Native Instruments Maschine MK2 Test

Maschine darf man spätestens mit der Version 1.6 und der damit verbundenen Integration von Dritthersteller-Plug-Ins fraglos als gut eingeführtes Produkt bezeichnen. Seitdem ist sie auch im Stand-Alone-Modus zu einem vollwertigen Produktionswerkzeug geworden, mit dem sich – so man denn auf lineare Audiospuren verzichten kann – problemlos komplette Tracks realisieren lassen. Nun also lassen Native Instruments ihre Controllerhardware als runderneuerte MK2 zusammen mit der Softwareversion 1.8 vom Stapel. Wir haben es uns natürlich nicht nehmen lassen, eine ausgiebige Testfahrt mit dem nunmehr kunterbunten Rhythmus-Mobil zu machen.

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Details

Maschine ist ein zweigeteiltes Verbundsystem. Hardwareseitig umfasst es einen USB-Controller der mit 16 anschlagsdynamischen farbigen Drum-Pads, 47 Tastern, neun Drehreglern und zwei Displays (64 x 256 Pixel) bestückt ist. Den rechnerseitigen Counterpart bildet die Maschine-Software, die das logische Gerüst zur Erstellung von Pattern/Song-orientierten Stücken bereithält. Sie kann wahlweise im Stand-Alone-Modus oder als Plug-In innerhalb einer DAW betrieben werden (VST, RTAS). Kern des Maschine-Konzepts ist die extrem enge Verzahnung des Controllers mit der Software, denn fast alle Bedienvorgänge lassen sich gleichberechtigt am Rechner wie auch an der Hardware vornehmen. Dank der Visualisierung in den beiden Displays sind auch komplexere Aktionen problemlos machbar. Zum Beispiel das Slicen und Trimmen von Samples direkt am Gerät. Praktisch kann man den Rechner irgendwo in einer der hässlicheren Ecken des Studios verstecken und nur mit dem via USB angebundenen Maschine-Controller hantieren, was im Ergebnis dem Arbeiten mit „echter“ Hardware nicht nur sehr nah kommt, sondern faktisch so ist. Denn – um mal der inflationären Mythenbildung ein bisschen entgegenzuwirken – auch die Drumcomputer früherer Tage waren im Kern nichts anderes als der Verbund einer CPU/Software-Ebene mit einer optimierten Eingabehardware. Worin sich Maschine von einem alleinstehenden Drumcomputer unterscheidet, zeigt sich beim Blick auf die Rückseite. Neben der besagten USB-Buchse, einer Kensington-Lock-Aussparung und einem MIDI-I/O fehlt hier jede Art von Audio-Konnektivität. Maschine besitzt keine eigene Wandler-Sektion und ist daher auf die am Rechner zur Verfügung stehenden Audioschnittstellen angewiesen. Die Software zeigt sich hier nicht wählerisch und akzeptiert jede korrekt in das System eingebundene Soundkarte als Ausgabegerät und Sample-Eingang. Im DAW-Verbund können die maximal sechzehn virtuellen Ausgänge via Rewire an die gastgebende Audio-Applikation weitergereicht werden.
Auspacken
Dem Henkelkarton, der sich – an den Ecken mit ein wenig Gaffa-Tape verstärkt  – durchaus für einige Zeit als Case verwenden ließe, entnehme ich: Den Controller selbst, ein USB-Kabel, eine englisch-japanischen Schnellstartanleitung, einen 25-Euro E-Voucher (einlösbar für Maschine-Expansions und alle Komplete Instrumente und Effekte) sowie zwei Installations-DVDs. Von diesen enthält eine die Maschine-Software, die andere die Komplete-Elements-Kollektion. Eine zusätzliche Info-Karte klärt darüber auf, dass man mit der Registrierung von Maschine automatisch einen Downloadlink und eine Seriennummer für den Softwaresynthesizer Massive erhält.

Fotostrecke: 2 Bilder Quadratisch, praktisch, gut

Äußerlichkeiten
Legt man beide Versionen der Hardware (MK1/MK2) in trauter Zweisamkeit nebeneinander, wird auf Anhieb klar, dass das grundsätzliche Layout beibehalten wurde und die Neuerungen eher homöopathisch dosiert sind. Es sei denn, man entscheidet sich für die neue, weiße Gehäusevariante oder pimpt seine Emkazwo zusätzlich noch mit einem der neuen Faceplate- und Poti-Designpacks. Zur Auswahl stehen hier: Solid Gold, Dragon Red, Pink Champagne, Stell Blue und Smoked Graphite. Jedes Custom-Kit enthält eine Faceplate aus gebürstetem Aluminium, acht Encoder-Drehregler und einen Master-Drehregler aus Aluminium.

Fotostrecke: 2 Bilder Auf den ersten Blick kaum zu unterscheiden:

Gibt man dem klassisch schwarzen Gehäuse den Vorzug, ist das offensichtlichstes Merkmal der MK2 sicherlich die überarbeitete Master-Sektion. Hier sind die drei dezidierten Volume-, Swing- und Tempo-Potis durch einen zentralen und größeren Rotary-Push-Encoder nebst entsprechenden Funktionstasten ersetzt worden. Er wird im Süden durch zwei Links-/Rechts-Navigationstaster und einen Enter-Button ergänzt. Vorteil des neuen Rädchens: Es kann auch im Browser zur Navigation und zum präzisen Einstellen von gerade Parameterwerten wie etwa Pitch oder Notenrasterung herangezogen werden – sehr schön.

Die neue Master-Sektion im Detail
Die neue Master-Sektion im Detail

Auch haptisch hat Maschine einen Wandel vollzogen: Alle Taster verfügen jetzt, mit Ausnahme der Drum-Pads, über einen eindeutigen Klickpunkt. Apropos Drum-Pads: Hier wurde fühlbar die Kunststoff-Rezeptur gewechselt. Und wenn ich meinen Fingern traue, dann ist das die gleiche, wie sie auch beim Kontrol F1 zum Einsatz kommt. Besonders deutlich wird das, wenn man seitlich über die Pads streicht. Die neuen Taster fühlen sich wesentlich plastikhafter und glatter als ihre Vorgänger an, die im direkten Vergleich gummierter wirken. Persönlich bevorzuge ich diese etwas glattere Haptik, denn sie gibt mir das Gefühl, die Taster agiler und mit weniger Widerstand bespielen zu können. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass es Anwender geben wird, die am Anfang den etwas haftungsintensiveren „Grip“ der Vorgängerversion vermissen werden.

Die neuen Drum Pads – nicht nur bunt, sondern auch glatter als ihre Vorgänger
Die neuen Drum Pads – nicht nur bunt, sondern auch glatter als ihre Vorgänger

Auf der Rückseite ist – bis auf die Tatsache, dass sämtliche Buchsen spiegelbildlich die Seiten gewechselt haben – prinzipiell alles gleich geblieben. Von links nach rechts reihen sich hier eine Kensington-Lock-Aussparung, eine USB-Buchse und ein MIDI-In/Out-Port aneinander. Positiv ist zu vermerken, dass die USB-Buchse weiter ins Gehäuse hinein gewandert ist. Im Ergebnis schützt dies das Kabel nun relativ gut gegen seitliche Belastungen. Je simpler die Lösung, desto wirkungsvoller.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Anschlüsse haben bei der MK2 (rechts) die Seiten gewechselt

Während dies noch als Seitenproblem für Menschen mit zwanghafter Symmetrie-Neigung (wozu der Autor fraglos zählt) zu werten ist, könnte schon störender sein, dass der Kontrol F1 trotz gleicher Grundfläche nicht bündig mit Maschine abschließt. Spätestens, wenn man dann noch einen S2 oder S4 dazu stellt, ist es vorbei mit der homogenen NI-Reihenhaussiedlung.

Fotostrecke: 2 Bilder Untereinander leider nicht völlig bündig anschließend: S4, Maschine und F1

Dass man es mit dem Nachfolger zu tun hat, wird allerspätestens klar, wenn die Maschine via USB bestromt wird und die Group- und Pad-Taster einem bonbonfarben entgegenblinken. Die sechzehn möglichen Farben werden entweder von der Software automatisch der Reihe nach auf Szenen und Gruppen adressiert oder können manuell definiert werden. Wem das alles zu bunt ist, der kann sich in den Voreinstellungen zunächst für einen Default-Farbton entscheiden.
Auch in der Display-Sektion hat sich was getan. Ihre Darstellung wurde invertiert und die Pixel erscheinen nun hellblau leuchtend auf dunkelblauem Hintergrund. Das macht nicht nur optisch einiges her, sondern hat auch den Vorteil, dass die Anzeige am Rechner nun mit der des Controllers identisch ist (selektierter Bereich invertiert) und nicht umgekehrt wie bei der MK1.
Die Tatsache, dass auch in der neuen Version kein zusätzlicher Anschluss für ein externes Netzteil verbaut wurde, lässt den Schluss zu, dass man bei NI den Stromhunger des Controllers offenbar nach wie vor noch als moderat einschätzt. 

Fotostrecke: 3 Bilder Wem es zu bunt werden sollte, der kann die Taster in den Voreinstellungen auf monochrome Farbe schalten

Installation
Es ist nun genug der harten Ware und an der Zeit, mal ein paar Bits und Bytes von A nach B zu verschieben. Die Installationsroutine fragt routiniert-freundlich ab, welche Programmbestandteile (Stand-Alone, VST, RTAS, Sound Library) ihren Weg auf die Festplatte finden sollen. Dabei wirken die maximal gut zweihundertzwanzig Megabyte für die Installation fast schon bescheiden im Vergleich mit der sechseinhalb Gigabyte umfassenden Sound-Library. Die allerdings ist mit ihrer klanglich exzellenten und inspirierenden Vielfalt ein Muss und war schon am Erfolg der MK1 nicht ganz unbeteiligt. Die Anlaufstelle für die Registrierung ist gewohntermaßen das Service-Center, wo man die Software wahlweise online oder via Challenge-/Response-Key-File freischalten kann. Kurz nach erfolgter Autorisierung erhält man automatisch eine Nachricht an die im Benutzerkonto definierte E-Mail-Adresse. Sie enthält einen Download-Link nebst Seriennummer für den Massive-Synthesizer. 

Fotostrecke: 10 Bilder Die Installation verläuft …

Das inkludierte, insgesamt drei Gigabyte große und eintausend Sounds umfassende Komplete Elements (Einzelpreis: 49 Euro) samt NI-Voucher stellt nicht nur finanziell, sondern vor allem klanglich einen echten Mehrwert dar. Natürlich macht das darin enthaltene Abbey-Road Drum-Kit (Vintage Drums, aufgenommen im berühmten Abbey Road Studio Two) in Hinblick auf die grundsätzliche Konzeption von Maschine als Drumcomputer zunächst am meisten Sinn.
Zugaben wie das Kontakt Band-Bundle (flexibel einsetzbare Standard-Gitarren-, Bass- und E-Piano-Sounds aus den Bereichen Rock-, Jazz-, Funk-, Pop-, R’n’B- und Hip-Hop), Teile des Vienna Symphonic Library Orchestra oder des Kontakt World-Bundles (exotische Sounds aus aller Welt wie Flöten und andrere Holzbläser, Dudelsäcke, Zupfinstrumente oder Percussion) runden die Zusammenstellung positiv in Richtung einer Workstation-Vollausstattung ab, so dass sich mit dem Maschine-Gesamtpaket vollständige Arrangements auf dem Rechner erstellen lassen. Nicht bei allen Herstellern selbstverständlich und daher eine lobenswerte Erwähnung am Rand ist die Tatsache, dass sowohl das Update auf die Version 1.8 als auch der darin inkludierte Massive-Synthesizer für bestehende Maschine-Anwender kostenfrei sind.
Effekte
Der Software wurden zwei neue Effekte mit auf den Weg gegeben, die sich wahlweise auf Sound-, Gruppen, Aux- oder Master-Ebene in den Signalweg einbetten lassen.
Transient Master
Hierbei handelt es sich um ein Plug-In zur gezielten Bearbeitung von Signalspitzen. Zwei Parameter stehen bereit, um Sample-Peaks auf die Pelle zu rücken: Attack und Release. Die Bedienung ist nahezu selbsterklärend: Attack beeinflusst die schnellen Attack-Transienten und wirkt also – lautmalerisch gesprochen – auf das „T“ in „Tack“. Release dagegen kümmert sich um die folgenden Signalanteile und verstärkt oder senkt folglich das „ack“. Prinzip bedingt empfiehlt sich dieses Werkzeug eher für Einzelspuren als für Gruppen.

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Audio Samples
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Transient Master – erst ohne, dann mit verschiedenen Parametereinstellungen

Classic-, Tape- und Tube-Saturator
Auch die Verzerrer-Ecke hat in Form dreier Emulationen Zuwachs bekommen. Classic-, Tape- und Tube-Saturator sind flexibel einsetzbare Plug-Ins, die sich für ein weites Spektrum von Sättigungseffekten eignen, das von leichter Aufrauhung bis zur zerrenden Pegelmaximierung reicht.

Audio Samples
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Saturator Classic Saturator Tube Saturator Tape

Praxis

Erfreulich ist es zunächst einmal, auf der Packung lesen zu können, dass sich an den Hardwareanforderungen zum Betrieb von Maschine MK2 nichts geändert hat. Immer noch genügen für die Basiskonstellation
ein Apple-System, Dual-Core mit 2GHz, 2GB Ram (ab 10.6) oder ein
Windows-System, Intel Core-Duo/Athlon 64 mit 2GHz, 2GB Ram (Windows 7, 32/64 Bit).
Auch auf meinem Vista-Testsystem fühlte sich Maschine 1.8 auf Anhieb pudelwohl und läuft erstaunlicherweise weitaus flüssiger, als seinerzeit die 1.1er Version. Wohlgemerkt auf derselben Hardware (Intel Dual-Core 2 GHz, 3MB). Da eine komplette Vorstellung der Maschine-Software den Rahmen dieses Artikels sprengen würde, empfehle ich dem interessierten Leser an dieser Stelle den bonedo-Testbericht über die erste Version zu lesen, den ihr hier findet. Denn auch wenn sich zwischenzeitlich an vielen Stellen Änderungen und Verbesserungen ergeben haben – das Grundkonzept aus Sound/Pattern/Szene wurde im Kern beibehalten und wird im Rahmen dieses Tests ausführlich erklärt. Die vielen kleinen, in der Summe aber effektiven Updates machen die Leistungsfähigkeit des Verbundsystems Maschine nach nun bald drei Jahren Versionshistorie im Kern aus. Hier die relevantesten Stellschrauben der 1.8er Version im Schnelldurchlauf:
Alles bunt
Die neuen, bunten Pads sorgen tatsächlich für mehr Übersicht und Orientierung und das selbst dann schon, wenn man die Farbgebung der Auto-Funktion überlässt, welche einfach nur die sechzehn Farben zyklisch verteilt. Macht man sich die Mühe und färbt die Taster manuell nach einem logischen System ein, was sowohl auf Gruppen- wie auch auf Szenen-Ebene möglich ist, wird die Übersichtlichkeit noch einmal merklich gesteigert (Bsp.: Drums in Rottönen, chromatische Instrumente in Blau). Besonders im Szenen-Modus hat die farbliche Unterscheidung von durchlaufenden Parts und Breaks einen klaren Vorteil zur MK1.

Die Pad-Farben lassen sich sowohl für Szenen, wie auch für Gruppen sehr einfach definieren
Die Pad-Farben lassen sich sowohl für Szenen, wie auch für Gruppen sehr einfach definieren

Plug-In Integration
Bereits mit Version 1.6 fand beispielsweise die Öffnung für Plug-Ins von Drittherstellern statt, was im Ergebnis das vielleicht mächtigste Feature innerhalb der Software ist. In der aktuellen Version ist es nun auch möglich, Plug-Ins samt ihrer Einstellungen als komplettes Patch zu speichern, wobei Maschine automatisch eine Gruppe mit dem Namen des entsprechenden Plug-Ins anlegt. Sehr gut. 

Plug-Ins mit allen Einstellungen speichern
Plug-Ins mit allen Einstellungen speichern

Massive
Dass im Zusammenhang mit der Integration von Plug-Ins Massive und Maschine aufs Innigste verbunden wurden, passt mindestens so gut zusammen wie Bockwurst und Senf. Die Verbindung ist sozusagen ideal. Drum ‘n’ Bass kurz angesprochen: Hier die hervorragende Schlagwerksammlung von Maschine, dort der Lieblings-Bassschub-Generator aller Dub-, Bro-, Two- und Wasweißichnichtnochalles-Stepper – das funktioniert einfach glänzend. Auch deswegen, weil Maschine grundsätzlich immer automatisch versucht, bei jedem neu geladenen Plug-In die klangrelevanten Parameter auf die acht Funktions-Potis zu verteilen. Im Fall von Massive zieht sich die Software beim Start die acht Makro-Controls, die bei den Presets werksmäßig mit den wichtigsten Klangmodifikatoren verknüpft sind. In Verbindung mit den immer schon vorbildlichen Automationsmöglichkeiten von Maschine lassen sich hier sehr schnell aussagekräftige Track Layouts erschaffen.

Kaum anders zu erwarten: Die Parameterübergabe zwischen Massive und Maschine klappt reibungslos
Kaum anders zu erwarten: Die Parameterübergabe zwischen Massive und Maschine klappt reibungslos

Gerade wenn man sich musikalisch in den Gegenden Dubstep, IDM, Complextro oder Artverwandtem rumtreibt, wo sich in jüngerer Zeit eine extrem verfrickelte Stilistik etabliert hat und kaum noch ein Basssound linear durchläuft, sondern in jedem Takt variiert wird, kann das Gespann Massive/Maschine (aber auch jedes andere geladene Plug-In) punkten. Denn durch die interne Audioexport-Funktion via Drag-and-drop ist es ein Leichtes, unzählige Variationen aus einer Sequenz zu erzeugen und innerhalb der Gruppe direkt auf einen freien Slot zu parken.

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Timestretch/Pitchshift
Endlich schließt sich hier eine der größten Lücken im Sample-Bearbeitungs-Werkzeugkasten von Maschine. Das im Sample-Modus aufrufbare Untermenü „Timestretch“ kann die Tonhöhe und die Samplelänge verbiegen. Das Pitchshifting erfolgt dabei wahlweise mit zuschaltbarer Formantverschiebung. Das Timestretching kann entweder völlig frei oder automatisch berechnet erfolgen. Nettes Detail hier: Direkt beim Öffnen des Fensters setzt die Software automatisch die aktuelle BPM-Zahl ein.

Endlich im Sample Editor anzutreffen: Timestretch und Pitchshift
Endlich im Sample Editor anzutreffen: Timestretch und Pitchshift

Sample Preview im Browser
Auch neu: Ein unscheinbarer Button in der linken Ecke des Sound-Browsers schaltet den Preview-Modus ein, in dem sich Samples bereits beim Scrollen durch Browser-Liste vorhören lassen und nicht erst ins Kit geladen werden müssen.

Vorhören jetzt endlich auch direkt im Browser
Vorhören jetzt endlich auch direkt im Browser

Host Transport Control
Die Transporttaster von Maschine können die DAW im Plug-In-Betrieb mitbedienen.
Überarbeiteter Auswahl-Screen
Fast schon überfällig: Im Pianoroll-Editor können nun auch Notenlänge und Anschlagsstärke direkt editiert werden – einzeln oder über Mehrfachauswahl mit dem Rahmen-Werkzeug.

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Auto-Write feststellen
Über die Shift-Funktion kann der Auto-Write-Button jetzt festgestellt werden, so dass man beide Hände für Modulationsfahrten frei hat.
Verbessertes Handling fehlender Samples
Sobald ich der Maschine-Software den Pfad zu einem verlorenen Sample gezeigt habe, werden alle weiteren vermissten Samples, die sich dort befinden, ebenfalls im Projekt aktualisiert.
Group mit Samples sichern
Einzelne Groups lassen sich jetzt optional zusammen mit den enthaltenen Samples sichern.

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Soweit zur Habenseite. Doch was ist mit den Ecken, wo schon seit Jahren der Programmcode vor sich hin dümpelt? Nun, die gibt es zweifellos. Das beginnt damit, dass Maschine nach wie vor über keinen dedizierten Live-Performance-Modus verfügt, wo Potentiometer fest auf Controller gemappt werden können und nicht kontextbezogen „springen“. Es wäre ja schon viel gewonnen, wenn sich externe Controller im Stand-Alone-Modus einbetten ließen – aber Fehlanzeige. Das Dropdown-Menü der anwählbaren Steuergeräte fängt bei „Maschine“ an und hört bei „Maschine Mikro MK2“ auf.
Skalen im Keyboard-Pad-Modus sind auch so ein Thema, bei dem man sich fragt: “So schwer kann es doch nicht sein. Warum wurde das noch nicht umgesetzt?” Denn nach wie vor triggern die Pads ausschließlich in Halbtonschritten chromatische Noten. Dur, Moll, Pentatonik? Nix da. Auch der Grid-/Pianoroll-Editor kann in bezug auf den Bedienkomfort immer noch nicht auf Augenhöhe mit Artgenossen beispielsweise aus dem Hause Steinberg, Ableton oder Propellerheads antreten. Einfachste Handgriffe wie etwa das Kopieren vermittels Umschalttaste nachdem man Noten einmal angefasst hat, sind nach wie vor nicht möglich. Aber – und hier bekomme ich jetzt wieder diesen typischen, milden Gesichtsausdruck wie nach der ersten Tasse Kaffee am Morgen – die Verbesserungen, die Maschine von Version 1.0 bis zur jetzigen 1.8 erfahren hat, machen mehr als offensichtlich, dass man bei NI kontinuierlich eine Roadmap abarbeitet. Und deren Ende scheint noch lange nicht erreicht zu sein. Man darf wirklich extrem gespannt darauf sein, was uns der in nicht allzu ferner Zukunft anstehende Versionssprung auf die 2.0 bringen wird.

Fazit

Ich mag ja Sätze wie „Maschine MK2 ist die beste Maschine, die es jemals gab“ überhaupt nicht. In diesem Fall ist es aber schwierig, irgendetwas anderes zu schreiben. Hardwareseitig wurde mit der neuen Master-Sektion, dem invertierten Display und vor allem den mehrfarbigen Tastern behutsam, nichtsdestoweniger aber sinnvoll renoviert. Im Bereich der Software ist das Paket nun dank der Bündelung mit Massive und Komplete Elements zu einer vollwertigen Produktions-Workstation herangereift. Auch und besonders aufgrund der bereits mit Version 1.6 erfolgten Integrationsmöglichkeit von Plug-Ins. Gerade Massive erweist sich in Verbindung mit der klugen Drag’n’Drop-Exportfunktion als idealer Counterpart, um in Höchstgeschwindigkeit klanglich und stilistisch zeitgemäß verfrickelte Pattern am laufenden Band zu zaubern.Was die Maschine-Software selbst angeht, hat sie mit den Modulen Transient Master, Tape-/Tube-Saturator und dem neuen, bislang schmerzlich vermissten Timestretching/Pitchshifting drei weitere Werkzeuge im Arsenal, die sich im Umgang mit Drum-Sounds und Loops als überaus mächtig erweisen. Perfekt ist Maschine damit allerdings noch nicht. Besonders im Stand-Alone-Modus, der von NI immer gerne als ideale Live-Performance-Plattform vermarktet wird und im Prinzip auch bestens dafür geeignet ist, vermisse ich: die Möglichkeit, externe Controller-Hardware einzubetten sowie einen dezidierten Performance-Modus, in dem sich beispielsweise die Potis unabhängig vom aktuellen Kontext auf Parameter adressieren lassen. Das wiegt in der Summe allerdings nicht so schwer, als dass es den Spitzenplatz, den sich das Maschine-Konzept in Bezug auf Workflow, Leistungsfähigkeit und Klang zwischenzeitlich erarbeitet hat, ernsthaft gefährden könnte. Dank der erfreulichen Update-Politik im Hause NI dürfte nun auch die Stunde der Schnäppchenjäger schlagen. Denn wer auf die (zugegebenermaßen sehr hübschen und übersichtlichen, aber nicht zwingend erforderlichen) Multicolor-Pads und die neu aufgeräumte Master-Sektion verzichten kann, der dürfte jetzt gute Chancen haben, den Vorgänger samt Software günstig zu ergattern. Und wer ohnehin eine Neuanschaffung plant, der bekommt mit der Kombination aus MK2-Hardware und 1.8-Software ein durchdachtes und leistungsfähiges Verbundsystem, dass dem selbstgesteckt Ziel, ein „Groove Production Studio“ zu sein, mehr als gerecht wird und sich mittlerweile auch für höhere Aufgaben als die reine Rhythmus-Kreation empfiehlt. Ein halbes Motivations-Sternchen lasse ich dennoch im Soll stehen, erstens um zum Ausdruck zu bringen, dass da noch ein Drumstick-breit Luft nach oben ist und zweitens als Reserve für die kommende, glatte zweinuller Versionsnummer.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • innovativer Ansatz
  • integriertes System
  • leistungsfähiges Gesamtkonzept
  • hochwertige, praxisgerechte Hardware
  • durchdachtes Softwarekonzept
  • schneller Workflow
  • umfassende, klanglich und stilistisch exzellente Sound Library
  • kein Mapping erforderlich
  • Klang und Ausstattung der Effektprogramme
  • verschiedene Sample-Engines zur Auswahl
Contra
  • keine externen Fremd-Controller im Stand-Alone-Modus
  • keine Skalen im Keyboard-Pad-Modus
  • Potentiometer nicht fest zuweisbar
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Native Instruments Maschine MK2 Test
Für 451,00€ bei
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