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PRS 513 Test

Die PRS 513 im bonedo-Test – 1976 war es Carlos Santana, der sich für die Instrumente von Paul Reed Smith entschied und damit dem aufstrebenden Gitarrenbauer half, sich weltweit einen Namen  zu machen. Die Gitarren aus den Anfangsjahren besitzen mittlerweile Sammlerwert, wurden sie doch in kleinen Stückzahlen und in einer relativ bescheidenen Werkstatt in Handarbeit aus allerfeinsten Zutaten zu hochwertigen Instrument zusammengesetzt. Im Laufe der Jahre zu einem renommierten und auch in seiner Größe imposanten Hersteller gewachsen, hat PRS sich in der von den Giganten Fender und Gibson beherrschten Gitarrenwelt einen festen Platz erobert.

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Nach wie vor setzt Chef und Mastermind Paul Reed Smith auf hochwertige Materialien und erstklassige Verarbeitung, und auch unser heutiges Testobjekt legt davon Zeugnis ab. Der bescheidene Name, der lediglich aus der Zahl 513 besteht, soll darauf hinweisen, dass wir es bei ihr mit fünf Tonabnehmern und 13 verschiedenen Sounds zu tun haben.

Details

Konzept und Aufbau

Gleich nach dem Öffnen des Koffers strahlt die Edelgitarre dem potentiellen Käufer förmlich entgegen. Ja, so sieht eine echte Paul Reed Smith Gitarre aus! Die typische Kopfplatte und der Body, der sowohl Strat- als auch Les Paul-Gene hat, sind die Markenzeichen dieser Firma. Diese unverwechselbare Gitarrenform, die hier mit einer eher schlichten und klassischen Lackierung daherkommt, hat einen ganz eigenen Charme. Im Gegensatz zu Strats oder Les Pauls gelten sichtlich gebrauchte und vom langen Bühnenleben gezeichnete Instrumente bei dieser Marke nicht unbedingt zum Schönheitsideal. Ganz im Gegenteil möchte der Sammler alter PRS-Gitarren ein möglichst jungfräuliches Instrument ergattern. Neben der typischen Silhouette fällt bei der 513 zunächst die ungewöhnliche Pickupbestückung auf, die aus fünf einzelnen Tonabnehmern besteht. Wie schon erwähnt, ergibt sich der Name zusätzlich aus den 13 Klangvarianten, die aus den möglichen Kombinationen aller Schalt- und Splitmöglichkeiten hervorgehen. Dank zweier sogenannter Blade Switches, einem 3-Wege- und einem 5-Wege-Schalter, ist es möglich, neben den typischen Humbuckersounds auch die klassischen Singlecoilsound zu erzeugen.

Fotostrecke: 5 Bilder Die typische PRS-Gitarrenform

Der Korpus

Der Korpus ist etwas dicker als der meiner alten Custom 22 aus den 80ern, die ich bei PRS-Tests immer gerne als Referenz hernehme. Dank des größeren Holzvolumens entlässt die 513 schon unverstärkt einen etwas fleischigeren Ton als mein altes Schätzchen. Der Body besteht wie bei einer klassischen Gibson Les Paul Custom aus Mahagoni mit aufgeleimter und bei diesem Modell sogar einteiliger Ahorndecke. Diese Mixtur steht für einen warmen und fetten Sound mit knackigem Anschlag und einem wohldosierten Obertonspektrum. Außerdem kommen nur erstklassige Hölzer zum Einsatz, wodurch das Instrument über enorme Resonanzeigenschaften verfügt und gleichzeitig mit einem komfortablen Gewicht punktet. Die Testgitarre ist mit einer Antique Natural Lackierung versehen, die mir persönlich besser gefällt als viele der knallbunten Farbvarianten, die sich auf der PRS-Homepage tummeln.
Das PRS-Tremolo ist durch sechs Schrauben mit dem Korpus verbunden, und seine Arbeitsweise ähnelt im Grunde genommen dem der Stratocaster. Das Teil arbeitet leichtgängig, nahezu verstimmungsfrei und klingt sehr gut. Ich habe mein altes PRS-Gusstremolo aus den 80ern irgendwann gegen ein neues Modell mit separater Bridge-Plate und Tremoloblock getauscht und war erstaunt, wie viel besser meine Gitarre plötzlich klang. Diese Maßnahme kann ich übrigens auch allen Besitzern von 70er-Jahre Strats empfehlen, weil man damals bei Fender ebenfalls Gusstremolos verwendete, die bei weitem nicht so gut klingen wie Customshop-Tremolos oder die Teile von Callaham.
Aber zurück zur 513. Wenn man das gute Stück umdreht, fällt die farblich dunklere Rückseite auf, die mir durchaus gefällt. Das kennt man auch von Les Pauls, die rückseitig anders lackiert sind – eine Frage des Geschmacks. Hier liegen hinter zwei Kunststoffabdeckungen auch die Kammern für die Federn des Tremolos und die Elektronik.

Fotostrecke: 5 Bilder Mahagoni-Korpus und einteilge, aufgeleimte Ahorndecke

Der Hals

Der aus Mahagoni gefertigte Hals besitzt ein aufgeleimtes Palisandergriffbrett, also die klassische Holzauswahl für eine anständige Rockgitarre. Eingelassene Bird-Inlays und kleine Punkte an der Halskante dienen der Orientierung auf dem Griffbrett. Der Hals liegt angenehm in der Hand und lässt sich klasse bespielen. Wie erwartet, kommt auch diese Gitarre nahezu perfekt eingestellt aus dem PRS-Werk. Lediglich die Bundreinheit musste ich nachträglich korrigieren, eine Maßnahme, die man bei einer neuen Gitarre immer zuerst durchführen sollte, da man das Instrument sonst einfach nicht sauber gestimmt bekommt. iPhone und iPad Benutzern kann ich an dieser Stelle übrigens die iStroboSoft App von Peterson empfehlen, die wesentlich genauer  arbeitet als viele Wald- und Wiesenstimmgeräte.
Die 22 Bünde der PRS 513 sind hervorragend abgerichtet und man hat das Gefühl, ein bereits eingespieltes Instrument in den Händen zu halten. Der Korpus-Hals-Übergang beginnt in Höhe des siebzehnten Bundes. Hier werden sich Spieler, die ultraflache Flitzefingerklampfen mit hauchdünnen Hälsen gewohnt sind, eventuell nicht sofort zu Hause fühlen. Wer aber mit Strats und Les Pauls klarkommt, sollte auch hier keine Probleme haben. Die charakteristische Kopfplatte mit dem unsymmetrischen Ende beherbergt Klemm-Mechaniken aus eigener Fertigung. PRS war hier seiner Zeit immer schon voraus und verbaute bereits Locking-Tuner, als diese für viele Puristen noch aus dem Reich des Bösen kamen. Bei den Phase III Klemm-Mechaniken werden die Saiten ähnlich wie bei den gängigen Modellen von Schaller oder Sperzel durch den Schaft gesteckt und mit einer Schraube fixiert. Und die Gitarre hält die Stimmung tatsächlich exzellent. Selbst bei massivem Tremologebrauch verstimmt sie sich höchstens in unwesentlichen Nuancen,  wobei ich hier nicht von Divebombs rede, die man mit dem eher klassischen Tremolo ohnehin nicht wirklich hinbekommt.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Tremolo arbeitet leichtgängig und nahezu verstimmungsfrei

Die Schaltung

Hurra, endlich richtige Stratsounds mit einer PRS! Das war mein erster Gedanke, als ich die Gitarre sah. Der Grund ist der mittlere Tonabnehmer, der für die Realisierung authentischer Stratocastersounds unerlässlich ist. Bei einigen PRS-Modellen, wie auch bei meiner alten Custom 22 aus den 80ern, gibt es einen „Stratfake-Sound“, der durch das Splitten der beiden Humbucker und die Aktivierung der beiden inneren Spulen erzeugt wird. Mit den silbrigen Zwischenstellungen des Originals hat das jedoch nicht viel zu tun. Bei der 513 ist das anders, aber dazu später mehr. Sie ist im Grunde mit fünf Singlecoils bestückt, die in drei Gruppen zusammengefasst sind. Steg und Hals bestehen aus je zwei Einzelspulern, die entweder alleine oder als Humbucker geschaltet werden können, während in der Mitte ein einzelner Singlecoil sein Dasein fristet. Angewählt werden die Pickups mittels eines 5-Wege-Schalters, dessen Positionen denen der Stratocaster entsprechen.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Tonabnehmer-Fraktion im Überblick

Oberhalb der beiden Potis befindet sich der sogenannte Mode-Switch. In der vorderen Position, die bei einem Pickupwahlschalter den Halstonabnehmer aktivieren würde, arbeiten die Tonabnehmer im Singlecoilmodus, in mittler Position befinden sich die beiden Doppelspuler im sogenannten Clear Humbucker Modus, der wie eine Mischung aus Humbucker und Singlecoil klingt. Und schließlich schaltet die dritte Position Hals- und Bridge-Pickups jeweils zu Humbuckern zusammen und nennt sich Heavy Humbucking. Der mittlere Tonabnehmer ist von diesen Schaltaktionen nicht betroffen und fungiert immer als Singlecoil.
Auch deswegen bietet die Schaltung eine Reihe sehr guter Gitarrensounds. So erhält man in den Zwischenpositionen auch im Humbuckermodus sehr fette und leicht silbrige High-Gain-Sounds. Wenn die Pickups im Singlecoilmodus arbeiten, brummt es übrigens erwartungsgemäß. Ausgenommen sind in diesem Fall die brummfreien Zwischenstellungen wegen des reverse gewickelten Mittelpickups. Die Schaltung arbeitet passiv und bietet jeweils einen Master-Volume- und einen Master-Tone-Regler.

Fotostrecke: 5 Bilder Die 513 von hinten
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Praxis

Ohne Amp gespielt vermittelt die PRS 513 einen ausgeglichenen akustischen Ton mit angenehmen perkussiven Anteilen. Das exzellente Tremolo bietet eine schnelle Klangübertragung, denn ohne lange Umwege wird hier die Saitenschwingung direkt an das Holz weitergegeben. Sustain und Klangentfaltung sind überdurchschnittlich gut, was sicher auch dem etwas dickeren Hals zu verdanken ist. Trotz meiner Vorliebe für etwas schlankere C-Profile lässt sich die Gitarre wie Butter bespielen und ich brauchte keine fünf Minuten, um mich auf dem Griffbrett wie zu Hause zu fühlen. Bis in die höchsten Lagen klingt sie ausgeglichen und liefert einen guten Twängfaktor, der primär jedoch nichts mit Fendergitarren zu tun hat. Die 513 präsentiert sich eher wie ein Zwischending aus Fender und Gibson, was durchaus gewollt ist. Passend dazu bietet die Schaltung eine große Palette an Les Paul- und  Stratocaster-Sounds, wobei der typische, leicht näselnde Charakter, für den PRS-Pickups bekannt sind, auch hier durchscheint. Diese typische Eigenheit ist bekanntermaßen Geschmacksache, und es gibt nicht wenige PRS-Spieler, die sich aus diesem Grund auch dazu entschließen, andere Tonabnehmer in ihr Instrument einzubauen. Die unterschiedlichen Splitvarianten stellten sich beim Einspielen der Audiobeispiele als gelungene und feinfühlige Möglichkeiten dar, den Klang zu manipulieren. Der Singlecoilmodus ist naturgemäß leiser und bietet mehr Twäng, während die beiden Humbuckereinstellungen für eine fettere und lautere Wiedergabe stehen. So kann man alleine mit den unterschiedlichen Splitmodes das Maß und die Charakteristik der Verzerrung beeinflussen.
Im folgenden Audiobeispiel hört man den Stegpickup mit einem angezerrten Vintageamp in den drei unterschiedlichen Splitsounds. Zuerst Humbucker-, dann Clear Humbucker- und zum Schluss Singlecoilmodus.

Audio Samples
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Steg PU Verzerrt

Der Halspickup bietet dieselben Splitmöglichkeiten wie sein Brückenkollege. Hier habe ich den Amp ganz leicht in die Sättigung gefahren und man hört deutlich, wie die Eingangsstufe des Verstärkers auf die unterschiedlichen Frequenzen der Singlecoil- und Humbuckerschaltung reagiert. Das folgende Klangbeispiel startet mit dem Humbuckersound, dann folgt der Clear Humbucker und zum Schluß die Singlecoilschaltung.

Audio Samples
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Neck PU Angezerrt

Für silbrige Stratsounds ist ein mittlerer Tonabnehmer unabdingbar und so erreicht man mit der PRS 513 tatsächlich entsprechende Klänge. Im nächsten Audiobeispiel geht es um die Kombination von Hals- und Mittelpickup mit dem cleanen Kanal. Auch in den Zwischenstellungen lassen sich die beiden äußeren Doppelspuler splitten, wodurch sich der Sound jedoch nicht so dramatisch verändert wie im Einzelmodus. Im ersten Drittel hört man den mittleren Pickup in Kombination mit dem Halspickup im Humbuckermodus, dann im Clear Humbucker-Modus und zum Schluss im Singlecoilmodus.

Audio Samples
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Hals und Mittel PU

Je mehr Verzerrung ins Spiel kommt, desto mehr verschwinden in den Zwischenpositionen die Unterschiede zwischen Humbucker- und Singlecoileinstellung. Im folgenden Audiobeispiel hört man den mittleren Tonabnehmer in Kombination mit dem Stegpickup im Clear-Humbuckermodus. Der Amp ist leicht angezerrt und geht mit der Pickupkombination eine gelungene Symbiose ein. Trotz Mahagonikorpus und Ahorndecke kommen die Zwischenpositionen dem glockigen Stratsound verdammt nah.

Audio Samples
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Steg und Mitten PU

Zum Schluss gibt es noch ein High Gain Audiobeispiel in Verbindug mit meinem alten 100 Watt JMP Marshall. Die Pickups setzen sich wegen ihrer leicht mittig nasalen Charakteristik gut durch, was sich besonders beim Solieren auszahlt. Obwohl ich den Sound dieses Audiobeispiels mag, entspricht die leichte Mittenbetonung der Pickups nicht unbedingt meinem Geschmack. Ich persönlich mag es etwas luftiger. Aber natürlich gehört diese Charakteristik zu einer PRS.

Audio Samples
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Steg HB High Gain Solistisch
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Fazit

Die PRS 513 ist ein Instrument für gestandene Musiker, die auf der Bühne viele unterschiedliche Sounds abrufen möchten. Die Gitarre ist erstklassig verarbeitet, lässt sich klasse bespielen und klingt in allen Einstellungen gut. Im Studio würde ich persönlich eher auf mehrere Gitarren zurückgreifen. Aber für die unter uns, die weder eine Strat noch eine Les Paul ihr eigen nennen und die Investition nicht scheuen, macht es durchaus Sinn, die PRS 513 in die engere Wahl zu ziehen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Bespielbarkeit
  • Vielseitigkeit
  • Optik
Contra
  • Hoher Preis
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Facts
  • Body:
  • Korpus: Mahagoni
  • Decke: Carved Figured Maple Top
  • Halskonstruktion:
  • Bünde: 22
  • Mensur: 25 1/4“
  • Hals: Mahagoni
  • Griffbrett: Palisander
  • Neck Shape: Pattern Regular
  • Inlays: Birds
  • Hardware:
  • Brücke: PRS Tremolo
  • Mechaniken: PRS Phase III Locking Tuners
  • Halsstab-Abdeckung: „513“
  • Hardware: Nickel
  • Elektronik:
  • Steg-Pickup: 513 Patent Pickup System
  • Mittel-Pickup: 513 Patent Pickup System
  • Hals-Pickup: 513 Patent Pickup System
  • Regler: Mastervolume, Mastertone
  • Schalter: Dreiwege-Blade Switch für Splitfunktion (Heavy Humbucker/Clear Humbucker/ Singlecoil), Fünfwege-Blade Switch für Pickupwahl
Hot or Not
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Fünf Pickups, 13 Soundmöglichkeiten, das nennt man Vielfalt

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