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Shure Super 55 Test

Das Shure Super 55 sieht dem Shure 55SH II sehr ähnlich. Im Rahmen des großen Tests der „Elvis“-Mikrofone haben wir es aber separat untersucht, denn es gibt doch mehr Unterschiede als nur die Farbe des Schaumstoffs, die die beiden unterscheiden:

Shure_Super_55_Unidyne_Elvis_Mikro_11

Im Super 55 werkelt z.B. eine Tauchspulenkapsel mit der Richtcharakteristik Superniere, wohingegen im klassischen 55SH eine dynamische Nierenkapsel ihren Dienst tut.
Mit dem Super 55 reagierte der amerikanische Mikrofonbauer wahrscheinlich auf die Kritik, das 55SH entspreche nicht mehr den technischen Ansprüchen. Anstatt das 55 in Rente zu schicken und durch einen Vorgänger zu ersetzen, erschien 2009 das Super 55 und ist seither parallel zum Klassiker erhältlich, kostet allerdings auch deutlich mehr. Typisch für Shure ist es, an erfolgreichen Designs nichts oder nur Kleinigkeiten zu ändern – wie bei SM57, SM57, SM7 und 520DX zu beobachten. 

Details

Blau ist das neue Schwarz

Schon von weitem lassen sich 55SH und Super 55 unterscheiden, zumindest, wenn die Beleuchtung stimmt. Im Shure Super 55 ist der Schaumstoff, der Wind- und Poppgeräusche verhindert und Speichel aus dem Mikrofoninneren fernhält, leuchtend blau statt schwarzgrau. Allerdings hat im Laufe der Geschichte der Unidyne-Mikrofone öfters mal die Farbe der inneren Auskleidung gewechselt (das Material übrigens auch). Zumindest rotbraun, schwarz und blau sind 55er schon gewesen. Die erste Farbe war übrigens rot – nur sieht man das auf den alten Schwarzweiß-Fotos eben nicht…

Fotostrecke: 3 Bilder Die Innenauskleidung ist beim Super 55 blauer Schaumstoff.

Super, der Name

Statt eines Schalters gibt es auf dem Fuß des Mikrofons ein großes „Super 55“ zu lesen. Ich finde es auch super, dass dort kein Schalter sitzt, denn dieser geht gerne einmal kaputt, wird aus Versehen bedient oder von Mikrofon-Greenhorns nicht gefunden oder vergessen. Diesem Umstand verdankt das Shure aber nicht seinen Namen, sondern der Richtcharakteristik: Die ursprüngliche Unidyne-Kapsel hatte eine Nierencharakteristik, eingebaut in das Gehäuse resultiert jedoch eher das, was man heute als breite Niere bezeichnet, spätestens seit Einführung der Schoeps Colette MK21. Dadurch verlieren Live-Tontechniker gerne einmal etwas an Gesichtsfarbe, wenn der Sänger der lokalen Rockabilly-Band stolz sein Shure 55SH auspackt. Argumente wie „Feedback“ prallen mit Sicherheit an ihm ab – auf sein wichtigstes Bühnenaccessoire zugunsten eines herkömmlichen SM58 zu verzichten, das kommt bestimmt nicht in Frage. Und wenn’s koppelt, ist ganz klar die Technik schuld. Das Super 55 packt das „Super“ vor die Niere, wie es bei Shure auch viele Mikrofone der Beta-Mikrofonserie im Vergleich zur SM-Serie machen. Der Punkt der zumindest theoretisch größten Auslöschung, bei normalen Nieren genau bei 180 Grad, wandert damit ein wenig zu beiden Seiten, gleichzeitig wird der frontal aufgenommene Pegel höher – das Super 55 ist also für Umgebungsgeräusche und somit auch für Rückkopplungen weniger anfällig.

Fotostrecke: 4 Bilder Im Super 55 wandelt eine Supernierenkapsel.

Klassischer Kühlergrill

Shures Super 55 kommt im klassichen „Baby Unidyne“-Gehäuse, welches identisch mit dem des 55SH II ist. Es gibt also im Wesentlichen drei Teile, die jeweils im Metalldruckgussverfahren hergestellt werden: die Vorderseite, die Rückseite und, über einen Schwenkanschluss verbunden, das Fußteil. Dort findet man das Stativgewinde und die um 90 Grad gedrehte XLR-Buchse. Ein Reduziergewinde für den Ständeranschluss liegt bei, ebenso eine Tasche zur Verwahrung des Retro-Mikrofons.

Fotostrecke: 3 Bilder Klassisches “Elvis”-Design

A little bit higher

Durch die andere Kapsel ist auch der Frequenzgang abweichend von dem des preiswerteren Geschwisterchens. Die Grenzfrequenzen liegen bei 60 Hz im Bass, was bei Stimmenwiedergabe eher unerheblich ist und bei 17 kHz in den Höhen. Hier ist also durchaus von einem erweiterten Spektrum zu sprechen. Insgesamt erscheinen die Abweichungen von der Nulllinie geringer als beim 55SH, was einen etwas ausgeglicheneren, moderneren Sound verspricht. Zwischen 500 und 1000 Hz befindet sich eine leichte Dämpfung, der Präsenzbereich ist deutlich erhöht – eine gute Nachricht für die Sprachverständlichkeit, aber auch eine deutliche Warnung an allzu scharfe, „deutsche“ Aussprache von [s]- und [t]-Lauten. Mit 2,24 mV/Pa liefert das Super 55 ordentlich Pegel zum Preamp.

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