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Stanton 680 E V3 Test

Der Stanton 680 E V3 ist ein Headshell-Tonabnehmer mit einer ausgeprägt schlanken und hohen Bauform, der vom Hersteller als ideales Club-Mixing System angepriesen wird. Sein elliptisch geschliffener Diamant könnte diesen Abtaster aber nicht nur für Club-Sphären prädestinieren, sondern auch für die Wohnzimmer audiophiler Kunden, die zum Beispiel ihre Vinyl-Sammlung digitalisieren oder ganz einfach Highfidelity lauschen wollen.  

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99 Euros sind nicht gerade ein Schnäppchen, entsprechend hoch sind meine Erwartungen. Wenngleich ich nicht verschweigen möchte, dass direkte elliptische Konkurrenten wie der Ortofon Nightclub MkII für 179 Euro und der Stanton Groovemaster V3 MP4 (Match-Pair/ 2 Stück für 261 Euro) auch nicht gerade als Sonderangebot daherkommen. Auf ähnlichem Preisniveau, allerdings mit einer sphärischen Nadel bestückt, bewegt sich der Ortofon Concorde Pro-S für 87 Euro. 

DETAILS

Das V3-System wird in einer Pappschachtel von 145 Millimetern Breite, 40 Millimetern Höhe und 90 Millimetern Tiefe angeliefert. Darin steckt ein transparentes Kunststoff-Case mit einer weißen Schale, in dem es sich der Tonabnehmer inklusive Nadel und Nadelschutzkappe gemütlich gemacht hat. Auch ein Aufbauset und ein Faltblatt befinden sich in der Box. Der „Beipackzettel“ enthält alle wichtigen Informationen zur richtigen Montage und zur Justierung des Tonabnehmers – leider jedoch nur in Englisch. Dazu gesellen sich zwei praktische Kunststoffhalterungen sowie drei verschiedene Schraubensets. Kabel oder Schraubendreher gehören leider nicht zum Sortiment.  

Die Kontaktstifte des Tonabnehmers haben eine Länge von fast fünf Millimetern, sind vergoldet und von hervorragender Qualität. Sie stellen einen optimalen Kontakt zu den Anschlusskabeln sicher. Auch die farbliche Markierung der Anschlüsse ist sehr deutlich und die Montage ein Kinderspiel. Top!  
Das Kunststoff-Case ist zwar grundsätzlich zu begrüßen und recht robust gefertigt, aber leider eignet es sich nur bedingt zum Transport eines bereits montierten Tonabnehmers. Hier ist Einfallsreichtum beim Anwender gefragt. Mein Tipp: Watte oder ein Stoffrest können als effektive Polsterung dienen. 

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PRAXIS

Dank der praktischen Kunststoffhalterungen benötigt man lediglich einen Schraubenzieher, um den Tonabnehmer an der Headshell zu montieren. Dann gilt es, den Überhang auf den Technics-Plattenspieler abzustimmen, die Höhe des Tonarms anzupassen und das Auflagegewicht einzustellen. Bei einem Auflagekraftbereich von zwei bis fünf Gramm beginne ich mit dem Minimalwert. Doch leider scheitert unser Proband in dieser Disziplin. Die Nadel vermag es nicht, bei einer lauten Twelve-Inch in der Rille zu verweilen. Erst wenn ich den Wert auf etwa 2,4 Gramm erhöhe, ist ein sicheres und verzerrungsfreies Abspielen möglich.  
Bei leiseren Tonträgern und einer Auflagekraft von zwei Gramm sind langsamere Backspins und somit auch ein Cueing möglich. Bei langsamen Basic-Scratches hingegen fliegt die Nadel gnadenlos aus der Bahn. Damit diese Scratches sicher performt werden können, muss ich den Wert auf runde 2,8 Gramm erhöhen. Schnelle Backspins benötigen gar ein Auflagegewicht von etwa 3,4 Gramm. Hat man vor, schnelle komplexere Scratches auszuführen, liegt die dazu nötige Auflagekraft bei ganzen 3,8 Gramm! Damit sollte klar sein, dass dieser Tonabnehmer nicht für Scratch- und Battle-DJs geeignet ist. Mix-DJs werden mit dem 680 V3 indes gut zurechtkommen – müssen allerdings dessen recht große Auflagekräfte akzeptieren.  
Die helle, farbige Markierung des Nadelträgers ist dank der Aussparung auch von oben gut zu erkennen. Ein exaktes „Needle-Dropping“ ist so überhaupt kein Problem. Beim Bewegen der Platte neigt unser Testkandidat aufgrund der weichen Nadel-Aufhängung zu größeren Eigenschwingungen. Sie erzeugen wiederum tieffrequente, störende Signalanteile. Dieses Problem haben manche Konkurrenten besser im Griff. 

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Klang
Mit einer Ausgangsspannung von 3,9 mV ist der 680 V3 leider einer der leisesten Tonabnehmer in unserem Vergleich. Ganze sieben Dezibel liegt er unterhalb der beiden Testsieger in dieser Disziplin – dem Numark CS-1 und Ortofon Concorde S-120. Sehr kraftvoll werden allerdings die Subbass-Frequenzen reproduziert. Unterm Strich ergibt sich für mich ein leicht mittenlastiges Klangbild mit einer gewissen Wärme. In dieser Disziplin reicht es für einen Platz im Mittelfeld. 

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Audio Samples
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Stanton 680E.V3

Zweite Meinung

(Peter Westermeier, Vestax PDX2300 MK2 Pro Turntable, Pioneer DJM-Mixer)
Stantons 680 E V3 ist ein schlanker Tonabnehmer mit elliptisch geschliffenem Diamanten zur Headshell-Montage. Der Hersteller bewirbt das System mit seinen herausragenden Sound-Eigenschaften – ein idealer Partner zum Anhören und Digitalisieren der wertvollen Vinyl-Schätzchen?  
Der Testkandidat ist schnell montiert und zeigt eine gut sichtbare, orange leuchtende Farbmarkierung, die ein exaktes Aufsetzen zum Kinderspiel werden lässt. Das gesamte Konstrukt wirkt auf mich sehr wertig, nicht zuletzt auch wegen des schlanken und doch gewichtigen Korpus. Ein Eindruck, den auch die vergoldeten, edlen Kontaktstifte mit ihren unmissverständlichen Farbzuweisungen unterstützen. Im Gegensatz zum Technics kann ich beim dynamischen ASTS-Tonarm des Vestax PDX-2300 bereits mit zwei Gramm Auflagegewicht die laute Maxi, die Single und die LP ohne Sprünge fahren – die Nadel bleibt von Anfang bis Ende in der Rille. Turntablism-Jünger sollten sich indes vielleicht nach einem anderen Abnehmer umschauen, denn am PDX war unterhalb von vier Gramm kein reibungsloser Scratch-Betrieb möglich, was nicht gerade plattenschonend ist. Der adäquate Mix-Workflow stellte sich allerdings schon bei einem Auflagegewicht von 2,7 Gramm am Vestax-Turntable ein.

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Bei einem Abgabepreis von rund 80 Euro erwarten wir natürlich keinen High-End-Sound, doch ich kann dem Stanton 680V3 ein recht ausgewogenes, detailreiches Gesamtbild mit niedrigen Verzerrungen attestieren. In der Ausgangsleistung zeigt sich der Kandidat als einer der leiseren Teilnehmer im Umfeld – ein weiteres Indiz dafür, dass hier der Studio- und nicht der Dancefloor-Einsatz angedacht ist. Ich würde das System daher nicht unbedingt an meinem Pioneer-Clubmixer sehen, sondern würde es eher in Kombination mit einem gesonderten, externen Preamp im Studio einsetzen.

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FAZIT

Stantons 680 E V3 ist ein leicht zu montierendes System mit vergoldeten Kontaktstiften von hervorragender Qualität. Es verfügt über praktische Headshell-Kunststoffhalterungen und wird mit einem umfangreichen Schraubenset angeliefert. Der Tonabnehmer ist jedoch nicht für Scratch- und Battle-DJs gedacht, denn zu hoch sind die hierfür erforderlichen Auflagekräfte und zu groß das Restrisiko, dass die Nadel beim Scratching dennoch aus der Rille fliegt. Für den harten Club-Einsatz ist der 680 E V 3 nur bedingt zu empfehlen, da es ihm einfach an Ausgangsspannung fehlt. Und die ist in diesem Bereich ziemlich wichtig. Standard-Mixsessions im Homestudio oder für den Webcast bewältigt der Stanton-Kandidat allerdings gut, daher kann ich ihn vor allem für diese Einsatzzwecke empfehlen.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Inklusive Kunststoff-Case
  • Umfangreiches Schraubenset inklusive
  • Vergoldete Kontaktstifte mit deutlicher Farb- Markierung
  • Gut erkennbare farbige Markierung der Nadel
  • Praktische Headshell-Kunststoffhalterungen
Contra
  • Etwas hoher Preis
  • Leiser Ausgangspegel
  • Relativ starke tieffrequente Störgeräusche beim Bewegen der Platte
  • Vergleichsweise hohe Auflagekräfte nötig
Artikelbild
Stanton 680 E V3 Test
Für 72,00€ bei
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Features/technische Daten
  • Bauart Headshell-Tonabnehmer
  • Tonabnehmer-Prinzip MM
  • Frequenzbereich 20Hz – 18 kHz

  • Ausgangsspannung 3,9 mV 

  • Kanaltrennung 30 dB
  • Kanalbalance
  • Gleichspannungswiderstand 1300 Ohm
  • Induktivität 930mH
  • 
Auflagedruck 2 – 5 Gramm 

  • Eigengewicht 6,3 Gramm 

  • Nadelschliff elliptisch, 0,3 x 0,7mm, Diamant 

  • Ersatznadel N680E
  • Preis 99,00 Euro UVP
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