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Randall RD40C Test

Der Randall RD40C im bonedo-Test  –  Fällt der Name Randall, denkt der Kenner unweigerlich an Metal in all seinen dunklen Blüten. Und dieses Image hat sich der Hersteller aus Buffalo Grove im amerikanischen Bundesstaat Illinois ganz bewusst selbst zugelegt, indem er mit seinen Amps in erster Linie die Hard- und Heavy-Fraktion bedient. Und weil Namen wie Kirk Hammet, Georges Lynch, Nuno Bettencourt und viele andere einschlägig bekannte Saitenartisten die Künstlerliste von Randall bevölkern, gibt es an ihrer Ausrichtung keinen Zweifel.

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Auch unser Testobjekt, ein Vollröhren-Combo aus der Diavlo-Serie, steht schon namenstechnisch nicht unbedingt für den Musikantenstadel. Unser Test soll zeigen, ob sein Name Programm ist oder ob er doch mehr kann als nur laut und dreckig.

Details

Der Combo macht auf den ersten Blick unmissverständlich klar, wo es musikalisch hingehen soll, nämlich in Richtung Heavy. Klar, dass ein solcher Amp nicht durch zweifelhafte Farbgebung oder nette Verzierungen aus der Reihe tanzen möchte, und deshalb ist auch der RD40C in kompromissloses Schwarz gehüllt. So ziemlich alles bis auf das Logo und die Beschriftung der Potis (schwarz auf schwarz wäre da eher ungünstig) ist mit Tolex bedeckt. Und das tadellos, denn Dellen, Nasen oder schludrige Verklebungen sucht man vergebens.
Der Combo ist mit seinen Dimensionen von 470 x 283 x 447 mm (BxTxH) komfortabel zu bewegen. Allerdings zieht er mit 22,7 Kilo recht ordentlich am Arm, ein Gewicht, das in dieser Leistungsklasse aber durchaus im normalen Rahmen liegt. Getragen wird er übrigens am Gummigriff an der Oberseite, und hat man sein Ziel erreicht, steht der RD40C sicher auf vier Gummifüßen. Schwarze Metallecken schützen die Kanten beim Transport und ein grob gestricktes Metallgitter in gleicher Farbe den Lautsprecher an der Front. Auch diese Konstruktionsmerkmale passen ins Genre und weniger in die Jazz-Matinee oder den Tanztee.

Fotostrecke: 5 Bilder Kompromisslos schwarz, so präsentiert sich der Randall-Combo

Im Inneren des Verstärkers sorgen 4x 12AX7 (Vorstufe) und 2x 6L6 (Endstufe) für den Sound. Die Bestückung verspricht einen knackigen Cleanton, aber auch den entsprechenden Overdrive, da die 6L6 dafür bekannt sind, im Bassbereich eher tight und punchy zu arbeiten, mehr dazu später.
Zurück zur Front, die das Bedienfeld beherbergt. Ganz links wird die Gitarre mit dem Verstärker verbunden. Gleich daneben befinden wir uns schon im Overdrive-Channel des zweikanalig aufgebauten Amps. Sämtlichen Potis wurden Chickenhead-Knöpfe aufgesetzt, die an der Spitze mit einem weißen Strich versehen sind, was die Ablesbarkeit enorm vereinfacht. Die ersten beiden Regler justieren Gain und Volume des Overdrive Channels. Der folgende Taster ermöglicht das Umschalten zwischen Kanal 1 und 2, wobei dem Amp genau zu diesem Zweck auch ein Fußschalter beiliegt, auf den ich später noch zurückkommen werde. LEDs zeigen an, welcher Kanal gerade aktiv ist. Bei angeschlossenem Fußschalter ist die Schaltfunktion am Combo deaktiviert.
Auch dem cleanen Kanal wurde ein Gainregler spendiert. Eine Besonderheit des Combos ist die Boost-Funktion, die für beide Kanäle gilt. Diese hat laut Handbuch die Funktion eines Röhren-Overdrives. Auch die folgende Klangregelung mit dem altbekannten Quartett aus Bass, Middle, Treble und Presence ist für beide Kanäle zuständig. Schließlich bestimmt das ganz rechts liegende Master-Poti die Gesamtlautstärke, und den Abschluss der Eingriffsmöglichkeiten bieten Power- und Standby-Schalter. Die mattgoldene Beschriftung ist gut lesbar – auch wenn es sich kitschig anhört – gepaart mit dem Randall Logo in der gleichen Farbgebung sieht es sogar ziemlich gut aus.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Front ist übersichtlich gestaltet

Mal schauen, ob der Rücken auch entzücken kann. Auch auf der Rückseitefinden wir viel Altbekanntes. Der mitgelieferte Netzstecker hat hier sein Zuhause, die passende Sicherung liegt direkt daneben. Da es sich um einen Combo handelt, wird einer der beiden Lautsprecheranschlüsse normalerweise vom internen Speaker verwendet, der mit 50 Watt und einer Impedanz von 8 Ω aufwartet. Da mindestens eine Last von 4 Ω am Amp anliegen muss, kann eine zusätzliche 8 Ω Box angeschlossen werden. Wer einen 4 Ω Speaker sein eigen nennt, kann diesen auch benutzen, muss dann aber den internen ausstöpseln. Ein serieller FX-Weg mit Send- und Return-Buchse fehlt natürlich ebenso wenig wie das Poti zum Justieren der Intensität des internen Federhalls. Randall ist nicht der einzige Hersteller, der das so praktiziert, aber trotzdem finde ich, dass ein Effektregler grundsätzlich auf der Front platziert sein sollte.
Last but not least der Eingang für das Pedal, das in einem stabilen Metallgehäuse steckt und mit einem sehr langen Kabel für die Fernsteuerung sorgt. Unterhalb des Anschlussfeldes ist ein ebenfalls schwarz lackiertes Metallgitter verschraubt, das den Blick auf den Trafo und einen Lüfter erlaubt. Ein Lüfter in einem Gitarrencombo? Ist das wirklich nötig? Scheinbar schon, aber dazu mehr im Praxisteil. Die mit schwarzem Tolex beklebte Blende hinter dem Speaker lässt sich bei Bedarf mit einem Schraubenzieher entfernen. Mehr gibt es von hier nicht zu berichten, daher stürzen wir uns direkt in den Praxisteil.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Rückseite
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Praxis

Also, Powerschalter an – und schon macht sich der Lüfter ziemlich lautstark bemerkbar. Ich bin gespannt, ob das bei der Aufnahme zum Problem wird! Insgesamt ist die Bedienung logisch und sehr nutzerfreundlich aufgebaut und erklärt sich von selbst. Bei den folgenden Audiobeispielen kommen verschiedene Gitarren zum Einsatz, abgenommen wird der Amp von einem SM57, das ich zwischen Center und Rand des Speakers leicht angewinkelt platziert habe. Das Signal geht dann ohne Umwege in ein Avalon M5 Pre mit Lundahl Übertragern und von da aus in ein Avid HD I/O.
Bei allen Audiofiles befindet sich die Klangregelung wie immer in der Zwölf-Uhr-Position, also alle Regler in Mittelstellung. Los geht es mit einer Les Paul in der Halsposition.

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Clean Mid Picking

Das klingt doch schon recht vielversprechend! Der Amp erzeugt einen warmen, vollen Cleansound. Die Höhen sind weder schrill noch gläsern, stattdessen erscheint ein angenehm runder Ton. Sehr schön.
Meine Neugier ist geweckt und schon ist auch die Strat geschultert. Jetzt ein Beispiel mit und eines ohne Hall, ansonsten habe ich am Amp nichts verändert.

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Clean Funk ohne Reverb Clean Funk mit Reverb

Auch hier weiß der Combo zu überzeugen. Knackig geht es zur Sache, ohne dass sich jedoch das Höhenbild zu weit aus dem Fenster lehnt. Der Hall verdichtet das Signal, auch wenn er bei diesem Musikstil normalerweise eher nicht verwendet wird, aber er lässt sich so gut demonstrieren.
Clean kann er also, der Randall. Mal schauen, was ein Gainpoti im klaren Kanal bewirken kann. Ich greife wieder zur Les Paul und drehe den Gainregler auf 15 Uhr.

Audio Samples
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Clean Gain 15 Uhr

Auch nicht von schlechten Eltern! Hier dürfte der Blueser sich heimisch fühlen. Das Klangbild wird insgesamt wesentlich mittiger und damit äußerst durchsetzungsfähig.
Genug clean, ich schalte in den Overdrive-Mode und drehe den Gain auf 8 Uhr. Die Paula ist angeschlossen und arbeitet mit dem Steg-Humbucker (übrigens ein Seymour Duncan Jeff Beck).

Audio Samples
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Crunch ohne und mit Boost, Gain 8 Uhr

Hier wird langsam klar, was in dem Combo steckt. Der Zerrgrad ist zwar noch gering, aber dafür sehr durchsetzungsstark. Das Klangbild ist ausgewogen mit etwas ausgeprägteren oberen Mitten. Das wird wahrscheinlich mit höheren Gain-Settings klarer herauszuhören sein.
Gesagt, getan. Der Gainregler zeigt jetzt genau in die Mitte, also auf 12 Uhr. Im folgenden Soundfile gibt es den Amp erst einmal ohne, in der zweiten Hälfte dann mit Boost. Wieder kommt die Les Paul zum Einsatz, die sich an diesem Amp ziemlich wohlfühlt.

Audio Samples
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Crunch ohne und mit Boost, Gain 12 Uhr

Aber hallo! Der Booster gibt noch einmal den Extraschub, den man braucht, um die Attacks breiter und den Gaingehalt auf eine andere Ebene zu hieven. Es scheint tatsächlich so, als wäre ein entsprechendes Pedal im Signalweg.
Jetzt gibt es kein Halten mehr, wo ist die Ibanez?! Steg Pickup an, Gain auf 12 Uhr und Booster an.

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Metal Gain 12 Uhr, Boost

Genau das habe ich von diesem Amp erwartet. Astreine Highgain-Sounds, so, wie man sie haben will. Der Combo klingt am Mikro tatsächlich größer als er ist, da bewahrheitet sich mal wieder die alte Studioweisheit, die besagt, das kleine Amps im Studio immer größer klingen als große Amps. Der Sound kommt punchy und mit eben genau der Gaindichte, die man für die Metal-Abteilung braucht. Jeder Attack setzt sich klar und deutlich trotz recht hohem Gaingehalt durch.
Das wird auch vom nächsten Beispiel untermauert, und dem bereits Gesagten ist im Grunde genommen nichts hinzuzufügen. Aber hört selbst:

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Brett Gain 15 Uhr, Boost

Der Amp klingt definitiv teurer als er ist. Ich bin zwar kein ausgewiesener Metal-Fan, weiß aber einen gut zerrenden Amp durchaus zu schätzen.
Abschließend gibt es noch ein kleines Solo. Als Cleangitarre verwende ich eine Les Paul in der Mittelstellung und natürlich den cleanen Kanal des Combos. Für das Solo kommt eine Musik Man Luke 3 zum Einsatz und der Gain bleibt im Overdrive-Kanal auf 15 Uhr. Es kommt lediglich eine Prise Federhall dazu.

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Solo

Der Randall erzeugt einen modernen Solosound, der mit Sicherheit nicht nur Metalfans ansprechen wird. Gain gibt es hier mehr als genug, und zwar soviel, dass man sich ein zusätzliches Pedal sparen kann. So gesehen hat man es eigentlich mit einem vierkanaligen Amp zu tun, bei dem sich alle eine Klangregelung teilen. Und die arbeitet effektiv und formt den Sound, ohne die Grundcharakteristik zu beeinflussen.
Und was ist mit dem bereits erwähnten Lüfter. Ja, er ist laut. Hört man das bei einer Aufnahme? Also mit dem SM57 direkt am Speaker nicht. Sobald aber ein Kondensatormikro im Raum ins Spiel kommt und eher leisere Töne angesagt sind, könnte er zu einem Problem werden. Wer sich aber überwiegend im rockenden Genre aufhält und das im Proberaum oder live auf der Bühne praktiziert, den dürfte er wohl kaum stören. Sobald aufgenommen wird, gelten aber andere Gesetze und ein lauter Lüfter ist nicht gerade gerngesehen.
Abschließend noch das Thema Lautstärke. Wer glaubt, 40 Röhrenwatt reichen nicht für eine amtliche Probe, der sollte spaßeshalber einen AC30 voll aufdrehen und ein gesundes E Dur mit Schmackes anschlagen. Ich garantiere, dass der Trommler, der eventuell gegenübersitzt, für längere Zeit nicht mehr anrufen wird.

Der RD40C kann weitaus mehr als nur Metal - das haben wir während des Tests gemerkt.
Der RD40C kann weitaus mehr als nur Metal – das haben wir während des Tests gemerkt.
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Fazit

Der RD40C ist ein toller Combo, und das nicht nur für Metalfans! Wer sich von der Optik nicht zu sehr in eine Ecke gedrängt fühlt, der bekommt mit dem RD40C einen vielseitigen und wirklich gut klingenden Amp, der sich in verschiedenen Genres pudelwohl fühlt, solange diese eher modern angehaucht sind. Vintage sucht man bei ihm vergebens. Der eingebaute Lüfter arbeitet nicht gerade dezent, aber das dürfte eher im Studio und vor allem in cleanen Gefilden ein Problem darstellen. Alles in allem also ein wirklich toller Amp, der viel mehr kann als nur laut und dreckig

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sound
  • Preis-Leistung
  • Boost-Funktion
Contra
  • Lüfter laut
  • Reverb-Poti rückseitig
Artikelbild
Randall RD40C Test
Für 649,00€ bei
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Facts
  • Hersteller: Randall
  • Bauart: Vollröhrencombo Gitarrenverstärker
  • Kanäle: 2, zusätzlich 2x Röhrenboost
  • Röhrenbestückung: 4x12AX7 (Vorstufe), 2x 6L6 (Endstufe)
  • Leistung: 40 Watt
  • Effekteinschleifweg: seriell
  • Speaker: 1×12“ special voiced Diavlo Randall RD12508 (50 Watt)
  • Gewicht: 22,7 kg
  • Maße: 470 x 283 x 447 mm
  • Besonderheiten: Federhall, Lüfter
  • Preis: 772 Euro (UVP)
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Kommentieren
Profilbild von Mr. Mack

Mr. Mack sagt:

#1 - 13.05.2014 um 17:21 Uhr

0

wie geil ist denn, dass Randall aus Buffalo Gro(o)ve kommt. Cooler Test, Bassel, wie immer!

Profilbild von Dirk

Dirk sagt:

#2 - 15.05.2014 um 12:27 Uhr

0

Richtig geiler Metal amp! Und danke für den Test!

Profilbild von Taylor

Taylor sagt:

#3 - 19.06.2014 um 13:35 Uhr

0
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