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MXR Il Torino Overdrive Test

Mit dem MXR Il Torino aus dem MXR Custom Shop stellt sich heute ein Overdrive-Pedal dem bonedo-Test, das mit einem etwas höheren Anspruch antritt, als die meisten anderen Effektpedale des Traditionsherstellers. Einen Custom Shop gibt es also nicht nur für Gitarren wie zum Beispiel bei Fender oder Gibson, sondern auch für Effektpedale, wie wir hier sehen. Das dürfte auch damit zusammenhängen, dass das inzwischen ohnehin sehr große Angebot an Boutique-Geräten jeden Tag weiter wächst und Massenhersteller wie MXR sich etwas einfallen lassen müssen, um in diesem Marktsegment nicht ins Hintertreffen zu geraten.

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Der Il Torino wurde vom italienischen Amp- und Pedaldesigner Carlo Sorasio entwickelt, segelt unter der amerikanischen Flagge von MXR und wird auch tatsächlich in den USA hergestellt, so jedenfalls steht es auf dem Karton. Wieviel Boutique in der Zerre steckt, werdet ihr im folgenden Test erfahren.

Details

Optik/Aufbau
Der Il Torino (gelesen übrigens als italienisch “il” und nicht etwa als 2, wie verschiedentlich gesehen) kommt im Standard MXR-Format, allerdings mit einem recht geringen Gewicht von 200 Gramm, das dem etwas dünneren Stahlblechgehäuse zu verdanken ist. Mein Dynacomp wiegt fast das Doppelte. Das mögen bei einem Pedal zwar keine dramatischen Gewichtsunterschiede sein, aber bei mehreren summiert sich das Ganze und dann kann der Transport des Pedalboards auf längeren Strecken zu einer schweißtreibenden Angelegenheit werden. Ich weiß, wovon ich rede. Auf jeden Fall ist das metallic-blau lackierte Gehäuse stabil und wird die Strapazen des Bühnenbetriebs locker wegstecken. Alle Schalt- und Regelmöglichkeiten finden sich an gewohnter Stelle, Fußschalter und Potis auf der Oberseite, die Anschlüsse seitlich, wobei der Ausgang standardmäßig links, Eingang und Anschluss für das 9V-Netzteil rechts angebracht sind. Der Il Torino lässt sich selbstverständlich auch mit einer normalen 9V-Batterie betreiben, bei einem Stromverbrauch von 4,7 mA kann man das schon mal in Erwägung ziehen. Beim Wechsel der Batterie muss zwar die Bodenplatte gelöst werden, und das geht nicht so fix wie bei einem Gerät mit separatem Batteriefach, aber aufgrund des geringen Stromverbrauchs wird das Ganze nicht sehr häufig anstehen. Die Schaltung des Il Torino beruht auf MOSFET-Technologie, mit der die typische Übersteuerung von Röhrenamps simuliert werden soll. Es gibt einen Buffered Bypass, der laut Hersteller vor allem bei langen Kabelstrecken für einen natürlichen Sound sorgt.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Il Torino Overdrive präsentiert sich in Metallic-Blau

Bedienung
Mit fünf Reglern wird der Sound des Il Torino eingestellt, und das mit der klassischen Aufstellung, die auch bei den meisten Amps zur Verfügung steht. Eine Dreiband-Klangregelung aus Treble, Middle und Bass ist in der oberen Reihe platziert, darunter die Regler für Volume und Gain. Das ist sehr komfortabel, zumal außerdem mit Boost und Overdrive (OD) zwei Grundsounds zur Verfügung stehen, die mit dem kleinen weißen Taster zwischen Volume und Gain angewählt werden. Zur optischen Kontrolle dient eine zweifarbig leuchtende LED, die beim Boost-Mode blau und bei Overdrive rot leuchtet. Außerdem ist selbstverständlich auch die obligatorische Status-LED oberhalb des Fußschalters mit an Bord.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Kommandozentrale des Il Torino
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Praxis

Zu Beginn kümmern wir uns um die Reichweite des Gainreglers im Boost-Mode. Ihr hört fünf unterschiedliche Einstellungen.

GitarreTrebleMiddleBassVolumeGainMode
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Audio Samples
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Boost Mode – Gain Regler auf 7 Boost Mode – Gain Regler auf 10 Boost Mode – Gain Regler auf 13 Boost Mode – Gain Regler auf 15 Boost Mode – Gain Regler auf 17

Nun ist der Overdrive-Mode an der Reihe. Was Klang und Gain-Bandbreite anbelangt, gibt es dort keine gewaltigen Unterschiede, der Overdrive-Mode klingt etwas komprimierter und hat im letzten Ende natürlich auch einen höheren Zerrgrad. Was dort nicht so gut gefällt, ist der Regelweg des Gainreglers. Da tut sich auf der Strecke von 7 bis 14 Uhr recht wenig, ab 15 Uhr wird dann der Hebel umgelegt und es zerrt erheblich mehr. Das hätte man etwas besser verteilen können. Ihr hört hier direkt nacheinander vier verschiedene Einstellungen des Gainreglers.

GitarreTrebleMiddleBassVolumeGainMode
SG121312147-14-15-17Overdrive
Audio Samples
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Overdrive Mode – Vier Gaineinstellungen

Der Grundsound des Il Torino ist eher in der etwas aggressiveren Ecke angesiedelt. Die Höhen kommen recht hart, ein weicher oder warmer Overdrive geht aber auch, hier muss man etwas an der Klangregelung schrauben. Die Regler haben keinen extremen Wirkungsgrad, man darf also auch schon mal härter zupacken. Einen weichen Blues-Sound mit leicht angezerrtem Ton erreicht man im Boost-Mode mit zurückgedrehten Höhen.

GitarreTrebleMiddleBassVolumeGainMode
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Audio Samples
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Boost Mode – Weicher angezerrter Blues Sound
Im Test zeigte dieser Zerrer, wie flexibel er ist
Im Test zeigte dieser Zerrer, wie flexibel er ist

Klassische Rocksounds zeigen sich bei höheren Gain-Einstellungen. Der Boost-Mode hat auch bei den oberen Gain-Settings gute Werte in der dynamischen Ansprache, hier kann viel mit den Fingern bearbeitet werden. Beim folgenden Beispiel habe ich die Les Paul im Einsatz und auch hier die Klangregelung recht extrem eingesetzt (Bässe komplett zurückgenommen). Zuerst wurde leicht mit den Fingern angeschlagen, dann hart mit dem Pick. Die Einstellung gefällt mir persönlich sehr gut, der Bassbereich ist durch die Absenkung recht knackig und bei harter Betätigung im Anschlag gibt es einen bissigen Zerrsound.

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Les Paul91571215Boost
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Boost Mode – Klassischer Rocksound, Dynamic Picking

Nachdem wir bisher immer Humbucker-Gitarren gehört haben, ist jetzt ein Exemplar mit Singlecoil-Pickups an der Reihe und wir gehen gleich in die Vollen, Overdrive-Mode mit maximalem Gain.

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Strat917161217Overdrive
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Overdrive Mode – Maximum Gain mit Strat

Zum Abschluss darf unser Kandidat noch einmal mit maximale Zerre, einer Humbucker-Gitarre und Mid Scoop-Einstellung des Equalizers ran. Es klingt zwar nicht so brachial wie mancher Metal-Distortion, aber kann durchaus in diesem Genre eingesetzt werden.

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Les Paul138141217Overdrive
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Overdrive Mode – Maximum Gain, Mid Scoop Einstellung
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Fazit

Der MXR Il Torino lässt sich flexibel von Crunch bis zu High-Gain Overdrive-Sounds (Humbucker-Gitarre) verwenden. Sein Grundsound ist bei mittlerer Einstellung der Klangregelung eher aggressiv mit einer leichten Höhenbetonung, was einzeln angespielt etwas harsch klingt, sich aber im Bandkontext beispielsweise gegen eine zweite Gitarre gut durchsetzt. Zwei unterschiedliche Zerrmodi stehen mit Boost und Overdrive zur Verfügung, die vom Charakter her nicht allzu weit auseinanderliegen, der Overdrive-Mode liefert einen dichteren Zerrsound und komprimiert stärker. Mit der Dreiband-Klangregelung lässt sich das Pedal sehr gut an das jeweilige Instrument anpassen, wobei extreme Frequenzverbiegungen nicht angesagt sind, sondern eher ein recht homogener Overdrive-Sound. Gute Einsatzmöglichkeiten sehe ich bei Mid-Gain Rock-Sounds in Bands mit zwei Gitarristen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Dreiband-Klangregelung
  • durchsetzungsfähiger Sound
  • zwei Zerrmodi
  • Verarbeitung
  • geringer Stromverbrauch
Contra
  • Rauschen bei hohen Gain Settings
Artikelbild
MXR Il Torino Overdrive Test
Für 149,00€ bei
Von leichtem Crunch bis zu High-Gain Overdrive ist alles möglich
Von leichtem Crunch bis zu High-Gain Overdrive ist alles möglich
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: MXR
  • Modell: Il Torino
  • Typ: Overdrive Effektpedal
  • Regler: Treble, Middle, Bass, Master, Gain
  • Schalter: On/Off, Boost/Overdrive
  • Anschlüsse: Input, Output, 9V DC
  • Stromverbrauch: 4,7 mA
  • Spannung: 9V (Batterie oder Netzteil)
  • Maße: 57 x 108 x 50 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 0,2 kg
  • Preis: 165,00 Euro UVP
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