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Seymour Duncan Forza Test

“Forza Italia!” – diesen Schlachtruf hat der eine oder andere von uns noch lebhaft in Erinnerung, als ein nervenzermürbendes Elfmeterduell bei der EM 2016 zwischen Italien und Deutschland dem deutschen Team das Weiterkommen sicherte. Dabei steht Forza für Vorwärts. Unlängst hat sich der Begriff jedoch auch in gitarristische Equipmentgefilde eingeschlichen, allerdings eher in der Bedeutung Kraft oder Macht, und zwar in Form eines kleinen Bodentreters der Firma Seymour Duncan.

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Der amerikanische Hersteller ist zwar primär durch die Produktion von Pickups bekannt, aber seit einigen Jahren wesentlich breiter aufgestellt. So werden Produkte für akustische Instrumente entwickelt und eine Vielzahl von Bodentretern hat Eingang in das Angebot gefunden, darunter auch Booster und Verzerrer. Zu den Letztgenannten gehört auch der Forza, ein Overdrive, der als sehr klar, natürlich und offen beworben wird – und das wollen wir mal genauer unter die Lupe nehmen!

Details

Gehäuse/Optik

Öffnet man die Packung, präsentiert sich der Forza in einem bunt gestreiften Gehäuse, das tatsächlich ein wenig an den sportlichen Look von Formel Eins-Autos erinnert. Zwar ist die Hauptfarbe eine kalkiger Weißton, aber sowohl die roten Potis als auch die drei schräg angeordneten Streifen in dunkelblau, hellblau und rot machen dem Namen des Pedals alle Ehre.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Wurzeln des Forza Overdrives liegen trotz der “Rennstreifen”-Optik nicht in Italien,…

Das Aluminiumchassis mit den Maßen 124 x 66 x 37 mm trägt seine Kunststoffbuchsen an der Stirnseite, Eingang rechts und Ausgang links. Zwischen den Klinkenbuchsen findet das Netzteil seinen Zugang. Aktiviert wird das Pedal vom obligatorischen Fußschalter, was durch eine – wie soll es bei einem italienischen Pedalnamen auch anders sein – grüne LED angezeigt wird. Level und Drive regelt man über zwei handelsübliche Kunststoffpotis in Rot, wohingegen der EQ, beschriftet durch B, M und T, per Minipoti justiert wird. Die Bodenplatte wird von vier Kreuzschrauben gehalten, jedoch hat man für den Batteriebetrieb an ein Extrafach gedacht, das von einem Kunststoffdeckel verschlossen wird. Da das Batteriefach vom Innenleben des Verzerrers abgetrennt ist, muss man auch keine Bedenken haben, dass der 9V-Block lose im Gerät herumfliegen könnte.

Fotostrecke: 3 Bilder Auf der mit drei schräg angeordneten Streifen lackierten Bedienoberfläche…

Die Verarbeitung des Forza ist zwar funktional einwandfrei, allerdings fallen auf dem Gehäuse leider einige Lackfehler und Nasen auf, was ich bei einem Low-Budget-Treter zwar ignorieren darf, aber einem Boutique-Pedal für knapp unter 200 Euro nicht unerwähnt durchgehen lassen kann. Ein Netzteil ist im Lieferumfang zwar nicht enthalten, dennoch ist die Ausstattung relativ üppig, denn neben einer Moosgummiplatte, die als Rutschsicherung angebracht werden kann, finden wir zwei Klettstreifen und neun kleine rote Klebe-Pfeile zum Markieren der Poti-Positionen. Ein kleines Manual liegt ebenfalls bei.

Fotostrecke: 3 Bilder Leichten Punktabzug gibt es für kleine Lackfehler auf dem Gehäuse, was man bei einem Boutique-Pedal nicht ignorieren kann.

Bedienung

Das Pedal verträgt Spannungen zwischen 9 und 18 Volt, wobei höhere Voltzahlen mehr Headroom und Dynamik liefern, niedrigere hingegen mehr Gain und mehr Kompression. Das Pedal verwendet eine True-Bypass-Schaltung und die Potis sind selbsterklärend: Volume regelt die Lautstärke und Gain den Grad der Verzerrung – bis zu 37dB Pegelanhebung sind möglich. Der Dreiband-EQ, der über die Minipotis bedient wird, erlaubt Eingriffe in Bass, Mitten und Höhen, wobei der Bassregler bei 90 Hz und der Mid Regler bei 750 Hz ansetzt und Eingriffe von 11 dB Anhebung und Absenkung ermöglicht. Das Treble-Poti greift bei 2,1 kHz an und hat einen Spielraum von plus/minus 12 dB.

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Praxis

Für die Audiobeispiele kommt ein Marshall JTM45 Röhrenverstärker zum Einsatz. Die Box ist ein 2×12″ V30 Cabinet, das mit einem SM57 abgenommen wird.
Zuerst setze ich alle Regler auf 12 Uhr und spiele eine Fender Stratocaster. Der Sound ist extrem druckvoll, offen und transparent, was natürlich auch eine sehr hohe Durchsetzungsfähigkeit im Bandgefüge garantiert. Die Ausgewogenheit des Pedals überzeugt mich und das erste Anspielen offenbart sofort, dass man es hier mit einem hochwertigen Zerrer zu tun hat, der sich eher an die Low- bis Midgain-Fraktion richtet.

Audio Samples
0:00
Grundsound: alle Regler auf 12 Uhr
VolumeGainBassMiddleTreble
12:0012:0012:0012:0012:00

Nun zu den Low-Gain-Sounds. Leicht “angedreckte” Funk- und Bluessounds stehen unserem italienischen Rennwagen bestens zu Gesicht und die leicht crunchige Zerre wirkt sehr natürlich. Seymour Duncan wirbt mit dem Satz, das Pedal richte sich an “Spieler, die mehr Gain wünschen, ohne den natürlichen Gitarrensound zu verlieren”, und das beschreibt den Charakter des Pedals sehr zutreffend, wie ich finde.

Audio Samples
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Low-Gain-Sound
VolumeGainBassMiddleTreble
12:008:0012:0013:0015:00

High-Gain-Sounds, diesmal mit einer Paula gespielt, sind nicht wirklich seine Baustelle, dafür ist die Gainstruktur einfach zu moderat. Dennoch lassen sich etwas aggressivere, britische Rhythmussounds hervorzaubern. Auch wenn das Mid-Poti etwas zurückgenommen wird, ist in dem Frequenzbereich immer noch einiges geboten:

Audio Samples
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High-Gain-Sound
VolumeGainBassMiddleTreble
11:00Max13:0011:0015:00
Der Sound des Forza ist sehr definiert und transparent und unterstützt den Klangcharakter jeder Gitarre
Der Sound des Forza ist sehr definiert und transparent und unterstützt den Klangcharakter jeder Gitarre

Gemäßigte Mid-Gain-Sounds, ebenfalls mit einer Paula gespielt, klingen schön knackig und haben Punch. Klassische Rocksounds sind vollkommen mühelos zu realisieren:

Audio Samples
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Gemäßigter Mid-Gain-Sound
VolumeGainBassMiddleTreble
11:0014:0014:0015:0015:00

Nun überprüfe ich, wie der Forza auf meine Anschlagsdynamik reagiert. Dazu nehme ich eine Strat zur Hand und begebe mich in hendrixartige Gefilde. Sehr musikalisch kann das Pedal mit meiner Spielweise aus Plektrum und Fingern umgehen und nimmt die Dynamik sehr elegant auf:

Audio Samples
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Reaktionsweise auf Anschlagsdynamik
VolumeGainBassMiddleTreble
13:0012:0012:0011:0011:00

Zum Abschluss noch ein Sololick mit höherem Gainsetting. Wirklich singende Leadsounds mit endlosem Sustain sind natürlich selbst bei Maximalstellung des Gains nicht umsetzbar, aber das will das Pedal auch garnicht, denn die Gainreserven sind eher Overdrive-typisch und für Mid-Gain-Stilrichtungen ausgelegt.

Audio Samples
0:00
Sololick mit höherem Gainsetting
VolumeGainBassMiddleTreble
11:00Max13:0014:0013:00
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Fazit

Der Seymour Duncan Forza ist ein rundum gelungener Verzerrer. Der Sound ist sehr definiert und transparent und unterstützt den Klangcharakter jeder Gitarre. Gerade im Bass- und Mittenbereich liefert er viel Druck und klingt sehr kompakt, und das sowohl im Rhythmus- als auch im Leadbereich. Die Zielgruppe des Pedals würde ich primär in das Classicrock- und Bluesgenre platzieren – Freunde von High-Gain-Sounds werden wohl eher nicht zufriedengestellt, obwohl sich der Forza natürlich auch bestens als Booster eignet, um Leadsounds anzublasen.
Der positive Gesamteindruck wird bei dem vorliegenden Testmodell lediglich durch die etwas schlampige Lackierung getrübt, die mich jedoch offengestanden nicht von einem Kauf abhalten würde, denn der Forza ist wirklich ein sehr edler Bodentreter und jeden Cent wert!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Definition und Durchsetzungsfähigkeit
  • ausgewogener, klarer Sound
  • Regelmöglichkeiten
Contra
  • Lack-Unsauberkeiten
Artikelbild
Seymour Duncan Forza Test
Für 125,00€ bei
Vor allem Classicrock- und Bluesgitarristen dürften beim Einsatz des Forza vom definierten und druckvollen Sound begeistert sein.
Vor allem Classicrock- und Bluesgitarristen dürften beim Einsatz des Forza vom definierten und druckvollen Sound begeistert sein.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Seymour Duncan
  • Modell: Forza
  • Herstellungsland: USA
  • Typ: Overdrive
  • Regler: Volume, Gain, Bass, Middle, Treble
  • Schalter: On/Off
  • Anschlüsse: Input, Output, Netzteil
  • Spannung: 9V – 18V DC, Batterie oder Netzteil (optional)
  • Stromverbrauch: 4,5 mA
  • Maße: 124 x 66 x 37 mm
  • Gewicht: 363 Gramm
  • Preis: 212,00 Euro UVP
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