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Supro Sahara Test

Die Supro Sahara ist das Remake einer E-Gitarre, die schon äußerlich alle Attribute der 1960er Rock’n Roll Ära mitbringt. Zwischen 1956 und 1968 konnte der amerikanische Hersteller Supro vor allem mit seinen Verstärkern einige Lorbeeren erwerben, obwohl der Markt auch damals schon von Fender und Marshall dominiert wurde. Jimi Page, Frank Zappa, Ry Cooder, David Bowie, PJ Harvey, Jack White und viele andere setzten auf Supro-Amps, die es übrigens seit 2014 wieder als Reissues gibt.

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Seitdem gab es auch immer wieder Gerüchte, dass unter dem Markennamen Supro auch die legendären Gitarren der 60er Jahre wieder aufgelegt würden. Ein Gerücht, das sich jetzt bestätigt. Insgesamt 13 Modelle und eine Lapsteel sind aktuell im Angebot und wir haben uns aus der Americana-Serie die Supro Sahara zum Test kommen lassen, eine E-Gitarre, deren Original in den frühen 60er Jahren in Chicago gebaut wurde.

Details

Konzept und Aufbau

Der 60er Look der Gitarre kommt daher nicht von ungefähr. So erinnert das Dobro-Tailpiece im Zusammenspiel mit der Holzbrücke aus Palisander unwillkürlich an eine alte Schlaggitarre, nur mit dem Unterschied, dass sich hier ein Tonabnehmer in der Stegposition befindet.

Fotostrecke: 5 Bilder Beim Namen Supro leuchten die Augen vieler Gitarristen und sie denken an die legendären Amps.

Der Steg ist übrigens nicht fest auf dem Korpus fixiert, weshalb man die Bundreinheit nach jedem Saitenwechsel erneut überprüfen muss. Aber eine komplette Fixierung empfiehlt sich hier auch nicht, weil es keine verstellbaren Einzelreiter wie beispielsweise bei Gretsch-Gitarren gibt.v

Fotostrecke: 5 Bilder Der mit einer Schraube an der Zarge befestigte Saitenhalter…

Der Singlecoil im Humbuckerformat muss mit einer absolut simplen Schaltung vorlieb nehmen, lediglich ein Tone- und ein Volume-Regler sind mit von der Partie, beide mit einer sogenannten 50s-Wiring-Schaltung, die dem Ton beim Zurückregeln nicht ganz so viele Höhen klauen soll wie es sonst häufig der Fall ist.

Fotostrecke: 5 Bilder Beim verwendeten Tonabnehmer handelt es sich um einen Visatone Singlecoil im Humbuckerformat.

Der Korpus ist mit einer knalligen Lackierung versehen, die zur damals angesagten Surfmusikwelle wie die Faust aufs Auge passt. Die Deckenkonstruktion weist eine Besonderheit auf, die sie von anderen Gitarren unterscheidet. Das Zauberwort heißt Acousti-Glass, was nichts anderes als ein Kunstwort für Fiberglas ist. Hierbei handelt es sich um einen Faserverbundwerkstoff, der aus einem Kunststoff (z. B. Polyesterharz oder Epoxidharz) und Glasfasern hergestellt wird. Dementsprechend klingt es beim Abklopfen der Decke auch anders als man es von einer reinen Holzgitarre kennt. Der restliche Korpus besteht aus Mahagoni und gibt dem Primärton zusammen mit dem Sustainblock seine Substanz. Die Gitarre ist übrigens komplett geschlossen. Auch wenn man sie umdreht findet sich keine Öffnung, durch die man ein Poti tauschen oder warten könnte. Stattdessen kreisförmig angebrachte Schrauben, nach deren Entfernen sich die komplette Rückseite abnehmen lässt. Bleibt noch das weiße Schlagbrett zu erwähnen, das sich ebenso wie die beiden Potiknöpfe, der Pickuprahmen und das Binding farblich gut vom Korpus absetzt.

Der Hals

In Höhe des 17. Bundes befindet sich der Hals-Korpusübergang der Supro Sahara. Rückseitig erkennt man die nicht wirklich sauber gearbeitete Halstasche, auch wenn der Hals insgesamt bombenfest mit dem Korpus verbunden ist. Im Gegensatz zu den Anfang der 60er üblichen Spaghettibünden hat man hier 21 im Medium-Format eingesetzt, die gemeinsam mit dem flachen Griffbrettradius eine insgesamt gute Bespielbarkeit bieten. Der Orientierung dienen weiße Punkteinlagen auf dem Griffbrett und auf der dem Spieler zugewandten Halsseite. 

Fotostrecke: 7 Bilder Der Mahagonihals sitzt sauber in der Halstasche und ist fest mit dem Korpus verbunden.

Wie damals üblich ist auch die Neuauflage der Sahara mit einem Nullbund ausgestattet. Dabei handelt es sich um ein Bundstäbchen, das unmittelbar vor dem Sattel eingelassen wurde, wodurch Leersaiten genauso wie gegriffene Saiten klingen. Über den Sattel werden die Saiten in einem flachen Winkel zu den Mechaniken geführt, die rückseitig eine gewisse Ähnlichkeit mit den Deluxe-Modellen von Groover haben. Passend zu den weißen Potiknöpfen hat man die Vorderseite der ziemlich mächtigen Kopfplatte ebenfalls weiß lackiert.

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Praxis

Der akustische Klang der Supro Sahara ist erstaunlich laut und perkussiv, wobei sich der klangliche Beigeschmack der Kunststoffdecke nicht verleugnen lässt. Sie färbt den Ton eben anders, als man es von reinen Holzgitarren gewohnt ist, aber dazu später mehr. Die Bespielbarkeit der Gitarre ist insgesamt gut und die Saiten lassen sich über den gesamten Hals weich ziehen. Obwohl sich der Steg auf der Decke jederzeit verschieben lässt, bereitet er beim Spielen keine Probleme und bleibt dank des Saitendrucks perfekt in Position. Was mir jedoch Sorgen bereitet, sind die Mechaniken. Bei der vorliegenden Testgitarre hat die Mechanik der tiefen E-Saite derartig viel Spiel, dass ich Probleme hatte, die Saite überhaupt richtig stimmen zu können. Als potentieller Käufer würde ich diese sofort als defekt reklamieren. Die restlichen Mechaniken funktionieren hingegen recht gut. Klanglich ist man mit der Supro Sahara ganz klar limitiert, denn mit nur einem Pickup lassen sich trotz aller Versprechungen des Herstellers nicht wirklich viele Klangvarianten abrufen. Gut gefällt mir, dass beim Zurückdrehen des Tone-Reglers fast immer ein Quäntchen Twäng mit durchschimmert, sodass der Sound nicht so schnell mulmig wird. Allerdings ist der Regelweg alles andere als gleichmäßig. Dreht man ihn halb zurück, passiert so gut wie nichts. Zwar wird der Ton minimal entschärft, aber je nach dem, welcher Amp und welcher Verzerrungsgrad gerade am Start ist, hört man hier überhaupt keinen Unterschied zur Vollgaseinstellung. Das Poti greift also erst im letzten Viertel, wobei dann wirklich jeder Millimeter zählt und die Einstellung des persönlichen Sweetspots zur Präzisionsarbeit wird.

Im ersten Audiobeispiel hört ihr die Gitarre am cleanen Amp. Wie bereits angedeutet, hat sie wegen ihrer semiakustischen Konstruktion zwar einen gewissen Twäng, aber der Sound wirkt wegen der Fiberglasdecke insgesamt etwas gebremst, was sich durch ein eher unterdurchschnittliches Sustain und leicht bedeckte obere Höhen bemerkbar macht.

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Clean
Die Supro Sahara hat einen speziellen und sehr eigenen Sound und lässt nicht viele Klangvarianten zu.
Die Supro Sahara hat einen speziellen und sehr eigenen Sound und lässt nicht viele Klangvarianten zu.

Im angezerrten Bereich kommt der Twäng der Gitarre insgesamt gut zur Geltung, wodurch sich auch kantige Rockriffs im Stil von Malcom Young authentisch imitieren lassen. Allerdings neigt sie bei hohen Lautstärken schnell zur Rückkopplung. Ein weiteres Manko ist der Hang zur Mikrofonie des Tonabnehmers. 

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Angezerrt

Der Tone-Regler greift, wie bereits erwähnt, nicht so massiv in den Klang ein, wie man es sonst von vielen Gitarren kennt. Einziges Manko ist hier allerdings der Regelweg, der erst sehr spät Wirkung zeigt. Das Ganze könnt ihr euch in zwei Soundbeispielen selbst anhören. Die beiden Soundfiles bestehen jeweils aus vier Teilen und beginnen mit dem voll aufgerissenen Tone-Poti. Danach habe ich den Regler um etwa 30% zurückgenommen, wobei so gut wie kein Unterschied auszumachen ist. Erst bei 60% hört man eine sanfte Entschärfung der oberen Frequenzen, was eine wirklich sinnvolle Einstellung ist, wenn man einen etwas “sahnigeren” Ton einstellen möchte, ohne dabei die Definition und den Anschlag zu verlieren. Zum Schluss ist der Regler dann komplett zugedreht.

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Funktionsweise des Tone-Reglers, Single Notes Funktionsweise des Tone-Reglers, Akkorde

Im High-Gain-Modus kommt das Schätzchen dann doch erstaunlich gut angeflogen. Der Twäng der semiakustischen Konstruktion gibt dem Ton eine gewisse Definition. Gleichzeitig klingt der Sound in den Höhen leicht belegt, was ihm einen sahnigen Charakter beschert. Allerdings ist es mir persönlich lieber, wenn der Ton offener klingt, denn was der Primärklang nicht bietet, kann man später auch elektronisch nicht mehr hinzufügen. Aber wie sagten schon die alten Spanier: “Sobre los gustos no hay disputa”, denn über Geschmack lässt sich nicht streiten.

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High-Gain Sound

Zum Schluss gibt’s noch eine kleine Tonleiterübung in G-Dur im High-Gain-Modus. Das Audiobeispiel besteht dieses Mal aus insgesamt drei Teilen und beginnt mit dem voll aufgerissenen Tone-Regler. Danach habe ich das Tonepoti um etwa die Hälfte zurückgenommen, was kaum Wirkung zeigt. Erst mit komplett zurückgedrehtem Poti hört man hier einen klanglichen Unterschied, wobei die monstermäßige Verzerrung einen Teil des Effektes verschluckt.

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Wirkungsweise des Tone-Reglers im High-Gain Sound
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Fazit

Die Supro Sahara ist eine halbakustische Gitarre, die als hervorstechendstes Merkmal mit einer Decke aus Fiberglas aufwartet. Alles in allem hat sie ihren speziellen und sehr eigenen Sound sowie eine coole Optik, die sicher nicht nur unter Surfmusikern Freunde finden wird. Allerdings gibt es auch einige Verarbeitungsmängel wie die ungenaue Halstasche, Spiel bei einer der Mechaniken und einen rückkopplungsfreudigen Pickup.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • coole Optik
  • gute Bespielbarkeit
Contra
  • Mechaniken haben Spiel
  • ungenau gearbeitete Halstasche
  • mikrophonischer Tonabnehmer
  • mittelmäßiges Sustain
  • ungünstiger Regelweg des Tone-Reglers
Artikelbild
Supro Sahara Test
Für 499,00€ bei
Die coole Optik der Supro Sahara kann leider nicht über einige Verarbeitungsmängel hinwegtäuschen.
Die coole Optik der Supro Sahara kann leider nicht über einige Verarbeitungsmängel hinwegtäuschen.
Tecnische Spezifikationen
  • Hersteller: Supro
  • Modell: Sahara
  • Serie: Americana
  • Korpus: Mahagoni
  • Decke: Acousti-Glass
  • Hals: Mahagoni
  • Halsbefestigung: geschraubt
  • Griffbrett: Indischer Palisander (Dalbergia Latifolia)
  • Griffbretteinlagen: Punkte
  • Mensur: 628 mm
  • Bünde: 21
  • Tonabnehmer: 1 x Visatone Humbucker
  • Regler: Volume, Tone
  • Brücke: Palisander (Dalbergia Latifolia)
  • Saitenhalter: Dobro Tailpiece
  • Hardware: Nickel
  • Farbe: Wedgewood Blue Metallic
  • Streetpreis: 745,00 Euro (02.05.2017)
Hot or Not
?
Der Look ist ganz klar 1960er Rock’n Roll Ära und entgegen ihrer Bezeichnung erstrahlt die Sahara in einem knalligen Blau.

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