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Morpheus Droptune Test

Tiefer gestimmte Gitarren klingen einfach fetter! Hendrix hat bereits in den Sechzigern seine Strat gerne mal einen Halbton tiefer gestimmt. Und auch Eddie Van Halen oder Jimmy Page nutzten in den Siebzigern Drop D Tunings, um ihren Riffs mehr Schub im Bassbereich zu verleihen. Spätestens seit der Grunge-Revolution Anfang der Neunziger gehört das Tuning aber zum Alltag eines jeden Rock-Gitarristen. Doch die Szene beschränkt sich nicht nur auf ein normales Drop-D Tuning. Damit es noch gewaltiger klingt, wird die Gitarre auch mal insgesamt tiefer gestimmt. Slipknot beispielsweise kurbeln ihre Gitarren um bis zu drei Halbtöne herunter. Die tiefe E-Saite sogar um fünf, sodass sie als B klingt. In der Relation haben wir es also auch hier im Prinzip mit einem „Drop D“ Tuning zu tun – eben nur drei Halbtöne tiefer.

Bei einer Gitarre mit normaler Mensur und einem 010er Standardsatz schwingt die so heruntergestimmte E-Saite natürlich mit einer großen Amplitude, die das schnelle Spielen nicht unbedingt vereinfacht. Deshalb greifen Hardcore-Verstimmer gerne auf dickere Saitensätze zurück. Diese können dabei helfen, die Schlaffheit der Drähte zu kompensieren. Allerdings zieht ihre Verwendung immer auch eine Neujustierung der Halskrümmung und der Oktavreinheit nach sich – hat die Gitarre ein Tremolo-System, wird es noch aufwendiger.

Aber Detunen bringt noch weitere Probleme mit sich. So ist es natürlich nervig, wenn man im Rahmen eines Gigs Songs in verschiedenen Tunings spielt. Um auf der Bühne nicht mehr Zeit mit Stimmen als mit Spielen verbringen zu müssen, sollte man mindestens eine zweite oder sogar dritte Gitarre mitnehmen. Und genau hier kommt der Morpheus Droptune ins Spiel. Das Gerät ist ein Pitch-Shifter, der das Signal wahlweise bis zu 12 Halbtönen nach unten verbiegen kann. Das Original-Signal wird dabei selbstverständlich ausgeschaltet. Man braucht hierfür keinen Extra-Pickup, einfach die Gitarre anschließen und los geht´s. Bisher war es mit den meisten Octavern oder Pitch-Shiftern nur bedingt möglich, Akkorde zu spielen, weil der Prozessor für die Umrechnung eine enorme Leistung benötigt. Aber bei diesem Teil soll – so behauptet es zumindest der Hersteller – alles drin sein. Schau´n mer mal, oder besser: Hör´n mer mal! Die Antwort findet ihr in diesem Test.

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Details

Gehäuse/Optik
Das Gehäuse des Droptune ist komplett aus Metall gefertigt und nimmt mit den Maßen 165 x 158 x 20 (B x T x H) in etwa den Platz von zwei Standard-Bodentretern ein. Dabei steht das Pedal absolut rutschfest auf zwei Gummistreifen, die über seine gesamte Tiefe reichen. Da die untere Hälfte des Droptune, die auch die drei Fußschalter trägt, angewinkelt ist, lässt sich das Pedal im Sitzen wie im Stehen sehr gut mit dem Fuß bedienen. Gerade, wenn man häufiger mit dem Toggle-Schalter arbeitet, um direkt zwischen normalem und Drop-Tuning hin- und herzuschalten, ist das eine gute Sache. Die Schalter sind robust, leichtgängig und arbeiten absolut knackfrei. Auch Signalverzögerungen oder kurze Stummschaltungen kommen nicht vor. Das jeweils angewählte Downtuning wird auf der Oberseite in Form eines Notensystems mit neun Noten dargestellt. In den Notenköpfen leuchtet die Zahl des jeweils angewählten Tunings auf (1= 1 Halbton tiefer, 2 = 2 Halbtöne tiefer, etc.). Außerdem wird der Input-Level des Gitarrensignals angezeigt. Und damit man immer weiß, was gerade Sache ist, leuchtet „Effect“ in roten Buchstaben über dem On/Off-Schalter, sobald dieser aktiviert wird. Betrieben wird das Gerät mit einem mitgelieferten 12V-Netzteil, Batteriebetrieb ist nicht vorgesehen.

Fotostrecke: 3 Bilder

Rückseite/Anschlüsse
Es gibt lediglich zwei Buchsen, nämlich Guitar In  für den Anschluss der Gitarre und Line Out für die Signalführung zum Amp.
Damit der Droptune ordnungsgemäß arbeiten kann, also die Töne richtig erkennt und herunterstimmt, muss der Eingangspegel genau eingestellt werden – dies erledigt der Trim-Regler. Zu diesem Zweck sollte man die voll aufgedrehte Gitarre bei ausgeschaltetem Effekt hart anschlagen und den Regler so einstellen, dass die orangefarbene Lampe in der Input-Level-Anzeige leuchtet.

Via USB-Mini-Anschluss werden neue Software-Updates auf das Gerät geladen. Das funktioniert recht einfach. Auch mein Testgerät war nicht auf dem neuesten Stand – ein Click auf die Morpheus Website, Datei runterladen und mit der sehr gut beschriebenen Installationsanleitung hatte ich in kürzester Zeit die neueste Softwareversion in den Droptune geladen.

Bedienung
Die Bedienung ist kinderleicht. Zu regeln gibt es nichts an der Kiste. Alles ist voreingestellt und man kann per Fußschalter zwischen verschiedenen Downtunings umschalten. Insgesamt gibt es acht verschiedene Downtune-Modi, bei denen das Originalsignal ausgeschaltet wird:

1 = 1 Halbton tiefer
2 = 2 Halbtöne tiefer
3 = 3 Halbtöne tiefer
4 = 4 Halbtöne tiefer
5 = 5 Halbtöne tiefer
6 = 6 Halbtöne tiefer
7 = 7 Halbtöne tiefer
12 = 12 Halbtöne tiefer (Bass Tuning)

Als neunten Modus hat der Droptune noch einen Standard-Octaver an Bord. Hier wird zum Originalsignal noch eine Oktave tiefer (12 Halbtöne) hinzugefügt. Diese Funktion verbirgt sich hinter der Anzeige +12.  Mit dem rechten Schalter lässt sich der Effekt aktivieren, mit den beiden anderen (Up, Down) können die verschiedenen Dowtune-Modi durchgeschaltet werden. Sobald der Effekt eingeschaltet ist, übernimmt der Up-Schalter eine andere Funktion, was durch ein leuchtendes „Toggle“ darüber angezeigt wird. Hält man den Schalter jetzt gedrückt, ist das normale Gitarrensignal zu hören. Lässt man ihn los, klingt der Effekt. Auf diese Weise lassen sich interessante Akkord- und Tonwechsel erzeugen.

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Praxis

Jetzt wird es spannend. Wie klingt das elektronisch heruntergestimmte Signal und wie verarbeitet das Gerät die gespielten Akkorde? Ich will das Teil zu Beginn aber noch nicht überstrapazieren und habe für das erste Beispiel eine Single Note Line mit einer Strat über einen clean eingestellten Sovtek Amp gespielt. Ihr hört zuerst das Originalsignal ohne Effekt und dann mit Effekt einen Halbton tiefer.

Audio Samples
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Normal Down

Okay, das Effektsignal klingt schon etwas schwächer, aber das hatte ich auch erwartet. Jetzt will ich es genau wissen und wir hören uns den direkten Vergleich zwischen dem physisch heruntergestimmten und dem elektronischen verbogenen Signal an. Zuerst kommt die Strat in natura einen Halbton tiefer gestimmt und danach das Lick, bei dem die Gitarre im normalem Tuning war und der Droptune für die tiefere Stimmung sorgt.

Audio Samples
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Clean Effect

Das Morpheus-Signal klingt etwas schwächer und hat einen leichten Out-Of-Phase-Charakter, aber man sollte die Kirche hier wirklich im Dorf lassen. Wir sind inzwischen von der Technik so verwöhnt, dass wir oftmals keine Erbsen mehr zählen, sondern schon Sandkörner. Aber Tatsache ist, dass ich bisher noch kein elektronisch verstimmtes Signal gehört habe (bei dem nicht jede Saite einzeln abgenommen wurde), das so gut rüberkommt wie das des Droptune.

Jetzt sind die Akkorde dran, und da wird es normalerweise richtig kritisch. Jeder normale Octaver hisst hier in der Regel die weiße Fahne oder spuckt Töne aus, die gar nicht gespielt wurden – und auch nicht unbedingt nach Gitarre klingen. Es folgt ein Beispiel mit einem E-Dur Akkord, bei dem die Saiten nacheinander angeschlagen wurden. Zuerst ohne Effekt, dann mit Effekt einen Halbton tiefer.

Audio Samples
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Chord Arp

Das klingt nicht schlecht. Keine Zusatztöne und auch beim Ausklingen gibt es keine Störgeräusche. Unter der Lupe betrachtet ist der Ton natürlich nicht so klar wie das Original. Aber im Moment sind wir ja in einem sehr theoretischen Prüfungsmodus. Wir begeben uns mal auf etwas praxisorientierteres Terrain und jagen eine Ladung Lagerfeuer-Geschrammel über den Morpheus – einen Halbton tiefer gestimmt.

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Lagerfeuer

Nicht schlecht! Auch bei heftigen und vielen Anschlägen werden die Akkorde sauber wiedergegeben. Und auch das Tracking ist im Rahmen. Der Ton kommt leicht verzögert, der Hersteller spricht hier von einer Verzögerung unter 10ms. Man muss sich eben dran gewöhnen, aber die Latenz ist wirklich noch im verkraftbaren Bereich.

Mit böse klingenden Gitarren hat das natürlich noch nichts zu tun, daher wird jetzt der Amp gewechselt. Ich habe meine SG an den Marshall Plexi mit einem leicht verzerrten Sound angeschlossen. So klingt das Ganze einen Halbton tiefer.

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Plexi Riff

Sehr gut. Bisher wurde nur einen Halbton heruntergestimmt. Jetzt wird es Zeit, in den Frequenzkeller zu gehen. Ihr hört nun die Kombination SG – Marshall Plexi zuerst im Original und dann kontinuierlich immer einen Halbton tiefer heruntergerechnet, und das sieben Mal.

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Halfstep Down

Alle Achtung! Das Klangergebnis geht wirklich absolut in Ordnung. Klar, im direkten Vergleich fällt die Qualität bei den tiefer „gestimmten“ Sounds etwas ab, aber für ein normales Pitch-Shift-Pedal, das einfach an die Gitarre angeschlossen wird und mit lediglich etwa 200 Euro das Budget belastet, ist das Ergebnis wirklich beeindruckend.

Aber das war noch nicht alles. Es geht ja auch noch eine komplette Oktave tiefer, sozusagen Bass auf der Gitarre spielen. Mit einem angezerrten Sound klingt das folgendermaßen:

Audio Samples
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Bass Guitar

Nimmt man den letzten Modus (+12) dann klingt das Originalsignal noch mit und man hat den typischen Octaver-Sound.

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Octaver

Auch hier weiß der Droptune zu überzeugen. Er liefert ein sauberes Octaver-Signal. Auch wenn mehrere Töne gleichzeitig gespielt werden, klingt es immer noch transparent und die Töne kommen definiert.

Viele Gitarristen benutzen das Drop-D-Tuning, weil man Powerchords so schön einfach mit einem Finger greifen kann und die zwei Halbtöne tiefer klingende E-Saite im Bass für mehr Schub sorgt. Mal sehen, was der Morpheus damit anfangen kann. Der rechnet das Signal der auf Drop D gestimmten Gitarre dann noch einmal um zwei Halbtöne tiefer.

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Drop D

Hier gibt es nichts zu beanstanden, die tiefe E-Saite wird gut wiedergegeben, der Rest natürlich auch.

Jetzt legen wir noch mal eine ordentliche Packung Gain drauf. Die SG wird mit Drop D Tuning an den Hughes & Kettner Duotone mit voll aufgedrehtem Gain und Mid-Scoop Einstellung angeschlossen. Am Droptune habe ich zuerst ´2´ eingestellt, nach einem Durchgang wird der Effekt dann ausgeschaltet und ihr hört die Gitarre in normalem (Drop D) Tuning. Bei solch hohen Verzerrungen ist der Klangunterschied zwischen Original und Effektsound kaum wahrzunehmen. Das ist wohl der beste Anwendungsbereich für den Droptune.

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Metal

Jetzt wollen wir noch ein wenig mit dem Toggle-Effekt spielen. Für das nächste Beispiel habe ich den Modus ´4´ eingestellt, der Effekt stimmt die Gitarre also um vier Halbtöne nach unten. Beim gesamten Beispiel habe ich immer nur die tiefen drei Saiten angeschlagen (Gitarre ist im Drop D-Tuning), die Akkordwechsel wurden mit dem Fuß über das Droptune-Pedal gesteuert.

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Toggle

Zum Abschluss hört ihr das Ganze im Bandkontext. Die Gitarre ist auf Drop D gestimmt, der Morpheus schiebt das Ganze dann noch mal einen Halbton tiefer (1). Auch hier gibt es klanglich nichts auszusetzen.

Audio Samples
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Lo Riff
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Wenn es um das „Herunterstimmen“ von Gitarren um einen oder mehrere Halbtöne geht, stellt der Morpheus Droptune eine ernstzunehmende Alternative zur mechanischen Variante dar. Man kann tatsächlich Akkorde spielen, ohne dass es zu störenden Nebengeräuschen oder „Fehltönen“ kommt. Zwar wird das Signal bei eingeschaltetem Effekt mit 10 Millisekunden ein wenig verzögert, aber daran kann man sich schnell gewöhnen. Der Unterschied zwischen Original- und Effektsignal ist minimal und fällt vor allem bei Cleansounds auf. Bei verzerrten Klängen wird der Soundverlust zur Nebensache. Im Endeffekt muss jeder Gitarrist selbst entscheiden ob er mit der geringen Latenz und den leichten Klangeinbußen klarkommt. Empfehlenswert ist der Droptune aber auf jeden Fall, vor allem wegen der Praxistauglichkeit, der einfachen Bedienung und des sehr guten Preis-Leistungsverhältnisses.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Akkorde sind ohne Probleme spielbar
  • Einfache Bedienung
  • Sehr guter Octaversound
Contra
  • leichte Klangveränderung bei Downtuning
  • geringe Latenz
Artikelbild
Morpheus Droptune Test
Für 178,00€ bei
Facts
  • Hersteller: Morpheus
  • Modell: Droptune
  • Typ: Pitch-Shifter zum Erzeugen von Downtunings Display: LED (Zahlen) Anzeige für die verschiedenen Tuning Modi
  • Schalter: Down, Up, On/Off
  • Anschlüsse: Guitar In, Line Out
  • Regler: Trim-Level
  • Maße: 165 x 158 x 20 (B x T x H) mm
  • Preis: 237,- Euro UVP
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