Black Beast! Ein Name, der mir Falten auf die Stirn treibt. Da schmückt sich doch jemand mit fremden Federn, denke ich, Black Beast und Black Beauty, the beauty and the beast, die Schöne und das Biest. Doch nicht nur dieses Gleichnis hakt, sondern auch der Vergleich der Black Beast Snare mit der Ludwig Black Beauty. Auf der einen Seite steht die Budget-Trommel von Millenium, für schlappe 69 Euro zu haben, schlichter Stahl, schlicht schwarz gefärbt. Auf der anderen Seite glänzt die historische Aura der Black Beauty, schwarz eloxiertes Messing und weltberühmter Sound. Ach ja: Diese kostet bei Thomann genau das Zehnfache. Und schon habe ich meinen Aufhänger: Ist die Ludwig BB auch zehn Mal so gut wie die Millenium BB?
Fast kein Produkt dieser Erde lässt sich mit seiner Konkurrenz anhand des Preises vergleichen, denn natürlich ist kaum ein Produkt doppelt so gut wie ein anderes, nur weil es doppelt so teuer ist. Der Unterschied zwischen der einen Snare und der anderen offenbart sich vor allem in einem professionellen Tonstudio, in dem von einer hochwertigen Snare mehr Frequenzbreite und eine ausgewogenere Attack zu erwarten sind. Außerdem dürfte es Unterschiede in der Verarbeitung der Hardware geben. Oft bezahlt man so für die letzten 20% das Zehnfache. Ob diese Millenium Black Beast Snare allerdings das Fundament von 80 Prozent zu leisten imstande ist, werden wir sehen.
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Details
Um von vornherein keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, sorgt Millenium mit seiner Aufkleber-Badge direkt für Klarheit: „High Quality Product“ steht da geschrieben …aaahja.
Diese Losung auf einer solchen Snare gleicht für mich im ersten Moment einem VW Polo, der den Schriftzug „ich bin ein Porsche“ trägt.
Nichts gegen den Polo, aber auch die Millenium Black Beast Snare ist aus Blech gefertigt. Das wurde zu einem Kessel gebogen und verschweißt, die Schweißnaht ist sauber gelegt und im Kesselinneren zu besichtigen. Die Kesselkanten laufen spitz zu und sind in Richtung des Kesselinneren um 45 Grad gefalzt. Am oberen Rand der Gratung fällt mir eine kleine Farbträne auf, was meinen Verdacht erhärtet, dass es sich beim schwarzen Look der Black Beast-Snare um ein Lackfinish handelt. Günstig, aber ich muss gestehen, dass die Trommel dennoch ziemlich sexy aussieht, denn nicht nur der Kessel glänzt wie ein schwarzer Rennwagen, sondern auch die Rims und die Spannschrauben. Also eher arm aber sexy? Ein Stahlspannreifen mit 1,6 mm Stärke hält das billige No-Name-Fell auf Position. So weit, so Standard, fällt die erste positive Überraschung auf: 10 Spannschrauben sollten für gute Stimmbarkeit sorgen, ein Feature, das für Snares in diesem Preissegment wirklich etwas Besonderes ist.
Alle Stimmschrauben sind mit weißen Plastikringen unterlegt und sitzen in gut laufenden Windungen durchgehender Böckchen. Die Böckchen sind ihrerseits mit zwei Schrauben am Kessel befestigt und sogar durch schwarze Hartplastik-Unterleger isoliert. Was da so schnarrt, hat 21 Spiralen, heißt Teppich und besteht aus Stahl. Dass auch hier keine qualitativen Luftsprünge zu erwarten sind, suggeriert bereits die Gravur „Taiwan“. Obwohl vor allem Produkte wie Disco-Kugel-Schlüsselanhänger und Plastiktrompeten aus dieser Ecke der Welt zu uns kommen, wird dort wohl die komplette Snare gefertigt und der Strainer kann sogar überraschenderweise problemlos mit dem der Ludwig-Snare mithalten.
Wie die gesamte Trommel ist dieser absolut schnörkellos konstruiert und läuft flüssig – kein Haken, kein Wackeln. Auch die Spannschraube lässt sich jederzeit gut drehen. Das Butt-End erfüllt seinen Zweck ganz unprätentiös und zweckdienlich und hält den Snareteppich mittles einer Klemmscheibe und zweier Schrauben fest. Oh, jetzt fällt mir doch ein Makel auf und zwar kein geringer: Der Spannreifen des Resonanzfells liegt nicht plan auf! Zwischen dem Rim und meinem präzise verlegten Parkettboden lässt sich locker ein 10 Cent Stück hindurchschieben. Ein Mangel, auf den beim Kauf unbedingt geachtet werden sollte, denn eine Trommel mit einem vergleichbaren Problem muss sofort reklamiert werden. Es ist nicht davon auszugehen, dass alle Black Beasts mit einem derart krassen Produktionsfehler ausgeliefert werden. Ein Fell, das von einem verbogenen Rim gehalten wird, lässt sich unter keinen Umständen gleichmäßig stimmen, ein sauberes Tuning ist damit unmöglich.
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Praxis
3,6 Kilo wiegt das gute Stück, und dass die nicht schlecht angelegt sind, das beweisen die Soundfiles, der Kessel resoniert gut und hat von sich aus einen sehr tiefen und etwas dumpfen Ton, ohne jegliche Dissonanzen. Für einen geschweißten Blechkessel schwingt der Eimer wirklich passabel. Natürlich ist der Kessel dünn und damit auch etwas weicher als andere moderne Stahlsnares. Das hat allerdings lediglich zur Folge, dass die Black Beast da ansetzt, wo andere dezent gedämpft beginnen – sie klingt von vornherein etwas trockener. Ideal spielt sich die Trommel mit mittlerer Kraft; werden die Einschläge zu gewaltig, verweigert sie ihren Dienst und hustet nur noch matt vor sich hin. Die Ansprache bei leisem Spiel ist auch nicht besonders fein, das liegt aber vor allem an den minderwertigen Fellen und dem Snareteppich, hier empfiehlt sich ein kompletter Teile-Austausch. Dann dürften auch die Stärken der Trommel noch deutlicher in den Vordergrund treten, von der sicher die durchsetzungsstarke Gesamtlautstärke die Auffälligste ist.
Ganz besonders laut wird es, wenn das Schlagfell hochgezogen wird, während das Resonanzfell im Vergleich dazu sogar gerne noch bis zu einer Oktave höher klingt. Dieser Effekt ist gut im „hohes Tuning“ Soundfile zu hören. In dieser Stimmung ist das Verhältnis zwischen Tonlänge und Anschlag ideal, dieses Gleichgewicht verschiebt sich bei tieferen Tunings stark in Richtung eines fast tonlosen Schepperns, nicht gerade zugunsten reinsten Wohlklangs. Besonders bei ganz tiefen Tunings mischt sich eine Frequenz dazu, die reine Kapitulation dissoniert und dabei einen ansonsten schön matschigen Disco-Punch abwürgt. Schade drum, aber da ist nichts zu machen, sogar die sage und schreibe jeweils 10 Stimmschrauben auf jeder Seite können daran nichts ändern. Besagte ermöglichen ansonsten tatsächlich ein Mikro-Tuning erster Klasse. Genauso gut funktioniert die Feineinstellung des Teppichs. Besonders geeignet für eine professionelle Studiosession ist die Snare nicht, dafür könnte sie als Arbeitstier live mit Sicherheit für schöne musikalische Momente sorgen. Es fehlen zwar ein paar tiefe Mitten für einen etwas satteren Klang, aber im hohen Tuning macht die Black Beast Snare eine gute Figur…
Audio
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Hohe StimmungMittlere StimmungTiefe Stimmung
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Die Millenium Black Beast Snare ist eine runde Sache, der Preis stimmt, man kann Musik mit ihr machen, was will man mehr? Vielleicht etwas mehr Bauch? Dafür ist das Material zu schwach. Bessere Felle und einen ordentlichen Snareteppich? Das muss man selber kaufen, diese Parts in anständiger Qualität kosten gerne genauso viel wie die komplette Drum, fürs Erste reicht die Werksausstattung aus. Ein heiler Reso-Rim? Tja, das wäre wirklich wünschenswert. Es bleibt zu hoffen, dass die Millenium-Qualitätskontrolle nicht grundsätzlich dem Sparwahn zum Opfer gefallen ist. Denn ansonsten ist diese Trommel absolut empfehlenswert für Einsteiger und Semi-Profis mit knapper Kasse, denn sie funktioniert. Nur eine Sache haut natürlich nicht hin: Der Vergleich mit der Ludwig Black Beauty, aber der kommt ja auch von mir … bitte gleich wieder vergessen.
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