Tonium Pacemaker Test

2004 wurde Creative´s Zen-Touch ausgeliefert. Dieser schneeweiße MP3-Player hatte erstmalig einen senkrechten, berührungsempfindlichen Streifen in der Mitte des Gerätes, der leider nur zum Browsen degradiert war, statt zusätzlich als Pitchfader zu dienen. Auch die neueren iPod-Modelle, gerade die berührungsempfindlichen touchPods, bringen keine wirklich brauchbaren DJ-Funktionen mit. Dabei reichte es ja eigentlich, wenn die Geschwindigkeit der Tracks ausgelesen und Funktionen zur Tempoänderung implementiert würden. Zwei Geräte an ein externes Mischpult angeschlossen, brächten somit eine leichte, mobile Mix-Lösung. Oft genug hat man schließlich schon Parties erlebt, denen ein DJ-Wechsel ganz gut getan hätte, um die Stimmung ein wenig anzuheizen. Doch selten hat man dann ein ausgewachsenes DJ-Set im Kofferraum.

Etwas ähnliches könnte sich auch der schwedische Ingenieur und DJ Jonas Nordberg gedacht haben, nachdem er entdeckt hatte, dass die Prozessoren aktueller MP3-Player technisch in der Lage sind, mehrere MP3 Tracks simultan zu decodieren. Daher gründete er 2006, zusammen mit Daniel Wallner, Martin Renck und Ola Sars, das Unternehmen Tonium AB.Ihr Ziel war es, ein kleines und portables DJ-System zu entwickeln und es mit einer web-basierten Lifestyle-Plattform zu verknüpfen, ähnlich wie sie es von Apples iPod/iTunes Integration kannten. Der Focus sollte allerdings auf DJ-Usability liegen. Nachdem einschlägige Blogs einen regelrechten Szene-Hype um Pacemaker auslösten, wurden im März 2008 die ersten 2000 Geräte ausgeliefert. Zur gleichen Zeit öffnete die Beta-Version des Online-Services “Pacemaker.net” ihre digitalen Pforten. Laut Herstellerangaben wurden im Jahr 2008 6000 Einheiten des Modells P211 abgesetzt, das 2009 durch den Nachfolger P212 abgelöst wurde. Inzwischen beschäftigt das Unternehmen nach eigenen Angaben 28 Mitarbeiter und verfügt über 300 Verkaufsstellen in 25 Ländern. “Pacemaker.net” befindet sich weiterhin in einem Frühstadium, bietet aber bereits ein Repertoire von 5000 Mixen vieler Hobby- und Profi-DJs. Mit der Pacemaker-Hardware hat der DJ sprichwörtlich alles in der Hand, was er für einen DJ-Mix benötigt. Zwei Decks mit Mischpult, Crossfader und 3-Band-EQ, dazu Effekte, Temposynchronisation und respektable 120 GB Festplattenspeicher. Nur ist alles eben viel leichter und kleiner und passt in jede Westentasche.

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Damit sollte das Gerät für den Einsteiger- oder Gelegenheits-DJ, vielleicht schon aus Platz- oder Nostalgiemangel, eine interessante Option sein. Bedroom-DJs könnten vielleicht mal im Bett liegend mixen (Kopfhörersplit für Freund/-in nicht vergessen). Wer sein täglich Brot mit Auflegen bestreitet, freut sich eventuell über eine willkommene Abwechslung oder das leichte Gewicht. Mancher wird den Player im Flugzeug nutzen, der andere in der S-Bahn, der Dritte spielt seine eigenen Tracks drauf und hat sie, als Ergänzung zum Vinyl-Set, jederzeit mixparat. Zwei Decks mit Mischpult und Effektgerät kosten normalerweise rund 1800 Euro und wiegen im Case ca. 35 kg. Dieses Equipment zu schleppen, macht nicht immer wirklich Spaß. Ein etwas leichteres Set aus MIDI-Controller mit Laptop liegt preislich mindestens bei 1000 Euro, zwei berührungsempfindliche MP3-Player und Mischpult dürften um die 1000 Euro verschlingen. Pacemaker kostet mit 599 Euro gut die Hälfte und wiegt nur 185 g, das hört sich erstmal nach mobilem Spaß an.  Also geht es hier um Spaß? – Ich denke schon! Der Pacemaker ist kein luxuriöses MP3-Spielzeug, sondern er ist für DJs konzipiert worden und Auflegen soll bekanntlich ja auch Freude bereiten. Und zwar dem DJ und somit auch dem Publikum. – Ob der kleine Mixzwerg wohl dafür sorgen kann?

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