Swissonic NT10A Test

Die Swissonic NT10A stellen sich gleich auf den ersten Blick in eine Reihe mit den Yamaha NS-10 M Studio, einem legendären Lautsprecherpaar für das Nahfeld-Monitoring, mit deren Hilfe etliche Hits abgemischt wurden.

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Unser Test wird zeigen, welche Gemeinsamkeiten beide Speaker-Modelle tatsächlich aufweisen und worin sie sich unterscheiden. Spannend wird in unserem Praxis-Check auch die Frage sein, ob das Swissonic-Modell ähnlich gute Dienste leisten kann wie sein Vorbild.
Wie auch immer die Nähe zum Original ausfällt, müssen die NT10A aber auch für sich genommen eine wirklich gute Performance abliefern, wenn sie am Markt bestehen wollen. Denn mittlerweile gibt es doch einige Clones der Yamaha NS-10 M Studio, sodass die Konkurrenz hart ist. Dazu zählen etwa die Avantone Pro CLA-10A, die wir für euch schon getestet haben. Dabei handelt es sich um einen NS-10 M Studio-Nachbau, der nicht nur optisch, sondern auch klanglich nah am Original sein möchte. Wir dürfen also gespannt sein, wie sich die Swissonic NT10A beweisen können…

Details

Alles dabei

Der Lieferumfang der Swissonic NT10A bringt bis auf Audiokabel alles mit, was man zum sofortigen Einsatz der Speaker benötigt. Neben den beiden Lautsprechern selbst sind zwei Kaltgerätekabel mit dabei. So lassen sich die Geräte sofort aufbauen und mit Strom versorgen. Außerdem liegen Bedienungsanleitungen in zwei Sprachen bei. Sie ermöglichen auch einen schnellen, unkomplizierten Einstieg in die Handhabung der verschiedenen Frequenzkorrekturen der NT10A. Um sowohl die Unterseiten der Lautsprechergehäuse als auch die Oberflächen, auf denen sie stehen, zu schützen, liegen im Produktkarton acht anklebbare Gummifüßchen bei. Der Lieferumfang überzeugt mich deshalb.

Swissonic NT10A Füße
Swissonic NT10A Füße

Material-Update

Nicht nur auf den ersten Blick gleichen die Swissonic-Lautsprecher den NS10-M Studio von Yamaha. Ihre Abmessungen sind identisch mit denen der Speaker aus den 1970ern. Und auch wenn es sich bei den Yamaha-Geräten um passive und bei den NT10A um aktive Monitore handelt, sind die Swissonics nur 200 Gramm schwerer. Also kommen sie selbst in diesem Punkt ihrem Vorbild nahe. Und auch bei den Membranen haben wir es zunächst mit einem ähnlichen Bild zu tun. In jedem der Speaker arbeitet eine weiße Membran mit weißem Kegel für die Bässe und eine schwarze Membran mit schwarzem Kegel für die Höhen. Bei den Yamaha NS-10 M Studio haben diese Membrane einen Durchmesser von 18 cm und 3,5 cm, bei den Swissonic NT10A sind die Membrane mit 17,78 cm und 3,175 cm minimal kleiner.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Furnier der MDF-Platten kommt dem Original der Yamaha NS-10 M Studio recht nahe.

Wie beim Original, so ist auch hier die Membran aus Papier und deshalb auch bei den Swissonic-Speakern anfällig für Verschmutzungen. Wer je einen Kaffeefleck auf einer Tieftönermembran der NS-10 M Studio hinterlassen hat, weiß wovon ich spreche. Schlimmer aber ist, dass die Membranen schon im Auslieferungszustand nicht einwandfrei sauber sind, sondern irreversible Verschmutzungen im Material aufweisen. Die Gehäuse der beiden Lautsprecher sind nicht wie die des Vorbilds aus Spanplatte, sondern aus MDF gefertigt. Ihr äußeres Erscheinungsbild erhalten sie aber wie diese durch ein Furnier. Die äußeren Abmessungen der Speaker entsprechen mit 215 x 382 x 198 mm grob denen der Yamahas. Sie sind jedoch geringfügig tiefer. Welche der Speaker rechts oder links eingesetzt werden soll ist an jedem der Lautsprecher mit einem Hinweisaufkleber gekennzeichnet. Dieser lässt sich aber leider nicht so einfach rückstandslos entfernen. Hier sollte der Hersteller dringend nachbessern.

Zwilling oder nicht?

Während die Furniere der Yamaha-Lautsprecher frontseitig vom Hersteller- und Modell-Hinweis geziert werden, sind die Vorderseiten der Swissonic-Speaker frei von jedwedem Schriftzug oder Logo. Ansonsten sieht alles aus wie beim Vorbild. Nicht nur, dass die Farben der Membrane gleich sind, nein, auch die beiden charakteristischen schwarz verklebten Enden der Spulenenden, die sich im unteren Zentrum der Bass-Membrane befinden, wurden bei den Swissonic nachgebildet. Noch dazu sind die metallenen Aufhängungen der Membrane optisch gleich gestaltet und werden ebenfalls von schwarzen Inbus-Schrauben gehalten. Während die Verklebung der aus Papier gefertigten Bass-Membranen bei den Originalen mäßig deutlich sichtbar ist, ist dieser Übergang hier markant.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Frontgitter der NT10A werden per Stecksystem fixiert …

Einen offensichtlichen Unterschied gibt es dann doch auf der Frontseite der Speaker. Die Swissonic-Lautsprecher werden mit je einem Schutzgrill ausgeliefert, der auf die Vorderseite der Geräte gesteckt wird. Aus diesem Grund finden sich in den vier Ecken der Front entsprechende Vertiefungen. Schaut man sich die Historie der NS-10M Studio an, dann gab es Schutzgitter nur für die erste, hochkant zu positionierende Reihe der NS-10 M-Speaker. Für die NS-10 M Studio gab es diese Möglichkeit indes nicht.

Die Technik macht den Unterschied

Besonders deutlich werden die Unterschiede von NT10A und NS-10 M Studio, wenn es um die technischen Besonderheiten geht. Da es sich bei ersteren um passive Lautsprecher handelt, warten sie nicht mit den Regelungsmöglichkeiten auf, die die aktiven NT10A bieten. Denn für die Anpassung der Speaker an den Raum haben Swissonic beiden Boxen eine unabhängige manuelle Frequenzkorrektur spendiert. So sind per Schalter auf der Rückseite regelbare Bass- und Höhenanpassungen möglich. Jenseits der linearen Stellung sorgen sie für eine Absenkung/Anhebung von je 2 dB. Außerdem ist eine stufenlos per Poti regelbare Mittenanpassung mit an Bord, die stolze 21 dB umfasst und von -15 bis +6 dB reicht. Ein per Schalter aktivierbares LowCut-Filter mit drei Positionen kann die untere Grenzfrequenz der Lautsprecher wahlweise bei 56 Hz, 80 Hz oder 100 Hz festlegen. Das wird Nutzer von Subwoofern freuen. Stromsparern wird dagegen nicht entgehen, dass die NT10A ganz zeitgemäß mit einer Standby-Funktion ausgestattet sind. Andres als die Konkurrenz von Avantone haben die NT10ßA leider kein Ground-Lift-Feature zur Vermeidung von Brummschleifen. Auf eingebaute Sicherungen muss der Anwender hier ebenfalls verzichten.

Fotostrecke: 3 Bilder Auf der Rückseite der Lautsprecher befinden sich ihre Bedien-Panels.

Während der Frequenzbereich der NS-10M Studio von 60 Hz bis 20 kHz reicht, liefern die NT10A laut Hersteller um 10 Hz tiefere Bassanteile. Anders sieht es bei der Abstimmung der beiden Speaker aus. Ihre Crossover-Frequenz liegt wie die der Vorbilder bei 2 kHz. Komplett eigenständig ist dagegen das 2-Wege System mit zwei Class D-Verstärkern, die eine Leistung von 80 W RMS liefern. Davon entfallen 50 W auf die Bässe und 30 W auf die Höhen. Keine Angabe macht der Hersteller zum maximalen Schalldruck seiner Speaker. Die NS10-M Studio können jedenfalls einen Grenzschalldruckpegel von 90 dB SPL erzeugen.
Statt der Drehklemm-Vorrichtungen zur Befestigung von Lautsprecherkabeln bei den ursprünglich als HiFi-Boxen konzipierten NS-10 M (Studio) sind die NT10A übrigens ganz zeitgemäß mit symmetrischen XLR- und Klinkenbuchsen ausgestattet. Außerdem können Audiosignale per unsymmetrischer Cinch-Verbindung eingespeist werden.

Praxis

Testaufbau und Handling

In meinem Praxis-Check nutze ich die Swissonic NT10A parallel zu meinen Yamaha NS-10 M Studio, die bis auf einen nachträglichen Überlastungsschutz-Mod mit je zwei Sicherungen pro Lautsprecher im Originalzustand sind. Da sich bei passiven Lautsprechern immer auch die Verstärkerwahl auf das Klangresultat auswirkt, darf an dieser Stelle nicht der Hinweis auf die im Test verwendete Endstufe fehlen. Ich betreibe meine Yamaha Nahfeld-Monitore mit einem Vintage-Amp aus den 1970er Jahren, einem Quad 405. Um beide Lautsprecher-Paare unmittelbar miteinander vergleichen zu können, werden sie von einer Presonus Central Station Plus mit Audiosignalen versorgt. Deshalb kann ich beim Abhören meiner Referenz-Tracks per Fernsteuerung nahtlos zwischen beiden Speaker-Paaren umschalten.

Fotostrecke: 2 Bilder Im Studio geben die NT10A ein nahezu ebenso gutes Bild ab wie die Originale.

Das Aufstellen und Anschließen der Testkandidaten gelingt absolut mühelos. Was mich wundert, ist dass die XLR-Buchsen der Speaker keine Rückhaltesicherung haben. Das ist zwar bei einer Festverkabelung im Studio selten ein Problem. Andererseits würden sie aber zusätzliche Betriebssicherheit geben. Dafür rasten aber die Schalter der Frequenzkorrekturen sauber ein und befinden sich im Auslieferungszustand in einer neutralen Position. Das ist zwar eine Kleinigkeit, macht den sofortigen Betrieb der Lautsprecher aber noch reibungsloser als wenn die Schalter wild durcheinander gestellt wären. Ebenfalls positiv fällt mir der Mittenregler auf. Sein Regelweg kann durch einen Fixpunkt an der Mittelstellung sauber auf eine neutrale Position justiert werden und befindet sich im Lieferzustand in eben jener. Die Ein/Aus-Schalter der beiden Lautsprecher knacken nicht beim Betätigen und eine rote LED weist jeweils darauf hin, dass die Verstärkereinheit eingeschaltet ist. Das Handling der NT10A ist deshalb angenehm, trotz ihrer nicht wenigen Funktionen übersichtlich und fühlt sich auf Anhieb vertraut an, weil es selbsterklärend ist.

Klang

Aber kommen wir zur Beantwortung der wichtigsten Frage: Wie klingen die Swissonic NT10A? Und da bringt der Soundvergleich zu den Yamaha NS-10 M Studio wirklich Erstaunliches zutage. Selbst ungeschulten Ohren dürfte auf Anhieb auffallen, dass es markante Unterschiede zwischen den Lautsprechermodellen gibt. Die auffälligste Differenz ist in den oberen Mitten und Höhen zu hören. Der Frequenzgang der NT10A sorgt für ein höhenreiches Klangbild mit regelrecht scharfen Mitten, die die der NS-10 M Studio in den Schatten stellen. Das verwundert, zumal schon den Yamaha-Lautsprechern eine gewisse Schärfe im Ton nachgesagt wird. Wer mit den NT10A Songs mixt, wird deshalb wohl Höhen zunächst stark zurückregeln, wenn er sie die erste Zeit benutzt und von weniger scharf klingenden Speakern kommt oder kein zweites Paar für eine Klangkontrolle zur Verfügung hat. In den Bässen sind die Swissonic-Lautsprecher minimal stärker aufgestellt als die Yamaha-Nahfeldmonitore. Wenngleich die klanglichen Parallelen zwischen den beiden Modellen in diesem Frequenzbereich am größten sind.

Durch die integrierten Verstärker fällt das Back-Panel der NT10A deutlich größer aus.
Durch die integrierten Verstärker fällt das Back-Panel der NT10A deutlich größer aus.

Die Frequenzschalter der Raumkorrekturen ermöglichen eher eine nuancierte Anpassung, denn in 2dB-Schritten lassen sich einfach keine allzu großen Veränderungen machen. Von einem ganz anderen Kaliber ist da schon der Mittenregler. Mit ihm lassen sich klanglich wirklich weite Wege gehen, die so dass Nutzer den NT10A sogar eine ganz eigene Klangsignatur verpassen können, die recht weit von ihren Basis-Einstellungen entfernt sein können. Am nächsten bin ich dem Sound der Originale noch gekommen, indem ich die Höhen der NT10A um 2 dB abgesenkt und ihre LowCut-Filter bei 80 Hz aktiviert habe.
Doch wer den Sound Klang der Originale sucht, wird hier enttäuscht. Zumindest beim Versuchsaufbau in meinem Projektstudio zeigten die Swissonic-Speaker ein Klangbild, das vor allem in den Höhen und noch mehr Mitten deutlich wahrnehmbar anders klingt als das der NS-10 M Studio. Auch die Wirkung der Stereomitte ist bei beiden Modellen deutlich verschieden. Während die Yamaha-Lautsprecher ein kerniges Zentrum abbilden, verteilen die Swissonic ihre Klangwidergabe auf eine größere Stereobreite.

Fazit

Die Swissonic NT10A sind ein solides Paar Nahfeld-Monitore, die im Studio eingesetzt den Yamaha NS-10M Studio optisch sehr nahe kommen. Außerdem sind sie ebenso robust gebaut und sind mit ihrer Vielzahl von Frequenzanpassungen technisch auf der Höhe der Zeit. Man findet deshalb in den NT10A zweifellos ein hilfreiches zusätzliches Mittel für die Mixing-Arbeit. Als Haupt-Monitore eigen sich die NT10A aufgrund ihrer Bassarmut und Mittenbetonung dagegen nicht. Dafür schaut ihr euch besser in unserem aktuellen Kaufberater für Nahfeldmonitore um. Und auch im Vergleich zu den NS-10 M Studio gibt es klangliche Unterschiede. Denn die Swissonic-Speaker sind deutlich höhenreicher, in den Mitten schärfer und lediglich im Bassbereich nah an ihren Vorbildern.
Da sich die Wiedergabegeräte und Hörgewohnheiten seit den frühen 1980er Jahren stark verändert haben, muss die Klangsignatur der Swissonic-Monitore aber auch heute kein Nachteil sein. Denn sie verleitet dazu, Höhen im Mix im Zaum zu halten und ermöglicht es in den Mitten ganz genau hinzuhören, um diesen für die Wahrnehmung besonders kritischen Frequenzbereich besonders bewusst gestalten zu können. Was für mich nicht in Ordnung geht, sind die vorhandenen Verschmutzungen der Bass-Membranen und zwei Hinweisaufkleber, die sich nur mit viel Mühe rückstandslos entfernen lassen. Alles in allem sind die Swissonic NT10A dennoch Mix-Tools mit einem tollen Preis-Leistungsverhältnis, an deren Sound sich der eine oder die andere aber fürs Abmischen eventuell gewöhnen muss.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • vielfältige Frequenzanpassung
  • gutes Preis-Leistungsverhältnis
  • optisch nah am Original
Contra
  • scharfe Mitten
  • Bassmembrane irreversibel verschmutzt
  • Hinweisaufkleber lässt sich nicht rückstandslos entfernen
Artikelbild
Swissonic NT10A Test
Für 249,00€ bei
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Features & Spezifikationen

  • 80 Watt Bi-Amplified 2-Wege System mit Class D Verstärkern
  • Leistung: 80 W RMS (50 W + 30 W)
  • Membrane : 7″ Tieftöner, 1,25″ Hochtöner (Natural Silk)
  • Eingänge: XLR (symmetrisch), 6,3 mm-Klinke (symmetrisch), Cinch (unsymmetrisch)
  • Frequenzbereich: 50 Hz bis 20 kHz
  • Crossover-Frequenz: 2 kHz
  • Bassregelung (schaltbar): -2 dB, 0 dB, +2 dB
  • Höhenregelung (schaltbar): -2 dB, 0 dB, +2 dB
  • Tiefpass (schaltbar): 56 Hz, 80 Hz, 100 Hz
  • Mittenregelung (Potentiometer): -15 dB bis +6 dB
  • Standby-Funktion
  • Gehäuse: MDF mit Echtholzfurnier
  • Abmessungen (B x H x T): 215 x 382 x 198 mm
  • Gewicht: 6,5 kg

Preis (Paar): € 329,– Euro (Straßenpreis am 29.4.2021)

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