Miktek C1 Test

Das neue Großmembranmikrofon Miktek C1 muss sich bei bonedo dem Test im Studio stellen: Das Vocal- und Instrumentenmikrofon des Herstellers aus den USA kommt mit gut klingenden Spezifikationen und einem fair klingenden Preis. In diesem Review überprüfen wir in der Praxis, was das Mikro leistet und ob die Preisempfehlung von 712 Euro ein Schnäppchen oder eine Fehlinvestition ist. 

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Miktek ist besonders in seinem Heimatland südwestlich von Grönland sehr beliebt, wird viel gekauft und viel gelobt. Miktek positioniert sich generell im oberen mittelpreisigen Segment, haut aber in seinen Verlautbarungen ganz ordentlich auf den Tisch – von verhaltenem Auftreten hält man offenbar nicht viel. Ungeachtet dessen gilt es aber, in einem Testbericht primär die Erfahrungen mit dem Testobjekt selbst darzustellen. Und: Von den Lobhudeleien im Manual bekommt man nichts mit, wenn man es benutzt. 

Details

Speziell angefertigter Übertrager

Optisch gibt sich das Mikrofon edel und doch eher zurückhaltend. Das ist im Dauerbetrieb sehr erfrischend: Ich hasse meine Equitek E-200 abgrundtief für ihr Aussehen, liebe sie aber nun mal für ihren Klang. Der vernickelte Korpus des Elektrostaten ist aus Messing gefertigt – dies ist übrigens nicht nur der Stabilität dienlich, sondern erhöht auch die Unempfindlichkeit gegenüber elektromagnetischen Einstreuungen. Abzuschirmen gilt es auf der Platine unter anderem den T7-Übertrager, den Miktek speziell bei AMI anfertigen lässt. Dies ist ganz klar eine Besonderheit – und in der Preisregion unter 1000 Euro keine Selbstverständlichkeit: AMI ist vielleicht kein Begriff, der volle Name “AMI/TAB Funkenwerk” vielleicht schon… Die weiteren Bauteile auf der Platine erscheinen ebenbürtig, keine SMD-Bauteile werden irgendwann den Geist aufgeben und das Mikrofon der Wertstoffsammlung näher bringen, als man es als Besitzer gerne hätte. Ordentlich dimensionierte Bauteile, darunter ein Feldeffekttransistor, sitzen in Thru-The-Hole-Bauweise innerhalb des Metalltubus.

Gut zu erkennen: Der Ausgangsübertrager und davor der Schalter zur Wahl der Kapselvorspannung.
Gut zu erkennen: Der Ausgangsübertrager und davor der Schalter zur Wahl der Kapselvorspannung.

Kapselvorspannung wählbar!

Um zu arbeiten, benötigen die Bauteile die typische Phantomspeisung von 48 Volt, welche wie bei so vielen Echtkondensatormikrofonen benutzt wird, um die Kondensatorplatten (also Membran und Backplate) zu polarisieren. Auf der Platine befindet sich neben dem Übertrager ein ein kleiner Schalter, mit welchem diese Vorspannung entweder 48 Volt beträgt oder auf 60 Volt hochtransformiert werden kann. Die höhere Spannung ist der Standardwert.
Die Kapsel selbst ist eine 1”-Großmembrankonstruktion mit Mittenkontakt in bekannter Bauform, deren Richtcharakteristik die beliebteste und verbreitetste unter den Polar-Patterns ist – Niere. Miktek nennen die Kapsel “MK”, ihre Membran ist wie die meisten auf 5 µm dünnes Mylar-Trägermaterial gebaut und mit einer 0,4 µm Goldschicht bedampft.

Fotostrecke: 4 Bilder Mittenkontaktierte Kapsel

Zweipoliges 100Hz-HPF

Der Pegel, ab dem die Verzerrungsprodukte im Signal des Miktek C1 überhand nehmen, ist von Miktek mit 127 dB(SPL) angegeben, allerdings ohne genauer zu spezifizieren, welcher prozentuale Anteil THD dort herrscht. Es ist nicht davon auszugehen, dass es 1% sind, sondern eher 0,5% (was auch üblicher wäre), da es sonst ein eher schwacher Wert wäre. Die Empfindlichkeit ist mit 35,5 mV/Pa ordentlich hoch, das Eigenrauschen ist – wohl auch nach A-Filterung – mit 13 dB angegeben. Der Pegel, der das Mikrofon über die männliche XLR-Buchse verlässt, kann per Schalter um 10 dB herabgesetz werden. Zusätzlich zum Pad kann auf der Rückseite des Miktek C1 noch ein 100Hz-Hochpassfilter geschaltet werden, welches bei 50 Hz bereits 12 Dezibel dämpft. Der Standard-Frequenzgang zeigt von der 1kHz-Marke an einen leichten Anstieg zu den Präsenzen, der in einem vielleicht 2 dB messenden Hügel mündet. Darüber geht es – typisch für diese Membrangröße – wieder abwärts, sodass die 20kHz-Schwelle mit etwa -3 dB geschnitten wird. Mit ebenfalls etwas geringerem Pegel im Vergleich zum Bezugspunkt 1 kHz und etwas welliger als im Hochmittenbereich überträgt das Miktek die Tiefmitten. Frequenzspezifische Diagramme zur Richtwirkung liefert Miktek nicht, doch ist nicht mit großen Überraschungen zu rechnen: Im Höhenbereich nähert sich das Polar-Pattern einer Supernierencharakteristik an. 

Fotostrecke: 4 Bilder Standardhalterung

Keine Spinnen ins Haus!

Das Studiomikrofon wird mit einer hübschen Holzschatulle geliefert, in welcher das Mikrofon selbst, Unterlagen wie der individuelle Frequenzgang sowie ein Schwenkhalter im Stil der Neumann-Mounts schlafen. Nicht mit ins Trockene darf die große Spinne, die wie so viele elastische Halter aus Plastik gefertigt ist (und nun wirklich keine Schönheit darstellt). 

Praxis

Es liegt gut in der Hand, das Miktek C1, ist ordentlich gefertigt und entspricht genau dem, was man für unter 1000 Euro verlangen kann und sollte. Es ist schön, dass hier nicht zu viel Entwicklungs- und Herstellungsarbeit gestalterischen Gimmicks geopfert wurde, aber dennoch ein hübsch anzusehendes, durchdachtes, praktisches und unaufdringliches Mikrofon entstanden ist. Die kleine frontseitige Schürze, die die Produktbezeichnung trägt, macht das C1 als Miktek klar erkennbar, denn alle Mikrofone des Unternehmens tragen dieses Element als Bestandteil des Corporate Designs. Schön. 

Angenehmes und schlüssiges Gesamtbild: C1
Angenehmes und schlüssiges Gesamtbild: C1

Ich kenne noch ein FET-Mikrofon, welches mit einer mittenkontaktierten Großmembrankapsel arbeitet, einfach aufgebaut ist, aber mit ordentlichen und sorgsam selektierten Bauteilen (darunter einem guten Übertrager) ausgestattet ist, in einer ähnlichen Preisregion liegt und erstaunlich gute Klangergebnisse liefert: Das Mojave MA-201FET. Dieses krame ich zum Vergleich hervor. 

Audio Samples
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Miktek C1 10 cm Mojave MA-201FET 10 cm

Schon der erste Test zeigt, dass Miktek mit dem C1 kein Blendwerk veranstaltet, sondern sein durchweg stimmiges Konzept durch einen soliden Klang untermauert. Mehr als das: Das Mikro ist kein Mauerblümchen, welches einfach brav, aber stupide seine Aufgabe erledigt, sondern hat einen feinen Charme, der sich erst auf den zweiten Blick zeigt – und dadurch nicht aufdringlich klingt. Es ist die Art von Farbe, die vielen (natürlich nicht allen) Signalen guttut. Die sicherlich ausschlaggebenden Komponenten FET und Ausgangsübertrager sind offenbar ausreichend dimensioniert, von guter Qualität und könnerhaft eingebunden, sodass die Dynamik nicht leidet: Für ein Großmembranmikrofon ist das Miktek C1 ausreichend schnell, schmiert nicht und bleibt straff genug im Bass. Ich muss gestehen, dass ich das C1 mag. Das hat eine gewisse Tradition, die beim Vergleichhören der Audiofiles sicher jedem deutlich wird: Es hat charakterlich starke Ähnlichkeiten mit dem Mojave MA-201FET. Dies ist kein Wunder, betrachtet man die sehr ähnliche Konstruktion der Elektronik und die sich frappierend ähnlich aussehenden Kapselkonstrukte. Statt des AMI- kommt im Mojave ein Jensen-Transformer zum Einsatz, aber riesig sind die Unterschiede meines Erachtens nicht – das Mojave ist insgesamt vielleicht etwas feingliedriger, dafür aber etwas “scheuernder” in den Hochmitten.

Audio Samples
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Miktek C1 50 cm Mojave MA-201FET 50 cm Miktek HPF Miktek 45 Grad Miktek 60 V BIAS Miktek 48 V BIAS

Gut gefällt beim Miktek C1 auch der Klang der Überbassung durch den Nahbesprechungseffekt, welcher sich über den Abstand sehr genau steuern lässt. Eine knarzige “Bierwerbungsstimme” bekommt man damit allerdings weniger hin. Interessant ist ebenfalls die Möglichkeit zur Veränderung der Kapselspannung – setzt man diese auf 48 Volt herunter, wird das Signal etwas gröber, brüchiger und träger, verliert leicht an Dynamik und Lebendigkeit. Diese Zusammenhänge fallen besonders in den extremen Frequenzbereichen auf. Der Unterschied ist nicht riesig, doch spürbar und stellt eine angenehme Vintage-Variante des Grundsounds des C1 dar. Dumm nur, dass man dafür den Metalltubus komplett abschrauben muss… Einerseits ist es verständlich, dass diese Funktion eher im Verborgenen bleibt, denn sie ist besonders Laien sehr schwer zu kommunizieren, besonders, wenn sich keine enormen Veräranderungen ergeben, die der eine oder andere User vielleicht erwartet. Daher kann ich nachvollziehen, dass dieses Feature eben nicht laut beworben wird – was mich sogar zu einem Lob veranlasst und mich bezüglich meiner Nörgelei aus dem Eingangsteil dieses Testberichts fast schon wieder kleinlaut werden lässt. Trotzdem ist es irgendwie unpraktisch, wenn man “mal eben” eine Nuance im Sound ändern will. 

Fazit

Dem Miktek C1 kann ich zunächst ein vernünftiges Preis-Leistungsverhältnis attestieren. Für gut 700 Euro (UVP) erhält man im Gegenzug ein vernünftig ausgestattetes und sauber aufgebautes Mikrofon, welches zwar mit seinen klanglichen Charaktereigenschaften nicht hinter dem Berg hält, sie Signalen aber auch nicht aufzwingt. Das Signal wird mit vielen Stimmen harmonieren, hat einen leichten, edlen Touch und wirkt immer komplett. Für Vocals wichtig: Man kann sehr nah mikrofonieren, da der Nahbesprechungseffekt sehr fein dosierbar ist und gut klingt, ferner ist es nicht zu einfach, das Signal allzu präsent oder scharf werden zu lassen. Wer generell FET-Sound mag, auf andere Richtcharakteristiken als Niere verzichten kann und sich über ein Hochpassfilter und ein Pad freut, der sollte sich das Miktek C1 wirklich einmal anhören!

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • verhaltener, aber edler Charakter
  • gute Dynamik
  • ordentliche Bauteile
  • Möglichkeit zur Herabsetzung der Kapselvorspannung
Contra
Artikelbild
Miktek C1 Test
Für 579,00€ bei
Miktek_C1_8
Spezifikationen
  • Empfängerprinzip: Großmembran-Druckgradientenempfänger (1″)
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Wandlerprinzip: Kondensator
  • Betriebsspannung: 48 V Phantomspeisung
  • Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz
  • Übertragungsfaktor: 35,5 mV/Pa
  • THD+N: 13 dB (A-bewertet)
  • maximaler Schalldruckpegel: 127 dB SPL (ohne Angabe des Prozentwertes)
  • HPF: 100 Hz, 12 dB/oct
  • Pad 10 dB
  • Besonderheit: Kapselvorspannung von 60 auf 48 Volt schaltbar (intern)
  • Ausgang: XLR
  • Preis: EUR 712,- (UVP)
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