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Sonor Force 3007 Rock-Set Test

Spricht man von deutschen Schlagzeugherstellern, dann ist es der Name Sonor, der immer an erster Stelle steht. Die Traditionsfirma, die 1875 in Weissenfels an der Saale ihre Geburtsstunde hatte, erarbeitete sich im Laufe der Jahrzehnte durch ihre innovativen Produkte und hohen Qualitätsstandards weltweit einen exzellenten Namen. Viele dieser Errungenschaften im Schlagzeug- und Percussionbereich haben sehr beständig mit der Marke eine ganze Strecke auf diesem Weg zurückgelegt und sind untrennbar mit ihr verbunden. Eine davon ist die Force Serie, die mit ihren Versionsnummern 1000, 2000 und 3000 schon so manchem Nachwuchstrommler der 90er ein solides Drumset an die Hand gegeben haben. Die gute Verarbeitung und der attraktive Preis waren auch damals schon ein überzeugendes Verkaufsargument, und viele Sets haben in Proberäumen die langen Jahre bis in das Jahr 2010 gut überstanden.

Mit dem Force 3007 bleiben die Bad Berleburger dieser Linie treu und bieten ein Drumset, das für den Einsteiger sowie für den preisbewussten Fortgeschrittenen eine echte Alternative zu den zeitgenössischen Highend-Serien darstellt. Wer sich ein neues Schlagzeug leisten möchte, nicht gerade 3000 Euro für ein Rundum-Sorglos-Paket locker hat, aber Wert auf Qualität und Ausbaufähigkeit legt, sollte mit einem Force 3007-Set gut beraten sein.  

Zwei große Kartons mit der Aufschrift Sonor haben trotz eisiger Kälte und widrigen Straßenverhältnissen den Weg von Bad Berleburg/Aue nach Berlin gefunden und wollen nun entpackt, gepuzzelt und bewertet werden. Das mache ich natürlich gerne und bin gespannt, was und wem die traditionsreichen Trommelbauer aus NRW mit einem solchen Set etwas Gutes tun möchten.

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Details

Als Erstes schnuppert die 22“ x 20“ Bassdrum Berliner Luft. Serienmäßig eigentlich mit einer Bassdrum-Rosette zum Einführen der Tomhalterung ausgestattet, kommt unsere Testkandidatin – netterweise – ohne Bohrung zum Vorschein. Die Bassdrum ist schnell zusammengeschraubt und macht einen sehr soliden Eindruck. Sonor zeigt hier Liebe zum Detail. Ob es die gummiunterlegten Spannwinkel sind, die einen unnötigen Verschleiß der Spannreifen verhindern, die praxisnahen Positionsklemmen der BD-Beine, die einen exakten Auf- und Abbau gewährleisten oder der ausfahrbare Dorn in den Gummifüßen der Bassdrum für einen sicheren Stand auf (fast) jedem Untergrund – dieses Instrument überzeugt mich schon jetzt im Detail. Später mehr zur Verarbeitung der Kessel.

Auch die 14“ x 6“ Snaredrum hält nach der langen Reise nichts mehr in ihrem Mobil-Home aus Pappe und Plastik und gesellt sich, wie es sich gehört, schnell zu ihrer dicken Freundin. Sie ist sofort einsatzbereit – kommt also mit aufgezogenen Remo-Fellen und gestimmt aus der Box. Und sie klingt selbst ohne Nachstimmen/Muffeln und ähnlichen Maßnahmen ganz passabel. Sie besteht aus neun Lagen Ahornholz und bringt es auf schlanke sieben Millimeter Kesselstärke. Diese dünnen Kesselwände, aber auch die soliden 2,3 mm Powerhoops mit zehn Stimmschrauben tragen Sorge für ein gutes Resonanzverhalten und den ausgewogenen Klang der Trommel.

Ein wenig mehr hätte ich von der Abhebung erwartet. Obwohl die moderne Throw-Off-Variante zweifelsohne ihren Job gut macht und besser ist als so manche Vintage-Snareabhebung, kommt sie ein bisschen plastikartig und weniger wertig als die übrige Kesselhardware daher. Der Dauerbetrieb wird zeigen, wie sie sich in der Praxis bewährt.

Das hohe Tom des Force 3007 Rockset ist erwartungsgemäß ebenfalls sehr gut verarbeitet. Abgesehen von den Merkmalen, die alle Kesselkomponenten dieses Sets gemeinsam haben, ist hier das Mounting-System gesondert hervorzuheben. Da so ein System immer sehr technisch angelegt ist, braucht es auch einen kryptischen Namen: T.A.R. System (Total Acoustic Resonance) soll wohl die Leistungsmerkmale auf den Punkt bringen. In der Tat haben die Ingenieure von Sonor hier dem Resonanzverhalten des Toms zu einiger Freiheit verholfen, was sich natürlich positiv auf ihren Klang auswirkt (Klangbeispiel High Tom (1.1 + 1.2). Wie auf dem Bild schön zu erkennen, ist das Tom durch das T.A.R. System komplett von der Hardware entkoppelt und schwingend auf Gummi gelagert. Ich persönlich finde seine Maße wirklich super. Durch die flache Bauweise (12″x8″) ist es nicht nur möglich, den Kessel niedrig – also angenehm von oben zu spielen – ins Set zu integrieren, auch dem Sound tut diese Bauweise gut. Das Tom klingt durch die kürzere Luftsäule direkter und voller und spricht sehr schnell an. Mit im Lieferumfang ist natürlich der Tomarm in Kugelgelenkausführung.

Was bleibt über das Floor-Tom zu berichten?
Die Verarbeitung ist natürlich identisch mit der des hohen Toms, wobei die Maße von 16″x16″ bei entsprechender Bespielung durch den geneigten Dummer einen satten Sound erzeugen. Die für das Floor-Tom typischen Beine sind stabil montiert und können mit der dafür vorgesehenen Flügelmutter leicht in der Höhe verstellt, aber auch sicher fixiert werden.

Generell ist über die Kessel dieses Sets folgendes anzumerken:

Die Bassdrum besteht aus sieben Schichten Ahorn, die zusammen eine Kesselstärke von 7,2 mm ergeben, genau wie Snare Drum, Tom Tom und Floor Tom, deren Kessel mit 5,8 mm Wandstärke aufwarten. Alle sind spannungsfrei kreuzverleimt und mit Tune-Safe Spannböckchen bestückt. In Verbindung mit den fachmännisch gefertigten Gratungen haben wir es hier mit gut stimmbaren Trommeln zu tun, die in typisch bayrischer Manier die gute Stimmung auch einige Zeit halten können. Das Testset kommt in unserem Fall mit schwarzer Kesselhardware und einem Orange Sparkle Fade Finish. Ich finde das Design ganz nett, aber letztlich ist es Geschmacksache. Unter den neun verschiedenen Finishes, in denen das Set zu haben ist, sollte für jeden etwas dabei sein. Als kurzes Zwischenergebnis kann ich nur die Güte der Kessel hervorheben, bei denen gute Verarbeitung und praxisorientierter Nutzen Hand in Hand gehen. Bei Kaufinteresse würde ich im Laden die Verarbeitung unter die Lupe nehmen, weil die Drumsets immerhin den langen Weg aus China hinter sich haben. Da aber Sonor ebenfalls Interesse an gleichbleibender Qualität hat und diese ständig überprüft, ist es relativ unwahrscheinlich, dass man hier fündig wird.

Die Hardware aus der 400er Serie kann man ohne schlechtes Gewissen mehr als tauglich nennen. Das Bassdrum-Pedal ist sehr leichtgängig, einfach zu justieren und gut spielbar. Der mitgelieferte Bassdrum-Beater ist durch einfache Kopfdrehung auf zwei Texturen einstellbar – Filz und Plastik. Die Optik des Aluminium-Spritzguss-Pedals kommt gut, ich kann mir allerdings vorstellen, dass ein Trommler mit 20 Kilo Waden oder entsprechendem Wumms in der Lage ist, das Alupedal mal eben durchzubrezeln, was bei uns im Studio mit diesem Model schon vorgekommen ist.

Die HiHat-Maschine ist ebenfalls leichtgängig, angenehm zu spielen und kommt, wie die restliche Hardware, in doppelstrebiger Ausführung daher.
Sie ist schnell demontierbar und somit auch ganz easy im Hardwarecase verstaut.
Die Beckenständer sind, wie schon erwähnt, ebenfalls doppelstrebig konstruiert und machen einen stabilen Eindruck. Durch den Galgenarm und die zweifach in der Höhe verstellbare Bauweise kann man seine Becken so ziemlich an jede Position des Setups hängen.

Zusammenfassend kann man zur Hardware sagen, dass sie gut verarbeitet und zweckdienlich ist, aber mit der hohen Qualität der Kessel nicht ganz mithalten kann.
Behandelt man das verchromte Gestänge gut (also nicht ins Publikum werfen oder ähnliche Aktionen), wird es dem glücklichen Besitzer jedoch mit Sicherheit viele Jahre gute Dienste leisten.

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Praxis

Und da wir Musik mindestens so gerne hören wie wir darüber reden, soll auch eine kleine akustische Abhandlung des Themas Force 3007 Rock-Set in diesem Test nicht fehlen.

Sehr gerne würde ich mit dem Herzstück des Sets beginnen – der Snaredrum. Um den klanglichen Eigenschaften der Trommel zu genügen und den Bemühungen der Entwickler Sorge zu tragen, nehme ich die Snare nicht wie im kompletten Set üblich mit einem dynamischen Mic (z. B.: mit einem Sure SM58) auf, sondern greife zu zwei Kondensatormikrofonen (Neumann KM84), die ich von oben und unten ausrichte – das bringt mehr Nuancen zum Vorschein. Wie du in den Soundbeispielen  hören kannst, verträgt die Snare hohe und tiefe Tunings gleichermaßen gut, auch ein obertonreiches, offenes Tuning klingt auf dieser Trommel einfach prima, und man ist für jeden Einsatz gut gewappnet. Die Teppichabhebung macht im Spielgebrauch eine gute Figur, ist leichtgängig und schnell umstellbar. Das ist besonders für Drummer, die auf einen trockenen Snaresound angewiesen sind (Reggae/Latin etc.), wichtig und ein nicht zu unterschätzendes Kriterium. Auch die Rimshots kommen super. Sehr knackig und gut kontrollierbar. Alles in allem bleibt die Snare vom Sound her immer angenehm und besitzt den für Holzsnares typischen warmen Klang.

Force3007_Snare_Teppich
Audio Samples
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Groove High-Tuning Groove 1 High-Tuning Groove 2 Tom-Groove

* die Audios wurden von Christian Vinne eingespielt.

Den Tom Toms ziehe ich direkt das Fell über die Ohren. Da wir uns hier nicht in einem Fell-Vergleichstest befinden, bekommen sie direkt, was sie verdienen – amtliche Felle.
Das hohe Tom kann hoch wie tief, wobei das hohe Tuning sehr obertonreich und melodisch klingt und daher eher für Jazz oder akustische Sets zu gebrauchen ist.  Hoch getunt spricht das Tom richtig gut an und Bill Steward hätte seine Freude daran. Jetzt noch Fiberskins oder ein echtes Naturfell drauf – jazzperfekt! Runtergestimmt kommt die flache Bauweise noch besser zum tragen. Das Tom klingt satt und punchig, was dem kurzen Weg der Luftsäule von einem Fell zu anderen zu verdanken ist. Ein weiterer Vorteil dieser Bauweise ist, wie eingangs erwähnt, dass das Tom schön tief montiert und so ohne viel Wegstrecke des Arms von oben bespielt werden kann – also ergonomisch gesehen eine kleine Dampfmaschine.

Das tiefe Tom macht hochgestimmt ebenfalls eine gute Figur. Man sollte es aber nicht übertreiben und die Trommel nicht so richtig anknallen, da sie mit ihren 16″x16″ dafür natürlich nicht ausgelegt ist. In einen Porsche baut man ja auch keinen Trabimotor. Ihre Stärken zeigt es aber erst richtig bei entsprechend tiefem Tuning. Jetzt wird es rockig und punchig. Das Floor Tom kommt schon echt böse und würde ausreichen, um bei entsprechender Verstärkung ein wirklich großes Publikum davon zu überzeugen, dass es jetzt an der Zeit ist, umgestoßen zu werden, synchron in die Luft zu springen, sich von tausenden Händen durch die Gegend tragen zu lassen oder sonst wie völlig auszuflippen.
 Die Bassdrum verdient ebenfalls ein anderes Fell. Wie Ihr hören könnt, klingt sie auch mit dem alten Schlagfell und ohne Schallloch charmant. Ohne Loch im Frontfell klingt “die Dicke” von hinten abgenommen bassiger. Nach vorne fügen sich die Bassfrequenzen schön in das Gesamtbild ein.

Für Live und im Studio kann es aber von Vorteil sein, ein Schallloch in das Reso-Fell zu schneiden und etwas zu muffeln (mit einem Kissen o.ä.). Die BD-Hits werden so kickiger und pointierter. Der Tonmensch kann das Mikrofon variabler positionieren und somit mehr Soundvariationen aus der Bassdrum holen. Gut gestimmt, bestückt mit einem SuperKick Coated-Schlagfell, einem angemessenen Muffling und einem Schallloch im Resofell klingt die Force 3007 Bassdrum schön dick und rund.

Das gesamte Set ist schön aufeinander abgestimmt. Die Kesselmaße passen gut zusammen und ergeben ein schlüssiges Ganzes. Je nach Tuning kann man mit diesem Drumset von Rock bis Jazz ein weites Spektrum an Musikstilen bedienen. Man sollte dann jedoch die jeweils passenden Felle parat haben, um ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen.

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Mit dem Force 3007 Set bietet Sonor ein wirklich toll verarbeitetes Kesselset, das sich vor keinem höherpreisigen Modell verstecken muss. Auch die Halterungen und die Aufhängung sind solides Werk, leichtgängig und sehr flexibel. Da der Hammerpreis irgendwo herkommen muss, tanzen Hardware und Felle im Schatten der hohen Messlatte. Die für den Hausgebrauch mehr als ausreichende Bestückung wäre im harten Profi-Alltag nicht lange von Bestand. Ich finde, Sonor hat hier am richtigen Ende gespart und ein Einsteiger-Set aus dem Baum geritzt, das durch die soliden Kessel und Kessel-Hardware leicht mit jeder Anforderung – bis hin zum Profi-Set –  wachsen kann.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Preis
  • Kessel/Kesselhardware
Contra
  • dem günstigen Preis geschuldete Kompromisse in Sachen Hardware und Felle
Artikelbild
Sonor Force 3007 Rock-Set Test
Für 999,00€ bei
Force3007_Set_linksoben
Facts
  • Kesselgrößen
  • Bass Drum: 22“ x 20“
  • Snare Drum: 14“ x 6“
  • Tom Tom: 12“ x 8“
  • Floor Tom: 16“ x 16“
  • Kesselmaterial & -konstruktion
  • Bass Drum: 7 Schichten Maple = 7,2 mm (2,4 mm Kanadisches Maple + 2,4 mm Chinesisches Maple + 2,4 mm Kanadisches Maple)
  • Snare Drum, Tom Tom und Floor Tom: 7 Schichten Maple = 5,8 mm (1,7 mm Kanadisches Maple + 2,4 mm Chinesisches Maple + 1,7 mm Kanadisches Maple)
  • Hardware
  • HS 475 – 5-teiliges Hardware 400 Set
  • TA 278 – Tom Arm Hardware 200
  • MC 276 – Multi Clamp Hardware 200
  • Preis 1.444,- Euro UVP
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Force3007_Front Bild

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