MasterSounds FX Test

Die Turntable-Zubehör- und Mischpultschmiede MasterSounds aus England hat kürzlich ihr Produktportfolio erweitert. Nach den Rotary-Mixern Radius 2 und 4 wurden – erneut in Kooperation mit Union Audio – die DJ-Mischpulte Radius 4V und Linear 4V mit Röhrenverstärkung vorgestellt und dazu gleich eine passende Effekteinheit aufgetischt. Das Multi-Effektgerät richtet sich primär an DJs, hört auf den simplen Namen MasterSounds FX, kostet 449 Euro und ist Gegenstand des nachfolgenden Testberichts.

Details

Kaum ist das Gerät aus dem Karton befreit, werden Erinnerungen an Allen&Heaths Xone D1-Controller wach, die vor einigen Jahren in etwas größerer, aber dennoch ähnlicher Bauform und Farbgebung als MIDI-Controller-Add-on neben dem Mischer Platz fanden. Die Handschrift ist erkennbar. Hier war der ehemalige Allen&Heath-Chefdesigner Andy Jones am Werk, der auch die Radius-Mixer konzipiert. Das Effektgerät wird mit einem Netzteil und Handbuch ausgeliefert. Es wiegt 0,8 kg und misst 80 x190 x 80 Millimeter. Das robuste Kleinod britischer Ingenieurskunst ist ordentlich lackiert und verschraubt und steht auf vier Kunststofffüßen.

Fotostrecke: 2 Bilder Das war im Paket: Lieferumfang des …

Konzept

Das MasterSounds-Effektgerät ist eine Kombination aus analogem Multimode-Filter und Distorsion-Unit und diversen analog-emulierenden Klangverbiegern als Hauptsektion, die mit 8 Effekten aufwartet: Und das sind 3 Delays, 3 Reverbs, Noise und ein Pitching-Delay sowie verschiedene Regeloptionen. An der Rückseite sind vier Klinkenbuchsen auszumachen, die für den Anschluss an ein MasterSounds-DJ-Mischpult oder andere Mixer/Hardware gedacht sind, die über Send/Return/Insert-Anschüsse verfügen. Das Effektgerät selbst hat keinen Strom-Einschaltknopf.

Fotostrecke: 3 Bilder Ein Blick auf die Ru00fcckseite mit Insert und Return-Buchsen

Praxis

Das Effektgerät gibt sich ganz im Style der hauseigenen Mischer. Es wird über die mitgelieferten Kabel mit den Inserts und Outs des zum Test mitgelieferten Linear 4V verbunden und kann an diesem verwendet werden, sobald die Insert-On-Taste aktiviert wurde. Nun hat DJ die Möglichkeit, die obere FX-Sektion mit den einzelnen Sends zu befeuern und das Master-Signal obendrein mit dem Multimode-Filter (nutzt die Insert-Funktion der Radius-Mixer) zu effektieren. Wird das Multimode-Filter nicht verwendet (ist also ausgeschaltet), wird das Signal jedoch noch durch den Tiefpass geführt, was mannigfaltige Effektmanipulationen zulässt.
Soll das Gerät an einem anderen DJ-Mischpult, wie beispielsweise dem lokalen DJM-900NXS2, eingesetzt werden, muss man sich ein Splitter-Kabel besorgen. Wie‘s funktioniert, erklärt Andy selbst in diesem Video mit dem Xone:92 – am lokalen DJM ließ sich das Effektgerät via Insert und Aux-Return nutzen, allerdings nicht separiert wie beim Linear/Radius-Mixer. 

Fotostrecke: 2 Bilder MasterSounds Linear 4V und FX vor der Verkabelung…

MasterSounds FX Handling und Sound

Das Effektgerät weist einige „oldschool“ anmutende Besonderheiten auf. Da wäre zunächst die FX-Selektion mittels nicht einrastendem Drehregler.
Welche Effektprogramme es gibt und was gerade aktiviert ist, muss

  • auswendig gelernt werden, da es keine Aufdrucke gibt,
  • eingedreht werden, bis sich der LED-Status ändert,
  • mittels der Beleuchtung der LED-Kombi abgelesen werden.

Bedeutet: Leuchtet keine LED, ist der erste Effekt, hier also „Stereo Pitched Delay“ aktiv, leuchten alle LEDs, greift der „Pitched Repeat“. Über die weiteren Stellungen soll nachstehendes Schaubild Aufschluss geben.

MasterSounds LED-Effektbelegung

Die Effekte im Detail

FX1 Stereo Pitched Delay
FX2 Delay Non Pitched
FX3 Delay Pitched Echo
Über den Time-Regler lässt sich bei den oben genannten Delays die Delay-Zeit einstellen, der Parameter-Regler steuert das Feedback und das Filter die Hochpassfrequenz.

Audio Samples
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MasterSounds FX Prog.1 MasterSounds FX Prog.2 MasterSounds FX Prog.3

FX4 Reverb
FX5 Bass Reverb
FX6 Gated Reverb
Hier steuert der Time-Regler die Hallgröße, bei den Reverbs 2 und 3 die Reverbgröße, wobei der Filter-Regler den Anteil der hohen Frequenzen dirigiert, der Parameter Regler den Anteil der tiefen Frequenzen außer beim Gated Reverb, hier wird der Schwellwert geregelt.  

Audio Samples
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MasterSounds FX Prog.4 MasterSounds FX Prog.5 MasterSounds FX Prog.6

FX7 Gated/Delay
Noise FX8 Pitched Repeat
Im ersten Fall regelt Time die Delay-Zeit, im zweiten den Pitch. Parameter bestimmt die Resonanz. Das Filter gibt die Filter-Frequenz vor.

Audio Samples
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MasterSounds FX Prog.7 MasterSounds FX Prog.8

Filter

Es folgt die Multimode-Filter-Sektion mit dem fetten, griffigen Frequenz-Regler, der im Bereich von 20 Hertz bis 20 kHz schneidet. Der Resonanz-Regler sorgt für die Färbung von natürlich mild bis dramatisch rotzig. Über eine beleuchtete Taste wird festgelegt, ob DJ ein Hochpass, Tiefpass oder Bandpass (beide Tasten gedrückt) einsetzen möchte. Nulldurchgangserkennungsschaltungen helfen dabei, Filter-Clicks während der Aktivierung zu minimieren.

Distortion

Die Distortion-Einheit fügt dem Filtersignal eine Verzerrung hinzu und ist auch an dieses gekoppelt, funktioniert also nicht, wenn das Filter ausgeschaltet ist. Pre- und Post-Clipped-Signal fügen bei Bedarf automatisch Make-up-Gain zu, angezeigt durch die Sidechain-LED. Die Klangcharakteristik reicht von subtil bis hin zu hartem Clipping, behält aber stets etwas Wärme und Charakter.

Abschließend darf man festhalten, dass das MasterSounds FX gut klingt, aber es fehlen ihm für ein DJ-Effektgerät in der analog-emulierenden Haupt-Effektsektion einige „Brot- und Butter“ Effekte, wie ich finde, so zum Beispiel Flanger, Phaser oder Panning. Man darf es – sehen wir einmal von der Multimode-Filter-Sektion ab, die auch auf gediegeneren House- und Disco-Partys Anklang finden sollte – eher als Spezialist für subtile bis brachiale technoide Beat- und Soundmanipulationen, also in der elektronischen Spielwiese angesiedelt sehen. Hier macht es seine Sache nicht weniger gut.

Fazit

MasterSounds FX ist ein externes Effektgerät für DJ-Mixer, das seine vollen Einsatzmöglichkeiten am besten mit einem Mischpult des Herstellers oder einem gleichwertigen zum Ausdruck bringt. Es verfügt über eine separate FX- und Filter/Distorsion-Unit, einmal über den Send/Return geführt, einmal als Master-Insert. Dies ist für den einen das Sahnehäubchen, da sich sowohl Einzelkanäle wie auch Hauptmix effektieren lassen, jedoch für den anderen mitunter ein Ausschlusskriterium, weil der eigene Mixer keinen Master-Insert hat und somit das „separate“ Filtern brachliegt. Die FX-Auswahl/Anzeige – wenngleich sicher schön oldschool – wird nicht jedermanns Sache sein. Da es sich aber ohnehin um ein spezielles Nischenprodukt für Liebhaber (eines gleichnamigen Mixers) handelt, ist die Kröte zu schlucken. Klanglich bekommt man hier auf jeden Fall einiges geboten. Das Teil fasst sich gut an und es macht Freude, daran zu schrauben, besonders mit dem mir zum Test zur Verfügung gestellten Linear 4V.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Rock-solide Verarbeitung
  • Insert- und Send/FX-Weg
  • viele Delay/Reverb-Optionen
  • sattes Multimodefilter mit Distorsion und Sidechaining
  • guter Klang
Contra
  • kein Ausschaltknopf
  • FX-Klassiker fehlen (Flanger, Phaser, Panning etc.)
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MasterSounds FX Test
…. MasterSounds FX
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