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Terre Riddim Handpans Test

Nachdem man Handpans lange nur mit großem Aufwand und viel Glück oder Vitamin B direkt vom Instrumentenbauer erwerben konnte, liefert seit einiger Zeit die deutsche Firma Terre Instrumente an diverse große Musikhäuser. So hat man zum ersten Mal als Interessent die Möglichkeit, ein Instrument unkompliziert im Laden zu erwerben. Ob trotz größerer Produktionsmengen die Qualität stimmt, haben wir im Rahmen eines Vergleichstests mit den aktuellen Mitbewerbern getestet.


Bei unserem Besuch im Musikhaus Thomann hatten wir drei verschiedene Handpan-Modelle von zwei Herstellern zur Auswahl. Neben dem “Riddim” Modell von Terre war auch eine “Cosmic” Handpan vom gleichen Hersteller vorrätig, sowie eine ganze Reihe Instrumente aus der “Harmonic Art” Produktion aus Kolumbien. Das Terre “Riddim” Modell ist von diesen dreien mit einem Ladenpreis von 1649 Euro die günstigste Option.

Details

Terre Riddim Handpans haben einen für diese Instrumentengattung recht großen Durchmesser von 60 cm und eine Höhe von 25 cm. Das Metall hat eine schwarz-braune Färbung, und um das instrumententypische große Tonfeld in der Mitte finden sich acht (Akebono und Low Pygmy), bzw. neun (Zokuso) Tonfelder in kreisförmiger Anordnung. Die Instrumente werden mit einer Technik bearbeitet, die auch bei der Herstellung vietnamesischer Gongs zum Einsatz kommt. Auf den Tonfeldern hinterlässt diese deutliche Hammerspuren, die den Riddim Instrumenten ein rustikales Äußeres verpassen. Mir standen zum Test drei verschiedene Stimmungen zur Verfügung – Akebono, Zokuso und Low Pigmy. 

Fotostrecke: 5 Bilder Akebono ist eine japanische pentatonische Skala.

Die Tonfelder sind mit Noten versehen

Die Terre Handpans haben ein Feature, das ich hier zum ersten Mal bei einer Handpan sehe – die verschiedenen Töne der Skala sind in einer grafischen Darstellung aufs Instrument gedruckt. Diese Idee finde ich ziemlich gut, denn vor allem für Anfänger und Menschen ohne musikalische Vorbildung ist es oft schwierig, im Zusammenspiel mit anderen Musikern zu verstehen, welche Noten man eigentlich auf dem Instrument hat. Da ist diese kleine Grafik sehr hilfreich. Neben der grafischen Darstellung der Skala finden sind auch das Firmenlogo und die Modellbezeichnung in ähnlicher Form auf der Oberfläche des Instrumentes. 
In der Unterseite befindet sich, wie bei den meisten Handpans, mittig ein kreisförmiges Loch. Dieses dient als Zugang zum Inneren des Korpus, wenn der Handpan nachgestimmt wird und ermöglicht außerdem den Eigenklang des Innenraums, die sogenannte Helmholtz-Resonanz.

Die Skala ist bei den Riddim Modellen aufgedruckt.

Es gibt einige Qualitätsmerkmale, die eine gute Handpan mitbringen sollte. Dazu gehören die Qualität und Bearbeitung des Materials, ein klarer, aber nicht zu metallischer Sound und eine saubere Stimmung. Bei den meisten guten Handpans wird das Metall nitriert – ein chemischer Prozess, der das Material härtet und widerstandsfähiger macht. Das macht die weitere Verarbeitung schwieriger, aber dafür hält das Instrument nachher länger die Stimmung und ist weniger anfällig gegen Rost.
Auf der Website des Herstellers habe ich in dieser Hinsicht keine Informationen finden können, aber auf Anfrage hat mir die Firma Terre mitgeteilt, dass das Metall der Riddim Handpans brüniert ist. Dies ist eine Technik, die auch bei Waffen zum Einsatz kommt und, wie die Nitrierung bei anderen Handpans, zum Rostschutz beitragen soll.
Wie bei allen Handpans empfehle ich trotzdem, die Instrumente nach dem Spielen zu säubern und regelmäßig mit Öl zu behandeln.

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Praxis

Beim Spielen sprechen die Handpans leicht an und produzieren einen resonanten, glockenähnlichen Klang, der etwas weniger brillant ist, als man es von anderen Handpans kennt. Beim genaueren Hinhören und Ausprobieren erklärt sich, wie es dazu kommt. Normalerweise werden in jedes Tonfeld einer Handpan neben dem Grundton noch zwei Obertöne gestimmt, nämlich die Oktave und die Quinte darüber. Bei Terres Riddim Instrument hat man sich auf die Oktave beschränkt, was den Stimmvorgang erleichtert, aber auch den Klang des Instrumentes verändert. Mich stört das in diesem Fall eigentlich nicht. Ich mag den glockenähnlichen Klang der Riddim Handpans durchaus, sie klingen einfach etwas anders als ein traditioneller Handpan, und beim Instrumentenkauf sollte man sich dieses Unterschiedes bewusst sein.

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Mehr Informationen

Die Stimmung der Handpans lässt zu wünschen übrig

Wesentlich wichtiger aber ist eine saubere Stimmung, und wie man in den Klangbeispielen hören kann, offenbaren die Riddim Handpans hier leider deutliche Defizite. Einige der Tonfelder sind stark verstimmt, und auch der Oberton, der in die Felder gestimmt ist, schwankt in einigen Fällen um fast einen Halbton. Das ist bei einem Instrument dieser Preisklasse inakzeptabel. Da man einer Handpan nicht selbst stimmen kann, ohne vorher bei einem Handpan-Bauer in die Lehre gegangen zu sein und ein paar Jahre geübt zu haben, ist man darauf angewiesen, dass das Instrument in einwandfrei gestimmten Zustand kommt und die Stimmung hält. Sonst hat man ein ähnliches Problem wie bei einer nicht bundreinen Gitarre und spielt immer etwas out of tune. Bei einer Anfängergitarre für 100 Euro kann man das eventuell akzeptieren, bei einem Instrument jenseits der 1500 Euro aber definitiv nicht, vor allem, da das Problem sich mit der Zeit wahrscheinlich noch vergrößern wird.

Wir konnten diverse Modelle direkt miteinander vergleichen.

In den Audio-Beispielen habe ich zuerst die Skala der jeweiligen Handpan angespielt und die Töne einzeln auf Stimmung geprüft. Im zweiten Clip habe ich eine Groove-Sequenz gespielt und im dritten eine Reihe von Arpeggios. Bei der Akebono sind vor allem im unteren Bereich der Skala sind die Obertöne nicht sauber gestimmt. Beim Zokuso Modell machen die Obertöne der Mittelnote und im oberen Bereich der Skala am meisten Probleme und beim Low Pigmy Handpan ist die Mittelnote ist leider ziemlich verstimmt.

Audio Samples
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Terre Riddim Akebono – Tuning Check Terre Riddim Akebono – Groove Terre Riddim Akebono – Arpeggio
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Terre Riddim Zokuso – Tuning Check Terre Riddim Zokuso – Groove Terre Riddim Zokuso – Arpeggio
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Terre Riddim Low Pygmy – Tuning Check Terre Riddim Low Pygmy – Groove Terre Riddim Low Pygmy – Arpeggio

Alle drei getesteten Stimmungen, Zokuso und Ake Bono, sind pentatonische Stimmungen basierend auf der Moll-Skala. Diese haben jeweils einen sehr eigenen Charakter und erinnern an asiatische Musik. Mir gefallen diese Skalen, aber durch die Beschränkung auf fünf Töne stößt man harmonisch recht schnell an die Grenzen des Instrumentes. 
Zum Klangvergleich habe ich noch ein Beispiel für eine gut gestimmte Handpan aufgenommen, eine russische SPB Pantam.

Audio Samples
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Referenz – Pantam SPB Handpan
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Fazit

Die Terre Riddim Handpans hinterlassen leider insgesamt keinen überzeugenden Eindruck. Mir gefällt der leicht gedeckte, glockenähnliche Sound der Instrumente eigentlich sehr gut. Auch die sensible Ansprache und die Auswahl der Skalen können überzeugen, und die Idee, die Noten der Skala aufs Instrument zu drucken, ist ein zusätzlicher Bonus… wenn nur die Stimmung nicht so schlecht wäre. Bei einem Preis von 1650 Euro kann sich kein Handpan-Hersteller ein verstimmtes Instrument erlauben. Noch lassen sich solche Instrumente aufgrund mangelnder Alternativen recht teuer verkaufen, doch das wird sich in den nächsten Jahren mehr und mehr ändern. Ich hoffe, dass jemand ein Einsteigerinstrument im angemessenen Preisbereich um die 500 Euro bauen wird, so dass der Druck auf die Hersteller der hochpreisigen Instrumente wächst. Wenn ich mir die Alternativen des Riddim Handpans ansehe, bekommt man für einen vergleichbaren Preis bei manchen Herstellern ein Top-Instrument, das nitriert und sauber gestimmt ist. Aber dafür muss man halt einen Hersteller treffen oder anschreiben oder auf andere Art davon überzeugen, ein Instrument zu bauen. Was die direkt verfügbaren Instrumente angeht, würde ich die Harmonic Art Handpans vorziehen. Diese sind etwas teurer und haben keine so schöne Ansprache wie Terre’s Riddims, sind aber dafür besser (wenn auch ebenfalls nicht perfekt) gestimmt.
Nachtrag: Am Telefon sagte man mir bei Terre, dass es demnächst ein Update fürs Riddim Modell geben werde, welches in Deutschland gebaut und nitriert sein soll. Vielleicht klappt es dann auch besser mit der Stimmung.

Unser Fazit:
2 / 5
Pro
  • leichte Ansprache
  • gedruckte Skalen auf Oberfläche
Contra
  • Preis-Leistungs-Verhältnis
  • mangelhafte Stimmung aller Modelle
  • Rustikale Oberflächenverarbeitung
Artikelbild
Terre Riddim Handpans Test
Für 1.649,00€ bei
Sind im Laden erhältlich, aber klingen nicht so, wie es ihr Preisschild vermuten lässt – die Terre Riddim Handpans.

Technische Spezifikationen:

  • Hersteller: Terre
  • Bezeichnung: Riddim Handpan
  • Durchmesser: ca. 60 cm
  • Höhe: ca. 25 cm
  • Gewicht: ca. 5,5 kg
  • inkl. Tasche
  • Oberfläche: brüniertes Metall
  • Tonfelder: 8 (Low Pygmy und Akebono) bzw. 9 (Zokuso)
  • Herkunftsland: Indonesien
  • Preis (Verkaufspreis Juli 2017): 1649,- EUR

Seite des Herstellers: http://store.terre.de

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