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Mesa Boogie Five Band Graphic Test

Der Mesa Boogie Five Band Graphic im bonedo-Test – Wer die Geschichte der legendären „V-Kurve“ kennt, der kann sich auch vorstellen, was hinter dem Mesa Boogie Five Band Graphic steckt. Bei ihm handelt es sich um einen grafischen 5-Band Equalizer in Pedalform, der speziell auf Gitarristen zugeschnitten ist, die ihre High Gain Sounds mit der berühmten V-Kurve pimpen möchten. Gerüchte besagen, dass Metallica nur wegen dieses EQs ältere Mesa Boogie Amps gespielt hat, weil sie damit ihren charakteristischen Ton einstellen konnten, der später unter dem Namen Mid Scoop Sound Karriere machen sollte. Die Frequenzbereiche des EQs waren schon damals genau auf den Gitarrensound abgestimmt, und wenn man das mittlere Band herunterzog und links und rechts davon je nach Gusto etwas anhob, dann schallte der besagte Ton aus den Speakern, vorausgesetzt natürlich, dass der Amp mit ausreichend Gain ausgestattet war. Und das war angeblich die Geburtsstunde der V-Kurve. 

Five-Band-Graphic-EQ-facing-rightFIN


Ein paar Jahrzehnte später lässt der amerikanische Hersteller auch Gitarristen in den Genuss dieser Möglichkeit kommen, die keinen Mesa Boogie ihr eigen nennen. Der Five Band Graphic hat sein Zuhause nun in einem Pedalgehäuse gefunden und bietet damit jedem Gitarristen die Möglichkeit, sich mit Schwung in die V-Kurve zu legen. Welche sonstigen Kurventechniken er außerdem beherrscht, soll der folgende Test ans Licht befördern.

Details

Auf der Verpackung wird darauf hingewiesen, dass unser Testkandidat in Petaluma, Kalifornien, von Hand gefertigt wird und einen entsprechend robusten Eindruck hinterlässt er auch. Auf seinem grau-metallic lackierten Stahlgehäuse versammelt ein aufgenietetes Bedienfeld alle Schalt- und Regelmöglichkeiten, die Anschlüsse (Eingang, Ausgang) sind seitlich positioniert. In der Mitte lacht uns das Herzstück des Pedals an, der 5-Band EQ auf einem Silber unterlegten Feld. Auffällig ist die Faderlänge, die mit 38 mm deutlich ausladender ist als bei den Overdrives mit integriertem EQ (Flux Five, Throttle Box EQ), die lediglich mit 23 mm aufwarten können, außerdem sind die Schieberegler etwas breiter. Was mir nicht so gut gefällt, ist die unterschiedliche Gängigkeit der Regler meines Testmodells. Während der 80 Hz Fader beispielsweise extrem leichtgängig ist und sich bei der kleinsten Berührung verstellt, kommt sein Nachbar wesentlich schwerer vom Fleck. Bei einem Pedal, das in Handarbeit hergestellt wird und nicht gerade zum Schnäppchenpreis zu haben ist, sollte man gleichmäßig laufende Schieberegler erwarten können. 

Fotostrecke: 5 Bilder Die Fader sind lang und haben breite Kappen, haben aber unterschiedliche Gangbarkeit.

Ein breiter Metallbügel schützt besagte Fader vor unkontrollierten Tritten und zwei zusätzliche Standard-Potis ganz oben auf dem Bedienfeld bestimmen Ein- und Ausgangspegel. Das Pedal gibt sich mit einer 9V-Batterie zufrieden, hierzu müssen die vier Schrauben der Bodenplatte gelöst werden. Alternativ dazu besteht die Möglichkeit, frontseitig ein  externes Standard-Netzteil anzuschließen. Allerdings zeigt sich der Five Band Graphic mit lediglich 25 mA nicht wirklich hungrig, sodass man durchaus auch den Betrieb mit Batterie in Erwägung ziehen kann, ohne dass man alle zwei Stunden den Energiespender erneuern müsste. 

Zusätzlich zum Gain der einzelnen Bänder lässt sich der Gesamtpegel am Eingang und am Ausgang des Pedals regeln.
Zusätzlich zum Gain der einzelnen Bänder lässt sich der Gesamtpegel am Eingang und am Ausgang des Pedals regeln.

Der EQ wird per Fußschalter (True Bypass) aktiviert, im Betrieb leuchtet die darüberliegende rote LED. Die beiden Regler zum Einstellen des Ein- und Ausgangspegels bieten mit einer Bandbreite von -40 bis +6 dB ein optimales Anpassen an den Gitarrensound. In Mittelstellung rasten die Regler leicht ein, was bei der Voreinstellung durchaus hilfreich ist. Und dann die fünf Schieberegler, die sich in ihrem etwas größeren Format feinfühliger bedienen lassen als bei den beiden anderen Boogie Pedalen. Je ein Fader erlaubt das Beeinflussen der Frequenzbereiche 80, 240, 750, 2200 und 6600 Hz um +/- 12 dB.  

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Praxis

Normalerweise erwartet man bei mittlerer, also neutraler Einstellung von In- und Out-Poti und von allen Fadern eine Signalstärke, die der im Bypass entspricht. Bei unserem Testpedal haut das allerdings nicht hundertprozentig hin – kein Drama, aber es fällt auf, wenn man das Pedal aktiviert, denn der Pegel ist im Vergleich zum Bypass-Signal geringfügig niedriger. Auf Gleichstand befinde ich mich erst, wenn das Input-Level auf ca. 13 Uhr steht.

Ist alles in Nullstellung, ist das Signal im Vergleich zum Bypass etwas leiser. Allerdings ist das wirklich kein Beinbruch.
Ist alles in Nullstellung, ist das Signal im Vergleich zum Bypass etwas leiser. Allerdings ist das wirklich kein Beinbruch.

Da die beiden Mesa Boogie Zerrkollegen Throttle Box EQ und Flux Five ebenfalls mit einem grafischen 5-Band EQ ausgestattet sind, hat mich natürlich die Neugier gepackt und ich wollte wissen, wie weit die drei Kandidaten klanglich auseinander liegen. Deshalb kommt nun erst einmal der direkte Vergleich der beiden EQ-Einheiten des Five Band Graphic und der Throttle Box EQ. Bei der Throttle Box EQ ist ein Zerrsound eingestellt und der pedaleigene EQ aktiv, im zweiten Beispiel des Distortion Pedals übernimmt der Five Band Graphic diesen Job, der integrierte EQ ist ausgeschaltet. Der Five Band Graphic ist hinter den Distortion geschaltet und selbstverständlich mit derselben V-Kurve versehen. Hier ist das Ergebnis.

GitarreInOut8024075022006600
Les Paul1312+60-120+6
Audio Samples
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Throttle mit internem EQ Throttle mit Five Band

Es klingt prinzipiell recht identisch, der Five Band Graphic hat in meinen Ohren minimal weniger Höhen. Aber die Justierung mit den kleinen Fadern an der Throttle Box EQ kann da auch ein wenig mitspielen. Auf jeden Fall sind beide in ihrer Wirkungsweise und dem daraus resultierenden Sound sehr nahe beieinander. 

Klanglich nicht weit vom EQ im Throttle Box EQ: Five Band Graphic.
Klanglich nicht weit vom EQ im Throttle Box EQ: Five Band Graphic.

In den folgenden Beispielen hört ihr zum besseren Vergleich immer zuerst das Beispiel ohne EQ, dann mit aktiviertem Five Band Graphic. 
Was kann man nun mit der Kiste alles anstellen? Zum Beispiel eine etwas dicke Gitarre schlanker machen, wenn die Les Paul für drahtige Funksounds einfach zu voluminös rüberkommt. Hier ist die „Treppen-Einstellung“ angesagt und ich habe den Out-Regler etwas zurückgenommen, um einen gleichen Pegel wie im Bypass-Betrieb zu haben. Weil dabei die oberen Frequenzen geboostet werden, muss man dem etwas gegensteuern.

GitarreInOut8024075022006600
Les Paul1311-7-40+4+7
Audio Samples
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Clean Funk

Nun wird ein Boss DS-1 vor den Five Band Graphic geschaltet, um die Strat etwas schwergewichtiger klingen zu lassen, Mitten und Bässe werden leicht angehoben. Auch das funktioniert sehr gut. Der Five Band Graphic verträgt sich hervorragend mit unterschiedlichen Overdrive- und Distortion-Pedalen und klingt auch bei extremen Frequenzverbiegungen nicht klinisch oder unnatürlich. 

GitarreInOut8024075022006600
Strat1311+60+6+30
Audio Samples
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Bass Mid Boost

Eine weitere Variante, die sehr gut funktioniert, ist das Anblasen eines Röhrenamps – sozusagen als klangregelbare Boost-Funktion. Mit der „Hügel“-Kurve werden die Mitten breitbandig angehoben, das bringt etwas mehr Durchsetzungsfähigkeit, und der weiter aufgedrehte Output forciert den Amp mit einem höheren Eingangspegel zum Übersteuern. 

GitarreInOut8024075022006600
Strat13150+6+8+40
Audio Samples
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Marshall Boost

Die V-Kurve klappt auch mit anderen Overdrive-Pedalen, sogar aus dem eher vintagemäßigen Helldrive wird ein moderner Mid Scoop Sound geschraubt. Der Five Band Graphic liefert mit seinen sehr gut abgestimmten Frequenzbereichen immer ein druckvolles Ergebnis und klingt, verglichen zum Beispiel mit dem Boss GE-7, eine ganze Ecke natürlicher. 

GitarreInOut8024075022006600
Les Paul1312+60-10+2+8
Audio Samples
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Helldrive
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Fazit

Der Five Band Graphic ist sehr gut auf die klanglichen Bedürfnisse der Gitarre eingestellt. Auch bei extremen Frequenzverbiegungen arbeitet er natürlich und druckvoll, vor allem bei Zerrsounds im härteren Gewerbe lassen sich mit der Kiste vielfältige Klänge zaubern. Auch die Möglichkeiten mit regelbarem In- und Output machen Sinn, um die Sounds noch etwas besser und flexibler einzustellen. Die beiden Makel für mich sind die unterschiedlich gängigen Fader und vor allem der Preis. Das reine EQ-Pedal ist sogar um einiges teurer als beispielsweise der zweikanalige Zerrer Throttle Box EQ aus gleichem Hause. Der ist mit derselben Klangregelung ausgestattet, die zwar etwas kleiner dimensioniert ist und unter dem Mikroskop vielleicht eine Nuance anders (nicht unbedingt schlechter..) klingt, aber das rechtfertigt in meinen Augen nicht den hohen Preis für den Five Band Graphic.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Wirkungsgrad des EQs
  • stabile Bauweise
  • regelbarer Ein- und Ausgang
  • gute Anpassung an den Gitarrensound
Contra
  • unterschiedlich gängige Fader
  • Preis
Artikelbild
Mesa Boogie Five Band Graphic Test
Guter EQ, aber wirklich ziemlich "costy".
Guter EQ, aber wirklich ziemlich “costy”.
Spezifikationen
  • Hersteller: Mesa Boogie
  • Modell: Boogie Five Band Graphic
  • Typ: Equalizer Effektpedal
  • Regler: Input Level, Output Level, 5 Band EQ
  • Schalter: Bypass
  • Anschlüsse: In, Out, 9V DC
  • Stromverbrauch: 25 mA
  • Spannung: 9V (Batterie oder Netzteil)
  • Maße: 147 x 121 x 58 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 0,8 kg
  • Preis: € 279,– (UVP)
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Guter EQ, aber wirklich ziemlich "costy".

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