Rode M3 Test

Das Rode M3 hier im Test ist wirklich preiswert. Ein Kondensator-Mikrofon mit guter Ausstattung für etwa 75 Euro dürfte vielen Tonschaffenden zunächst verdächtig vorkommen.

Rode_M3_Test_9

Schließlich gibt es da doch diesen bekannten – und besonders im Mikrofonbereich als sehr wahr geltenden – Satz, nachdem man bekommt, wofür man bezahlt.
Oder anders: Das Rode M3 kann eigentlich nichts sein. Dass man das klobige Teil auch noch mit Batterien betreiben kann, macht die Sache in den Augen der Audiophilen sicherlich nicht besser. Wofür es besonders geeignet sein soll? Für alles von Gesang bis Schlagzeug, im Studio und live und natürlich draußen. Einen Low Cut gibt es ebenso wie ein zweistufiges Pad für besonders laute Quellen. Alles klar. Mit mäßig großen Erwartungen mache ich mich an den Test …

Details

Ein „Stäbchenmikrofon“ ist das Rode M3 nicht wirklich

Beim ersten Auspacken bin ich erstaunt, ich habe nämlich ein typisches Kleinmembran-Mikrofon erwartet, inklusive seiner kompakten Dimensionen. Der halbzöllige Membrandurchmesser rechtfertigt diese Erwartung durchaus. Als kompakt lässt sich das M3 jedoch beim besten Willen nicht bezeichnen, fast alles an ihm wirkt massiv und irgendwie klobig. Knappe 400 Gramm Gewicht, gute 22 Zentimeter Länge sowie 3,3 Zentimeter Dicke sprechen dann auch eine deutliche Sprache, das Testgerät ähnelt dank dieser Werte eher einem Großmembran-Mikrofon herkömmlicher Bauweise. Ein offensichtlicher Grund für die Abmessungen wird offenbar, wenn man den Testerreflexen folgt und das M3 an der deutlich sichtbaren, mittig positionierten Naht aufschraubt. Zum Vorschein kommt ein Fach, welches einen 9V-Block beherbergen kann, sofern man das Mikrofon in Verbindung mit einem Aufnahmegerät ohne Phantomspeisung nutzen möchte.
Aber nicht nur das Einlegen einer Batterie erfordert das Öffnen des Mikros, auch der Schalter zur Aktivierung des zweistufigen Pads (-10 und -20 dB) verbirgt sich im Inneren des M3. Auch auf der Außenseite des Metallgehäuses findet sich ein dreistufiges Bedienelement. Seine Funktionen lauten: Aus, An/kein Low Cut und Low Cut (dieses Hochpassfilter beschneidet das Signal ab 80 Hertz abwärts). Über dem Schalter befindet sich eine rote LED, welche den Nutzer über den Batteriestatus informiert. Die Kapsel des Testobjekts wird von einem stabilen Korb geschützt, welcher – wie das ganze Mikro – aus Metall gefertigt ist. Auf der anderen Seite ist die XLR-Buchse mit vergoldeten Pins angebracht. Optische Eleganz lässt sich dem M3 nicht unterstellen, mechanisch wirkt es jedoch sehr solide. Das gilt übrigens auch für die stabile Kunststoffklemme mit Messinggewindebuchse. Ein Verkleinerungsgewinde, ein Windschutz, eine Kunststofftasche und eine ausführliche Anleitung samt Mikrofonierungstipps ist ebenfalls dabei. Bisher kann also nicht gemeckert werden. 

Fotostrecke: 4 Bilder Hier seht ihr das Rode M3 mit dem mitgelieferten Windschutz.

Das M3 besitzt eine permanent polarisierte Kapsel

Wie oben schon erwähnt liegt der Membrandurchmesser des M3 bei einem (für Kleinmembranmikrofone üblichen) halben Zoll. Wie viele moderne Mikros besitzt es eine sogenannte permanent polarisierte Kapsel. In puncto technischer Daten gibt sich das M3 keine nennenswerten Blößen. Seinen Frequenzgang gibt Rode mit 40 bis 20000 Hertz an, das Datenblatt zeigt eine geglättete Kurve mit einem leichten Anstieg im Air-Bereich bei etwa 12000 Hertz. Das lässt einen frischen, räumlichen Klang ohne Betonungen bestimmter Frequenzbereiche erwarten. 21 dB Ersatzgeräuschpegel (A-gewichtet) sind kein berühmter Wert, hier sollte man aber auch bedenken, dass wir es mit einem wirklich günstigen Mikrofon zu tun haben, das Anwender mit hohen Ansprüchen sicherlich nicht für das Aufnehmen sehr leiser Quellen verwenden werden. Dafür kann das gute Stück mit 142 dB SPL auch als Nahmikrofon an lauten Quellen wie Drums oder Bläsern verwendet werden. Zehn mV/Pa Empfindlichkeit liegen im unteren Bereich für Kondensatormikrofone, hier sollte aber auch wieder der angedachte Einsatzbereich sowie der Preis berücksichtigt werden.

Fotostrecke: 3 Bilder Kaum zu glauben bei dem Preis: Made in Australia.

Praxis

Das Rode M3 gibt sich als Arbeitstier

Im Praxiseinsatz zeigt sich schnell, dass sich mit diesem „Riesenbaby“ erstaunlich gut arbeiten lässt. Der einzige – offensichtliche – Nachteil ist seine Größe. Dort, wo es enger zugeht, muss teilweise ordentlich gezirkelt werden, um das gute Stück in die gewünschte Position zu bringen. Ist es dort aber erst einmal, verrichtet es respektabel seinen Dienst. Die erste Hälfte des Tests habe ich mit eingesetzter Batterie absolviert, die zweite dann per Spannungsversorgung vom Preamp. Als Testschallquellen kamen verschiedene Positionen am Drumset sowie die akustische Gitarre zum Einsatz und überall hinterlässt das M3 mindestens einen zufriedenstellenden Eindruck. Insgesamt klingt es lebendig und tendenziell höhenbetont, wirkt dabei aber nicht britzelig-aggressiv, wie so viele andere Kandidaten in dieser Preisklasse. Im Bass geht es schlank zu, die Mitten werden gut aufgelöst. In Sachen Tiefenstaffelung und Detail darf man natürlich nicht zu hohe Ansprüche haben, im Vergleich mit teureren Kleinmembranern kann das M3 seine preisgünstige Herkunft dann doch nicht verleugnen.

Fotostrecke: 3 Bilder Rode M3 an der Hi-Hat

Über dem Schlagzeug als Mono-Overhead

Als erste Amtshandlung positioniere ich das Testgerät als Overhead über meinem Drumset, denn dort fühlen sich Kleinmembran-Kondensatormikros nunmal meistens recht wohl. Als Vergleich kommt eines meiner Oktava MK012 zum Einsatz, welches mit guten 150 Euro allerdings teurer ausfällt. Der Vergleich zeigt, dass das M3 deutlich höhenbetonter klingt, die Becken kommen präsenter rüber, ebenso der Attack der Snaredrum. Scharf und klirrend wird es allerdings nicht, bei dickeren Becken mit viel „Ping“ im Klang dürfte jedoch zumindest die Tendenz vorhanden sein. Im Test habe ich Paiste Traditionals verwendet, die Hi-Hat entstammt der K-Serie von Zildjian. Generell wirkt das M3 etwas distanzierter als das Oktava, welches die Toms besser „heranholt“ und auch über eine natürlichere räumliche Abbildung verfügt. 

Audio Samples
0:00
Rode M3, mono Overhead, solo Rode M3, mono Overhead, solo, Lowcut Oktava MK012, Overhead, solo Rode M3, mono Overhead, Kit Rode M3, mono Overhead, Kit, Lowcut Oktava MK012, Overhead, Kit

Rode M3 an der Snaredrum

Wo wir gerade am Schlagzeug sind, bietet sich als nächste Schallquelle die Snaredrum an, schließlich besitzt das M3 eine Pegelabsenkung, welche ich auf -10 dB schalte. Dass dafür das Mikrofon aus der Halterung genommen, auf- und wieder zusammengeschraubt werden muss, finde ich nicht optimal. Zwei Vergleichsmikrofone ziehe ich heran, zunächst wieder das MK012, anschließend das bekannte Tauchspulenmikrofon Shure SM57. Wie erwartet liefert das M3 von allen die meisten Höhen und den geringsten Körper. Übersprechungen von Hi-Hats und Becken klingen weniger „dosenartig“ als beim Klassiker SM57, allerdings wirkt das M3 eben auch dünner in den Mitten. Stehen rockige Stile auf dem Programm, dürften die meisten Tonleute wohl zum EQ greifen und ein bisschen Bumms zwischen 80 und 120 Hz addieren. Andererseits dürfte es eben dort gut funktionieren, wo die Snaredrum transparent und offen klingen soll. 

Audio Samples
0:00
Rode M3, Snare, solo Oktava MK012, Snare, solo Shure SM57, Snare, solo Rode M3, Snare, Kit Oktava MK012, Snare, Kit Shure SM57, Snare, Kit

An der Hi-Hat eingesetzt Rode M3

Ein klassisches Einsatzgebiet für Kleinmembranmikros ist natürlich auch die Hi-Hat und hier gefällt mir das M3 besser als das Oktava. Meine alte Zildjian-Hi-Hat profitiert von den brillanteren Höhen, gleichzeitig lässt sich mit dem Low Cut das typische Brummen der Becken gleich am Beginn der Aufnahmekette eliminieren. Übersprechungen von Bassdrum und Snaredrum klingen schön straff, was sich dann auch im Kontext mit den anderen Mikros zu einem klaren, fokussierten Hi-Hat-Sound mischt. 

Audio Samples
0:00
Rode M3, Hi-Hat, solo Rode M3, Hi-Hat, solo, Lowcut Oktava MK012, Hi-Hat, solo Rode M3, Hi-Hat, Kit Rode M3, Hi-Hat, Kit, Lowcut Oktava MK012, Kit, solo

Rode M3 zum Aufnehmen einer Akustikgitarre

Gitarrenaufnahme mit Rodes "kleinem großen" M3
Gitarrenaufnahme mit Rodes “kleinem großen” M3

An der akustischen Gitarre macht das M3 eine ebenso brauchbare Figur wie im perkussiven Teil des Tests. Es klingt klar und transparent, bildet die Anschläge plastisch ab und vermittelt einen relativ guten räumlichen Eindruck. Als Vergleichsmikrofon kam wieder das Oktava MK012 zum Einsatz, welches jedoch deutlich mehr Substanz in den Mitten liefert und besser auflöst. Nicht umsonst wird es schließlich immer noch als günstige Geheimwaffe insbesondere an der Akustischen gehandelt. Allerdings hängt es immer davon ab, was man möchte und wenn man bedenkt, dass das M3 etwa die Hälfte des Oktava kostet, schlägt es sich doch wirklich gut. Zudem ist es besser ausgestattet. Mein Kollege Miachael Krummheuer hat euch die Soundfiles eingespielt. 

Audio Samples
0:00
Rode M3, Strumming-Gitarre Rode M3, Strumming-Gitarre, Lowcut Rode M3, Picking-Gitarre Rode M3, Picking-Gitarre, Lowcut Oktava MK012, Strumming-Gitarre Oktava MK012, Picking-Gitarrewcut

Fazit

Gut klingend, stabil gebaut und praxisgerecht ausgestattet präsentiert sich das Rode M3 im Test. Für deutlich unter 100 Euro empfiehlt es sich als Allrounder für den kostenbewussten Homerecordler, sein frischer, gleichzeitig aber nicht harscher Sound dürfte sich aber auch in dem einen oder anderen professionellen Kontext behaupten. Natürlich bietet es weder die hohe Auflösung, noch die dimensionale Abbildung deutlich teurerer Mikrofone, dies kann man für den Preis aber auch nicht erwarten. Und die Möglichkeit, das Mikrofon auch per Batterie betreiben zu können, ermöglicht Einsätze auch dort, wo andere Geräte passen müssen. 

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • recht ausgewogener Klang ohne übermäßige Schärfe
  • robuste Verarbeitung
  • gute Ausstattung
  • sehr günstiger Preis
Contra
  • die Länge erschwert das Positionieren bei engen Platzverhältnissen
  • Mikro muss zum Aktivieren des Pad-Schalters aufgeschraubt werden
Artikelbild
Rode M3 Test
Für 96,00€ bei
Rode_M3_Test_1
Features und Spezifikationen
  • Hersteller: Rode
  • Bezeichnung: M3
  • Wandlerprinzip: Kondensator, permanent polarisiert
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Impedanz: 200 Ohm
  • Frequenzgang: 40-20000 Hz
  • Finish: anthrazitfarben lackiert
  • Ausgang: XLR
  • Abmessungen: 22,5 x 3,3 cm
  • Zubehör: einfache Halterung, EU-Verkleinerungsgewinde, Tasche, Anleitung
  • Besonderheit: Batteriebetrieb per 9V-Block möglich
  • Herkunftsland: Australien
  • Preis: € 68,– (Straßenpreis am 7.11.2018)
Hot or Not
?
Rode_M3_Test_9 Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Profilbild von Matthias

Matthias sagt:

#1 - 18.10.2022 um 17:44 Uhr

0

Ich verstehe nicht, wieso man nicht drauf hinweist, dass es eine ziemlich eindeutige Kopie des AKG C1000S in seiner ursprünglichen Gestalt aus den 1980er ist. Form, 9V-Batterie + Phantom, 1/2“ Elektret-Kapsel und sogar Details wie der Drahtkorb sind identisch. Auch der Preis. Wieso testet man es nicht gegen seinen direkten Konkurrenten? Das wäre spannend gewesen.

Profilbild von Ali Machmahall

Ali Machmahall sagt:

#2 - 11.12.2024 um 18:41 Uhr

0

@Matthias: Ja, das war auch mein erster Gedanke - der Autor kennt das C1000 angeblich nicht und war "überrascht" von der Bauform? Er stuft das M3 für die Anwendung "Homerecording" ein, wohingegen das C1000 ein klassisches Reporter- und Sprachmikrofon ist? Au weia. Dass Bonedo und andere Thomann-"Projekte" das Rode M1 und M2 wohl noch nicht getestet haben, fällt ebenso auf. Da möchte man meinen, Thomann hätte ein Problem damit (und mit gewissen Herstellern), wenn günstige Mikrofone zu gut getestet werden ... @Bonedo: "Großmembran" bezieht sich auf den Durchmesser der Membran (2,54 cm und größer) und nicht auf die Länge des Mikrofons (einschließlich Batteriefach und Elektronik) ...

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • iZotope Ozone 12 Bass Control Demo (no talking)
  • LD Systems ICOA Pro Series - All you need to know!
  • Watch THIS if you use analog gear! Everything you need to know about the Freqport FreqInOut FO1