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Ortofon Concorde MKII Elite Test

Die Überschrift „Schwarzes Gold und ein nackter Diamant“ könnte fast als Titel für einen James Bond Film taugen, bezieht sich aber auf das neue Top-Modell der Concorde-Reihe des dänischen Tonabnehmerherstellers Ortofon. Wenn 007 tatsächlich in einer streng geheimen Nebenidentität DJ wäre, dann wäre bestimmt der Concorde Elite seine Wahl der Waffen. Allerdings ohne die Lizenz zum Scratchen.

Ortofon Concorde MKII Elite Test

Details

Die „Nacktheit“ hat natürlich mit dem „nude diamond“ zu tun. So werden Tonabnehmer bezeichnet, bei denen die Abtastnadel aus einem Volldiamanten besteht, der vom Ausleger umfasst wird. Dieser hat eine geringere Masse als ein tipped diamond, bei dem nur die Spitze der Abtastnadel aus einem Diamanten besteht. Das Ergebnis ist ein leichteres Gewicht und eine detailliertere Wiedergabe, weil sein schlankes Profil ihm erlaubt, den Schwingungen der Rille präziser zu folgen, feinere Details zu extrahieren und selbst die höchsten Frequenzinformationen zu erfassen. 

Allein durch den viel größeren Diamanten und seinen präzisen Schliff erklärt sich der typischerweise deutlich höhere Preis eines Nude Diamond Systems. Nude Diamonds werden üblicherweise in HiFi-Tonabnehmern verbaut. Ortofon hat in seiner 2M-Serie bereits einige hervorragende Nude Diamond-Moving Magnet Systeme wie den 2M Black im Programm.

Mit dem Elite MKII schicken die Dänen nun endlich auch ein solches System im schnittigen Concorde-Format ins Rennen. Er ist das neue Topmodell der Concorde MKII-Serie, die nun bereits seit 4 Jahren auf dem Markt ist und wir werden im Test ergründen, was diesen nackten Diamanten für DJ-Anwendungen auszeichnet.

Ortofon Concorde MKII Elite Test

Auspacken

Der Tonabnehmer kommt in der üblichen Ortofon Concorde Verpackung, aber – oho! – schon hier mit glänzendem Gold-Aufdruck. Der wertige Eindruck setzt sich fort in der mattschwarzen samtartig bezogenen Aufbewahrungscase mit durchsichtiger Plastikhaube. Darin thront der elitäre Concorde mit aufgesetzter durchsichtiger Nadelschutzkappe. 

Weiterhin sind im Lieferumfang enthalten: ein knapper Userguide, etwas Werbung und ein Gummiring. Nicht zu vergessen: Wie auch bei den anderen MKII-Concordes, kommt der Elite mit dem neuen, an der Unterseite geriffelten austauschbaren Fingerlift. Abenteuerliche Replacements für abgebrochene Fingerlifte aus Kabelbindern, mit denen wohl jeder langjährige Vinyl-DJ schon aufgelegt hat, gehören damit der Vergangenheit an. 

Fotostrecke: 4 Bilder Schon die Verpackung des Ortofon Concorde MKII Elite glänzt goldig

Material World

Der Concorde MKII Elite sieht mit seiner goldfarbenen Nadelhalterung wirklich glänzend aus. Kein Wunder, es ist eine Beschichtung aus echtem 23-Karat-Gold. Auch sonst hat sich Ortofon materialmäßig nicht lumpen lassen: Der Nude Elliptical-Diamant sitzt auf einem starren Aluminium-Ausleger, der ebenfalls von einer Goldschicht umschlossen wird. Speziell für den Concorde MKII Elite haben die Dänen außerdem einen starre 750-µm-Aluminium-Magnesium-Cantilever entwickelt, der dafür sorgen soll, dass die Nadel die Rillenschwingungen stabil und präzise abtasten kann. 

Damit die Spur treu gehalten wird, wurde zudem eine neue Hochleistungs-Gummiaufhängung entwickelt. Und schlussendlich befindet sich in der schlanken Concorde-Cartridge ein neu entwickeltes Spulensystem, das einen höheren Output als alle bisherigen Concorde-Systeme liefern soll.

Fotostrecke: 4 Bilder Auf die linke Seite des Concorde-Body ist in Gold „Concorde Elite“ aufgedruckt

Ortofon Concorde MKII Elite: Technik

Mit einer Ausgangsspannung von 8,5 V ordnet sich der Elite im Reigen der MKII-Serie oben an, das Concorde Club hat nämlich 8 mV, daher ist der Elite leicht lauter als das Club.

Hohe Ausgangsspannung verspricht ein kräftiges Nutzsignal und benötigt weniger Vorverstärkung. Auch mit der Auflagekraft von 3,0 g gehört der Elite zu den filigransten neuen Concordes. Den Frequenzbereich bei -3 dB gibt Ortofon mit 20 bis 20.000 Hz an. 

Ortofon Concorde Elite MKII

Kein Rude Boy

Optisch und technisch ist also alles vom Feinsten vorbereitet und zudem stylisch verpackt in der immer noch futuristisch aussehenden Concorde-Cartridge. Durch seinen nackten elliptischen Nadelschliff ist der Elite nur bedingt zum Scratchen geeignet und wird dafür von Concorde auch nicht empfohlen. Durch ihren engeren Kontakt zur Rillenoberfläche verschleißen elliptische geschliffene Nadeln die Platten beim Scratchen sehr viel mehr. Der Elite richtet sich an anspruchsvolle Mix-DJs, die hohen Output und höchste Klangqualität fordern.

Ich war also sehr gespannt, wie sich der Bling-Bling Ortofon Concorde Elite MKII in der Praxis schlagen würde und schickte ihn gegen meinen altehrwürdigen Concorde Pro-S ins Rennen, einen unverwüstlichen Klassiker im DJ-Game.

Ortofon Concorde Elite MKII
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Praxis

Das Aufschrauben des Ortofon Concorde Elite MKII auf den Tonarm meines Technics 1210 Mk2 geht so easy vonstatten, wie wir es von Concorde-Cartridges gewohnt sind.

Ortofon Concorde MKII Elite Hörtest

Druck! Das ist der erste Eindruck beim Hören. Der Elite überzeugt im Vergleich mit meinem Concorde Pro-S nicht nur mit deutlich höherem Output, sondern auch mit knackigeren Transienten, crisperen Höhen und wirklich sattem Bass. Das machen die Audiobeispiele mit den lizenzfreien Irrupt Audio Loops mehr als deutlich. Die Beats der eintaktigen Locked Groove Vinyl-Scheiben klingen weit dynamischer und agiler als die Aufnahmen mit dem Concorde Pro-S. 

Überhaupt ist der Elite MKII ein Feingeist und entfaltet seine Stärken vor allem bei filigraner Musik. Ein Hörgenuss ist zum Beispiel das Web Web Album Web Max, wo der Elite die feinperligen Nuancen der Instrumente ganz wunderbar erfahrbar macht. Auch ältere Werke wie der Breitleinwandfunk von Earth, Wind & Fires 1979er-Album „I Am“ klingen frisch und kernig in den Transienten und detailliert aufgelöst in den orchestralen Passagen. Für Techno und House schätze ich die bolzige Wucht der Taruya-Nadeln sehr. Für ein universelleres Musikerlebnis würde ich dennoch den Elite vorziehen. 

Ortofon Concorde MKII Elite von vorne rechts an Plattenspieler
Edler geht’s kaum: der Ortofon Concorde MKII Elite mit 23 Karat Goldbeschichtung
Audio Samples
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Drumloop 1 mit dem Ortofon Concorde MKII Elite Drumloop 2 mit dem Ortofon Concorde MKII Elite Drumloop 3 mit dem Ortofon Concorde MKII Elite Drumloop 4 mit dem Ortofon Concorde MKII Elite Drumloop 5 mit dem Ortofon Concorde MKII Elite Drumloop 6 mit dem Ortofon Concorde MKII Elite Chord-Stab mit dem Ortofon Concorde MKII Elite Processed Piano mit dem Ortofon Concorde MKII Elite Drumloop 1 mit dem Ortofon Concorde Pro-S Drumloop 2 mit dem Ortofon Concorde Pro-S Drumloop 3 mit dem Ortofon Concorde Pro-S Drumloop 4 mit dem Ortofon Concorde Pro-S Drumloop 5 mit dem Ortofon Concorde Pro-S Drumloop 6 mit dem Ortofon Concorde Pro-S Chord-Stab mit dem Ortofon Concorde Pro-S Processed Piano mit dem Ortofon Concorde Pro-S

(Audio: Irrupt Audio Open Source Loops, Doppelvinyl, A-Seite)

Handling

Für DJs mit entsprechendem Kleingeld ist der Elite eine ganz hervorragende Wahl. Dank des elliptischen Schliffs liegt die Nadel satt im Groove und beweist eine sehr hohe Spurtreue. Auch Scratchen ist trotz der anfangs erwähnten Risiko-Warnung überhaupt kein Problem. DJ muss sich nur darüber im Klaren sein, dass Scratching mit elliptisch geschliffenen Nadeln schneller den Platten schadet, da diese engeren Kontakt zu den Rillen haben. Die Echtgoldbeschichtung des Elite hat auch einen ganz praktischen Nutzen: Durch den tiefen Ausschnitt ist die Nadelspitze selbst gut von oben zu sehen und die goldene Bucht erlaubt hochpräzises Finden der gewünschten Rille. Und ja: Das Teil sieht einfach sehr edel aus. Bling-Bling-Faktor 10/10.

Ortofon Concorde MKII Elite auf Schallplatte von rechts, mit Spiegelung
Searching for the perfect groove: Der Ortofon Concorde MKII Elite braucht da nicht lange zu suchen und liegt gleich perfekt in der Rille

Ortofon Concorde MKII Elite und DVS

Gerade bei Digital Vinyl Systemen benötigt die Software ein stabiles Signal für die Interpretation des Timecodes. Hier zuckt der Elite nur mit den Schultern und liefert auf Anhieb ideal ab. So dick und rund muss das im Display bei Traktor aussehen. 

Screenshot Traktor Pro Timecode Preferences
So dick und rund muss das Timecode-Signal in Traktor aussehen

Digitalisierung mit dem Ortofon Concorde MKII Elite 

Ein weiterer wichtiger Einsatzbereich für hochwertige Tonabnehmer ist die Digitalisierung von Schallplatten, entweder um sie für die Nutzung in Traktor, Serato, Rekordbox & Co. aufzunehmen oder zum Samplen von Sounds für die Musikproduktion.

Hier sehe ich den Concorde Elite MKII ebenfalls ganz weit vorne. Wer sich hochwertige Soundkarten etwas kosten lässt, sollte auch nicht beim Erstkontakt zur Schallplatte sparen. Und Details, die der Tonabnehmer nicht abgreift, kann später auch kein Plugin mehr hervorzaubern.

Bei der Aufnahme in Soundkarten ohne digitale Gain-Regelung wie beispielsweise die Traktor Kontrol S4 MK3-Konsole fiel mir auf, dass der Elite ein ziemlich optimales Signal anlandet: nicht zu leise, aber ca. 5 dB unter der digitalen Null. Und die muss ja bekanntlich stehen.

Ortofon Concorde MKII Elite auf Schallplatte von links
Impression: Einsam zieht der Concorde MKII Elite seine Runden auf der Vinylschallplatte

Für wen ist das?

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass der Concorde Elite MKII vor allem von Leuten gekauft wird, die einen nagelneuen Technics 50th Anniversary SL-1200MK im Wohnzimmer stehen haben, denn zu dessen goldfarbenem Tonarm passt der Elite MKII schon rein optisch perfekt. 

Audiophile DJs, die trefflich über die Klangqualität edler Boutique-Rotary-Mixer debattieren können, dürfen ebenfalls zur potentiellen Zielgruppe gehören.

Auch sonst mag die Kaufentscheidung bei manchen eher durch den edlen Look als den Sound getriggert sein, aber das ist bei Klamotten, Autos und Handtaschen ja auch nicht anders. Deswegen werde ich hier die Diskussion über den Preis auch nur am Rande führen, denn natürlich ist der Elite teuer, aber seinen Preis im Vergleich zu anderen Nude Diamond Tonabnehmern auch wert. 

Ob der reine Nutzwert diese Investition rechtfertigt, sollten DJs vom persönlichen Auflegeverhalten abhängig machen. Für richtige Scratch-Routines gibt es einfach passendere Tonabnehmer, die zudem meist preiswerter sind, im Concorde-Format z. B. die kultigen Taruya-Nadeln oder von Ortofon selbst den von Scratch-Ikone DJ Q-Bert mitentwickelten Concorde Q.Bert-S.

Andererseits hatte ich noch nie einen luxuriöser aussehenden Tonabnehmer in den Händen.  Wem das wichtig ist, der darf hier bedenkenlos zuschlagen. Und der Sound ist sowieso erste Klasse.

Fotostrecke: 4 Bilder Robust und elegant zugleich: Das Concorde-Design ist ein echter Hingucker
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Fazit

Ein Concorde für fast 400 Euro pro Stück ist schon eine Ansage. „Dafür kriegt man ja schon einen ganzen Plattenspieler!“ gibt ein Kollege zu bedenken. Aber ein System ist eben nur so gut wie sein schwächstes Glied. Und das ist der Concorde Elite MKII ganz sicher in keinem Szenario. Sicher gibt es im audiophilen HiFi-Markt noch bessere und vor allem sehr viel teurere Systeme. Nach oben sind hier keine Grenzen gesetzt. Für Liebhaber des Concorde-Designs mit hohem audiophilen Anspruch ist der Elite jedoch aktuell das Nonplusultra. Zu einem Technics 1200-Turntable passt das neue Ortofon Concorde Flaggschiff perfekt. Für ein komplettes DJ-Setup mit zwei Tonabnehmern sind satte 800 Euro eine Menge Geld. Aber ich bin mir sicher, dass sich genügend gut bezahlte DJs den Elite gönnen werden.

Ortofon Concorde MKII Elite auf Schallplatte

Ortofon Concorde MKII Elite Spezifikationen

  • Premium Moving Magnet System
  • mit 750-µm-Aluminium-Magnesium-Cantilevers
  • nackt elliptischer Nadelschliff
  • Ausgangsspannung: 8,5 V
  • Frequenzbereich bei -3 dB 20 – 20.000 Hz
  • Auflagekraft: 3,0 g
  • Ausgangsspannung bei 1000 Hz, 5 cm/Sek. 8,5 mV
  • Kanalbalance bei 1 kHz: 1 dB
  • Kanaltrennung bei 1 kHz: 25 dB
  • Kanaltrennung bei 15 kHz: 15 dB
  • Tracking Ability bei 315 Hz: 100 µm
  • Compliance, dynamisch lateral 13 µm/mN
  • Stylus Tip Radius r/R 8/18 µm
  • Abtastkraftbereich 2,00 – 4,0 g
  • Abtastwinkel 20°
  • innere Impedanz Gleichstromwiderstand: 1,2 kOhm
  • innere Induktivität: 800 mH
  • empfohlener Lastwiderstand: 47 kOhm
  • empfohlene Belastungskapazität: 150 – 400 pF
  • Gewicht: 18,5 g
  • Farbe des Tonabnehmers (Gehäuse/Stylus): Schwarz/Gold
  • Preis: 389,- Euro

Weitere Informationen

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Profilbild von Bodo Micheel

Bodo Micheel sagt:

#1 - 04.02.2024 um 10:17 Uhr

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Ich besitze das Abtastsystem Ortofon Concorde MKII Elite seit 3 Monaten auf folgenden System (AT-LP140XP - Marantz SR 8015 (DTS Virtual:X) ( Nubert nLine-Serie z.B.(284, CS-64 usw.). Ein echt beeindruckender Klang im Spektrum Rock/Pop/Instrumental. Ich habe vor kurzen Pond "Planetenwind" AMIGA 1985 aufgelegt. Einfach Klasse und noch nie so gehört. Oder Tina Turne "Private Dancer" als AMIGA 1985 Pressung unglaublich. Super brillanter Klang mit sauberen Bassbereich und klarer Mittel- und Hochtonwiedergabe und unverzerrte Stimmwiedergabe (bei Tina Turner eine doch sportliche Aufgabe). Ich bin SACD (vor allem multichannel-Ausgabe) gewöhnt und höre aber zur Zeit fast 75% Schallplatte. SACD ist etwas anders (keine Nebengeräusche und noch brillanter in der Wiedergabe), aber der Klang der Schallplatte ist teilweise angenehmer und vor allem weicher und wärmer). Sehr zu empfehlen für Kopfhörer. Insgesamt wertet dieses Abtastsystem eine Anlage im mittleren Qualitätsbereich doch erheblich auf.

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