Native Instruments – Kontrol X1 Test

Details

Impressionen
Die Verarbeitung des futuristisch anmutenden und gerade mal 690 Gramm leichten Kunstoff-Controllers ist für meine Begriffe vortrefflich gelungen. Das Gehäuse sieht sehr elegant aus, die Kunststoffoberfläche hat eine leichte Maserung, die der Einheit einen metallischen Look verleiht. Ob das ultramobile Kistchen einen Sturz aus einem Meter Höhe schadlos übersteht, möchte ich nicht ausprobieren, obwohl ich es ihm grundsätzlich zutrauen würde – zumindest, wenn es auf den gummierten Füßen landen sollte. Diese bieten zudem ausreichend Standfestigkeit, sollte der DJ mal etwas ungestümer handwerkeln. Insgesamt bringen die Produktdesigner dreißig Schaltflächen, acht hochauflösende Drehregler und vier Encoder mit integriertem Button auf einer Fläche von 290 x 120 x 52 Millimetern unter. Damit sollte die kompakte Effektschleuder auch bei besonders engen Verhältnissen noch ein freies Plätzchen finden. Trotz der stattlichen Anzahl von 42 Bedienelementen hat das Kontrollelement ausreichend Luft zum Atmen, ich hatte schon deutlich engere Konstruktionen auf dem Tisch. Ein USB-Port an der Rückseite sorgt für den nötigen Kontakt zur Außenwelt. Eine Netzteilbuchse und eine Standard-MIDI-Schnittstelle sind nicht vorhanden. Damit der neue Besitzer sofort loslegen kann, packt Native das Anschlusskabel und eine abgespeckte, upgradefähige Version von Traktor LE gleich mit ins schicke Paket. Auf der Installations-CD befindet sich zudem der kostenlose Kore-Player mitsamt einer umfangreichen  Sound-Library sowie verschiedene Konfigurationsdateien und Anleitungen als PDF-Files. Der obligatorische Quickstart-Guide und ein erfreulicherweise gedrucktes Handbuch runden den guten ersten Eindruck ab.

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Freddy Flink-Finger
Wenn beide Seiten einer Kontrollhardware gleich ausgestattet sind, führt dies in der Regel zu einem effizienten Workflow, denn gegebenenfalls entfällt dadurch lästiges Umschalten zwischen den Sektions-Zuweisungen für die Player. Gerade wer mit mehr als zwei Decks spielt, wird direkten Zugang bei klarer Struktur zu schätzen wissen. Bei genauerer Markt-Betrachtung fällt auf, dass manch eine Steuereinheit in diesem Punkt in Bezug auf Traktor patzt, denn entweder fehlt decksimultane Effekt- oder Loopsteuerung oder die Sektionen sind insgesamt zu karg ausgestattet. In Sachen Traktorsteuerung konnte mich M-Audios All-in-One Controller Xponent vor einiger Zeit durchaus überzeugen. NIs Kontrol X1 hat allerdings weder eine integrierte Audiolösung noch einen Mixer. Daher hinkt ein direkter Vergleich, doch der Aufbau ist in beiden Fällen performant weil symmetrisch. Kontrol-1 beheimatet oben die Effekt-Abteilung, in der Mitte die Browser-Sektion, gefolgt von der Loop Division und dem Transporttastenfeld (ein genauer Funktionstest folgt im Praxisteil). Sein Design erinnert ein wenig an Maschine, unterscheidet sich aber bei genauerer Betrachtung deutlich vom Groove Production Studio. Der Drum-Sequenzer kann vier unterschiedliche Schaltflächenarten vorweisen, die Trigger-Matrix ist zudem anschlagdynamisch. X1 hingegen besitzt lediglich eine, für DJs prädestinierte Gattung vom Kaliber Klick-Klack-Button. Dieser Typus löst auf der vollen Fläche aus und gewährleistet so auch während impulsiverer Gigs eine hohe Treffsicherheit. Im Gegensatz zu den Endlos-Potis des Rythmn-Composers weisen die Kontrol-Regler einen höheren Widerstand auf, besitzen eine rastende Mittenstellung und etwas höhere Kappen. Dazu gesellen sich vier Encoder mit Push-Funktion. Mit den High-Res Potis konnte ich in TSP Effektabstufungen von einem Prozent erreichen.

Heiße Nadel, tiefer Stich und Liebesmüh
Auf meinem Mac befand sich zum Startzeitpunkt dieses Artikels noch Traktor-Version 1.2.2 (RT7838), die den Testkandidaten zunächst selbst nach Aufspielen der beigelegten Controller-Datei und anschließendem Neustart ignorierte. Also erst mal das Service-Center starten und das neue Update ziehen. Ich hatte letzte Woche gerade erst vom Update 1.2.3 erfahren, da war auch schon 1.2.4 online – heiße Nadel, tiefer Stich?

Durch die Aktualisierung finden einige neue Geräte, wie Pioneer CDJ-2000, CDJ-900 oder MEP-7000 den Weg in die werkseitige Unterstützung. Und natürlich auch Kontrol-X1. Der native Support bringt kinderleichte Einrichtung durch den Setup-Wizard und Hotplugging mit, also die erneute Erkennung während des Betriebs. Das ist besonders wichtig, falls ein Kabel versehentlich entfernt wurde. Version 1.2.4 hat darüber hinaus neue Status-Mappins, hardwareseitige Pitchrange -Anpassung und die Option auf bis zu vier X1-Einheiten mit automatischer 4-Deck-Konfiguraton für zwei Geräte unter der Haube. Nach der Installation und einem weiteren Neustart beginnt die Berliner Kontrolleinheit munter zu blinken, die LEDS signalisieren unmissverständlich: We are Ready-to-Rock. Also rauf mit den Softwarebeigaben.

Fotostrecke: 2 Bilder

Traktor LE- mit dem Trecker durch die Clubs
Traktor LE bietet zwei Abspielsektionen, einen Zwei-Kanal-Mischer und einige praktische Zusatzfeatures, wie Tonhöhenkorrektur, BPM-Analyse und automatische Beatsynchronisation. Ferner ist eine umfangreiche Musikverwaltung an Bord. Die Decks von Traktor zeigen die Wellenform der Musikstücke in einer dreistufig skalierbaren Ausschnittsbetrachtung mit Beat-Raster an. Eine klick-sensitive Miniübersicht gibt einen Ausblick auf die gesamte Welle. Die kontraststarken Deck-Sektionen sind auch in dunklen Umgebungen sehr gut ablesbar und liefern nötige Informationen zur abgespielten Audiodatei wie Laufzeiten, BPM, Pitchwert oder ID3-Tags. Die zentrale Master-Sektion bietet Regler für den Master, den Kopfhörer-Mix und die Kopfhörerlautstärke. Quantisierung, Snap-Klick, Master-Clock, MIDI-Clock, Recording oder Broadcasting ist nur per kostenpflichtigem Upgrade erhältlich. Auch die Effekt-Sektionen sind beschnitten, reichen aber für einen ersten Einblick ins Traktor Universum aus. Insgesamt stehen von den 28 Effekten der Pro Version drei zur Auswahl, nämlich Delay, Flanger und Reverb.

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KORE2 – Instrument nach Bedarf
Kore Player (Hier geht´s  zu unserem Test) ist ein kostenloses Software-Instrument, dessen angepasste Library 118 Sounds und 17 Effekte unter der Haube hat. Zusätzliche Soundpacks sind über Native Instruments Website ab 49 Euro erhältlich. Der kostenlose Player versteht KONTAKT, REAKTOR, GUITRAR RIG, MASSIVE, FM8 und ABSYNTH Sounds. Die Einstellmöglichkeiten sollten auch Anfänger nicht überfordern, denn das User-Interface ist klar strukturiert und quasi selbsterklärend. Je nach Komplexität des geladenen Materials bekommen maximal acht Regler ihre Kontrollparameter übertragen. In einer 2×4-Matrix werden bis zu acht unterschiedliche Klang-Variationen gespeichert, zwischen denen nach Herzenslust gemorpht werden darf. MIDI-Controller werden durch eine Lernfunktion antrainiert.

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