Ihren Anfang nahm die Geschichte 1975, als erste Einzelanfertigungen des amerikanischen Gitarrenbauers Paul Reed Smith in die Hände von Künstlern wie Santana, Al di Meola und Peter Frampton gelangten. Plötzlich standen die Gitarren mit dem Kürzel PRS im Fokus und das weltweit Interesse von Gitarrenverrückten war geweckt. Mittlerweile gehören PRS-Gitarren zu echten Klassikern, die neben den großen Namen ihren Platz auf den Bühnen dieser Welt gefunden haben.
Heute sind PRS Gitarren nicht mehr nur in den oberen Preiskategorien zu Hause, sondern mit dem Kürzel SE versehen auch als erschwingliche Modellvarianten aus koreanischen Gefilden zu haben. Damit rückt auch für diejenigen unter uns der Besitz einer PRS in greifbare Nähe, die bisher mit Blick auf ihr angespanntes Budget nur davon träumen konnten.
Wir haben uns die Custom Semi Hollow besorgt und gecheckt, ob sich eine SE in den Fußstapfen ihrer großen Brüder und Schwestern verliert oder doch in der Lage ist, eigene Akzente zu setzen.
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DETAILS Korpus – Der mit einer ausgefrästen Kammer im oberen Bereich versehene Body der Semi-Custom Hollow besteht aus Mahagoni und ist mit einer fünf Millimeter dicken Ahorndecke belegt. Für den optischen Kick sorgt ein aufgeleimtes Riegelahornfurnier.
1/2 Das stilisiertes F-Loch gibt der Akustik-Kammer Luft zum Atmen.
2/2 PRS Wrap-Around-Bridge
Die Saitenbefestigung übernimmt ein PRS-typisches Wraparound-Stoptailpiece. Da die Saiten nach der „Umwicklung“ durch Einkerbungen laufen, wird ein komfortableres und freieres Spiel beim Auflegen der rechten Hand ermöglicht. Für die Einstellung der Saitenlage verfügt das Stoptailpiece über zwei Bolzenschrauben. Das Justieren der Intonation erfolgt über zwei kleine Stiftschrauben, welche die Brücke von den Bolzen wegbewegen und so den Saitenweg verlängern oder verkürzen. Ein separates Einstellen der Oktavreinheit für jede Saite ist hier nicht möglich, dennoch lässt sich durch entsprechendes Schrägstellen des Tailpieces ein funktionierendes Setting finden. Ich persönlich würde aber immer einer Lösung mit separat justierbaren Reitern den Vorzug geben, da man so präziser und flexibler auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Saitenstärken reagieren kann.
Optisches Aushängeschild der Gitarre ist, neben dem außergewöhnlich kleinen und cool verschnörkelten Schlagbrett, das stilisierte F-Loch, das der gefrästen Akustik-Kammer Luft zum Atmen gibt. Die beiden traditionell geschalteten Humbucker stammen ebenfalls aus dem Hause PRS und lassen sich über einen Dreiwege-Toggle-Switch sowie einen Volume- und einen Tone-Poti kontrollieren. Die Position des Toggle-Schalters ist dabei zwar durch seine Außenseiterrolle weitab vom Steg recht ungewöhnlich, stört aber in keinster Weise den Spielbetrieb.
Der Hals – Der Mahagonihals der SE ist eingeleimt und im voluminösen PRS Wide Fat Profil geformt. Damit hat die linke Hand ordentlich was zu greifen, ohne dass es unangenehm würde. Genau wie der Korpus ist auch der Hals mit einem Hochglanzlack überzogen. Auf dem Griffbrett machen sich 22 fein säuberlich gearbeitete Bünde breit. Dank der großzügigen Cutaways und des Halsansatzes in Höhe des 20. Bundes lässt sich die Gitarre bis in die höchste Lage ohne Hindernis bespielen. Am anderen Ende laufen die Saiten über einen aus einem Graphitgemisch gefertigten Sattel, sodass optimales Gleiten gewährleistet ist. Die „Drähte“ enden in geschlossenen Mechaniken aus dem Hause PRS, die leichtgängig arbeiten und die Gitarre präzise in Stimmung halten.
2/4 Der Sattel aus einem Graphitgemisch sorgt fu00fcr einen geschmeidigen Saitenlauf.
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PRAXIS
Bereits mit den ersten Tönen überzeugt die Gitarre durch eine äußerst frische, transparente und perkussive Ansprache. Besonders in hohen Lagen kann sie ohne viel Anstrengung zum Singen gebracht werden. Der Ton startet kräftig und klingt gleichmäßig aus, wobei die PRS schon von Natur aus eine gute Portion Sustain mitbringt. Dank der halbakustischen Bauform mit „nur“ einer Akustikkammer sind Feedbackprobleme aber grundsätzlich kein Thema. Durch drei sehr unterschiedliche Klangbilder in den verschiedenen Tonabnehmerpositionen erweist sich die Custom Semi Hollow als ein sehr vielseitiges und flexibles Instrument. Im verstärkten Betrieb fördert besonders die Mittelposition den kräftigen, knackigen und hohlen Natursound des Instruments und erinnert an Beat-Klänge im Stile alter Gretsch oder Rickenbacker Gitarren.
Der Hals-Humbucker ist für die runde, etwas bassigere Abteilung zuständig, wobei letztere noch einen Tick mehr Präsenz hätte bekommen dürfen. Auch in dieser Position bleibt das Anschlagsgeräusch erhalten und es wird klar, dass dieses Instrument keine Unsauberkeiten beim Spiel verzeiht. Das ist in diesem Falle aber als durchaus positiv zu vermerken, weil die Gitarre durch die feine Ansprache auf sämtliche Spieldetails sauber reagiert und sie eins zu eins wiedergibt. Am Steg erreicht der Sound dann einen fast an Countryklänge erinnernden Rock´n´Roll Twang, umrahmt von fein gezeichneten Höhen und glitzernder Brillanz.
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Hals-Pickup – CleanHals- und Steg-Pickup – CleanSteg-Pickup – CleanFunky – beide Pickups
Dreht man den Drive-Regler seines Amps auf, so überzeugt das Leichtgewicht mit einem saftigen Sustain und satter Power in allen Lagen. Sehr schöne dynamische Leads und charakterstarke Akkordbegleitung sind in allen Positionen realisierbar. Die ausgesprochen deutliche Artikulation der PRS macht zudem wirklich Spaß und spricht für Qualität. Der Hals-Pickup klingt trotz des Bassmangels – was ich auf die sehr leichten Hölzer zurückführe – auch verzerrt unglaublich wohlgeformt, warm und satt. Die Mittelposition hingegen erinnert mit der nötigen Portion Drive schon fast an stratähnliche Klänge, verleiht dem Ganzen aber mit seinen perkussiven Eigenschaften noch ein Quäntchen mehr Knackigkeit und Dynamik.
Der Steg-Pickup beißt auch verzerrt ordentlich zu, wird aber trotz des geringen Bassanteils niemals nörgelig oder anstrengend. Dennoch ist sein Aggressionspotential nicht zu unterschätzen. Ach ja … und Sustain, Sustain, Sustain …
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HeavyLeadDyna PotiDyna Pick
In puncto Bespielbarkeit setzt das Wide Fat Halsprofil erhöhte Sportlichkeit voraus. Besonders in hohen Lagen ist es bei ungenügender Flexibilität der Handmuskeln wegen des dicken Halses schwierig, die Geschwindigkeit und gleichzeitig die Trefferquote zu wahren. Das aber ist und bleibt Übungssache und dank der großzügigen Cutaways und der späten Leimstelle wird einem auch diese Übung einfach gemacht.
Hinzu kommt, dass die Gitarre nicht nur extrem wenig wiegt und so das Tragen am Gurt fast schon ein Genuss ist, sondern durch die gleichmäßige Halslackierung und die sauberst abgerichteten Bünde ein federleichtes Spielgefühl offeriert. Die gute Stimmstabilität, die solide Verarbeitung und das Design runden das Paket vollständig ab.
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FAZIT
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass PRS mit der Custom Semi Hollow ein zu hundert Prozent eigenständiges Instrument anbietet, wie es einem nicht alle Tage über den Weg läuft. Die Soundpalette ist außergewöhnlich breit gefächert und deckt sämtliche Sparten ab. Auch bei härterer Rock-Attitüde verrichtet die SE selbstbewusst ihre Arbeit. Eine solide Verarbeitung, gut ausgesuchte und qualitativ hochwertige Hardware, gepaart mit einem modernen aber doch irgendwie zeitlosen Design, ergeben zwei Hände mit zehn Daumen – alle davon hoch.
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