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Phonic iA231F Test

Wer kennt nicht das nervige „Fiepen“ beim Live-Konzert, das plötzlich und unerwartet aus der PA dröhnt…? Wirft man bei einem solchen Ereignis den Blick in Richtung FOH-Pult, sieht man nicht selten einen schweißnassen, wild an sämtlichen Knöpfen und Reglern drehenden, kurz vor dem Kollaps stehenden Tontechniker. Ob nun der arme Techniker tatsächlich Schuld an der Misere trägt, ist ja erst einmal gar nicht bewiesen, es kann ja auch der leicht Promille-trächtige Frontmann der Band sein, der vor lauter Übermut mal eben meint, er müsse samt Mikro direkt vor die PA springen, um dort gemeinsam mit einem „Germanys next Groupie-Star“ den letzten Refrain zum Besten zu geben. Sei´s drum, wer hinter dem Pult steht, ist erst mal der Depp – Schluss, aus, basta! Ein weiterer Grund für solch eine „harmonische“ Rückkopplung ist auch häufig ganz einfach eine nicht oder schlecht an den Raum angepasste Beschallungsanlage. Nun, ich denke, ihr ahnt bereits, worauf das ganze Gequassel hinausläuft… Rrrrrichtiiiiig, eine Lösung muss her.  

Der einfachste Weg, eine PA an den jeweiligen Veranstaltungsort (Und „Ja“, es kann auch der Proberaum sein!) anzupassen, ist immer noch der gute, alte Grafik-EQ. Die gebräuchlichste Art dieser Equalizer sind die so genannten Terzband-EQs, wo der gesamte Frequenzbereich (meist von 20Hz bis 20kHz) in Terz-Intervalle aufgeteilt ist, was dann in der Regel zu 31 Frequenzbändern (also Fadern) führt – es gibt auch noch Oktavband- und 2/3 Oktavband-EQs, doch diese sind eigentlich nicht wirklich üblich. Neben einer grundsätzlichen Sound-Anpassung der Anlage lässt sich mit Grafik-EQs eben auch das Feedback-Problem in den Griff bekommen, und wenn das Gerät dann auch noch über eine „Feedback Detection“-Funktion verfügt, umso besser. Nun wären wir auch endlich bei der „Pointe“ angekommen, denn genau einen solchen 31-Band Grafik-EQ mit der erwähnten Feedback Detection hält die Firma Phonic mit dem iA231F für uns bereit, und die „2“ vor der „31“ in der Typenbezeichnung verrät uns auch schon, dass das Gerät zweikanalig ausgelegt ist. Welche Schmankerl der EQ noch für uns bereithält, wollen wir uns nun einmal sehen. Wir können also gespannt sein, denn dass dieser Hersteller viele nützliche und gute Tools für Live-Anwendungen und Recording baut, sollte ja eigentlich kein Geheimnis mehr sein. Lassen wir es also mal kräftig fiepen und krachen und schauen, was der iA231F daraus macht.

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Details

Der iA231F präsentiert sich im 19“/2HE-Gehäuse aus solidem schwarzem Stahlblech mit Phonic-Design-treuer, silberner Frontplatte. Wie nicht anders zu erwarten, wird die Frontseite von den insgesamt 62 Fadern (2x 31-Band) für die einzelnen Frequenzbereiche dominiert. Hinzu kommen noch acht Potis, neun Schalter (bei Aktivierung alle beleuchtet), zwei achtstellige LED-Meter sowie zwei weitere Status-LEDs für den Limiter. Der erste Eindruck vermittelt also echtes Analog-Feeling, doch der kleine Schriftzug zwischen den beiden Kanälen „HDA High Density Algol – High Resolution 32 Bit Engine“ verrät bereits etwas anderes. Das Bedienfeld ist zwar „analog“ aufgebaut, im Inneren haben wir es aber mit einem digitalen Aufbau zu tun. Ok, das hätten wir also schon mal geklärt – schauen wir uns die Frontseite etwas genauer an.

Fotostrecke: 2 Bilder Alle Bedienelemente sind übersichtlich angeordnet und garantieren den vollen Durchblick auch in der stressigsten Live-Situation.

Die Fader verfügen über einen Regelweg von 30mm, eine Mittenrasterung, eine rote LED in der Mitte des Fader-Knobs, und sind über eine Filzbahn gegen das Eindringen von Staub ins Innere geschützt. Der Regelbereich beträgt wahlweise +/-12dB oder +/-6dB – diese Entscheidung wird über den entsprechenden Range-Schalter getroffen. Die Fader haben einen angenehmen Schleifpunkt, der weder zu weich, noch zu hart ist – das seitliche Spiel liegt absolut im Toleranzbereich und verspricht, dass die Fader auch nach zahlreichen „on the road“-Einsätzen noch zuverlässig ihren Job verrichten. Über das Input-Poti wird der Pegel des Eingangssignals auf den internen Betriebspegel angepasst – hierzu steht ein Regelbereich von –unendlich bis +15dB zur Verfügung. Zur Kontrolle dient das achtstellige LED-Meter (-24dB bis +12dB plus Clip-LED), das wahlweise über einen Schalter den Input- oder Output-Pegel anzeigt. Die 31 Frequenzbänder des Equalizers können über den EQ-Schalter ein- bzw. ausgeschaltet werden – aber Vorsicht, dieser Schalter beeinflusst nicht das Hochpass- und Tiefpass-Filter. Weiter geht´s mit dem integrierten Limiter – hier kann man lediglich den Threshold über ein Poti von -20dBu bis +20dBu (Off) bestimmen, die Attack- und Release-Zeit sind fest bei 20ms und 80ms eingestellt. Es folgen die bereits erwähnten Hochpass- (Low Cut) und Tiefpass-Filter (High Cut). Die Eckfrequenz des Low Cut-Filters kann von 10Hz (Off) bis 400Hz, die des High Cut von 1,25kHz (auch wenn hier im Manual fälschlicherweise „von 2,5kHz“ steht) bis 30kHz eingestellt werden. Bei beiden Filtern handelt es sich um Butterworth-Filter dritter Ordnung – das Signal wird also um -18dB abgesenkt. Über den Schalter „FB. D“ wird die „Feedback Detection“-Funktion des Phonic-EQs in Betrieb genommen, was man auch schnell daran erkennt, dass alle 62 LEDs der Fader erlischen. Das Gerät erkennt nun Frequenzen, deren Pegel im relativen Vergleich zu allen anderen Frequenzen erhöht sind und somit zu Feedbacks führen könnten oder bereits geführt haben. Diese „Problem-Frequenzen“ werden dann eben durch die entsprechende Fader-LED signalisiert, und man kann schnell nachregeln (also den Pegel des entsprechenden Frequenzbandes runterziehen). Ich bin jetzt schon gespannt, wie zuverlässig diese Funktion funktioniert – hoffentlich konkurriert sie nicht mit manch schlechtem Navigationssystem im Auto, welches einen mit freundlicher Stimme „Achtung Stau!“ informiert, obwohl man bereits wild fluchend seit 15 Minuten in selbigem steht (das könnte in unserem Rückkopplungsfall nämlich nicht nur zum Fluchen, sondern auch zu blutigen Tinnitus-Öhrchen führen). Bliebe noch der Link-Schalter zu erwähnen, der alle Einstellungen von Kanal 1 auch für den zweiten gültig macht – alle Fader, Regler und Schalter von Kanal 2 haben dann keine Funktion mehr.

Getreu dem Motto „Auch ein schöner Rücken kann entzücken!“ (Jaja, schon gut, das gibt fünf Euro ins Phrasenschwein.) schauen wir uns nun die Rückseite des iA231F an. Ein- und Ausgangs-seitig ist der iA231F mit jeweils zwei symmetrischen XLR- und zwei 6,3mm Klinken-Buchsen (auch symmetrisch) ausgestattet. Über einen entsprechenden Schalter kann man den Betriebspegel (In und Out) entweder auf +4dBu oder -10dBV einstellen. Zudem stehen zwei Subwoofer-Ausgänge in Form von symmetrischen XLRs zur Verfügung. Beiden Sub-Outs steht noch ein separates Poti zur Einstellung der Crossover-Frequenz des Tiefpass-Filters zur Seite – die Eckfrequenz kann von 16Hz bis 250 Hz stufenlos eingestellt werden, die Flankensteilheit beträgt 12dB/Oktave. Komplettiert wird die Rückseite durch den Netzanschluss nebst Power-Schalter.

Fotostrecke: 4 Bilder
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Praxis

Ich habe den Phonic Grafik-EQ mit zwei unterschiedlichen PAs (Mackie SRM 450v2 und JBL EON 500er Serie) und Live-Band getestet – so, wie es sich gehört. Um die Anlage erst einmal vom Grundsound an die Räumlichkeit anzupassen, habe ich eine Referenz-CD verwendet. Auf dieser CD befinden sich 10 Audio-Titel aus den verschiedensten Musikrichtungen (Rock, Pop, Hip-Hop, Klassik, Electro…eben ein bunter Querschnitt), deren Klang ich in- und auswendig kenne. Ich weiß also, wie sich der entsprechende Titel über die Anlage im Raum anhören sollte, damit ich (vorerst) glücklich bin. Diese Arbeit war mit dem iA231F schnell und zuverlässig erledigt, und ein A/B-Vergleich zwischen bearbeitetem und Original-Signal mittels EQ In/Out-Schalter (Hoch- und Tiefpass-Filter waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Signalweg) machte schnell klar, dass der Phonic-EQ keine merkenswerten Phasen-Schweinereien aufs Tablett bringt. Man mache sich bewusst, dass ja im Prinzip pro Kanal 31(!) Filter im Signalweg sind – und mit 31 schlechten Filtern kann man ein Signal auch mal ganz schnell auf links drehen. Dies ist aber hier nicht der Fall – also ein dicker Pluspunkt. Nachdem ich dann die Titel meiner Referenz-CD bzw. deren Sound über die PA im Raum wieder gut erkannt hatte, war die Grundeinstellung fertig und die Live-Band konnte anrücken.

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Um die Feedback Detection zu testen, habe ich natürlich mal das eine oder andere Feedback provoziert – sei es durch übermäßigen Pegel der Overhead-Mikros am Drumset, unvorteilhafte Position eines Handmikros mit entsprechendem Pegel, etc. Zur vorzeitigen Vermeidung eines Feedbacks muss man die Finger schon breit gefächert an den Fadern des Grafik-EQs haben und schnell reagieren. Kennt ihr diese lustigen Reaktionstests, wo man schnell auf aufleuchtende Buzzer drücken muss…? So in etwa kann man sich das vorstellen. Das ist aber jetzt kein Kritikpunkt am Gerät, denn gerade hochfrequente Feedbacks sind einfach von jetzt auf gleich da, tieffrequentere Rückkopplungen schaukeln sich langsamer auf, und dann hat man mit der Feedback Detection-Funktion des Phonic-EQs auch beste Chancen, diese erst gar nicht aufkommen zu lassen. Ich kann also nach bestem Wissen und Gewissen behaupten: Die Feedback Detection funktioniert, und das sogar sehr gut. Schritt 2 wäre also auch erledigt – die Grundeinstellung ist um die kritischen Feedback-Frequenzen korrigiert worden, prima. Na dann kann es ja losgehen, und die Band kann ganz normal spielen. So weit, so gut, aber irgendetwas rumpelt im Bassbereich. Es wird eine Mischung aus resonierender Bassdrum und E-Bass sein, ist ja auch egal, denn ich habe ja noch ein Hochpassfilter zur Verfügung. Und siehe da, das Filter steht auf ca. 80Hz und das tieffrequente Rumpeln ist verschwunden. Auch dieses Filter arbeitet sauber. Um in Sachen Gesamtpegel noch einen „Kontrollausschuss“ einzubauen, beschäftige ich mich nun mit dem Limiter, denn hier und da hauen Snare-Drum und E-Bass doch ein paar Peaks auf die PA. Hmm, was soll ich sagen…? Technisch gesehen funktioniert der Limiter einwandfrei, aber soundtechnisch hört man sein Eingreifen eben, was mir nicht unbedingt ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Ein einstellbarer Parameter (Threshold) reicht eben doch nicht aus, um einen Limiter zufrieden stellend zu betreiben. Hier hätte ich mir zumindest noch die beiden Zeit-Faktoren (Attack und Release) gewünscht. Ist aber auch nicht weiter tragisch – ich habe den Limiter wieder ausgeschaltet, einfach in den Kanalzügen des Mischpultes etwas nachgeregelt und alles war gut. Der Limiter ist also eher eine Gratiszugabe bei diesem Gerät, was seine Grundqualität aber nicht wirklich schmälert, denn seine Hauptaufgaben, nämlich das EQing und die Feedback Detection, erledigt der iA231F absolut zuverlässig und gut.

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Mit dem iA231F hält Phonic ein weiteres Audio-Tool bereit, das einem den Live-Alltag erleichtert. Der EQ arbeitet absolut verlässlich, ohne dabei größere Phasenschweinereien zu produzieren. Auch sein Nebengeräuschverhalten ist positiv, es findet kein großartig merkliches Anheben des Rauschpegels selbst bei extremen Einstellungen statt. Die Feedback Detection funktioniert ebenfalls sehr gut und ist der Retter in mancher Not. Lediglich der Limiter ist mit Vorsicht zu genießen, da ein einstellbarer Parameter einfach nicht ausreicht, aber der iA231F ist ja auch kein Limiter, sondern ein Grafik-EQ, und in dieser Funktion kann ich das Gerät nur empfehlen.      

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Gutes Phasenverhalten
  • Feedback Detection funktioniert zuverlässig
  • Hoch- und Tiefpass-Filter
  • Verarbeitung
  • Separate Subwoofer-Ausgänge
Contra
  • Limiter nicht exakt genug einstellbar
Artikelbild
Phonic iA231F Test
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Facts
  • 31-Band Grafik-EQ
  • Feedback Detection-Funktion
  • Analoges Bedienfeld, digitaler interner Aufbau
  • 30mm Fader mit Mittenrasterung und LEDs
  • regelbares Hoch- und Tiefpass-Filter
  • Limiter
  • Stereo-Link-Funktion
  • Symmetrische XLR- und Klinken-Anschlüsse
  • Separate Subwoofer-Ausgänge
  • Preis: ca. 350 EUR (UVP)
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Profilbild von Dragos Sinculescu

Dragos Sinculescu sagt:

#1 - 15.02.2023 um 11:07 Uhr

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Guten Tag. Ich möchte gerne wissen ob die EQ von Phonic IA 231 f noch verfügbar ist. Dankeschön und Viele Grüße.

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