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Paiste PSTX Cymbals Test

Was Gitarristen, Keyboarder und Bassisten schon lange mögen, hat vor einiger Zeit auch bei uns Trommlern Einzug gehalten. Gemeint sind trashige, verzerrte und kuriose Klänge, die zur Individualisierung des eigenen Sounds beitragen sollen. Da werden Becken übereinander gelegt, gebohrt, mit Handtüchern gedämpft oder sogar „umgekrempelt“. Landeten kaputte Bleche früher schnell an der Proberaumwand oder im Müll, mausern sie sich beim modernen Sound-Freund nicht selten zum neuen Lieblingsinstrument. Diesen Trend haben die Beckenhersteller erkannt, und Paiste war mit seiner – mittlerweile wieder eingestellten – NoiseWorks Serie eine der ersten Firmen, die die klangliche Kuriosität in Serie gebaut hat. Nun folgt mit den PSTX-Modellen die nächste Generation interessanter Ausdrucksmöglichkeiten. 

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Zugegeben, eine wirkliche Sensation sind gelochte Becken mittlerweile nicht mehr, denn bereits im Jahre 2002 hat Sabian mit der Vorstellung seiner HHX O-Zone Crash-Becken einen Trend kreiert, der bis heute anhält. In fast allen Beckenfabriken wird mittlerweile zum Kreisbohrer gegriffen, um den charakteristischen, trashig-komplexen Sound zu erreichen, den viele Drummer so schätzen. Neben Crash-Becken erwischt es dabei immer öfter auch Hi-Hats, Rides, China- und Splash-Becken. Manch ein Künstler verzichtet sogar komplett auf konventionelle Becken, gerade im elektronischen Bereich sind bizarre Sounds beliebt, weil sie sich gut in die digitalen Klangwelten von DJs und Produzenten integrieren lassen. Während die meisten anderen Hersteller ihre gelochten Kreationen allerdings überwiegend im mittleren bis hochpreisigen Bereich anbieten, konzentriert Paiste derartige Klänge in der – eher im Einsteigersegment angesiedelten – Paiste Sound Technology (PST) Reihe. Und obwohl die Swiss Crashes, Splashes und Hi-Hats die PSTX Familie dominieren, gibt es auch noch zwei Pure Bells aus Aluminium. Was dieses Sammelsurium sehr spezieller Becken kann, lest ihr in den folgenden Zeilen. 

Details

Alle PSTX Becken sind gut verarbeitet, an den Löchern aber teilweise scharfkantig 

Hätte ich vorher keine Bilder der Testkandidaten gesehen, wäre mir spätestens beim Auspacken klar geworden, warum fast alle PSTX-Modelle den Begriff „Swiss“ im Namen tragen. Ein Laie könnte sich anhand der Beschreibung „runde Emmentaler-Scheiben aus Metall“ wahrscheinlich ein relativ exaktes Bild dieser Instrumente machen. Zum Test liegt mir die komplette Serie vor. Dazu gehören drei Swiss Thin Crashes in 14,16 und 18 Zoll, ein Swiss Medium Crash in 18 Zoll, drei Swiss Hats in 10, 14 und 16 Zoll, ein Swiss Flanger Stack in 14 Zoll, ein Swiss Flanger Crash in 14 Zoll sowie ein Swiss Splash in 10 Zoll. Zwei Pure Bells in 9 und 10 Zoll komplettieren die Serie, setzen sich jedoch sowohl von der Form als auch vom Material her deutlich von den Serienkollegen ab. Die Verarbeitung aller Testbecken ist insgesamt gut, trotzdem sollte man beim Griff in die Beckentasche Vorsicht walten lassen, denn die vielen Bohrlöcher sind teilweise etwas scharfkantig. 

Die Swiss-Modelle haben geschliffene Oberflächen

Alle Swiss-Typen besitzen Bohrungen in vier unterschiedlichen Größen, die offenbar automatisiert gesetzt werden, denn sie liegen bei gleich großen Modellen exakt aufeinander. Auffällig ist auch die raue Oberfläche, die Ergebnis eines speziellen Schleifverfahrens ist, welches die Oberflächenspannung reduzieren soll. Auf den Oberseiten erkenne ich ein sehr feines Abdrehmuster, die Unterseiten sind nicht abgedreht. Erst bei genauer Begutachtung der PSTX Becken bei Tageslicht fällt mir auf, daß auch eine Hämmerung vorhanden ist. Während sie bei den meisten Modellen kaum sichtbar ist, fällt sie beim 18 Zoll Swiss Medium Crash etwas deutlicher aus. Im Vergleich zum Thin Crash verwendet Paiste bei diesem Modell zudem eine etwas größere Kuppe. 
Bei den Hi-Hats finde ich weitgehend identisch konstruierte Top- und Bottom-Becken vor, eine klangliche Unterscheidung soll hier durch unterschiedliche Materialien erreicht werden. So ist das untere Becken jeweils aus Messing gefertigt. Die geringe Materialstärke ergibt in Kombination mit den vielen Löchern sehr leichte Instrumente. Auch das Swiss Flanger Stack besteht aus zwei Becken unterschiedlicher Legierung, in diesem Fall einem oberen aus Messing sowie einem Unterteil aus B8 Bronze, dessen fünf Zentimeter breiter Rand ungebohrt und zudem leicht wellig ist, was eine gewollte Instabilität erzeugt. 

Fotostrecke: 4 Bilder Wo PSTX draufsteht, sind meistens Löcher drin…

Einige Modelle gleichen sich 

Ich habe während des Tests manchmal Schwierigkeiten, einzelne Becken auf Anhieb auseinander zu halten, was daran liegt, daß Paiste identische Modelle für unterschiedliche Anwendungen einsetzt. So finden sich die Top-Becken der Swiss Hats als Swiss Splash und Swiss Thin Crashes wieder, das Messing Top-Becken des Swiss Flanger Stacks erfüllt auch den Job des Bottom Beckens der 14er Swiss Hats, und das wellige Swiss Flanger Stack Bottom Becken darf auch als Swiss Flanger Crash fungieren. Das hat Paiste geschickt gemacht, denn zu reduzierten Herstellungskosten bekommt der Trash-Fan so die Möglichkeit, alle Teile der Swiss Hats und des Swiss Flanger Stacks auch einzeln zu verwenden. 

Fotostrecke: 4 Bilder Käseplatte für Trash-Freunde: 14, 16 und 18 Zoll große Swiss Thin Crashes

Konstruktiv heben sich die Pure Bells ab

Daß die Pure Bells aus dem löchrigen Swiss-Konzept herausfallen, ist offensichtlich, aber da es sich bei ihnen ebenfalls um Effekt-Instrumente handelt, passen sie trotzdem in die PSTX-Reihe. Neben ihrer halbkugelförmigen Bauweise aus Aluminiumguss zeichnen sie sich durch eine kräftige Materialstärke und das Fehlen der typischen Abdreh- und Hämmerungsmuster aus. Die Bezeichnung Pure darf hier also auch auf die Konstruktion bezogen werden.

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Praxis

Die Swiss Crashes klingen rau und trashig

Wer die grundsätzlichen Klangeigenschaften gelochter Crash-Becken kennt, erlebt bei den vier PSTX Swiss Crashes keine Überraschungen. Explosiv-beißend gehen sie beim Anschlag auf, um dann direkt in ein rauchig-scharfes, aber kurzes und tonloses Sustain überzublenden. Im Vergleich zu meinem geliebten Sabian HHX O-Zone Crash fehlt ihnen allerdings die klangliche Tiefe und Wärme. Sie klingen zwar schärfer, projizieren ihren Klang aber weniger kraftvoll. Das Sabian ist allerdings auch doppelt so teuer. Die Abstimmung der Modelle zueinander würde ich als gelungen bezeichnen, auch das Swiss Medium Crash fügt sich nahtlos in die Reihe der drei Thin Crashes ein. 

Audio Samples
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14 Thin Crash – Solo 14 Thin Crash – Groove 16 Thin Crash – Solo 16 Thin Crash – Groove 18 Thin Crash – Solo 18 Thin Crash – Groove 18 Medium Crash – Solo 18 Medium Crash – Groove Alle Crashes im Groove

Bei den Swiss Hats wird es speziell

Kann man mit den Swiss Crashes eigentlich niemanden mehr überraschen, weil es derartige Modelle ja schon recht lange gibt, sieht das bei den Swiss Hats eindeutig anders aus. Am Ende der Testphase ist klar: diese Teile dürften polarisieren. Sowohl ihr leichtes und direktes Spielgefühl als auch der krachig-pappige, extrem komprimierte – also in der Dynamik begrenzte – Klang zwingen fast dazu, sich spielerisch auf sie einzulassen. Trotz des mittig-präsenten Klangcharakters aller drei Modelle sind diese Becken leise, was bei Aufnahmen zu einer angenehmen Integration führt. Während ich die 10er Hats als reine Effekte betrachten würde, weil sie sich klassisch gespielt einfach nicht durchsetzen, lassen sich die 14er und 16er Versionen im passenden Kontext durchaus als Haupt-Hi-Hats spielen, wenn ein elektronisch-definierter, mittiger Sound gefragt ist. Drummer wie Zach Danziger und Eric Harland setzen solche gelochten Hi-Hats sogar in jazzigen Stilistiken ein. Mein persönlicher Favorit sind die 16er Swiss Hats, sie bieten eine schöne Balance aus Spielgefühl, Ansprache und inspirierenden Sounds. Hier könnt ihr euch alle Swiss Hats anhören.

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10″ Hi-Hats – Solo 10″ Hi-Hats – Groove 14″ Hi-Hats – Solo 14″ Hi-Hats – Groove 16″ Hi-Hats – Solo 16″ Hi-Hats – Groove

Die Effektbecken unter den Effektbecken: Swiss Flanger Stack, Swiss Flanger Crash, Swiss Splash und die Pure Bells

Wer bei Hi-Hats und Crash-Becken doch eher den klassischen Ton bevorzugt, findet in der PSTX-Serie möglicherweise dennoch ein paar interessante Sound-Zutaten. Da wäre zum Beispiel das Swiss Flanger Stack in 14 Zoll, welches einen kratzig-zischenden Sound liefert, der sich anhand der Schraube des Beckenständers bezüglich der Länge variieren läßt. Zieht man die Schraube fest, verkürzt sich der Ton, eine llockere Einstellung erlaubt den Becken mehr Bewegung und damit einen breiteren Attack. Derartige Sounds sind aus vielen modernen Setups kaum mehr wegzudenken und finden sowohl bei Elektronik-inspirierten Drummern als auch bei Progressive Rock/Metal-Spielern Verwendung. Das Swiss Flanger Crash hat einen splashigen Charakter mit schneller Ansprache, ist dabei aber „dreckiger“ und moduliert aufgrund des gewellten Randes im Ausklang etwas. Wem ein klassisches Splash zu brav, ein China aber zu aggressiv ist, der findet mit dem Flanger Crash vielleicht eine passende Alternative. Weiter geht es mit dem Swiss Splash, welches noch schneller anspricht als ein reguläres Splash und dabei gleichzeitig einen etwas trashigeren Klang erzeugt. Daß es mich an die anatomisch sehr ähnlichen O-Zone Splashes von Sabian erinnert, ist daher sicherlich kein Wunder. Die Außenseiter im Bunde der PSTX-Modelle sind zweifellos die beiden Pure Bells, die nicht nur optisch einen deutlichen Kontrast zu den Swiss-Versionen bilden. Schlägt man sie mit der Stockspitze an, erzeugen sie einen reinen, weichen Ton, der klar trägt und kaum moduliert. Ein kräftiger Schlag mit der Schulter des Sticks auf die Kante erzeugt einen beeindruckend raumfüllenden Sound, der fast losgelöst vom Instrument daher kommt. Der fast eine Minute lang wahrnehmbare Ausklang verleiht den Pure Bells etwas Esoterisches, und auch im Kontext gespielt, ziehen sie die Aufmerksamkeit auf sich. Unten könnt ihr euch wieder alle Becken anhören, ganz am Ende gibt es einen Groove, in dem alle Effekte und die 16er Swiss Hats zum Einsatz kommen. 

Audio Samples
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Flanger Stack – Solo Flanger Stack – Groove Flanger Crash – Solo Flanger Crash – Groove Flanger Splash – Solo Flanger Splash – Groove Pure Bell 9″ – Solo Pure Bell 10″ – Solo Beide Bells im Groove

Und zum Schluss könnt ihre euch hier noch mal alle Effekt-Becken zusammen anhören.

Audio Samples
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Alle Effekte im Set
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Fazit

Wer den Sound gelochter Becken mag, aber nicht bereit ist, für einen derartigen Effekt die Preise der Premium-Serien auf den Tisch zu legen, wird bei Paistes PSTX-Serie fündig. Daß die Schweizer das Konzept zudem konsequent auf viele Beckentypen anwenden und dabei teilweise durchaus universell einsetzbare Instrumente heraus kommen, ist ebenso positiv zu bewerten. Abgesehen von den schwachen 10 Zoll Swiss Hats kann ich mir alle Modelle gut in passenden Kontexten vorstellen, wobei insbesondere die lupenreinen „Effekte“ wie das Swiss Flanger Stack, das Flanger Crash und das Splash in vielen Setups funktionieren sollten. Bei den Hats scheiden sich die Geister, hier ist definitiv persönliches Antesten angesagt, um sicher zu stellen, daß Spielgefühl und Sound den Erwartungen entsprechen. Wer also auf der Suche nach Inspiration ist oder sein Setup einfach um ein paar „Gewürze“ erweitern möchte, sollte sich die PSTX Kreationen mal genauer anhören. 

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • inspirierende Sounds
  • insgesamt gute Verarbeitung
  • passend abgestimmte Swiss Crashes
Contra
  • matt klingende 10 Zoll Swiss Hats
  • teilweise etwas scharfe Kanten an den Löchern
Artikelbild
Paiste PSTX Cymbals Test
Für 119,00€ bei
Serviervorschlag: alle PSTX-Modelle im Gruppenfoto
Serviervorschlag: alle PSTX-Modelle im Gruppenfoto
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Paiste
  • Serie: PSTX
  • Material: B8 Bronze, Messing, Aluminium
  • Klangcharakteristik: individuell
  • Gewicht: thin bis medium
  • Herstellungsland: Schweiz
  • PREISE (UVP):
  • PSTX Swiss Hats 10“: 144,00 EUR
  • PSTX Swiss Hats 14“: 212,00 EUR
  • PSTX Swiss Hats 16“: 292,00 EUR
  • PSTX Swiss Thin Crash 14“: 106,00 EUR
  • PSTX Swiss Thin Crash 16“: 146,00 EUR
  • PSTX Swiss Thin Crash 18“: 180,00 EUR
  • PSTX Swiss Medium Crash 18“: 180,00 EUR
  • PSTX Swiss Flanger Stack 14“: 212,00 EUR
  • PSTX Pure Bell 10“: 72,00 EUR
  • PSTX Pure Bell 9“: 68,00 EUR
  • PSTX Swiss Splash 10“: 72,00 EUR
  • PSTX Swiss Flanger Crash 14“: 106,00 EUR
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