MOTU Ultralite Test

Der Trend geht ungebrochen weiter Richtung mobiler Produktion, mit so vielen Features pro Quadratzentimeter wie möglich. MOTU, als Anbieter der ersten FireWire-Interfaces überhaupt, bietet hierfür seit dem Jahr 2006 das UltraLite als „Alles-Drin-für-Unterwegs“-Lösung an.

Ob es sich am hart umkämpften Markt für professionelle, portable Audio-Interfaces noch behaupten kann – oder schon zum Alten Eisen gehört – soll folgender Test klären.

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Optik

Dank kompakter Abmessungen (19 x 22 x 4,5 cm) und einem geringen Gewicht von 1,2 kg verspricht das UltraLite höchste Mobilität. Es besteht die Möglichkeit, das Interface über den FireWire-Bus mit Strom zu versorgen. Das robuste, schwarze Metall-Gehäuse verheißt Beständigkeit für Bühnen-, Club- oder Hotelcouch-Sessions. Ein Stand-Alone Betrieb wird unterstützt und sieben Endlosregler sowie vier Schalter lassen es auch ohne Computer bedienbar erscheinen. So steht einem Einsatz als einfacher Mischer theoretisch auch nichts im Wege. Das zweizeilige 16-Segment Display zeigt dabei die wichtigsten Parameter an.

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Von I bis O: Die Anschlüsse

Mit 10 analogen, im Pegel schaltbaren Ausgängen (-10dBV/+4dBu), getrennt adressier- und regelbarem Kopfhörerausgang sowie S/PDIF I/O präsentiert sich das MOTU recht kontaktfreudig zur Außenwelt. Eingangsseitig stehen sechs analoge Line-Eingänge (-10dBV/+4dBu) und zwei XLR/TRS Combo-Buchsen mit Mic-Preamps parat, die natürlich auch mit Instrumenten gefüttert werden können. 48V Phantomspeisung, Pad und Trim sind im Direktzugriff frontseitig verfügbar. Trim regelt dabei den Preamp-Gain digital in 1dB-Schritten bis maximal +24dB. Rückseitig bietet das UltraLite noch zwei FireWire-Schnittstellen, MIDI-Duo (In & Out) und den Anschluss für das externe Netzteil.

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Software inklusive

Die CueMix-Software bietet in Verbindung mit dem CueMixDSP praktisch latenzfreies Monitoring, wie es mittlerweile bei den meisten Interfaces zum Standard gehört. Es können bis zu vier unterschiedliche Monitormischungen für Mitmusiker erstellt werden, falls man über einen externen Kopfhörerverstärker verfügt, da intern nur ein Ausgang vorhanden ist. Für den klassischen Fall, in dem der Produzent über Lautsprecher mithört, während sich der Musiker im Nebenraum über den an Bord befindlichen Kopfhörerausgang hört, reichen die gebotenen Features aus.

Die Mix-Busse können natürlich auch externe Effektgeräte über die Ausgänge speisen, wobei man das im Normalfall über den Host-Sequenzer erledigen würde. Damit wären wir bei der mitgelieferten Software angelangt:

MOTU legt mit der hauseigenen Software AudioDesk seinem Ultralite einen fast vollwertigen Audio-Sequenzer für den Mac bei. Audio lässt sich damit problemlos aufnehmen, schneiden und wiedergeben. Standardeffekte sind zwar inklusive, optionale VST- oder AudioUnit-PlugIns lassen sich aber leider nicht einbinden. MIDI-Spuren oder virtuelle Instrumente gibt es ebenfalls nicht.

MIDI wird hier einzig und allein als SMPTE- und MMC-Lieferant (MIDI Machine Control) eingesetzt, um z.B. externe Hardware-Sequenzer oder Bandmaschinen zu steuern bzw. zu synchronisieren. Der SMPTE-Generator ermöglicht sogar “klassisches“ Arbeiten mit Mehrspurmaschinen. Da AudioDesk nur für Mac OS X verfügbar ist, sehen Windows-Anwender leider in die Röhre. Für sie gibt es nur die CueMix-Software zum Einstellen der Funktionen. Wem der Funktionsumfang von AudioDesk übrigens nicht ausreicht, kann für 369 EUR auf MOTU´s „große“ Software „Digital Performer“ upgraden, die leider immer noch ziemlich unbekannt ist, obwohl sie sich einen größeren Bekanntheitsgrad sicherlich verdient hätte.

cuemix

Klangpraxis

Das MOTU klingt recht ordentlich und neutral für seinen Preis; natürlich sollte man  keinen High-End Sound erwarten.Das Gebotene wird trotzdem für die meisten Belange vollkommen ausreichen.
Eine analoge Lautstärke-Regelung für den Main-Out sucht man vergebens. Der vorhandene Regler ist klein, zu nah bei den anderen Reglern und ändert die Lautstärke leider auf digitaler Ebene. Das verursacht eine Reduzierungen der Auflösung am analogen Ausgang wenn man leiser dreht, heißt: die Wiedergabequalität entspricht nicht der aufgenommenen. Ein externer, passiver Lautstärke-Regler, z.B. aus dem Hause SM Pro Audio, der nicht die Welt kostet, kann hier Abhilfe schaffen – widerspricht aber der Idee der Ultra-Portabilität.

Fotostrecke: 5 Bilder Frequenzgang Mic Pre 48kHz, lila: gain= maximum, gelb: gain:minimum

Die zweite FW-Buchse ist eigentlich zum “Daisy Chainen“ (Denglisch für: Hardwaregeräte in Serie verbinden) gedacht, um so die maximal mögliche I/O-Anzahl mittels mehrerer MOTU-Interfaces zu vergrößern. Allerdings habe ich während meiner Tests nicht eine einzige fehlerfreie Verbindung mehrerer MOTU- Interfaces zu Stande bringen können. Glaubt man den einschlägigen Internetforen, bin ich damit auch nicht allein. MOTU selbst empfiehlt ein Routing über den Digital-I/O. Da stellt sich mir die Frage, warum man das System dann nicht lieber gleich durch einen vernünftigen Pre-Amp mit hochwertigen Wandlern erweitert sollte, zumal die digitale Schnittstelle beim Chainen für andere Zwecke nicht mehr zur Verfügung stände.

Mit der Mobilität ist das auch so eine Sache: Die Stromversorgung per FW funktioniert nur mit 6-Pin Anschlüssen, die viele PC-Laptops nicht haben. Somit wird das mitgelieferte Netzteil zum Pflicht-Gepäckstück. Leider funktioniert dieses nur mit 230 Volt. Weltweite Mobilität kann so nicht garantiert werden.

Samplepuffer / Globale Latenz inkl.(Treiberfehler-kompensation)

  64 Samples / 7 ms (4 ms)   64 Samples / 5 ms (3 ms)

MOTU Ultralite

Carillion Audio PC 3,2 Ghz 1 GB RAM, Ableton Live 7, @ 20 Tracks 44,1 kHz/ 24bit, 20% CPU Load, knackfrei Apple iMac 2 GHz Core 2 Duo, 2 GB RAM, Ableton Live 7, @ 20 Tracks 44,1 kHz/ 24bit, 17% CPU Load, knackfrei

MOTU´s „Apple-Roots“ lassen sich nicht leugnen: An meinem Apple-Testrechner (iMac) überzeugt das MOTU mit geringen Durchlaufzeiten. Am PC liefert das MOTU jedoch eine weit schlechtere Performance ab. Windows-Freunde sollten lieber auf andere Lösungen ausweichen.

Die erzielten Werte stellen natürlich keine Absolutangaben dar! Je nach verwendeter Hard- und Softwarekombination, gerade auf dem PC-Sektor, können sie teilweise auch erheblich schwanken.

Fazit
Bei einfachen Mehrkanalaufnahmen für Bands, z.B. direkt von einem
Analogmixer ins Laptop, macht das UltraLite eine recht gute Figur.Allerdings sollte man sich fragen, ob die Größe noch eine so wichtige Rolle spielt,  denn für 40 EUR weniger bekommt man das MOTU 828MK2 USB. Wie der Name schon verrät, mit USB-Anschluss, aber dafür mit mehr analogen I/Os und digitalem ADAT-Interface, welches den Anschluss weiterer I/O-Interfaces ermöglicht. Da kann die Band auch mal Gastmusiker einladen… Zudem weisen die Mic-Preamps eine bessere Verstärkungsleistung von immerhin 42 dB Gain auf gegenüber dem recht übersichtlichen Umfang von 24 dB beim UltraLite auf. Feature-mäßig
sollte man sich das größere Modell also auf jeden Fall vor dem Kauf ebenfalls ansehen – denn es bietet noch einige andere Vorzüge, wie z.B.
Talkback per Fußtaster. Stellt die mitgelieferte Software kein Kaufkriterium dar (z.B. für alle PC-Anwender), sind andere Interfaces eher zu empfehlen. 
Wer nach einem transportablen Interface mit Studio-Features sucht, sollte sich die Konkurrenz am Markt genau anschauen: Hier macht vor allem das Fireface 400 von RME klar die bessere Figur – was sich zugegebener Maßen  auch im Preis bemerkbar macht. Es bietet dafür aber auch: ADAT I/O, bessere Stabilität, kleinere Latenzen, besseren Sound und ein Netzteil, das in der ganzen Welt funktioniert (100 V – 240 V).
Als DJ/Laptop-Producer sollte man das TC KonnektLive antesten, welches sogar Phono-Anschlüsse für einen Plattenspieler bietet. Es ist nach kürzlich erfolgter Preissenkung deutlich günstiger zu haben und bietet mit zwei getrennt adressierbaren Kopfhörerausgängen sowie internen DSP-Effekten entscheidende Features für die Produktion.
Praktischerweise ist bei dem TC KonnektLive auch gleich ein plattformübergreifendes Ableton Live LE im Gepäck, so dass Mac- und PC-Anwender direkt mit dem fröhlichen Produzieren beginnen können. Es bietet allerdings weniger analoge Ein- und Ausgänge, die in Aufnahmesituationen auf der Hotel-Couch aber sowieso nicht notwendig sind. Benötigt man auf kleinstem Raum nur wenige hochwertige Ein- und Ausgänge für seinen Mac, sollte man sich das Apogee Duet zu Gemüte führen – Apple-typischer Schick inklusive.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Kompakte, robuste Bauweise
  • Buspower möglich
  • viele analoge I/Os
  • super geringe Latenzzeiten unter OSX
  • einfache Multitracksoftware im Preis enthalten
Contra
  • kein internationales Netzteil
  • angestaubte Featureliste (nur ein Köpfhörer Out, digitale Regelung für den Ausgang)
  • Knöpfe stehen zu eng beieinander
Artikelbild
MOTU Ultralite Test
Für 429,00€ bei
Bus-powered FW-Interface, UVP: 599 €
  • Eingänge: 10, davon
  • 6 analoge Line In Eingänge (-10/+4dBu), 6.3 mm Klinke
  • 2 Preamps
  • 2 Kanal (stereo) S/PDIF Eingang, coaxial
  • Ausgänge: 14, davon
  • 10 analoge Line Out Ausgänge (-10/+4dBu), 6.3 mm Klinke
  • 2 (stereo) Kanäle für 1 Kopfhörerausgang
  • 2 Kanal (Stereo) S/PDIF Ausgang, coaxial
  • Preamps:
  • Mic: XLR Eingang mit 48 V Phantomspeisung
  • 2-fach Pad
  • Maximaler Gain: 24dB
  • Instrument: Klinke über Mic- Combobuchse
  • Synchronisation:
  • SMPTE Sync
  • MIDI I/O
  • Software:
  • CueMix DSP Mixer
  • AudioDesk Audioworkstation (nur Mac)
  • Treiber:
  • Für Mac OS X und Windows (XP und Vista)
Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Kompakte, robuste Bauweise
  • Buspower möglich
  • viele analoge I/Os
  • super geringe Latenzzeiten unter OSX
  • einfache Multitracksoftware im Preis enthalten
Contra
  • kein internationales Netzteil
  • angestaubte Featureliste (nur ein Köpfhörer Out, digitale Regelung für den Ausgang)
  • Knöpfe stehen zu eng beieinander
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MOTU Ultralite Test
Für 429,00€ bei
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