Roland go:mixer pro Test

Der Roland go:mixer pro ist nicht nur ein Minimixer auf kleinstem Raum, sondern beherbergt auch ein Audiointerface für Recording- und Streamingzwecke.

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So will er den Anschluss gleich mehrerer Instrumente, Mikrofone und Linesignale an Smartphones, Tablets und PCs ermöglichen.
Roland go:mixer pro ist der größere Bruder des ebenfalls auf bonedo getesteten Roland go:mixer. Im Test erfahrt ihr, in welchen Punkten die Pro-Variante ihm gegenüber Extras bietet und für wen sich der Kauf des Geräts lohnt.

Details

Überschaubarer Lieferumfang

Während der einfache go:mixer noch in einer schmucklosen Plastikverpackung daher kam, wird der go:mixer pro in einer schwarzen Schachtel ausgeliefert, die sich auch gut für die Lagerung des Minimixers eignet. Dem Roland go:mixer pro liegen ab Werk drei Kabel bei, mit denen er an verschiedene smarte Geräte angeschlossen werden kann. Ein USB-Kabel vom Typ Micro-B auf Micro-B ermöglicht den Anschluss an Android-Geräte. Das enthaltene Lightning-auf-USB-Kabel mit Micro-B-Stecker dient zum Anschluss an iOS-Geräte. Ein weiteres USB-Kabel des Typs Micro-B auf USB-C für den Anschluss an neuere Laptops und einige Huawei-, LG- und Samsung-Smartphones/-Tablets ist ebenfalls mit dabei. Wichtig ist aber die Anmerkung, dass Hersteller Roland die Funktionalität des go:mixer pro nicht für alle, sondern nur für bestimmte Smartphones garantiert und auch Windows- und Apple-PCs formal ausschließt. Das bedeutet jedoch nicht, dass das Gerät in der Praxis nicht doch an diesen funktioniert.

Roland go:mixer pro Lieferumfang
Roland go:mixer pro Lieferumfang

Überarbeitetes Design

Anstelle der perlmuttartigen Farbgebung des kleineren Bruders hat der go:mixer pro eine reinweiß glänzende Oberfläche. Auch die Potikappen unterscheiden sich. Sie wirken bei der Pro-Version ein wenig hochwertiger. Kleine Gummifüßchen an der Unterseite hindern das kleine Interface zwar nicht am Rutschen, können aber immerhin vermeiden, dass der go:mixer den Untergrund verkratzt. Wer sich über das eigenwillige Design des Roland go:mixer pro wundert, sollte praktische Hintergründe bedenken. Denn die Vertiefung, die das hintere Viertel des Geräts trennt, ist als Halterung für Smartphones gedacht – eine clevere Lösung. Ob die dadurch entstehende Nähe von Smartphone und go:mixer pro zu Einstreuungen aufs Recordingsignal führt, teste ich für euch im Praxisteil.
Auf der Bedienoberfläche sind die Pegel der beiden Mikrofoneingänge sowie der beiden Instrumenteneingänge regelbar. Die Lautstärken für die Signale der Lineeingänge müssen jeweils an dem Gerät justiert werden, dessen Signal eingespeist wird. Die stufenlos regelbaren Potentiometer sind mit Plastikkappen ausgestattet, die relativ weit aus dem Gerät herausstehen. Das Thema sicherer Transport könnte daher ab und an ein wenig brenzlig werden. Gut, dass die schwarze Schachtel, in der der go:mixer pro geliefert wird, auch für seinen Transport herhalten kann, solange dieser nur ab und an erfolgt. Sonst hat man als Nutzer besser ein kleines Kissen, ein (Hand-)Tuch oder etwas Schaumstoff zur Hand, mit dem man das Gerät unterwegs sicher lagert, damit die hervorstehen Potis nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.

Fotostrecke: 5 Bilder Auf der Bedienoberfläche finden sich die Drehregler der Preamps.

Zahlreiche Eingänge

Das 220 g leichte Gerät ist nicht einmal ein Drittel einer DIN-A4-Seite groß. Dennoch bringt der Hersteller eine Vielzahl von Anschlüssen, Potis und Schaltern unter. Dazu gehören zwei verschiedene Mikrofoneingänge. Zum einen in der Ausführung einer XLR/TRS-Combobuchse inklusive 48V-Phantomspeisung, zum anderen als Miniklinkenbuchse, die eine Pluginspeisung liefert, wie sie für einige Kamera- oder Lavaliermikros benötigt wird. Als Instrumenteneingänge stehen zwei TRS-Klinkenbuchsen für Keyboards (6,35 mm, L/Mono und R) und eine hochohmige TS-Klinkenbuchse (6,35 mm, Gitarre/Bass) bereit. Linesignale (wie etwa von externen Mixern, Media-Playern oder Smartphones) können über zwei Eingänge im Format TRS-Miniklinkenbuchse (3,5 mm) aufgegriffen werden. Das macht summa summarum eine stattliche Anzahl von neun Kanälen. Dabei kann das kleine weiße Kistchen immerhin die Audiosignale von maximal drei Instrumenten parallel verarbeiten.

Unterschiede zum go:mixer

Gegenüber dem go:mixer bietet der go:mixer pro Mikrofoneingänge mit Phantomspeisung, eine ausschaltbare Loop-Back-Funktion, kann per Batterien betrieben werden und offeriert USB-C-Kompatibilität. Außerdem lässt sich bei der Pro-Variante die Lautstärke des Playbacksignals von iOS-Geräten regeln. Nicht zuletzt weist der go:mixer pro sieben Eingänge mit neun Kanälen statt nur fünf Eingänge mit sieben Kanälen auf. Statt der vom go:mixer gebotenen Audioqualität von 44,1 kHz/16 Bit bietet der go:mixer pro 48 kHz/16 Bit.

Monitoring- und USB-Ausgang

Auf der Ausgangsseite steht für das Monitoring ein Kopfhörerausgang mit Stereo-Miniklinkenbuchse parat. Per USB-Port im Format Micro-B wird die zusammengemischte und A/D-gewandelte Audiosumme des go:mixer pro an ein Recording-Device weitergereicht. Der Pegel des vom go:mixer pro ausgegebenen und im Smartphone aufgezeichneten Signals lässt sich eingangsseitig am Smart-Device regeln. Die Stromversorgung des go:mixer pro geschieht entweder per USB-Bus-Power oder wird alternativ mittels vier AAA-Batterien gelöst, falls das Audiointerface vom Smartphone nicht mit der erforderlichen Betriebsspannung versorgt werden kann. Die Betriebsdauer gibt der Hersteller mit vier Stunden an. Batterien liegen dem Gerät nicht bei.

Karaoke-Funktion

Mittels Center-Cancel-Funktion sollen im Handumdrehen Karaoke-Performances möglich sein, da die Funktion durch Kanalverpolung eine Subtraktion der im Stereobild mittig gepannten Signalanteile von Line In 1 bewirkt. Per Loop-Back-Funktion kann der Nutzer regeln, ob das vom PC/Smart-Device per USB ausgegebene Audiosignal gemeinsam mit den extern zugeführten Signalen aufgezeichnet werden soll. Wer beispielsweise eine bestehende Aufnahme abhört und dazu mit dem go:mixer pro eine weitere Gesangsstimme recorden möchte, deaktiviert die Loop-Back-Funktion und schon wird ausschließlich die neue hinzugefügte Gesangsstimme aufgezeichnet. Die ausgegebene Audioqualität des Wandlers ist mit 16 Bit und 48 kHz nicht so hoch wie bei einigen Konkurrenzprodukten, entspricht aber einem guten Homerecording-Standard.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Batteriefach wird zuverlässig zugeschraubt.

Kompatibilität mit Smartphones und Apps

Infos darüber, mit welchen iOS- und Android-Smartphones der go:mixer pro kompatibel ist, findet ihr auf den Online-Supportseiten von Roland. Kompatibel ist der go:mixer pro mit einer Vielzahl gängiger Modelle der Hersteller Sony, Samsung, Huawei, Sharp und Asus. Aber auch das HTC Nexus 9 wird offiziell unterstützt.

Was ist möglich?

Vom Aufzeichnen von Videos für Social-Media-Kanäle bis hin zum Live-Streaming soll sich der go:mixer pro eignen. Bei Verwendung mit einem iPhone sind damit zunächst Monostreams auf Plattformen wie Snapchat, Instagram, Facebook Live oder Youtube Live gemeint. Darüber hinaus lassen sich auch Stereo-Livestreams auf Youtube Live und Twitter realisieren. Hierzu sind als Helfer zusätzliche iPhone-Apps wie Wirecast Go oder Periscope erforderlich. Anders sieht die Lage für Android-Nutzer aus. Sie können mit dem go:mixer pro ausschließlich Mono-Livestreams umsetzen. Snapchat fällt dabei sogar gleich ganz aus den Optionen heraus. Softwaretechnisch arbeitet der go:mixer pro aber auch mit vielen der auf gängigen Smartphones vorinstallierten Kamera- und Voice-Recording-Apps zusammen. Die Kompatibilität gewährleistet der Hersteller jedoch für keine konkreten Softwaretitel, mit Ausnahme der von Roland selbst entwickelten. Die Apps „Virtual Stage Camera“, „4XCAMERA“ und „Camcorder for go:mixer“ sind deshalb eine sichere Bank, falls vorinstallierte Software die Zusammenarbeit mit dem Audiointerface versagen sollte. Diese Softwaretitel sind optional erhältlich. Wird der go:mixer von der iOS-App „Virtual Stage Camera“ erkannt, so sind automatisch all ihre Funktionen freigeschaltet. Der sonst fällige In-App-Kauf zur Freischaltung entfällt also. Das gilt auch für die App „4XCAMERA“, die sowohl für Android als auch für iOS zur Verfügung steht.

Praxis

Plug-and-play an etlichen Geräten

Wie schon beim kleinen Bruder sind die Lineeingänge auch beim Roland go:mixer pro auf zwei getrennte Monobuchsen aufgeteilt. Deshalb müssen die Ausgangssignale von Mediaplayern, Smartphones oder Tablets erst per Adapter gesplittet werden. Die Wahl dieser Eingangsbuchsen erscheint mir deshalb auch beim go:mixer pro als unpraktisch. Ein nettes Feature sind aber (wie schon beim go:mixer) die kleinen Dreieckspfeile, die bei der Beschriftung der Ein- und Ausgänge auf die Signalflussrichtung hinweisen. So wird auf den ersten Blick deutlich, ob es sich um einen Ein- oder um einen Ausgang handelt.

Roland go:mixer pro während des Tests
Roland go:mixer pro während des Tests

Zunächst mache ich einen Hardcoretest und schließe den go:mixer pro an ein nicht offiziell unterstütztes Android-Smartphone an, das noch dazu mit der älteren Android-Version 7.0 läuft. Um es kurz zu machen: Der go:mixer pro hat damit keine Probleme und ist nach dem Anschließen sofort einsatzbereit. Dass er keine zusätzlichen Batterien benötigt, solange ich nicht die Phantomspeisung einschalte, macht sich in der Praxis auch durch weniger Kabelwirrwarr bemerkbar. Die erforderliche Versorgungsspannung bezieht er via USB direkt vom Smartphone. Das macht die kleine Mixer/Interface-Kombination zu einem völlig unproblematischen Begleiter für unterwegs.

Mit einer Standard-App für Voice-Recording gibt es keinerlei Probleme. Die Kommunikation zwischen App und go:mixer pro funktioniert tadellos. Dasselbe gilt für die Roland-App „Camcorder für go:mixer“. Hier lässt sich mühelos ein Video samt Audio aufzeichnen. Die Synchronisation ist top, denn einen Versatz zwischen Bild und Ton kann ich nicht feststellen. Als nächstes steht der Test des Roland go:mixer pro an einem iOS-Gerät an. Am iPad Mini 4 nutze ich ihn zusammen mit einem USB-Netzteil. Auch das funktioniert reibungslos.
Selbst an einem PC kann ich den go:mixer pro per USB komplikationslos anschließen. Das Gerät wird im Geräte-Manager angezeigt, ein passender Treiber wird automatisch zugeordnet und Aufnahmen (beispielsweise mittels Audacity) sind kein Problem.

Audio Samples
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Vocals, dynamisches Mikrofon Vocals, Kondensatormikrofon Vocals, dynamisches Mikrofon, unbearbeitet Vocals, Kondensatormikrofon, unbearbeitet

Hausmannsklang mit Rauschanteilen

Roland bewerben den go:mixer pro mit dem Versprechen, dass er ein ultrasauberes Stereosignal ohne Hintergrundrauschen aufzeichnen kann. Bei der Aufnahme eines dynamischen Mikrofons trifft das auch zu. Bei vergleichsweise „lauten“ Kondensatormikros ist der go:mixer pro aber bereits beim Einpegeln mit seinem Latein am Ende. Denn die Peak-LED bezieht sich auf den Summenpegel am Ausgang des Geräts. Mit ihrer Position unmittelbar vor der A/D-Wandlung soll sie wohl digitales Clipping vermeiden helfen. Dadurch greifen aber sowohl das jeweilige Preamp-Poti als auch der Regler für die Ausgangslautstärke entscheidend ins Peak-LED-Geschehen ein. Das Einpegeln der einzelnen Kanäle muss dagegen nach Gehör stattfinden. Die Peak-LED ist dabei keine große Hilfe. Das ist schade. Die vorliegende Audiotestdatei des Kondensatormikrofons enthält daher große Rauschanteile. Da das Signal bei höherer Aussteuerung stets verzerrte, habe ich den Pegel weiter und weiter abgesenkt, bis kaum noch Verzerrungen hörbar wurden. Daraufhin musste ich das aufgezeichnete Signal jedoch nachträglich um 19 dBFS verstärken, um es auf Arbeitspegel zu bringen. In diesem Schritt wurde dementsprechend auch das Eigenrauschen der Preamps deutlich zutage gefördert.

Fazit

Die Kompatibilität des Roland go:mixer pro liest sich auf dem Papier eingeschränkter als sie es in der Praxis ist. Er lässt sich an zahlreichen Android- und iOS-Geräten betreiben und sogar an PCs kann er als einfache Audioschnittstelle zum Einsatz kommen. An allen diesen Geräte ist der go:mixer pro dank Plug-and-play ohne lästige Installation sofort nutzbar.
Der Roland go:mixer pro kann ein hilfreiches Tool sein für Musiker, die Proberaumaufnahmen mitschneiden wollen oder Social-Media-Content mit Bild und Ton erzeugen möchten. Singer-Songwriter erhalten mit dem kleinen Hybriden aus Mischpult und Audiointerface die Möglichkeit, zu Backing-Tracks zu jammen und professionelle Mikrofone an ihre Smartphones anzuschließen. Wird die Phantomspeisung nicht verwendet, sind dazu unterwegs weder Netzteil noch Batterien erforderlich.
In Sachen Klangqualität bietet das Gerät allerdings Hausmannskost, deren Rauschanteile eventuell nicht jedem schmecken. So einfach der Anschluss des go:mixer pro auch ist, so kompliziert gestaltet sich das Einpegeln eingespeister Audiosignale. Denn leider steht lediglich für die ausgegebene Stereosumme eine Clipping-LED bereit.
Aufgrund der Pro- und Contra-Argumente hinterlässt das Preis-Leistungs-Verhältnis des Roland go:mixer pro unter dem Strich bei mir ein lachendes und ein weinendes Auge. Denn gerade das neue „Pro“-Feature, Kondensatormikrofone einspannen zu können, überzeugt mich nicht.

Unser Fazit:
3 / 5
Pro
  • bis zu neun Kanäle
  • einfache Installation
  • kein Netzteil benötigt
  • Karaoke-Funktion
Contra
  • keine Einpegelhilfen
  • Eigenrauschen der Preamps
Artikelbild
Roland go:mixer pro Test
Für 139,00€ bei
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Auf der Bedienoberfläche finden sich die Drehregler der Preamps.
Features & Spezifikationen
  • Mikrofoneingänge: XLR/TRS-Combo-Buchse (6,35 mm, inkl. Phantomspeisung); Miniklinkenbuchse (3,5 mm, inkl. Plugin-Speisung)
  • Instrumenteneingänge: TRS-Klinkenbuchse (6,35 mm, L/Mono, R), TS-Klinkenbuchse (6,35 mm, hochohmig)
  • Lineeingänge: 2 x TRS-Miniklinkenbuchse (3,5 mm)
  • Phantomspeisung: +48V
  • Kopfhörerausgang: Miniklinkenbuchse (3,5 mm, stereo)
  • USB-Port: Micro-B
  • Bittiefe/Samplingfrequenz: 16 Bit/48 kHz
  • Stromversorgung: Bus-Power via USB oder 4 AAA-Batterien
  • Gewicht: 220 g
  • Maße: 10,4 x 4,1 x 15,5 cm (B x H x T)
  • Preis € 169,– (Straßenpreis am 2.10.2018)
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