TC electronic BH250 Test

Bei der beachtlichen Anzahl von kompakten Class-D Basstops, die mittlerweile auf dem Markt um die Gunst der Tieftöner buhlen, ist es für die Hersteller sicherlich von Vorteil, wenn sie ihr Produkt mit einer pfiffigen Idee von den Geräten der Konkurrenz absetzen können. Und an pfiffigen Ideen scheint es den Audiospezialisten der Firma TC Electronicnicht zu fehlen, denn mit ihrer Bass 2.0 Offensive und der Einführung des Topteils RH450 haben die Dänen eindrucksvoll bewiesen, dass sie die Basswelt mit neuen und gut umgesetzten Features in Entzücken versetzen können.

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Der neueste Coup aus dem Hause TC sind die 2011 vorgestellten „Toneprint“-Effektpedale, denen der User via Rechner oder Smartphone die Effekteinstellungen berühmter Zeitgenossen einverleiben kann. Aber es geht noch weiter. Mit dem B250 Combo und dem heute zu testenden BH250, einem ultrakompakten 250 Watt starken Class-D Head, stellte TC auf der Namm Show 2012 gleich zwei Bass-Amps vor, die ebenfalls über das Toneprint-Feature verfügen. Die Amps sollen Bassisten zu Soundexperimenten verführen und kommen darüber hinaus mit einer sehr einfachen aber überaus effektiven Klangregelung, ordentlich Leistung und einem äußerst attraktiven Preisschild. Wir haben nachgehört!

Details

Schon optisch ist das Alleinstellungsmerkmal des brandneuen Winzlings sehr gut zu erkennen: Im Gegensatz zu den drei „gewöhnlich“ schwarzen EQ-Reglern strahlt der Toneprint-Regler nämlich in makellosem weiß und schiebt sich so ganz bewusst in den Mittelpunkt des Interesses. Und das mit gutem Grund, denn dank des smarten Features hat man, anders als bei den Effekt-Pedalen, nicht nur die Möglichkeit verschiedene Settings eines Effektes in das Gerät zu beamen, bei Bedarf lässt sich gleich der ganze Effekttyp austauschen. Zurzeit stehen sechs verschiedene Effekte zur Verfügung: Chorus, Flanger, Oktaver Vibrato und zwei Features, die wir schon von anderen TC Amps kennen, die Röhrensimulation „Bass Drive“ und der Multibandkompressor „Spectracomp“.

Für jeden dieser Effekte stehen zum Testzeitpunkt (September 2012) bereits mehrere Toneprints mit verschiedenen Einstellungen zur Auswahl, sodass die zu erzielende Klangvielfalt jetzt schon ziemlich groß ist. Außerdem stellt TC immer neue Toneprints online, die Bibliothek wird also stetig anwachsen. Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass man mit dem Amp immer nur ein Setting abrufen kann (es sein denn, man erwirbt den separat erhältlichen Switch 3), dafür sind die Bedienung und der Wechsel zu einem anderen Setting aber traumhaft einfach.
Der etwas umständlichere Weg geht über den Rechner via USB. Schneller klappt es mit einem Smartphone und der kostenlosen „Toneprint App“ von TC. Mithilfe des Smartphones lassen sich die Toneprints über die Tonabnehmer des Instruments in den Verstärker beamen, Kabel oder sonstiges Zubehör sind nicht nötig. Das eigentliche Procedere ist kinderleicht. Über ein Menü der App wählt man zunächst den gewünschten Sound aus. Nach einigen Bestätigungsklicks wird man dann aufgefordert, den Lautsprecher des iPhones nahe an einen Pickup des an den Verstärker angeschlossenen Instruments zu halten. Den Amp sollte man allerdings vorsichtshalber leiser drehen, denn die magnetischen Impulse, die übertragen werden, erzeugen recht heftige Geräusche, die an alte analoge Modems erinnern. Und genau das ist das Prinzip: Die für nichtdigitale Ohren unangenehm klingenden Sounds beinhalten die Datensätze des gewünschten Toneprints und übertragen diese auf den Amp. Am Verstärker lässt sich der neue Effekt dann stufenlos mit dem Toneprint-Regler zumischen – und fertig.

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Zurück zu den anderen Features des Amps: Die Klangregelung des BH250 wirkt sehr simpel, der Ton wird mit einem 3-Band-EQ für Bass, Mitten und Höhen geformt. Dahinter steckt aber etwas mehr Funktionalität, als man auf den ersten Blick vielleicht vermuten mag. Anders als bei „herkömmlichen“ EQs sind die Center-Frequenzen bei allen drei Bändern nämlich nicht fix, sodass beim Absenken andere Freqenzen bearbeitet werden als beim Anheben. Dreht man den Bassregler nach links, werden tiefe und eventuell wummerige Frequenzen um 80 Hz ausgefiltert, rechtsrum boostet man bei ca.100 Hz, um den Sound anzudicken. Die Funktion des Mittenreglers ist noch eine Spur ausgetüftelter. Der Regler senkt die Frequenzen bei einem Linksdreh um bis zu 24 dB bei ca 500 Hz, gleichzeitig aber auch die Hochmitten um 800 Hz (allerdings nur auf dem halben Reglerweg) bis 12 dB. Dadurch wird verhindert, dass der Sound bei einer starken Mittenabsenkung im Nichts verschwindet, denn Hochmitten sind für die Definition und Ortbarkeit bekanntermaßen extrem wichtig. Fehlt uns noch der Höhen-Regler. Dieser senkt relativ weit unten im Spektrum (bei 1800 Hz), um so Vintage-artige Sounds zu realisieren. Nach rechts gedreht wird bei 3150 Hz geboostet, was dem bereits von anderen TC Amps bekannten „Tweetertone“-Feature entspricht, das die Wirkungsweise eines Tweeters bei Bassboxen simulieren soll. Das hört sich in der Theorie ja alles sehr sinnvoll an. Ich bin gespannt, wie sich die Klangreglung in der Praxis macht – später dazu mehr.
Eine weitere Besonderheit aller TC Verstärker ist das integrierte Stimmgerät, und so haben die Designer auch dem ultra-kompakten BH250 einen Tuner spendiert, um uns den Alltag zu erleichtern. Die Ausführung ist – platzbedingt – zwar etwas spartanisch, stimmt aber Vier-, Fünf- und sogar Sechssaiter zuverlässig durch. Der Tuner ist permanent aktiv und zeigt mit vier LEDs die zu stimmenden Saiten E, A, D oder G an. Bei einem tiefen H leuchten die E- und A-LED zusammen auf, bei einer hohen C-Saite die D- und G-LED. Zwei weitere LEDs zeigen die korrekte Stimmung an, indem sie ebenfalls zeitgleich leuchten.
Die restliche Ausstattung des BH250 ist schnell beschrieben: Links auf der Front sitzt die Input-Buchse mit einem kleinen Schalter für die Anpassung an verschieden starke Signale aktiver oder passiver Bässe. Ganz rechts hat TC den Masterregler für die Endlautstärke und einen kleinen Mute-Switch zum Stummschalten aller Ausgänge platziert.

Sämtliche Anschlussmöglichkeiten sind natürlich auf der Rückseite zu finden. Die Boxen werden an eine Speakonbuchse gehängt. Für die Recording-Session oder die Signalweiterleitung zum Livepult gibt es eine symmetrische XLR-Buchse samt Pre/Post EQ-Taster. Die Übeeinheit im Wohnzimmer wird mit zwei Miniklinken zum intimen Erlebnis – dabei dient die Erste dem Anschluss einer externen Soundquelle, die zweite ist für die Verbindung mit einem Kopfhörer zuständig. Wer die Toneprints mit dem Rechner auf den Amp schicken will, findet für diesen Zweck eine geeignete USB-Buchse, ein USB-Kabel liegt lobenswerterweise im Karton.
Nicht im Karton liegt der Fußschalter, mit dem man den Verstärker stummschalten und den Toneprint aktivieren kann, eine passende Klinkenbuchse mit der Bezeichnung „Pedal“ parkt aber schon mal auf der Rückseite des BH250. Wer sich den passenden Fußschalter „Switch 3“ von TC als Sonderzubehör gönnt, bekommt gratis noch ein BH250-Feature mitgeliefert. Mit dem dritten Schalter des „Switch 3“ kann man nämlich zwischen zwei Toneprints wechseln, da sich der BH250 immer die zwei letzten Toneprints merkt. Tolle Sache, aber dennoch schade, dass man für diese Möglichkeit nochmal ins Portemonnaie greifen muss. Dafür braucht man aber garantiert kein zusätzliches Budget für eine Tasche einzuplanen, denn mit seinen Maßen von 22 x 23 cm und einer Höhe von 6,3 cm passt der zierliche BH250 garantiert in jede Gigbagfronttasche und fällt mit 1,8 kg auch gewichtsmäßig nicht negativ auf – was ihn zweifellos zu einem der transportfreundlichsten Amps seiner Klasse macht.
Das Metallgehäuse ist rundherum fest verschraubt, Konstruktion und Verarbeitung sind genauso tadellos, wie ich es von anderen TC-Produkten kenne. Zwar ist die Qualitätsanmutung des BH250 vielleicht nicht ganz so hoch wie bei den höherpreisigen Verstärkern von TC, bei normaler Behandlung wird er aber sicherlich eine lange Lebensdauer haben und bestens funktionieren.

Praxis

Soundmäßig kann ich den BH250 schon nach den ersten gespielten Tönen eindeutig als TC electronic-Sprössling identifizieren. Das Fundament ist solide mit einer deutlichen Tiefmittenbetonung, die dem Ton eine angenehme Wärme verleiht. In den Hochmitten und besonders in den Höhen präsentiert sich das kleine Head eher zurückhaltend. Das Ergebnis ist ein schön runder, punchiger Sound mit einer leichten Vintage-Tendenz, wie ich sie auch bei den anderen TC-Amps höre. Von diesem Grundcharakter ausgehend bietet der kleine Däne allerdings jede Menge Variations-Möglichkeiten, die, dank der ausgeklügelten Klangregelung, im Handumdrehen eingestellt sind. Wer den Sound crisper mag, der kann den Höhenbereich mit dem Höhenregler (der beim BH250 in der Boostfunktion wie der Lowpassfilter-artige  „Tweetertone“-Regler einiger anderer TC-Amps arbeitet) einfach nach oben öffnen. Der Regler arbeitet dabei sehr geschmackvoll, das Top-End wird sehr schön ausgeleuchtet, der Sound dabei aber nie aufdringlich. Wenn man jetzt noch den „Middle-Regler“ nach links dreht und damit den mittleren Bereich relativ breitbandig absenkt, kommt man in den Genuss eines erstklassigen Slap-Scoop-Sounds, ohne dadurch an Punch oder Durchsetzungskraft zu verlieren.
Der Winzling kann aber auch aggressiv! Der Mittenboost um 800 Hz schiebt den Sound ordentlich nach vorne, und zusammen mit einer leichten Bassanhebung rockt der Amp ohne Ende. Mich überzeugt die neue Klangregelung des BH250 absolut, weil sie einfach und effektiv die wichtigsten Einstellungen für sämtliche Standardsounds ermöglicht – besonders für weniger erfahrene Bassisten ist der EQ unheimlich hilfreich und praktisch.
Auch die Toneprint Funktion ist kinderleicht zu bedienen, man muss dafür wirklich kein Technik-Geek sein. Besonders einfach und schnell geht es mit dem Smart- oder iPhone. In der kostenlosen App sind sämtliche Toneprints nach Gerätekategorien oder Künstlerkategorien sortiert. Wenn man sein Wunsch-Setting gefunden hat, hält man das Smartphone über einen Pickup und beamt den Toneprint mit einem Klick in den Amp.

Die LED am Toneprintregler signalisiert durch schnelles Blinken, dass der Tonprint angekommen ist. Anschließend kann man den Effekt mit dem Toneprintregler zumischen. Je nach geladenem Effekt steuert der Regler aber auch noch weitere Parameter. Die Soundqualität der Effekte selbst ist über jeden Zweifel erhaben. Nicht umsonst ist TC einer der Spezialisten auf diesem Gebiet und hat der Musikwelt schon einige Effektklassiker beschert.  Der Oktaver klingt unheimlich transparent und hat ein weltmeisterliches Tracking bis runter zum tiefen E. Auch die Modulationseffekte klingen allesamt sehr schön, und selbst die „Bass Drive“-Abteilung, hinter der eine überarbeitete Version des „Tubetone“-Features von TC steht, überzeugt mich mit einer hervorragenden Röhrensimulation die, bei Bedarf, auch für heftige Overdrive-Orgien sorgen kann. Der BH250 ist sehr klein, und mit einer moderaten Leistungsangabe von 250 Watt stellt sich sicherlich für viele die Frage, ob er wirklich auch für Gigs genügend Puste hat. Ich habe den Kleinen zu einigen Clubgigs mitgenommen und mit zwei 1×12“-Boxen gespielt und war sehr überrascht über die Lautstärke und den stabilen Sound, den der zierliche Amp produziert. Selbst in einer Bandsituation mit ordentlich laut spielendem Schlagzeuger und Gitarristen kam der BH250 nicht an seine Leistungsgrenze und performte wirklich erstaunlich souverän.

Audio Samples
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Flat Bass Drive Slap Chorus Oktaver

Fazit

Das Highlight des brandneuen Class-D Zwergs BH250 ist sicherlich das Toneprint-Feature, denn die Möglichkeit, einen Verstärker mit einem beliebigen Effekt aus einer Auswahl von zurzeit sechs Effekttypen bestücken zu können, ist einzigartig und eröffnet logischerweise ungezählte Soundmöglichkeiten jenseits der Standardvariationen. Und das, ohne in zusätzliche Geräte investieren zu müssen. Aber auch darüber hinaus leistet sich der jüngste TC-Sprössling keine Fehler. Der EQ funktioniert simpel und sehr effektiv, an Anschlussmöglichkeiten wurde nicht gespart, sogar ein gut funktionierendes Stimmgerät ist an Board. Auch die Performance kann sich für einen Amp dieser Leistungsklasse mehr als sehen lassen. Und sogar der Preis stimmt, im Laden gibt es den neuen TC-Amp für knappe 300 Euro. Mich hat er auf ganzer Linie überzeugt – wer einen super transportables Bass-Head zum Üben, Proben und für Clubgigs sucht, der sollte sich den TC BH250 schnappen, solange er noch frisch ist.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • toller Sound, viele Soundmöglichkeiten
  • überzeugende Leistung/Performance
  • gute Ausstattung/Anschlussmöglichkeiten/
  • Toneprint-Feature, zahlreiche Effekte
  • Transportfaktor
  • Verarbeitung
  • Preis/Leistung
Contra
  • zweiter Toneprint nur mit optionalem Fußschalter Switch 3 zugänglich
Artikelbild
TC electronic BH250 Test
Für 209,00€ bei
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Facts
  • Hersteller: TC electronic
  • Land: China
  • Model: BH250 Class-D Bass Head
  • Leistung: 250W@4Ohm (500W Peak)
  • Tone Control: Bass 80Hz bei -24 bis 0dB, 100Hz bei o bis +15dB
  • Mitten 500Hz bei -24 bis 0dB, 800Hz bei 0 bis +15dB und 0 bis -15dB Höhen 1800Hz bei -24 bis 0dB, 3150Hz bei 0 bis +15dB
  • Toneprint: 0 bis 10 Parameter
  • Stimmgerät: B0 bis G4
  • Anschlüsse: 1x Klinke Input, 1xSpeakon speaker Out, symmetrischer XLR Out mit Pre/Post, 2 x Miniklinke Aux-In und Kopfhörer, 1 x Klinke Pedal.
  • Abmessungen: 220x63x231mm
  • Gewicht: 1,8kg
  • Preis: 355 Euro (UVP), 299 Euro (Street)
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Kommentieren
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Steffen sagt:

#1 - 19.09.2012 um 23:03 Uhr

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Hallo Rainer,
schöner Test. Hab darauf gewartet, weil ich sehr mit dem TC liebäugele. Zwei Fragen an Dich als Tester:
Wie siehts mit Nebengeräuschen (Lüfter, Rauschen) aus?
Könnte man auch mit einer 8-Ohm-Box im gemäßigten Bandumfeld überleben?

Profilbild von Rainer

Rainer sagt:

#2 - 20.09.2012 um 13:42 Uhr

0

Hallo Steffen. Die Nebengeräuschentwicklung ist minimal, der kleine Lüfter lauft zwar permanent ist aber sehr leise. Mich stört er nicht mal zu Hause beim Üben und ich bin da eher empfindlich. Rauschen ist sowieso kaum wahrnehmbar. Zur deiner zweiten Frage: Ich habe den BH250 bei sehr moderaten Bandproben mit einer 8Ohm Box gespielt und "überlebt", für Gigs würde ich aber dringend zu einer 4Ohm Variante raten. Salut Rainer.

Profilbild von Robert

Robert sagt:

#3 - 28.12.2012 um 16:34 Uhr

0

Hallo!
Ich überlege auch einen Bh250 zu kaufen.
Wenn ich nun einen besitze und mit einer 4ohm Box betreibe, könnte ich dann durch den Kauf eines 2. BH250 plus passender Box die Leistung verdoppeln?

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