Numark Mixdeck Test

Praxis

Wie es sich für ein Out-of-the-Box-Tool gehört, ist das Mixdeck schnell verkabelt und auf Knopfdruck startklar. Der Bootvorgang dauert rund vier Sekunden, dann signalisieren die blauweißen Displays Einsatzbereitschaft. Die Player besitzen einen flotten Slot-Loading Mechanismus. Schade, dass man sich nicht für eine Beleuchtung der Schlitzeinschübe entschieden hat, denn dann ist man auch in dunklen Umgebungen zielsicher. Mit dem Push-Encoder navigiert der DJ sehr effizient auch durch verschachtelte Ordnerstrukturen.  Die Ladezeiten einer Audio-CD liegen bei etwa drei bis vier Sekunden, eine Root-MP3-CD mit 50 Titeln ist circa 10 in Sekunden eingelesen. Die verschachtelte MP3-Disc benötigt rund 25 Sekunden. Zu den Wechseldatenträgern: Ein Scan der 500-GB-NTFS-Festplatte dauerte gut 2,5 Minuten, der vollgepackte 2-GB-USB-Stick war in fast 10 Sekunden startklar. Ein Wermutstropfen bleibt allerdings, denn die 500 GB Mac-formatierte Festplatte war im Test nicht zu nutzen. Die Mac formatierten HFS+ GUID Datenträger wurden nicht eingelesen. Mal sehen, ob ein zukünftiges Firmwareupdate hier nachbessern wird.

Tempobezogenes
Für die BPM-Analyse eines Songs benötigt der manchmal etwas unentschlossene Beatcounter etwa zwei bis drei Sekunden. Kommt es zu Abweichungen, liegen diese meist bei 1-2 Prozent. Stimmt der Wert im Display nicht mit der tatsächlichen Geschwindigkeit des Musikstückes überein, kann der DJ anhand des Taktes manuell tappen. Wer einen ordentlichen Mix hinlegen will, benötigt in manchen Genres Werkzeuge zur Geschwindigkeitsanpassung. Da kommt ein 100-mm-Pitchslider gerade recht. Der Numarksche Fader ist sehr präzise, vierfach skalierbar (6,12, 25 und 100 Prozent) und liefert in den unteren drei Stufen eine Genauigkeit von 0,1 Prozent/ BPM und in der höchsten rund 0,3 Prozent/ BPM. Er lässt sich aber auch abschalten, falls eine Tempoanpassung nicht erwünscht ist. Um den Song in den Takt zu schubsen, bedient man sich der Pitch-Bend-Taster. Sie arbeiten unabhängig von der Faderauflösung und ändern das Tempo kurzzeitig auf etwa bis zu +/- 20 Prozent.

Fotostrecke: 2 Bilder Leuchtet keine LED, ist die Pitchfunktion ausgeschaltet.

Damit der Zuhörer nichts von den Tonhöhenschwankungen während des Angleichverfahrens mitbekommt, aktiviert der DJ den Keylock. Drückt er RANGE für zwei Sekunden nieder, friert die Tonhöhe beim aktuellen, nicht beim Original-Tempo ein. So kann er auf Wunsch in seiner bevorzugten Tonart bleiben und die Songs harmonisch ineinander hebeln. Der Mix bleibt im Sinne des Harmonic-Mixing (link) stimmig. Allerdings geht dies je nach Ausgangsmaterial nur bis zu einem bestimmten Grad, dann tauchen digitale Artefakte auf. Hier sind es rund 3 Prozent. Key-Transpose (Pitch + PARAM) arbeitet genau entgegengesetzt, denn es transponiert den Song in 40 Halbtonschritten in eine andere Tonart.

Audio Samples
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Keylock Master 0% Keylock bei +3% Keylock bei -3% Keylock bei +5% Keylock bei -5% Keylock bei +10% Keylock bei -10% Keytranspose ansteigend Keytranspose fallend

Remix-Tools
Numark stattet seine Workstation mit einigen handlichen Remix-Tools aus. Die Loopabteilung besteht aus maximal sechs Tasten und einem gefederten Kippschalter. IN und Out markieren die Flankenpositionen und starten eine nahtlose Wiederholschleife. OUT verlässt den laufenden Zyklus, RELOOP holt ihn wider zurück. Der Kippschalter übernimmt die Funktion eines Loopdividers und halbiert oder verdoppelt die Schleifenlänge in einem Rahmen von 1/8 bis 16 Beats. Die Tasten 1,2 und 3 definieren Hotcues oder steuern den zweiten Loop. In Kombination mit REC nehmen sie ein Sample von maximal 5 Sekunden Audiopuffer aus dem laufenden Track auf, der als Insert oder Reverse abgefeuert wird. Store speichert auf Wunsch mehrere Cuepunkte die per RECALL mit dem Parameterregler abgerufen werden.

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Heute kommt kaum noch ein DJ Tool ohne Kreativsektion aus. Mixdeck hat sechs DSP-Effekte im Programm, die sich weder klanglich, noch hinsichtlich der Anwenderfreundlichkeit vor manch teureren Mitbewerber-Lösungen verstecken müssen. Bei Schwankungen der BPM-Anzeige kann die Synchronisation zwar schon mal ein wenig aus dem Gleichgewicht geraten. Das ist aber nicht nur beim Testkandiadten so, sondern immer der Fall, wenn tempobasierte FX ins Spiel kommen. Die Effekt-Auswahl geschieht sehr effizient per gefedertem Kippschalter. Da geht was. Mit dabei sind ECHO, PAN, FLANGER und PHASER, CHOP und FILTER. CHOP blockiert Teile des Audiosignals im Stile eines Gaters, beim FILTER hat der DJ die Wahl zwischen den Frequenzbändern LOW, MID und HIGH. Drücke ich den Parameter-Encoder nieder und drehe ihn wechselt das Timing der Effekte auf voreingestellte Werte. Wer lieber mit freien Modulationszyklen arbeitet, der drückt halt nicht. Unvorteilhafte Extremsounds braucht man nicht zu fürchten, die Effekte sind schön live-tauglich. Lediglich bei den zeitkritischen Effekten kommt es in niedrigsten manuellen Timingstufen zu leichten tonalen Verschiebungen. Das Verhältnis zwischen dem Original- und FX-Signal mischt ein prozentgenauer, aber dennoch etwas kurzgeratener 20-mm-DRY/WET-Fader.

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Audio Samples
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FX Echo FX Chop FX Filter FX Flanger FX Pan FX Phaser

Traktor Numark Edition
Vor dem Ausflug ins Treckerland stelle ich das Mixdeck auf USB-MIDI-Kontrolle ein. Für den internen Modus empfiehlt das Handbuch die Verwendung von Output 1 als Masterkanal und von Output 2 als Monitorkanal. Im internen Modus zu arbeiten macht aber nur dann Sinn, wenn der Akteur den Softwaremixer mit der Maus bedient, denn das Zentrum sendet keine MIDI-Daten, ergo sind auch keine Soft-EQs oder Kanalfader gemappt. Das schließt dann logischerweise auch ein internes Recording einer Mixsession mit Traktor aus. Soft-Equalizing würde in diesem Szenario tatsächlich auch nur mit abschaltbaren Hardware-EQs einen Sinn ergeben. In der Praxis sollte daher eher der externe Modus zum Tragen kommen, wobei auch bei diesem Routing das Audiosignal mit den EQs des Mixdecks abgestimmt wird. Die Traktor-LE Belegung entspricht im Wesentlichen den Vorgaben am Gerät. Das Jogdial arbeitet zunächst im NUDGE-Modus, die Taster SCRATCH und SEARCH ändern die Funktionsweise des Tellers entsprechend. Die Beipackfassung bietet alle nötigen Basis-Funktionen für eine erste Mixsession. Dazu bekommt der Anwender einen Auszug aus Traktors Effektpalette serviert. Die Federwippe wechselt und mit dem Parameterencoder und dem DRY/WET-Fader werden die Attribute gesteuert. Der Probelauf geht komplett mauslos von statten. Track-Encoder browsen in den relevanten Listen und beladen die entsprechenden Software-Player. PITCH und PITCHBEND regeln die Geschwindigkeiten, zudem funktionieren die LOOP-Buttons und LOOP-Cutter. Statt Hotcues ist der Schleifenschneider noch einmal als Tastenversion zugegen. START-TIME kontrolliert PAN und STOP-TIME dirigiert den FILTER, REVERSE/ BLEEP hat keine Funktion. Insgesamt eine gelungene Portierung, nur schade, dass keine Track-Informationen am Display angezeigt werden. Das geht auch anders, wie Denons S-1200 zeigt. Wer Traktor Pro nutzt, kann drei Chained-FX pro Deck abfeuern. Per Push wechselt der DJ zum nächsten Typen und schraubt an den Attributen. In Traktor Pro sind zudem auch Hotcues integriert.

Fotostrecke: 2 Bilder Traktor Numark Edition

Auch der gemischte Betrieb zwischen einem Traktor-Deck, dem iPod und einer CD ist möglich. So ist auch ein Ping-Pong-Battle mit unterschiedlichen Formaten möglich. Schön. Jedoch verursachen die CD-Player leichte Störgeräusche, wenn sie während einer MIDI-Session beladen werden. Diese fallen zwar während der Musikwiedergabe nicht sonderlich ins Gewicht, bei Silence allerdings schon. Das Audio-Interface arbeitet mit bis zu 24 Bit Auflösung bei einer Abtastrate von höchstens 88,2 kHz. Seltsamerweise waren sich die Betriebsysteme Mac Os und Windows nicht ganz einig, was die Funktionsweise des USB-interface angeht. Hier mal ein zwei Screenshots zu dem Thema.

Fotostrecke: 2 Bilder Softwarepanel unter Mac Os X

Wie schon erwähnt, kann dass das Mix-Signal unter Traktor nicht so einfach mit dem softwareinternen Harddisk-Rekorder aufgezeichnet werden, Was Frequenzfricklern bleibt ist der Record Ausgang und vielleicht ein SD-Card Rekorder, wie iKey oder Zoom. Oder ein iPod.

Ipod Recording
Zunächst gilt es, eine geeignete APP zu finden, die in der Lage ist, über das Dock aufzuzeichnen. Da der iPod leider nicht über die USB-Verbindung am Mixdeck angesprochen werden kann, muss er zunächst mit dem Computer verbunden werden, oder über WLAN mit dem APP-Store kommunizieren. Wer ein iPhone nutzt, kann zusätzlich über UMTS arbeiten. Im Store fällt die Entscheidung schnell. Recorder-Pro für 79 Cent ist eines der preiswerten Programme, das ein Audiosignal im AIFF-Format mit 44,1 kHz Stereo aufzeichnen kann. Das passt für meinen Test. Die Lautstärke wird durch Numarks Channelfader und Gain-Regler bestimmt, am Apple-Player gibt es eine optische Pegelanzeige. Nach Beendigung der Aufnahme erscheint im unteren Bereich des iPod eine touch-sensitive Wellenübersicht. Die Soundqualität geht in Ordnung. Die Datei lässt sich per Bonjour oder WLAN auf den Rechner übertragen, als E-Mail Anhang verschicken, oder als Link posten. Leider macht die APP keinen Eintrag in die iTunes-Liste – so was wie etwa eigene Recordings. Zudem ist ein Grundrauschen zu vernehmen, wenn von den digitalen Softwaredecks aufgenommen wird.

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In einer nächsten Revision wäre es vielleicht schön, einen SD-Card-Rekorder oder eine Burn-to-CD-Funktion einzubauen. Denn dann kann der Hochzeits-DJ dem Brautpaar den unvergessenen Abend, mit allen Interviews, Reden, Gesangseinlagen und Musik auf einer kleinen Karte oder einem Silberling zum Abschied überreichen. Wenn das nicht nachhaltig wäre…

Timecode-Mixing
Traktor hatten wir in diesem Review bereits unter der Lupe, also schauen wir uns kurz das Timecode-Zusammenspiel mit Serato Scratch Live an. Um Scratch Live mit den Mixdeck Tellern zu steuern, wird das SL3 Interface zunächst per Dip-Switch auf Line eingestellt. Dann verbinde ich die numarkschen CD-Ausgänge mit den entsprechenden Eingängen des SL3. Danach geht’s wieder in den Mixer zurück, ebenfalls am Line-In. Zu guter Letzt sind die Kippschalter des Mixdecks in AUX-Stellung zu bringen. Ich starte die Software, lege die zeitcodierten CDs in die Decks und kalibriere in den Preferences. Ein Tastenhieb auf Play und die Session kann beginnen. An der Soundqualität ist eigentlich nichts auszusetzen, außer dass Mixdeck insgesamt halt etwas leise ist. Zudem muss der DJ natürlich aufpassen, dass er nicht versehentlich die Hardware-Effekte einschaltet, weil sie Auswirkungen auf das Timecodesignal haben und zu ungewollten Störanfällen während des Betriebes führen können. Da die PLAYER dann im Deckmodus arbeiten, ist für die Serato-Soft-FX ein weiterer Controller nötig. Wäre es vielleicht technisch möglich, die Effektsektion unabhängig vom Player zu switchen? Das wäre doch was – für die Statistik. Mit Traktor Pro ist die Vorgehensweise nahezu identisch, von den Dip-Switches mal abgesehen.

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