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Parker Nitefly Test

Mit ihren futuristischen Designs haben sich die Gitarrenbauer um Ken Parker in den letzten Jahren eine unverwechselbare Eigenständigkeit geschaffen. Der amerikanische Hersteller aus Mundelein, einem Stadtteil im Norden Chicagos, in dem übrigens auch Washburn Instrumente fertigt, kann bei seinen Kunden immerhin auf so bekannte Namen wie Vernon Reid, Adrian Belew, Larry Coryell oder Eagles-Legende Joe Walsh verweisen.

Die Nitefly, die uns zum Test vorliegt, ist im Grunde kein ausgesprochener Neuling auf dem Markt, aber das Konzept wirkt nach wie vor sehr frisch und futuristisch. Allerdings ist sie weitaus traditioneller, als es den Anschein hat, denn man hat es mit einem Instrument zu tun, das sich sehr stark am Stratocasterprinzip orientiert. Das äußert sich nicht nur in der klassischen Pickupbestückung, sondern auch bei der 648 Millimeter-Mensur, den 22 Bünden und einem schwebend gelagerten Tremolo. Allesamt Zutaten, die Fenderveteranen ein angenehm bekanntes Spielgefühl versprechen. Der Mix aus Tradition und Moderne äußert sich bei den Instrumenten von Parker in der Mischung innovativer Materialkomponenten mit altbewährten Konzepten, so zum Beispiel die Verwendung von carbonverstärkten Kunststoffen, die dem Instrument Stabilität geben sollen. Die positiven Klangeigenschaften, die durch die Vermischung von Holz und Carbon entstehen, haben sich leider bis dato nicht wirklich durchgesetzt. Tatsache ist, dass man heutzutage für gut klingende Solidbody-Gitarren eigentlich keine mehr Wälder roden müsste.

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Details

Der Korpus
Von Vintageliebhabern wegen seines luftigen und singenden Tons geschätzt, kommt auch hier Erle zum Einsatz, eine weitere Parallele zur Stratocaster. Dank der parkertypischen Ergonomie schmiegt sich das Instrument bestens an. Der Korpus ist deckend lackiert, eine Maserung ist nicht zu erkennen. Da eine schöne Maserung letztendlichen mit dem Klang eines Instrumentes recht wenig bis nichts zu tun hat, sollte man sich grundsätzlich bei der Auswahl einer gut klingenden und vor allem gut schwingenden Gitarre nicht von Äußerlichkeiten blenden lassen. Aber weiter im Test. Die Polyesterlackschicht wurde im Rotationsverfahren aufgetragen, wodurch sich das Finish vorbildlich präsentiert. Das Vibrato bietet eine hohe Stimmstabilität, ist freischwebend eingestellt und lässt sich butterweich bedienen. Das System ist kugelgelagert und kann rückseitig mittels eines beigelegten Inbusschlüssels justiert werden. Von hinten zugänglich ist auch die Federkammer, in der ähnlich wie bei der Strat die Saiten unter Spannung gehalten werden.

Der Hals
Der Hals ist tief im Korpus eingelassen, wobei der Hals-Korpusübergang angenehm weich gestaltet wurde und die Korpusfräsung konvex den Rundungen des Halses folgt. Vier versetzt eingelassene Konterschrauben garantieren festen Halt. Dass diese Konstruktion äußerste Perfektion verlangt und ein Höchstmaß handwerklichen Könnens voraussetzt, versteht sich von selbst. Parker-spezifisch und mit einem Carbon/Glasfieber-Gemisch verstärkt kommt Ahorn als Grundmaterial für den Hals zum Einsatz. Das Griffbrett besteht aus Carbon, das in seinen Klangeigenschaften an Ahorn erinnern. Carbonhälse kennt der eine oder andere sicher noch von Headlessgitarren wie Steinberger und von Bässen des Edelbassherstellers Status. Der Vorteil von Carbon ist sein ausgewogener und gleichmäßiger Klang, der auf dem Hals keine toten Punkte aufweist. Der eine mag es, für den anderen ist der Klang von Carbonhälsen eher statisch und leblos. Der Materialmix aus Holz und Carbon vereint nun die Vorteile beider Baustoffe; schließlich macht der Hals etwa 70% des Klanges einer Gitarre aus. Als weiterer Vorteil erweist sich, dass sich das extrem widerstandsfähige Carbongriffbrett nicht abnutzt. Auch die Reinigung gestaltet sich einfach, denn Schmutz und Schweißreste können sich nicht hineinfressen. Die 22 gehärteten und perfekt abgerichteten Jumbobünde sorgen gleichermaßen für eine saubere Intonation und eine lange Lebensdauer. Der Sattel ist aus einem Graphitgemisch hergestellt und garantiert einen reibungslosen Saitendurchlauf. Der Zugang zum Stahlstab findet sich auf der Korpusseite und ist ähnlich wie bei den Instrumenten von Musicman von oben offen zugänglich.

Elektronik
Die Pickupbestückung entspricht der Stratocaster-Schaltung, allerdings mit einem splittbaren Humbucker in der Stegposition. Aktiviert werden dir Pickups in bekannter Manier mit einem klassischen Fünf-Wege-Schalter. Um Nebengeräusche durch Einstreuungen zu eliminieren, ist der mittlere Singlecoil reverse gewickelt. Will man den Steghumbucker in den Singlecoilmodus versetzen, muss das mittlere Poti herausgezogen werden. Dann brummt es zwar naturgemäß mehr, aber wer den typischen Singlecoilsound liebt, nimmt das in Kauf. Die Nitefly hat drei Potis, von denen einer für die Gesamtlautstärke zuständig ist, während die beiden verbleibenden als Tonregler für den Steg- und den mittleren Pickup fungieren. 

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Praxis

Sound und Bespielbarkeit
Dank der hervorragenden Verarbeitung und dem Materialmix aus klassischen Hölzern gepaart mit Carbon klingt die Parker Nitefly schon trocken gespielt sehr ausgewogen mit einem wunderbaren Sustain. Der Korpus resoniert sehr stark, was sich auf den Brustkorb des Spielers überträgt. Wenn eine Gitarre unverstärkt gut klingt und aus guten Klanghölzern hergestellt wurde, ist das auch die ideale Voraussetzung für einen ausgewogenen elektrisch verstärkten Sound.

Der Gesamtklang der Nitefly besitzt viel Twang und einen drahtigen, luftigen Charakter. Deadspots kennt das Griffbrett nicht und auch die hohen Lagen klingen außergewöhnlich fett und lange aus. Das Tremolo arbeitet vorbildlich und hält die Stimmung auch bei extremer Benutzung erstaunlich gut. Am Amp kommt der Allroundcharakter der Nitefly sehr gut zur Geltung: Die silbrigen Zwischenstellungen kommen ebenso authentisch rüber wie die fetten Rocksounds, die dank des mächtigen Steghumbuckers aus dem Hause DiMarzio die Wände wackeln lassen. Lediglich der Steghumbucker im Singlecoilmodus haut mich nicht vom Hocker. Dennoch ist die Nitefly die ideale Top 40 Gitarre, die alle Stilistiken eindrucksvoll bedient.

So, und hier gibt´s nun noch was auf die Ohren:

Audio Samples
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Clean – 6 Positionen Distortion
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Die Parker Nitefly ist eine Gitarre für alle Fälle, die sich in nahezu allen Stilistiken zuhause fühlt. Wer auf erstklassige Verarbeitung steht und die zugegebenermaßen futuristische Optik der Nitefly mag, findet in diesem Instrument eine erstklassige High End Strat, die das klassische Prinzip in perfektionierter Form präsentiert.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Vielseitiger Sound
  • Kugelgelagertes Tremolo
Contra
  • Splitsound des Steghumbuckers
Artikelbild
Parker Nitefly Test
Für 2.239,00€ bei
Facts
  • Erle-Body
  • Ahorn-Hals geschraubt
  • Carbon-Griffbrett (Glass Composite)
  • Mensur 648 mm
  • 22 Bünde
  • DiMarzio Custom Wound Pickups
  • Custom Parker Vibrato Bridge
  • Sperzel-Mechaniken
  • Preis: 1630,- Euro (UVP)
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