Fotostrecke: 3 Bilder Das interne Mischpult des Superior Drummer 3.

Einer der bisher wesentlichen Gründe, die Ausgänge des Superior Drummer über Multichannel-Outputs an einzelne Kanäle im DAW-Mischer zu leiten, war, dass es abgesehen von den aufgenommenen Raumkanälen keinen künstlichen Hall gab. Um beispielsweise einer Snare ein wenig zusätzlichen Hall zu verpassen, musste man externe Busse bemühen. Die frohe Botschaft lautet: Dieser Grund für das komplexe Routing nach draußen fällt weg, denn der Superior Drummer 3 bietet nun sechs interne Reverb-Algorithmen, die klanglich durchaus überzeugen können. Im Player gibt es einige Presets zu hören, bei denen die internen Effekte deutlich beteiligt sind. Sehr schön: Im Vergleich zu den bisherigen Toontrack-Libraries bietet der Superior Drummer 3 weit mehr solcher Presets. Neben den Default-Kit-Presets für jedes der enthaltenen Drumsets gibt es 59 komplexe Voreinstellungen, die zum Teil sehr experimentell klingen. Die Presets der älteren SDX-Libraries wurden zudem auf die neuen Algorithmen übertragen.

Audio Samples
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Preset: Big Preset: Rockin Ayotte Preset: Funkadelicious Preset: Mahogny Preset: Rock Kit 1 Preset: Scramble Preset: Fuglesang Preset: Distorted Children

Eine weitere interessante Neuerung im Mixer ist, dass der Release jetzt nicht nur per Trommel oder Becken, sondern eben auch pro Mixer-Kanal festgelegt werden kann. Den Abklingvorgang in den Raumkanälen zu kürzen, ist also kein Problem. Abgesehen davon gibt es die Möglichkeit, momentan nicht benötigte Kanäle auszublenden, was für eine bessere Übersicht sorgen kann. Einen grundlegenden Überblick über den Klang der Raumkanäle ohne weitere Bearbeitung gibt es im folgenden kurzen Video, für das alle Übersprecher in allen Kanälen aktiviert wurden. Die Software beansprucht dafür bei den großen Kits bis zu 12 GB RAM, wobei dieser Bedarf noch weit höher sein kann, wenn man beispielsweise alle Artikulationen der Hihats lädt. Die Default-Kits ohne Übersprecher rangieren dagegen zwischen 1 GB und 2,5 GB.

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Dolmetscher zwischen Audio und Midi: Die Tracker-Page

Dass der Superior Drummer so weit über seine ursprüngliche Grundfunktion hinausgeht, damit hätten wohl die wenigsten Anwender gerechnet. Aber tatsächlich: Ein neuer Bestandteil von Version 3 ist ein umfangreicher Drum-Replacer, der es erlaubt, bestehende Schlagzeugaufnahmen zu analysieren und sie in Midi-Daten zu übersetzen. Es handelt sich hier um eine Weiterentwicklung des Toontrack Drumtrackers, der bereits seit geraumer Zeit erhältlich ist. Ein wichtiges Merkmal ist, dass sich die Analyse der Audiodaten offline vollzieht. Einen Echtzeit-Replacer wie beispielsweise den Slate Digital Trigger darf man hier also nicht erwarten. Im Gegenzug ist der Tracker des Superior Drummer 3 in der Lage, aus mehreren synchronen Spuren einer Schlagzeugaufnahme eine Midi-Datei für das gesamte Drumset zu extrahieren, und dabei geht er wirklich außergewöhnlich intelligent vor!

Der Tracker des Superior Drummer 3 analysiert Audio-Dateien offline, um sie in Midi zu übersetzen.
Der Tracker des Superior Drummer 3 analysiert Audio-Dateien offline, um sie in Midi zu übersetzen.

Für uns Menschen ist es nicht besonders schwierig, zu erkennen, ob es sich bei einem Track um eine Bassdrum- oder Snaredrum-Spur, um Toms oder vielleicht um Overheads handelt. Dass ein Computer selbständig erkennt, mit welcher Art von Material er es zu tun hat, würde man dagegen nicht erwarten. Der Superior Drummer 3 sorgt nun dafür, dass man diese Erwartungen nach oben schrauben darf. Wenn man eine Multitrack-Aufnahme importiert, erkennt die Software, um welche Instrumente es sich bei den einzelnen Spuren handelt und weist sie automatisch entsprechenden Sounds zu. Wenn die zugehörigen Dateien aufschlussreich benannt sind, funktioniert das besonders gut, da der Superior Drummer schlau genug ist, Bezeichnungen wie z.B. „Kick“, „Kik“, KD“ oder ähnliche Kürzel einer Bassdrum zuzuordnen. Bei kryptischeren Dateinamen arbeitet die Erkennung des Materials ebenfalls noch sehr gut und im Test musste ich nur die importierten Overheads als Spuren für die Becken definieren. Es scheint sich auszuzahlen, dass der Superior Drummer 3 in seiner Entwicklungsphase 1,4 Millionen Files analysiert hat, um zu lernen, wie die typischen Instrumente eines Drumsets klingen.
Dieses „Hinhören“ der Software ist auch beim Erkennen von Triggerpunkten hilfreich. Während vergleichbare Tools nur auf der Ebene der Amplitude arbeiten, um Transienten zu erkennen, setzt der Superior Drummer 3 zusätzlich einen „Match“-Parameter an, der es beispielsweise erleichtert, Ghostnotes auf einer Snare von Übersprechern aus anderen Instrumenten zu unterscheiden. Zauberei darf man hier nicht erwarten und vor allem bei der generell schon immer kritischen Erkennung von Becken aus Overhead-Spuren muss man durchaus eine Weile nacharbeiten. Grundsätzlich wird der Vorgang durch den Tracker aber wirklich wesentlich erleichtert und man darf das Tool durchaus als ein kleines Revolutiönchen in seinem Bereich bezeichnen. Ebenfalls beeindruckend ist der Punkt, dass die Erkennung bei allen Nachbearbeitungen am „Match“-Parameter dazulernt. Die Möglichkeiten, der Erkennung auf die Sprünge zu helfen sind allgemein vielfältig und prinzipiell wäre dieser Teilbereich des Superior Drummer 3 einen eigenen ausführlichen Testbericht wert. Stattdessen möchte ich mich an dieser Stelle auf die Ergebnisse konzentrieren. Im Player sind eine „echte“ von mir selbst gemachte und ungemischte Schlagzeugaufnahme und das Ergebnis der übersetzen Variante in den Superior Drummer 3 zu hören. Beim dritten Track handelt es sich um eine Hybrid-Variante, bei der die ursprüngliche Aufnahme mit ein wenig Subkick und Raumkanälen aus dem Superior Drummer gemischt wurde.

Audio Samples
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Echte Drums Von Tracker übersetzte Midi-Drums Hybrid aus echten Drums und Samples

Übergreifende Macro-Controls für alle Parameter

Die neuen Macro-Controls ermöglichen die Kontrolle mehrerer Parameter über ein einzelnes Bedienelement. Nahezu jeder Parameter, der im Superior Drummer 3 bearbeitet werden kann, lässt sich einem dieser bis zu 100 Makros zuweisen. Das schließt nicht nur die Einstellungen einzelner Trommeln, sondern beispielsweise auch die Bedienelemente einzelner Effekte im Mixer ein. Die Zuweisung läuft ganz einfach über das Kontextmenü des entsprechenden Parameters oder auch über eine Art interne Learn-Funktion.

Über die Macro-Controls lassen sich viele Parameter einem einzelnen Regler zuweisen. In diesem Fall werden gleichzeitig das Dry/Wet-Verhältnis und die EQ-Einstellungen eines Hall-Effekts gesteuert.
Über die Macro-Controls lassen sich viele Parameter einem einzelnen Regler zuweisen. In diesem Fall werden gleichzeitig das Dry/Wet-Verhältnis und die EQ-Einstellungen eines Hall-Effekts gesteuert.

Die Möglichkeiten werden nur durch die eigene Fantasie begrenzt. So lassen sich beispielsweise die Fader ausgewählter Raumkanäle, der Hüllkurvenverlauf aller Trommeln und gleichzeitig der Drive eines Saturation-Effekts auf einen gemeinsamen Regler legen, um von dort nicht nur gesteuert, sondern auch automatisiert zu werden. Das eröffnet ein sehr experimentelles Feld, das durchaus inspirierend wirken kann. In der Vorabversion noch etwas kritisch: Wenn man einen Wert, der einem Macro zugewiesen ist, von Hand bearbeitet und dann wiederum den Macro anfasst, geht die Bearbeitung von Hand verloren. Macros schicken immer absolute Werte und eine Möglichkeit zur relativen Wertebearbeitung wäre bei einem solchen System im Grunde Pflicht. Das Problem ist bei Toontrack allerdings bekannt und sollte mit dem Release der finalen Version oder einem frühen Update gelöst werden.

Fazit

Der Superior Drummer macht auch in seiner dritten Inkarnation seinem Namen alle Ehre. Die Software ist bis zum Bersten mit neuen Features gefüllt und wird damit zu einer Art Komplettlösung für das vollständige Arrangieren von Drum-Tracks, die beinahe schon mit dem Ausmaß einer kleinen DAW mithalten kann. Auch wenn sich der Superior Drummer 3 damit ganz eindeutig an Anwender richtet, die mehr wollen, als ihrem Rechner „mal eben“ ein wenig „Bumm-Tschack“ zu entlocken, bleibt die Bedienung doch vollkommen übersichtlich und intuitiv. Meiner Meinung nach rechtfertigt sich der Preis schon alleine durch die enthaltene Library. Den kleinen Kritikpunkt, dass die Macro-Controls im Konflikt mit einzelnen Parametern stehen, kann und darf man einer solchen Software in einer Vorabversion nicht anlasten. Für alle, die bisher mit dem Vorgänger gearbeitet haben, ist das Update uneingeschränkt zu empfehlen.

Pro
  • massive neue Library (230 GB, Stereo und Surround bis zu 11.1)
  • zusätzliche Electro-Samples enthalten
  • freie Kombination von Sounds aller Toontrack-Libraries
  • Importfunktion für eigene Samples
  • viele Presets
  • Macro-Controls zum gleichzeitigen Steuern mehrerer Parameter
  • Tap2Find-Feature erleichtert die Suche nach Grooves
  • Edit-Play-Style-Feature und Grid-Editor zur internen Midi-Bearbeitung
  • Song-Track und Song-Creator zum internen Arrangieren von Drum-Tracks
  • neue Effekt-Suite mit 35 Effekten (unter anderem Reverb)
  • freies Routing-System für alle Kanäle einzelner Instrumente
  • intelligenter Tracker übersetzt Audio in Midi
  • flexible Bounce-Funktion
Contra
  • Konflikt zwischen Macro-Controls und direkter Parameterbearbeitung
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FEATURES
  • virtuelles Drum-Studio
  • Umfang der Core-Library: 230 GB
  • aufgenommen und produziert von George Massenburg in den Galaxy Studios
  • Surround-Unterstützung bis 11.1
  • 35 Mixer-Effekte
  • Tracker übersetzt Audio zu Midi
  • Umfangreiche Such- und Bearbeitungsfunktionen für Midi-Grooves
  • Automatisierbare Macro-Controls
  • skalierbares Interface mit lösbaren Fenstern
  • Importfunktion für eigene Samples
  • Support für Keyboard-Shortcuts
  • Systemvoraussetzungen:
  • Windows 7/macOS 10.6 oder höher (64 Bit)
  • 4GB RAM (8 GB oder mehr empfohlen)
  • 64-Bit Host (VST, AU, AAX)
  • 236 GB Festplattenspeicher + 55 GB während Installation
Ladenpreise:
  • Vollversion: 329,00 € (September 2017)
  • Upgrade von Superior Drummer 2: 169,00 € (September 2017)
  • Crossgrade von EZdrummer 2: 249,00 € (September 2017)
  • SSD-Version: jeweils zzgl. € 189,00 (September 2017)
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • massive neue Library (230 GB, Stereo und Surround bis zu 11.1)
  • zusätzliche Electro-Samples enthalten
  • freie Kombination von Sounds aller Toontrack-Libraries
  • Importfunktion für eigene Samples
  • viele Presets
  • Macro-Controls zum gleichzeitigen Steuern mehrerer Parameter
  • Tap2Find-Feature erleichtert die Suche nach Grooves
  • Edit-Play-Style-Feature und Grid-Editor zur internen Midi-Bearbeitung
  • Song-Track und Song-Creator zum internen Arrangieren von Drum-Tracks
  • neue Effekt-Suite mit 35 Effekten (unter anderem Reverb)
  • freies Routing-System für alle Kanäle einzelner Instrumente
  • intelligenter Tracker übersetzt Audio in Midi
  • flexible Bounce-Funktion
Contra
  • Konflikt zwischen Macro-Controls und direkter Parameterbearbeitung
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Profilbild von Frank Weber

Frank Weber sagt:

#1 - 18.08.2017 um 07:15 Uhr

0

Schade das die Samples wieder mal nur in 44.1 khz aufgenommen wurden.
96 khz hätte zwar die Datenmenge empfindlich erhöht, aber das stört ja viele bei BFD auch nicht. Im Endergebnis macht sich das schon bemerkbar.
Darüber hinaus kann man nur hoffen, das Toontrack das Problem der Sidesticks
mal angegangen ist. In den Hörbeispielen ist leider keine einziges Demo davon zu hören. Ich fürchte das ist so geblieben.
Dafür muss man aber sagen, das endlich einmal eine Library geschaffen wurde, wo es vernünftige Toms zu hören gibt.

    Profilbild von Alexander Aggi Berger (bonedo)

    Alexander Aggi Berger (bonedo) sagt:

    #1.1 - 18.08.2017 um 18:03 Uhr

    0

    Hi Frank, danke für deinen Kommentar! Zu dem Thema mit der Samplerate kann ich dir direktes Feedback von Toontrack anbieten. Die Library wurde in einer Auflösung von 24Bit/192 kHz aufgenommen, und es stand offenbar schon zur Debatte, eine Version in 96 kHz verfügbar zu machen. Man hat sich vorerst dagegen entschieden, um die ohnehin immense Datenmenge halbwegs kontrolliert zu halten. Es könnte aber durchaus sein, dass es noch eine solche Version geben wird - eben wenn Anwender so wie du ihr Feedback in dieser Richtung hinterlassen und diesen Wunsch klar äußern. Kannst du das Sidestick-Problem genauer erklären? ;) Liebe Grüße!

    Antwort auf #1 von Frank Weber

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    +1
Profilbild von Paul

Paul sagt:

#2 - 21.07.2018 um 12:57 Uhr

0

Ich finde nur schade dass Toontrack kein Demo des SD 3 gemacht hat...

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