SSL Fusion HF Compressor & Violet EQ

Praxis

Bedienbarkeit

Der SSL Fusion HF Compressor und der Violet EQ sind einwandfrei zu bedienen, die GUI ist großzügig und schick designt – da gibt es nichts zu meckern. Im Prinzip alles identisch zu dem Vintage Drive und Stereo Image. Fehlt nur noch der Übertrager, Farbe Nummer 5 von Fusion. Ob das noch als separates Plugin erscheint? Immerhin sind dessen Auswirkungen eher homöopathisch und irgendwie auch schon mit dem FAT-Button des Violet EQ umgesetzt.

United Colours of Fusion.

Klang

Der HF Compressor ist neben dem Drive meiner echten Hardware mein absoluter Lieblings-Prozessor des Fusion. Tatsächlich nutzt man ihn aber am besten in Verbindung mit dem Violet EQ, weil man die Höhen voll rein drehen kann, um Signale wunderschön öffnen zu können, um ihnen so Brillanz und Klarheit zu geben – dann aber gleichzeitig mit dem HF-Compresssor ein unkompliziertes Sicherheitsnetz aufzuspannen, was zu scharfen Cymbals beispielsweise konsequent abfängt. Das ist also ein tolles Duo und so sollte man die Tools auch unbedingt im Demo-Mode einmal ausprobieren. Auch Akustikgitarren kann man mit dem HF-Compressor dezent kontrollieren, ohne dass die Klampfe gepresst klingt.

Ebenfalls gern genutzt von mir ist der „Pultec-Trick“, wenn man so will, auch wenn das hierfür nicht 100 % die richtige Bezeichnung ist. Theoretisch macht es jedenfalls nicht viel Sinn, praktisch aber doch. Konkret: Ich cutte den Bass relativ weit oben, sagen wir bei 50 Hz, booste dann aber mit dem Low Shelf bei 30 Hz kräftig. Das gibt fette Kickdrums oder in der Summe eben einen knackig-warmen Keller im Ami-Style. Ferner bietet sich der Violet EQ von Anfang an in der Summe an, um in ihn hineinzumixen, ähnlich wie man das ja auch vom Bus Compressor kennt. Dabei fängt man am besten mit moderaten Settings an.

Erst wegschneiden, dann wieder rein drehen: Mehr Umpf mit dem Violet EQ

Fusion bleibt also nicht auf Mastering beschränkt, auch wenn er so gern beworben wird. Bei mir kommt er da sogar relativ selten zum Einsatz, auf Bussen nutze ich ihn allerdings extrem häufig. Vor allem auf meinen Synth-Bus, um diesen in einem Aufwasch ordentlich Charakter zu verpassen, alle gemeinsam nach vorn zu holen etc. Auch auf Keys und Pianos wirkt er Wunder, zumal er auf diesen Bussen meist mein einziger Insert bleibt. Für Einsteiger und Fortgeschrittene bietet sich der Fusion unterm Strich auch an – mir persönlich durstet es an dieser Stelle nur schnell nach noch mehr Kontrolle. Aber das muss nicht immer zielführend sein.

Audio Samples
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Acoustic – DRY Acoustic – Violet EQ Acoustic – Violet EQ + HF Comp Acoustic – Vintage Drive + Violet EQ + HF Comp Acoustic – Vintage Drive + Violet EQ + HF Comp + Stereo Image Waldorf M – DRY Waldorf M – HF Comp Waldorf M – Violet EQ + HF Comp Song – DRY Song – Violet EQ Song – Violet EQ + Vintage Drive Song – Violet EQ + Vintage Drive + HF Comp

Teuer, teuer, teuer

Gönnt man sich den virtuellen Fusion als Einzellizenzen zu den Standardpreisen, ist der Gesamtpreis von rund 800 Dollar schwer nachzuvollziehen und das sicherlich auch nicht wert. Das muss man ganz klar sagen. Man muss entweder auf die Schnäppchen warten – hin und wieder gibt es einzelne Lizenzen bei SSL für 29 Dollar – oder man tut, was SSL will und kauft sich das Abo. Das als Ganzes macht Sinn, selbst wenn es nicht das Günstigste da draußen ist. Das krasse Pendant heißt eindeutig Plugin Alliance, die für 70 Dollar mehr pro Jahr übertrieben viele Plugins anbieten – 180, um genau zu sein, und damit elfmal mehr als bei SSL. Ob man das in seiner gewissen Redundanz nun alles braucht, steht allerdings auf einem ganz anderen Blatt. 
Mir persönlich ist das Plugin Alliance Bundle bei weitem zu viel Overkill, der mich in seiner Gänze überhaupt nicht weiterbringt. Da mag ich meinen gut sortierten SSL Werkzeugkasten deutlich mehr, zumal ich mir echten Flavour noch immer über Hardware hole. Vollständig ist er allerdings leider auch nicht, das muss man ebenfalls ganz klar sagen. Nach wie vor fehlen mir zum meinem persönlichen Glück ein dynamischer EQ, ein Multi-Band-Compressor sowie ein fetter Limiter/Maximizer. Allerdings sind das auch Kategorien, in denen SSL noch nie die Finger im Spiel hatte – insofern würde es mich überraschen, wenn der erste Schuss dann gleich ein Volltreffer wäre. Doch ist das erst kürzlich erschienene SSL X-Echo wiederum ein verdammt geiles Teil und ebenfalls Neuland – es bleibt also spannend.

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