Music Man Cutlass Bass Test

Music Man gilt als äußerst innovative Firma, die neben ihrem Alltime-Klassiker, dem legendären Stingray, immer wieder neue und zum Teil sehr spezielle Bassmodelle auf den Markt bringt. Als die amerikanische Traditionsfirma im Jahre 2016 ihre ersten passiven Instrumente der Öffentlichkeit präsentierte, ging ein deutliches Raunen durch die Bassistengemeinde. Viele empfanden die an Leo Fenders Klassikern Precision und Jazz Bass angelehnten Bassmodelle wohl eher als Rückschritt denn als Innovation. Wer allerdings mit der Geschichte und den Instrumenten von Music Man vertraut ist, wird sich aber vorstellen können, dass Music Man nicht einfach x-beliebige Fender-Clones auf den Markt schmeißen wird. Bei den brandneuen Music-Man-Familienmitgliedern Cutlass und Caprice handelt es sich vielmehr um Instrumente, die klassische Qualitäten mit hochmodernen Detaillösungen vereinen und dadurch durchaus einen unverkennbaren eigenen Charakter aufweisen. Als ersten Kandidaten knöpfen wir in uns diesem bonedo-Test das Modell Cutlass in der Ausführung “Heritage Tobacco” mit Palisander-Griffbrett vor.

Music_Man_Cutlass_Bass_004FIN

Details

Die älteren Semester werden sich vielleicht noch daran erinnern, dass Music Man in den 1980er-Jahren schon einmal Cutlass-Bässe im Programm hatte. Die Modelle Cutlass I und II wurden seinerzeit in Zusammenarbeit mit der Firma Modulus entwickelt und waren mit Graphithälsen ausgestattet.
Mit den damaligen Cutlass-Bässen hat der neue Music-Man-Spross allerdings wenig gemein – er wurde unverkennbar vom Precision-Bass inspiriert und funktioniert, wie in der Einleitung erwähnt, rein passiv. Die Korpusform des Cutlass könnte man als gelungene Kreuzung eines Stingray mit einem Precision Bass bezeichnen.
Bei der Wahl des Korpusmaterials folgt Music Man mit klassischer Erle der Tradition. Als Finish kommt eine sehr schöne Burst-Hochglanzlackierung mit der Bezeichnung “Heritage Tobacco” zum Einsatz, die in Kombination mit dem Tortoise-Pickguard für einen klassisch-eleganten Look sorgt.

Fotostrecke: 5 Bilder Ein solider Hardshell-Koffer ist …

Der Hals des Cutlass besteht aus einem Streifen Ahorn, das mit einem leicht gelbstichigen, matten Polyurethan-Finish versehen wurde. Dank der dünnen Lackierung fühlt sich die Rückseite sehr geschmeidig an, und der Hals wirkt mit seiner dezent gelben Färbung fast wie natürlich gealtert.
Bei meinem Testexemplar wurde ein Palisandergriffbrett verbaut, der Cutlass ist aber auch wahlweise mit Ahorngriffbrett (in anderen Farbausführungen) erhältlich. Im Griffbrett sitzen schließlich 21 schmale Vintage-Bünde und große runde Lagenmarkierungen.

Fotostrecke: 3 Bilder Eine dezente Lackschicht sorgt für Wohlfühl-Faktor auf der Halsrückseite.

Wie wir sehen, ist die Halskonstruktion im Großen und Ganzen klassisch aufgebaut, für eine stabile Befestigung mit dem Korpus kommen allerdings fünf Schrauben zum Einsatz. Der Halsansatz wurde modern und ergonomisch geformt, damit die höchsten Bünde leichter zu erreichen sind.
Die Justierung der Halskrümmung wird auch beim Cutlass mit dem Music-Man-typischen patentierten Einstellrädchen am Griffbrettende erledigt. Für diese Trussrod-Lösung benötigt man kein spezielles Einstellwerkzeug, sondern nur irgendeinen Schraubenzieher oder etwas ähnliches – das ist einfach praktisch!

Fotostrecke: 3 Bilder So sieht ein bequemer Hals-Korpusübergang aus!

Noch mehr moderne Features finden wir beim Blick auf die Details der Hardware-Ausstattung des brandneuen Cutlass-Basses. Als Sattel kommt beispielsweise das Music-Man-eigene Modell mit leicht versetzen Kerben zur Verbesserung der Intonation zum Einsatz, und am Korpusende finden wir eine solide Music Man Vintage-Brücke mit vernickelten Saitenreitern.

Fotostrecke: 6 Bilder Auch der Headstock hält ein modernes Feature parat:

Die Tuner bezieht Music Man nach wie vor von der deutschen Firma Schaller – auf der leicht vergrößerten Kopfplatte sitzen vier BM-Mechaniken mit konisch zulaufenden Achsen in der Music-Man-typischen 3:1-Anordnung.
Aber nicht nur beim Blick auf den Headstock des Cutlass wird klar, dass wir einen waschechten Music Man in den Händen halten: auch die extra großen Magnete des Splitcoil-Humbuckers gehören zum typischen Music-Man-Look. Allerdings könnten die Saiten durchaus etwas passgenauer über die Polepieces des Splitcoil-Tonabnehmers laufen. Der Sound wird beim passiven Cutlass, genau wie beim klassischen Precision-Bass, mit einem Lautstärkeregler und einer Tonblende zum Absenken der Höhen geregelt.

Fotostrecke: 4 Bilder Hmm, etwas exakter könnten die Saiten schon über den Polepiece verlaufen!

Im nachfolgenden Video bekommt ihr schon einmal einen Eindruck vom Klang des eleganten Cutlass-Basses. Ich spiele hier einen kurzen Groove mit voll aufgedrehter sowie komplett zugedrehter Tonblende. Gegen Ende hört ihr den Slapsound des passiven Music-Man-Sprösslings.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Praxis

Der erste Eindruck ist bei einem Instrument überaus wichtig und in einigen Fällen sicherlich auch entscheidend für den Kauf. Als ich den Cutlass zum ersten Mal in den Händen hielt, fielen mir sofort die erstklassige Verarbeitung und die hochwertige Qualität der Materialien auf: der Viersaiter fühlt sich wie ein Boutique-Bass der Mittelklasse an – er strahlt wirklich Klasse aus!
Ungenauigkeiten oder gar Schlampereien habe ich vergebens gesucht. Alle Holzarbeiten wurden präzise ausgeführt, die Lackierungen auf Hals und Korpus sind wunderschön und auch die Bundierung wurde absolut penibel durchgeführt.

Der Cutlass vermittelt ein rundum stimmiges und hochwertiges Bild!
Der Cutlass vermittelt ein rundum stimmiges und hochwertiges Bild!

Laut Music Man bringen die Cutlass-Bässe etwas mehr als 4kg auf die Waage. Somit liegt mein Testbass mit 4,1kg absolut im Rahmen. Der Bass hängt sehr stabil und ausbalanciert am Körper, von Kopflastigkeit kann trotz der vergrößerten Kopfplatte keine Rede sein.
Das Halsprofil gleicht in etwa dem eines Stingray-Basses und lässt sich dank der seidenmatten Lackierung auf dem Rücken sehr angenehm spielen. Ein weiterer Wohlfühlfaktor ist der vertraute Griffbrettradius von 7,5″ – Freunde von klassischen Bässen werden sich auf dem Cutlass-Hals augenblicklich wie zu Hause fühlen. Wie ihr seht, hat mich der Cutlass in Sachen Ergonomie und Spielkomfort in kürzester Zeit überzeugt.

Hier trifft Tradition auf Moderne!
Hier trifft Tradition auf Moderne!

Beim Thema Sound geht es mit meinen Eindrücken ähnlich positiv weiter, denn der Cutlass schwingt sehr stark und produziert schon rein akustisch gespielt über den gesamten Tonumfang hervorragend definierte Töne mit einem langen, gleichmäßig abklingendem Sustain. Das macht Lust auf die nächste Testrunde, für die ich den Cutlass mit meinem Test-Rig verbinde, das aus einem Epifani Piccolo 600 und zwei Epifani-Boxen mit 12-Zöllern besteht.
Und siehe da, auch am Verstärker macht der passive Music Man ordentlich Eindruck: der Cutlass liefert einen ungeheuer robusten Sound mit punchigen Tiefmitten und einem glasklaren, obertonreichen Höhenspektrum. Die Verwandschaft zum klassischen Precision-Bass ist unüberhörbar, der Music-Man-Humbucker sorgt beim Cutlass allerdings für einen noch etwas muskulöseren und strafferen Ton, der in jeder Lage super definiert abgebildet wird.

Muskulöser, kräftiger Ton mit deutlichen Klassiker-Anleihen!
Muskulöser, kräftiger Ton mit deutlichen Klassiker-Anleihen!

Ein derart moderner und kräftiger Precision-Sound kann zweifellos in nahezu jeder Musikrichtung eingesetzt werden, und der Cutlass ist dank seiner ebenmäßigen Tonentwicklung darüber hinaus sicherlich auch ein hervorragender Bass für die Arbeit im Studio. Klar, allzu viele Klangvarianten sind von einem passiven Bass mit nur einem Tonabnehmer natürlich nicht zu erwarten, die Tonblende des Cutlass greift aber ordentlich zu und macht auch warme vintage-mäßige Motown-Sounds in diversen Schattierungen möglich.

Audio Samples
0:00
Tonblende offen Tonblende 20 Prozent offen Tonblende offen, Plektrum

Fazit

Music Mans neuer Cutlass Bass kommt im klassischen Retro-Gewand daher und hat, ganz entgegen der firmeneigenen Tradition, keine aktive Elektronik an Bord. Trotzdem trägt der Cutlass unverkennbar die DNA der legendären kalifornischen Company. Dies wird sichtbar durch viele kleine Details, wie dem praktischen Truss-Rod-Einstellrad, einem ergonomisch geformten Halsabsatz, und der prinzipiell sehr hohen Material- und Verarbeitungsqualität. Diese Features sind es, die der modernen Precision-Interpretation in der Summe eine nahezu Boutique-mäßige Haptik, erstklassigen Spielkomfort und schließlich einen außerordentlich soliden, durchsetzungsstarken und detailreichen Sound bescheren. Zum Lieferung gehört übrigens ein sehr robustes Kunststoff-Hardcase, mit dem sich der Cutlass sicher und bequem transportieren lässt.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • schöne, klassische Optik
  • erstklassige Verarbeitung
  • gute Ergonomie, hoher Spielkomfort
  • moderne Detaillösungen
  • kräftiger, durchsetzungsstarker Sound
Contra
  • Saiten verlaufen nicht ideal über Polepieces
Artikelbild
Music Man Cutlass Bass Test
Für 1.749,00€ bei
Music_Man_Cutlass_Bass_010FIN
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Music Man
  • Modell: Cutlass Bass
  • Herstellungsland: USA
  • Mensur: 34 Zoll
  • Korpus: Erle, Polyester-Hochglanzlack „Heritage Tobacco“, Tortoise-Pickguard
  • Hals: geschraubt, einteilig Ahorn, matter Polyurethan-Lack, Palisander-Griffbrett, 21 schmale Bünde, Lagenmarkierungen
  • Halsmaße: 41,3 mm am Sattel, 62,7 mm am letzten Bund, 19,1 cm Radius
  • Hardware: Schaller BM-Mechaniken, Music Man Compensated Nut, Music Man Vintage Bridge
  • Tonabnehmer: Music Man Offset Humbucker
  • Regler: Volume (250 kOhm), Tone (250 kOhm)
  • Zubehör: Hardcase, Werkzeug
  • Gewicht: ca. 4,1kg
  • Preis: 2.349,- Euro (Empfohlener Verkaufspreis)
Hot or Not
?
Altbekannte Optik mit leichten Modifikationen.

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Sire Marcus Miller F10-6 NT - Sound Demo (no talking)
  • First notes on the Sire Marcus Miller F10-6 NT #shorts #sirebass #marcusmiller #siremarcusmillerf10
  • First notes on the Marleaux Consat Custom Bolt-On #bassguitar #marleaux #bass #bassbonedo