Steinberg CC121 Advanced Integration Controller Test

Im Zuge der Ablösung klassischer Aufnahme-Hardware durch den Computer hat sich auch in Sachen Bedienung viel geändert. Wo früher Massen von Drehpotis, Knöpfen und Fadern zur Verfügung standen, haben jetzt weitgehend Maus und Tastatur das Regiment übernommen. Dass „Old-School-Haptik“ aber weiter hoch im Kurs steht, beweisen die zahlreichen Controller diverser Hersteller, welche ein komfortables Arbeiten mit der Recording-Software versprechen. Steinbergs CC121 Advanced Integration Controller ist zwar schon ein paar Monate auf dem Markt, wurde aber  Anfang September 2009 mit einem Firmware- und Treiber-Update auf Version 1.5 bedacht. Grund genug, dem guten Stück mal genauer auf den Zahn zu fühlen.

Zunächst mal gilt es festzustellen, dass der CC121 Controller exklusiv mit Cubase bzw. Cubase Studio und Nuendo funktioniert, Nutzer anderer Digital Audio Workstations (kurz DAWs) müssen sich also woanders umschauen. Dafür verspricht Steinberg eine quasi unschlagbar gute Verbindung mit Cubase 5, die die Firma „Advanced Integration Technologie“ getauft hat. Passend dazu wurde die beliebte Recording-Software ebenfalls aktualisiert, Version 5.1 ist zum Testzeitpunkt das Maß der Dinge.

In der Vergangenheit hat Steinberg nicht immer ein gutes Händchen in Sachen Hardware bewiesen. Mit „Houston“ (die älteren Semester unter den Lesern erinnern sich vielleicht) wurde vor etlichen Jahren schon mal ein sehr ambitionierter und groß beworbener Controller auf den Markt geworfen. Dieser hatte aber ein paar nervige Macken und verschwand sang und klanglos wieder in der Versenkung.Nachdem nun Yamaha bei Steinberg bereits seit einiger Zeit eingestiegen ist und bei der Hardware-Entwicklung kräftig Hand anlegt, darf man jedoch zuversichtlich sein, dass die neuen Produkte auf soliden Füßen stehen und von längerer Lebensdauer sind. Zudem sieht man am aktuellen Update, dass man bei Steinberg/Yamaha gewillt ist, den Usern zuzuhören. Die aktuellen Updates haben nämlich ein paar sehr sinnvolle neue Funktionen am Start, welche CC121-Anwender der ersten Stunde vermisst haben – mehr dazu im Verlauf des Tests.

Auspacken, Anschließen, Updaten
Rein äußerlich macht das CC121 gleich mal eine gute Figur. Solides Metallgehäuse, augenscheinlich gute Verarbeitung, eine Menge Knöpfe und Regler sowie ein 100 mm Fader ganz links. Anschluss an Mac oder PC findet das Gerät per USB.
Bei Treiberinstallation und Update der Firmware gehe ich genau nach Anleitung vor und alles klappt wie am Schnürchen. Generell wird das CC121 per USB-Kabel mit Strom versorgt, bunte LEDs hinter den Tastern geben Feedback über die jeweiligen Einstellungen. Es findet sich allerdings noch ein Netzteil in der Verpackung, denn möchte man die Motor-Funktion des Faders nutzen (auch dazu gleich mehr) liefert die Leitung vom Rechner einfach nicht genug Saft, um diesen zu betreiben. Das ist den USB-Spezifikationen geschuldet und darum nicht zu ändern, aber doch schade. So muss doch wieder ein weiteres Kabel am Arbeitsplatz verlegt werden und ein weiteres Netzteil im ständig wachsenden Technik-Dschungel hinter meinem Tisch untergebracht werden.

Easy Rider
Das Gerät erkennt, ob Cubase gestartet wurde und zeigt durch stetiges Leuchten einer kleinen LED mit „Cubase Ready“-Beschriftung, dass die Verbindung steht und es losgehen kann.

CC121_11_Fader

Die grundlegende Bedienung ist so simpel, dass es dafür kein Handbuch-Studium braucht. Das CC121 bildet die wichtigsten Elemente eines Cubase-Kanalzugs ab und kommuniziert jeweils mit dem Cubase-Kanal, welchen man im Mixer oder Arrangierfenster des Programms zuletzt ausgewählt hat. Sei es per Maus oder mit den „Channel Select“-Tasten des Steinberg-Controllers selbst. Nettes Detail am Rande: mit den „Channel Select“-Tasten lassen sich seit dem 1.5er Update sogar Ordner-Spuren per CC121 öffnen und schließen. Die Tasten sind jeweils mit einer LED beleuchtet und zeigen damit ihren Zustand gut erkennbar an.
Im linken Drittel der CC121-Bedienoberfläche finden sich Buttons für die Kanalfunktionen von „Mute“ bis „Instrument bearbeiten“ sowie ein Endlos-Drehregler für das Panning. Und natürlich der Motorfader, welcher wie von Geisterhand auf den Wert springt, auf dem der Fader des jeweiligen Kanals in Cubase steht – vorausgesetzt wie gesagt, es ist das Netzteil angeschlossen. Aber das ist eigentlich Pflicht, Extrakabel und Netzteil-Anhäufung hin oder her. Steht nämlich der Fader im virtuellen Mixer z.B. auf -10 dB, derjenige an der Hardware aber vom letzten Einstell-Vorgang an einem anderen Kanal noch auf 0 dB, so springt der Software-Fader auf diesen Wert (0 dB) sobald man sein Hardware-Pendant bewegt. Subtiles Arbeiten ade. Mit Motorfader sieht das sofort anders aus – hier regiert der Spaß und das CC121 kann seine Stärken ausspielen.

Goldene Mitte
Die mittlere Sektion des CC121 enthält unten Tasten für die gängigsten  Laufwerksfunktionen und im Bereich darüber alles, was es braucht, um den EQ des jeweiligen Kanals zu regeln.

CC121_12_EQ_01

Alle vier Bänder mit Q-Faktor, Frequenz und Gain im direkten Zugriff mit satten zwölf Fadern – mir macht das Schrauben an der Klangregelung jede Menge Spaß, gerade auch wenn man mal mit zwei Händen zwei Parametern gleichzeitig manipuliert. Sehr angenehm ist, dass die Drehregler auf die Drehgeschwindigkeit reagieren. Langsame Bewegung führt zu feinen Werteänderungen, schnelles Drehen lässt einen großen Bereich schnell durchfahren. Die Abstufung ist nach meinem Gefühl sehr gelungen.
Aber all diese Potis nur für den Kanal-EQ zu nutzen, ist das nicht irgendwie Verschwendung? Das hat man sich wohl auch beim Hersteller gedacht und im 1.5er Update den „Quick-Control-Modus“ dazugepackt. In diesen gelangt man,  indem man „EQ Type“ und „All Bypass“ gleichzeitig drückt. Jetzt gilt es, doch zum Handbuch zu greifen, denn diese zweite Bedienebene erschließt sich ausnahmsweise nicht von allein. Kurz gesagt kann man mittels verschiedener Tasten und Regler-Kombinationen der EQ-Sektion nun sämtliche Kanal-Sends an- und ausschalten sowie deren Pegel steuern. Außerdem hat man mit den obersten acht Reglern direkten Zugriff auf die „Quick-Control“-Parameter, welche sich im Inspector für jede Audio-, MIDI- oder Instrumenten-Spur definieren lassen.

Fotostrecke: 2 Bilder Im „Quick Controls“ Reiter jeder Spur lassen sich acht Parameter festlegen.

Freestyle-Künstler
Die innovativste Sektion ist das rechte Drittel des CC121. Hier sitzt der „AI Knob“. Mit diesem Endlosregler lässt sich jeder Cubase-Parameter verstellen, der mit dem Mauszeiger angefahren wird. Egal, ob im Hauptfenster oder an der Bedienoberfläche eines Plugins. Ursprünglich funktionierte das bei Plugins von Drittanbietern jedoch nur, wenn diese im VST3-Standard programmiert waren. Solche Plugins sind aber noch nicht sehr weit verbreitet, VST2.4-Spezifikationen sind meist das höchste der Gefühle, entsprechend enttäuscht waren viele CC121-Anwender der ersten Stunde. Auch damit macht das 1.5er Update Schluss. Jeder Plugin-Parameter, der sich mit dem Mausrad verstellen lässt, ist nun AI-Knob-fähig. Und zumindest bei allen von mir getesteten Lieblings-Plugins von „SIR2“-Faltungshall bis Stillwell Audio´s „The Rocket“-Compressor klappte das auch  problemlos. Die Bedienung mit der linken Hand am AI-Knob und der rechten an der Maus ist alles in allem sehr intuitiv und einfach.
Ein Druck auf die „Lock“-Taste am Controller und der jeweilige Software-Parameter bleibt dem AI-Knob zugeordnet, auch wenn die Maus woanders hin wandert, sehr schön. Zu guter Letzt kann der AI-Knob auch als Jogwheel zum vor- und zurückspulen im Cubase-Song dienen: einfach die „Jog“-Taste drücken.

CC121_13_User_Assign_01

Bleibt noch eine Sektion zu betrachten: oberhalb des AI-Knobs finden sich vier „Function“-Taster nebst eines „Value“-Reglers, welchem sich durch Drücken noch eine Schaltfunktion entlocken lässt. Außerdem gibt es an der Rückseite des CC121 einen Fußschalter-Eingang. Was diese Bedienelemente nun genau tun, kann man im Cubase-Menü „Geräte konfigurieren“ festlegen. Für Leute, die die Control-Room-Funktion von Cubase nutzen, gibt es zwei Presets, die den Studio- bzw. Monitorpegel des Control-Room-Mischpultes kontrollieren. Am interessantesten finde ich das dritte Preset: „User Assignable“ lässt freie Wahl bei der Belegung der Bedienelemente. Ab Werk sind die vier Funktionstasten z.B. für horizontales bzw. vertikales Zoomen voreingestellt, während der „Value“-Regler die Click-Lautstärke kontrolliert, seine Tastfunktion den Click an- oder ausschaltet und der Fußschalter die Aufnahme startet.

Hier könnt ihr euch den C121 im Video ansehen:

Fazit
Auf der Haben-Seite verbucht das CC121 zum einen seine Plug-and-Play Fähigkeiten. Im Gegensatz zu den Controllern von Drittanbietern muss man nicht erst groß im Geräte-Menü von Cubase herumfuhrwerken, um die Verständigung zwischen Hardware und Sequencer einzurichten. Zum andern ist die Spiegelung wichtiger Bedienelemente der Software auf dem Controller vorbildlich. Wer mit Cubase umgehen kann, legt sofort los. Das Handbuch braucht man nur für die wenigen Funktionen mit zwei Ebenen.
Die Handhabung ist angenehm, die Verarbeitung wirkt wertig, und das Update auf Version 1.5 erweitert den Funktionsumfang um sehr nützliche Features.
Ich für meinen Teil war im Übrigen erstaunt, wie schnell man sich von jahrelang eingeübten Tastaturkürzeln und Mausklicks auf die Controller-Bedienung umstellen kann.
Und – man möchte es als Maus-sozialisierter-Computermusiker kaum glauben – die Haptik eines Controllers kann die Arbeit mit der DAW tatsächlich angenehmer und intuitiver machen. Ob einem persönlich das den aufgerufenen Preis wert ist,  kann nur der Selbstversuch entscheiden.
Der CC121 funktioniert – eingeschränkt – auch mit dem älteren Cubase 4.52 sowie den abgespeckten Programmversionen. Wer es genau wissen will kann bei Steinberg eine Vergleichstabelle zu diesem Thema herunterladen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Integration mit Cubase
  • Funktionsumfang bei einfacher Bedienbarkeit
  • Verarbeitung/Optik
  • Produktpflege durch Update auf Firmware 1.5
Contra
  • Preis
Artikelbild
Steinberg CC121 Advanced Integration Controller Test
Für 399,00€ bei
CC121_7_Backlit_Side_01
TECHNISCHE DATEN
  • Abmessungen: 284 (B) x 72 (H) x 185 (T) mm
  • Gewicht: 1,5 kg
  • Preis: 449,- Euro UVP





Systemvoraussetzungen

Mac:
OS X Version 10.4x oder 10.5x

PowerPC G4 1 GHz oder Core Solo 1.5 GHz

512 MB RAM

Bildschirmauflösung 1280×800 Pixel

USB-Anschluss

PC:
Windows XP Home, XP Professional oder Windows Vista (32-Bit und 64-Bit)

Intel/AMD Prozessor 1.4 GHz

512 MB RAM

Bildschirmauflösung 1280×800 Pixel

USB-Anschluss

Kompatibel mit allen Cubase Produkten ab Version 4.5.2 oder Nuendo ab Version 4.2.2.

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