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Schlagwerk Cajon Move Box MB110 Test

Nach vielen langen Jahren der Bequemlichkeit ist es der Firma Schlagwerk nun gelungen, eine neue Erfindung zu präsentieren, welche uns aus dem Sitzen zwingt und uns auffordert, beweglicher und aktiver zu werden. Krumme Rücken und schiefe Haltungen gehören der Vergangenheit an, nicht mal wenn man wollte, könnte man sich bequem auf die kleine Kiste mit dem bezeichnenden Namen “Move Box” setzen: Dieses Instrument will sofort umgeschnallt und gespielt werden. Dabei bleiben die Füße garantiert nicht still, denn das Cajon verführt zum Laufen, zum Springen und zum Tanzen. Die Idee eines neuen Fitnesskonzeptes ist mit dieser Trommel schon längst geboren und hat das Potential, ganz groß rauszukommen. Jedoch wurde die neue Kiste nicht nur aus gesundheitlichen Gründen entwickelt. Zu welchen anderen Zwecken sie nützlich sein kann, werden wir in unserem Test herausfinden.

CajonSchlagwerk


Bereits in den letzten Jahren ist viel passiert im Hause Schlagwerk. Diverse Add-Ons wie der Heck-Stick, die Side-Kick, das Sizzle Board und verschiedene Flaps erweitern nun die Möglichkeiten, auf dem Cajon zu spielen – genauso wie immer neue Apps den Funktionsumfang der Mobiltelefone erweitern. Die Basstube, Cajon-Mikrofone, sowie zahlreiche anderen Erfindungen haben den Sound der Holzkiste in den letzten zehn Jahren maßgeblich verändert und perfektioniert. Passend zum 30. Geburtstag der Firma ließen sich die kreativen Köpfe nun mit der Move Box wieder etwas ganz Neues einfallen:.. Neu ist aber nicht nur die Mobilität beim Musizieren mit dieser kleinen Holzkiste: Auch ihre Form, das Resonanzloch und der Sound haben sich verändert.

Details

Gestaunt habe ich nicht schlecht, als ich von einer neuen Cajon hörte, die man zukünftig in Marchingbands und Blaskapellen verwenden könne. Als ich aber den quaderförmigen Karton öffne und eine keilförmige Konstruktion herausnehme, bin ich wirklich sehr überrascht. Die Keilform des Cajons ist nun wirklich ungewöhnlich, doch kann ich mir vorstellen, dass sie sehr praktisch sein wird, da diese das Spielen im Stehen sehr ergonomisch und angenehm macht. Angenehm sind dabei sicher auch die abgerundeten Kanten der Spielfläche: Sie ermöglichen ein schonendes Trommeln sowohl im Stehen als auch beim Gehen und Marschieren.

Länge und Breite des Cajons sind nahezu gleich wie bei anderen Schlagwerk-Cajons. Der entscheidende Unterschied ist die Tiefe des Klangkörpers. Statt der gewöhnlichen 30 liegt das neue Instrument bei cirka 20 Zentimetern. Ansonsten beträgt die Länge 49 und die Breite 29 Zentimeter. Vier auf der Bodenplatte angeklebte und angetackerte Filzkissen helfen dem Instrument, stabil auf dem Boden zu stehen und nicht zu verrutschen. Aufgrund der kleineren Maße des Cajons ist es jedoch nicht möglich, auf dem Instrument gleichzeitig zu sitzen und zu spielen. Ein Produktvideo auf der Homepage der Firma zeigt mir allerdings, dass ich mit Hilfe eines Stuhls, den ich hinter dem Cajon platziere, auch im Sitzen spielen kann. Gemacht, getan. Resultat: Funktioniert. Jedoch lässt sich über die Optik während des Musizierens vortrefflich streiten.
Der Korpus sowie die Schlagfläche der Move Box bestehen aus Birkenholz. Anders als bei den “normalen” Cajons von Schlagwerk, bei denen die Schlagfläche unten geleimt und oben mit Schrauben befestigt ist, wird der Leim bei der Move Box gänzlich eingespart. Die gesamte Schlagfläche der Move Box ist mit 17 Schrauben versehen und am Korpus verschraubt. Auch auf das Schallloch, welches sich normalerweise hinten befindet, wird bei der neuen Kiste verzichtet. Grund dafür ist, dass im Stehen die hintere Holzplatte am Körper anliegt und somit das Schallloch abgedeckt werden würde. Folglich wäre kein richtiger Basston wahrzunehmen. Damit aber trotzdem genügend Bassanteil zu hören ist, haben die ideenreichen Köpfe von Schlagwerk den rechteckigen Bassreflexschlitz entwickelt. Dieser ist am unteren Ende auf der nach vorne gerichteten Seite der Cajon zu finden. Wie sich der Sound dadurch verändert, werde ich euch im Praxisteil zeigen.

Wie sonst das Innenleben der Wunderkiste aussieht, ist nur zu erahnen, da kein Einblick gewährleistet wird. Die Enttäuschung meinerseits ist groß darüber, da es mich interessiert, wie der Snare-Effekt bei dieser Cajon funktioniert. Schließlich jedoch trifft mich ein Geistesblitz und ich komme auf die glorreiche Idee, die gesamte Schlagfläche abzuschrauben. Dies habe ich dann auch nach ein paar mühseligen Minuten geschafft. Beeindruckt bin ich allerdings nur mäßig, als ich das Geheimnis lüfte: Der Snare-Sound wird durch 40 Spiralen erzeugt, welche auf die Schlagfläche gedrückt werden. Das ist keine neue Erfindung, jedoch eine bewährte Methode aus dem Hause Schlagwerk.

Neu sind bei der Kiste die Hilfen, dank derer man mit dieser Cajon beim Spielen stehen und laufen kann – ich meine damit weder Krücken noch die Haltearme am Badewannenrand, sondern natürlich das Gurtsystem. Der Gurt ist an zwei kleinen Metallplatten befestigt, die wiederum mit zwei Schrauben an der Cajon angebracht sind. Der Gurt selbst ähnelt sehr einem Autogurt und wirkt auch dementsprechend stabil und sicher. Er wird um die Hüfte gespannt und mittels einer Schnalle geschlossen, was prima funktioniert. Gut und schnell verstellbar, schmerzt er außerdem auch nach längerem Tragen nicht. Zusätzlich liefert Schlagwerk noch ein 30 cm langes Verlängerungsgurtstück, damit nun auch wirklich jeder die Move Box benutzen kann. Des Weiteren geben eine Schaumstoffplatte und zwei zusätzliche Schützer zusätzlichen Komfort beim Tragen. Die zwei Schützer sind nach Belieben zu verändern, da sie wie schon beim Sidekick mit Klettverschlussprinzip funktionieren und somit flexibel anzubringen sind.

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Praxis

Die Move Box ausgepackt, den Gurt eingestellt und sofort um die Hüfte festgemacht: Tatsächlich brauche ich nichts weiter zu tun oder einzustellen, bis ich mit dem Vergnügen loslegen kann. Mich überrascht sofort, wie angenehm die Kiste zu spielen ist. Durch die keilförmige Konstruktion muss ich meinen Oberkörper im Gegensatz zu “Sitzcajons” gar nicht nach vorne bewegen. Die Höhe kann ich perfekt mit dem Gurt einstellen und durch das geringe Gewicht bekomme ich während der gesamte Recording Session keine Rückenschmerzen. Der erste Eindruck stimmt.

Nachdem ich nun alle Details mit dem Auge bewundert und mit den Händen schon mal gefühlt habe, interessiert mich, ob sich auch meine Ohren mit der Wanderkiste anfreunden können. Was ich nach den ersten Schlägen wahrnehme, ist ein warmer, angenehmer Cajon-Sound. Bei leisen Schlägen – egal ob bei Bässen, Slaps oder Tones – sprechen die Schnarrsaiten weniger an, was zu einem holzigeren Sound führt. Dies muss kein Nachteil sein, sondern kann als Stilmittel verwendet werden oder geschmacklich bevorzugt sein. Je mehr “Stoff” ich dann gebe, desto mehr bekomme ich dann auch von den Schnarrsaiten zu hören und nehme einen in sich runden Sound wahr. Hier dazu die ersten Soundbeispiele:

Audio Samples
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Groove 1 Groove 2

Insgesamt erinnert mich persönlich der Sound der Kiste an die ebenfalls von Schlagwerk stammende “Hip Box Junior Cajon”. Die beiden sind sich insofern ähnlich, als dass der Gesamtsound beider Cajons sehr mittenlastig ist. Dies entsteht vermutlich durch den kleineren Korpus, den die beiden im Vergleich zu gewöhnlichen Cajons haben. Je nach Stilistik kann das als Vor- oder Nachteil empfunden werden. Richtig fette Bässe sind aber nicht zu erwarten. Der Basston ist gut vom Snaresound getrennt, trotzdem könnten sich meiner Meinung nach die Slaps noch mehr von den Open Tones abheben. Dabei spielt allerdings auch die Stimmung und die Spieltechnik eine große Rolle. Der Sound kann durch Veränderung der beiden Aspekte beeinflusst werden.
Mich interessiert außerdem, wie das Cajon mit Besen gespielt klingt. Mit Plastikborsten-Besen versuche ich mein Glück und bin positiv überrascht. Einerseits sprechen die Borsten gut an und entwickeln einen schönen hellen Besensound, andererseits klingen die Schläge als auch das Wischen sehr präsent und nicht zu leise. Daumen hoch! Anschließend teste ich noch weitere Spieltechniken und versuche, dem Instrument noch andere Sounds zu entlocken. Die Möglichkeiten sind auf jeden Fall groß und bereit, erforscht zu werden. Doch hört selber:

Audio Samples
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Schlagwerk Move Box Besen Schlagwerk Movebox Groove3

Beim Versuch, den Sound der Kiste zu verändern, halten sich die Möglichkeiten leider in Grenzen. Um den Snare-Sound zu verändern, braucht es – wie man weiter oben im Text schon nachlesen durfte – viel Geduld und Ausdauer. Die Schnarren sind zwar fix am Korpus verschraubt, können aber eventuell mit einem Inbusschlüssel abgeschraubt werden. Die Möglichkeit würde also theoretisch bestehen, ist aber sicher nicht so bequem wie bei einer 2inOne-Cajon. Vorher müssten, alle 17 Schrauben von der Schlagfläche abmontiert werden, um überhaupt zu den Spiralen zu gelangen. Daher versuche ich mein Glück lieber beim Justieren der Schrauben. Tatsächlich wird der Sound der Move Box trockener und heller, wenn ich die Schrauben fester anziehe. Doch beim umgekehrten Versuch die Schrauben zu lockern, klingt die Kiste schnell dumpf. Nach etwas Experimentieren komme ich aber zu einem zufriedenstellenden Ergebnis:

Audio Samples
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Schlagwerk Movebox tiefe Stimmung

Zum Schluss nutze ich die Chance und teste die Cajon auch in anderen Räumlichkeiten, da mir das neue Instrument erlaubt, schnell von Ort zu Ort zu gelangen und der Cajonklang sehr stark von der jeweiligen Raumresonanz abhängt. Mein Resultat meiner kleinen Wanderung fällt sehr positiv aus, da ich finde, dass das Instrument sehr “ehrlich” klingt und unterschiedliche Räume den Sound nie komplett verfälschen.

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Fazit

Die Firma Schlagwerk bleibt innovativ und hat mit der neuen Move Box den nächsten Entwicklungsschritt getan. Der Traum der Mobilität als Drummer und Percussionist geht nun endlich auch mit dem Cajon in Erfüllung. Gespannt bin ich auf jeden Fall, in welchen Bereichen sich die Walk Cajon durchsetzen wird. Dass die Kiste praktisch, einfach zu transportieren und bequem zu tragen ist, spricht auf jeden Fall dafür, dass sie vom Markt nicht so schnell verschwinden wird. Klanglich findet das Walk Cajon mehr in den mittleren Frequenzen statt, was auch bedeutet, dass der Bass im Vergleich zum 2inOne- oder Fineline-Cajon nicht so tief ist. Es ergibt sich jedoch trotzdem ein generell runder Gesamtsound, bei dem jeder Schlag klar wahrzunehmen ist. Nachteil der Kiste ist, dass der Sound nur schwer verändert werden kann und auch beim Justieren der Schrauben nur geringe Unterschiede feststellbar sind. Um die Cajon mobil machen zu können, haben natürlich Kompromisse stattfinden müssen, welche ich persönlich jedoch gerne in Kauf nehme: Leise Schläge verfügen über weniger Schnarr-Anteil und klingen deshalb holziger, ansonsten ist die Snare gut zu hören und kann daher nicht nur in traditionellen Stilistiken, sondern auch im modernen Kontext verwendet werden. Die Mitmusiker werden auf jeden Fall Konkurrenz in der ersten Reihe bekommen, wenn die Cajon erstmal um die Hüfte geschnallt ist und die Tanzschuhe brennen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • gute Verarbeitung
  • solider, warmer Sound
  • stabiles Gurtsystem
  • bequemes Tragen auch beim Gehen
Contra
  • Soundregulierung kaum möglich
Artikelbild
Schlagwerk Cajon Move Box MB110 Test
Für 298,00€ bei
Schlagwerk_Movebox_RechtsUnten
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Profilbild von Oliver Heck

Oliver Heck sagt:

#1 - 26.11.2012 um 01:32 Uhr

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Vielen Dank für den informativen und sehr detaillierten Test!

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