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Source Audio Soundblox Pro Multiwave Distortion Test

Das gemeine Verzerrer-Pedal gehört zu einer Spezies, deren Vertreter sich in den letzten Jahrzehnten in unzähligen Varianten fortgepflanzt haben und heute zu den am häufigsten anzutreffenden Effekten auf diesem Planeten gehören. Wer sich als Hersteller in diesem Metier einen Namen machen möchte, der muss sich daher schon etwas Besonderes einfallen lassen, um nicht in der Masse unterzugehen. Die Firma Source Audio wurde 2005 von ehemaligen Kurzweil-Entwicklern und dem Investmentunternehmen Thomas H. Lee Partners gegründet. Ihr neuartiges Verzerrerkonzept stellten sie erstmals 2006 auf der NAMM in Kalifornien vor.

Der Kerngedanke bei unserem Testkandidaten, dem Multiwave Distortion, ist die Aufsplittung des Gitarrensignals in mehrere Frequenzbänder, die dann individuell verzerrt werden. So soll eine durchsichtigere Artikulation erreicht werden, die es ermöglicht, auch Akkorde mit hoher Verzerrung zu spielen. Wir sind gespannt.

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Details

Schon optisch unterscheidet sich der Multiwave Distortion von seinen Mitbewerbern. In einem Science Fiction aus den 60ern hätte sich die hellblaue Kiste auch gut als Roboterfernsteuerung gemacht. Aber wir haben es hier in Wirklichkeit mit einem Bodeneffektgerät zu tun, das darauf spezialisiert ist, Gitarrensounds auf unterschiedliche Art und Weise zu verzerren. Sechs Presets lassen sich in zwei Bänken vorprogrammieren und abspeichern und mit den drei Fußtastern im vorderen Bereich des Pedals abrufen. Die beiden Bänke werden mit einem Minitaster in der Poti-Abteilung des Pedals umgeschaltet. Die Presets können übrigens nicht nur geschaltet, sondern auch stufenlos untereinander gemischt und gemorpht werden. Zu diesem Zweck wird ein Expressionpedal auf der Stirnseite des Pedals angeschlossen. Hier befinden sich auch alle Anschlüsse; neben den beiden Ein- und Ausgängen des Gerätes und dem Netzteilanschluss auch eine Midi/In-Buchse. Dieser Eingang gewährt externen Zugriff auf die Voreinstellungen und die Parameter. Zwei weitere Buchsen dienen dem Anschluss eines Hot-Hand-Bewegungssensors und der Weiterleitung der Sensordaten an weitere Soundblox-Geräte. Bei diesem Sensor handelt es sich um einen übergroßen Ring, den der Spieler über einen Finger seiner Schlaghand streift. Er enthält einen Zwei-Achsen-Beschleunigungssensor, der auf die Bewegung der Hand reagiert und unterschiedliche Parameter steuert.

Der Multiwave Distortion bietet insgesamt 15 verschiedene Multiband- und acht Singleband-Distortion-Einstellungen. Diese unterschiedlichen Programme werden mit dem mittig angebrachten Endlosdrehregler angewählt. Eine LED gibt Auskunft darüber, welches gerade aktiviert ist. Unterhalb dieses Bereiches befindet sich der integrierte grafische 7-Band-EQ. Mit zwei Minitastern werden die einzelnen Bänder angewählt und dann mit einem Regler in db-Schritten angehoben bzw. abgesenkt. Weitere vier Potis dienen dem direkten Eingriff in die Soundgestaltung. Sustain regelt den integrierten Kompressor, für den Verzerrungsgrad ist der Drive-Regler zuständig, der verzerrte Sound kann mit dem cleanen Signal per Mix-Regler gemischt werden, was es bei herkömmlichen Verzerrern nicht gibt, und last, but not least wacht der Output-Regler über den Ausgangspegel.

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Praxis

Wie kommt es, dass ein Bodentreter so vielseitig ist und zudem noch Speicherplätzen für sechs Presets anbietet? Die Antwort ist ganz einfach: Das Gerät arbeitet mit Digitaltechnologie. Das Gitarrensignal wird am Eingang per A/D-Wandler in Daten umgewandelt und erst am Ausgang wieder in ein analoges Signal konvertiert. Dazwischen verhält sich das Pedal wie ein kleiner spezialisierter Computer. So ist es möglich, das Gitarrensignal unmittelbar hinter dem A/D Wandler in unterschiedliche Bänder aufzuteilen, um diese separat zu verzerren. Die Multiband-Verarbeitung ist ein außergewöhnliches Verfahren zum Auftrennen des Eingangssignals in zehn unterschiedliche Frequenzen. Durch das Isolieren einzelner Frequenzbänder erhält man eine sehr aufgeräumte Verzerrung, die besonders bei Akkorden zu erstaunlichen Ergebnissen führt. Vorsicht ist allerdings beim Gainregler geboten, der ab 3 Uhr zu matschen beginnt. Aber selbst mit viel Gain klingt es hier nicht nach Metallzerre, sondern eher nach Fuzz. Die Sounds wirken insgesamt verpackt und teilweise im wahrsten Sinne des Wortes „Digital“.

Audio Samples
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Im A/B-Vergleich zu Pedalen wie dem Baldringer Dual Drive, den Pedalen von Mad Professor und dem Cornish Soft Sustain wird schnell klar, dass man es hier nicht mit einem Brot-und-Butter-Verzerrer zu tun hat. Wie bei vielen digitalen Verzerrer-Emulationen sind auch hier die Frequenzen im Bereich um 1 kHz kritisch und es wird schnell harsch. Mit dem integrierten siebenbandigen Equalizer kann man diesen Bereich zwar absenken, wobei es dann aber relativ schnell noch indirekter wird. Ich würde diesen Frequenzbereich im Studio mit einem guten Plugin später nachbearbeiten und den internen EQ außen vor lassen. Erst nach und nach habe ich mich von dem Gedanken lösen müssen, dass man es hier mit einem gewöhnlichen Verzerrerpedal zu tun hat. Die Vorzüge liegen eher in außergewöhnlichen Klängen, die man so mit keinem anderen Gerät hinbekommt. Zum Vergleich fällt mir die Zvex Fuzzfactory ein, die ja auch so ein Kandidat für Soundtüftler und Leute ist, die auf der Suche nach etwas Neuem sind. Drive und Sustain beeinflussen sich beim Multiwave-Distortion gegenseitig, und wenn man, je nach Preset, zusätzlich noch das Poti an der Gitarre leicht zurückdreht, erhält man erstaunliche Ergebnisse. Der Sustainregler arbeitet wie ein Kompressor und mit wenig Gain bekommt man interessante Sounds hin, die sich bestens für perlende Picking-Gitarren eignen. Solche Effekte sind mit anderen Geräten nicht so leicht hinzubekommen. Er greift massiv ins Klanggeschehen ein und verhält sich nicht so, wie man das aus der analogen Welt gewohnt ist. Auf jeden Fall ist er mit Vorsicht zu genießen, denn ab der 12-Uhr-Stellung macht er den Sound völlig platt. Die Devise lautet deshalb, je mehr Gain, desto weniger sollte man den Sustainregler aufdrehen. Kommen wir zum Mixregler. Er ermöglicht es, das verzerrte Signal mit dem cleanen Sound zu mischen. Bei meinen Versuchen hatte ich die besten Ergebnisse, wenn ich bei wenig verzerrten Sounds das cleane Signal mit einem Mischungsverhältnis von etwa 80 Prozent des verzerrten Sounds eingestellt habe. Dreht man das Mischungsverhältnis hier auf 50 Prozent, klingt es schnell phasig. Die Frequenzaufteilung in Kombination mit Foldback produziert wilde, synthesizerähnliche Verzerrungen, die jedem Fuzz-Fanatiker das Herz höher schlagen lässt. Einige Foldback-Sounds bringen teilweise digitale Artefakte mit sich, die auch wieder etwas Besonderes haben. Die Octave-Abteilung gefällt mir persönlich am besten. Neben total bekloppten Klängen bekommt man hier auch sehr schöne, bluesige Octafuzz-Sounds, die sich wirklich sehen und hören lassen können. Sie klingen bei Weitem nicht so kaputt, wie das bei vielen analogen Fuzztretern der Fall ist. Auch hier gilt wieder der Rat, den Gain Regler nicht zu weit aufzudrehen und mit dem Volumepoti der Gitarre zu arbeiten.

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Der Multiwave Distortion Pro ist eine wirklich abgefahrene Effektschleuder. Das Gerät erzeugt Sounds, die den meisten unter uns völlig neu sind. Soundbastler und Studiofreaks oder diejenigen, die schon alles haben, finden hier eine willkommene Bereicherung ihres Fuhrparks. Dazu kommt ein Spaßfaktor, der wirklich riesig ist! Man braucht jedoch eine gewisse Zeit, um wirklich tolle Sounds einzustellen. Einfach Gain aufdrehen und abrocken funktioniert hier nur bedingt. Ich würde den Multiwave Distortion Pro auch nicht als einen klassischen Verzerrer bezeichnen, sondern als eine Mischung aus Verzerrer und Gitarrensynthie. Deshalb eignet sich dieses Pedal, trotz aller Vielseitigkeit, nicht als eierlegender Wollmilchdistortion – hier gibt es Geräte, die diesen Job wesentlich besser machen. Wer aber ein wirklich abgefahrenes Gerät sucht oder einen neuen Sound kreieren möchte, sollte sich den Multiwave Distortion unbedingt einmal näher anschauen. Mit der ungewöhnlichen Idee, den Gitarrensound erst in mehrere Frequenzbänder aufzusplitten und einzeln zu verzerren, lassen sich auch komplexe Akkorde verzerren, ohne einen matschigen Sound zu erhalten.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Soundvielfalt
  • Multiband-Distortion
Contra
  • Nicht als Brot-und-Butter-Verzerrer einsetzbar
  • Digitaler Sound
Artikelbild
Source Audio Soundblox Pro Multiwave Distortion Test
Für 99,00€ bei
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Facts
  • Modell: Soundblox Pro Multiwave Distortion
  • Anschlüsse: Guitar IN/OUT, Sensor In/Out, Expression Pedal In, Midi In, 9V DV
  • Regler: EQ Amount, Drive, Clean Mix, Output, Sustain
  • Schalter: Preset Bank, HH Enable, Calibrate, 2 x EQ Band, 3 x Fußschalter
  • Sonstiges: Multiband Processing, 7 Band EQ, Hot-Hand-fähig, 6 programmierbare Presets
  • Maße: 150 x 50 x180 (BxHxT)
  • Zubehör: 9-Volt-Netzteil
  • Preis: 294,00 Euro (UVP)
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