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Marshall JVM205H Test

Fotostrecke: 4 Bilder Marshall JVM205H

Das Motto der neuen Marshall Amp-Generation könnte auch „Back To The Tubes“ heißen. Nach diversen Ausflügen in die Halbleiter-Technik setzt die britische Firma seit einiger Zeit wieder komplett auf Vollröhren-Ausstattung – und zwar mit großem Erfolg. Auf der Musikmesse 2007 wurde der JVM 410 Head vorgestellt, ein 100 Watt Topteil mit vier Kanälen, jeder Kanal mit drei unterschiedlichen, frei anwählbaren Modes, was summa summarum 12 unterschiedliche Grundsounds ergibt. Üppige Ausstattung mit Midi, 2 Effektloops, integriertem Hall und einigen Features mehr und das zu einem richtig guten Kurs- ließen die Branche aufhorchen. Schnell sprach man von einem neuen britischen Standard. Im Frühjahr 2008 erweiterte Marshall die JVM Familie schließlich um einige 2-kanalige Vollröhrer und versetzte sich so in die Lage den preisgekrönten Sound noch einmal ein Stück weit erschwinglicher anbieten zu können. Und zwei Kanäle mit je 3 schaltbaren Modes ist ja auch schon ein Wort! Wir haben uns das JVM 205 Topteil besorgt, das ganz sehnsüchtig darauf wartet endlich angeschlossen und getestet zu werden… Los geht´s!

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Der Sinneswandel kam wohl daher, dass man im Hause Marshall feststellte, dass professionelle Musiker zwar immer noch sehr gerne Marshall-Amps spielten, dabei aber in erster Linie auf Klassiker aus dem Sortiment zurückgriffen. Für einen guten Plexi  aus den Endsechzigern oder einem JCM 800 aus den frühen achtziger Jahre wurden auf dem Gebrauchtmarkt hohe Preise verlangt – und auch bezahlt. Meist sogar höhere als für einen neuen Marshall aus dem aktuellen Angebot. Der Vintage-Boom war auf dem Höhepunkt angelangt. Dazu kam, dass gerade die älteren Marshall-Modelle beliebte Objekte der Amp-Tuner waren. Mal etwas mehr Gain, hier noch ein effektiverer Mitten-Regler, Einschleifweg einbauen, zusätzliches Mastervolume – an keinen Amps wurde mehr herumgeschraubt, als an den Verstärkern mit dem weißen Marshall-Logo. Das alles sahen sich die Herren Techniker von der Insel in aller Seelenruhe an, um 2007 zum großen Rundumschlag auszuholen. Die Klang-Charakteristik der alten (zum Teil aufgemotzten) Amps, kombiniert mit der heutigen Technologie (MIDI, Programmierbare Soundeinstellungen) , das Ganze in Vollröhrentechnik aufgebaut, damit kein Purist mehr was zu meckern hat. Für all das steht das Kürzel  JVM. Und ganz nebenbei sind die Amps auch noch kinderleicht zu bedienen.
 
    
Gehäuse/Optik

JVM205H_teaser_hoch Bild

Das aus hochwertigem Birkensperrholz gefertigte Gehäuse des 205H ist mit schwarzem Kunstleder überzogen und an den Ecken mit Kunststoff verstärkt. An der Gehäuse-Oberseite befindet sich Tragegriff aus Kunststoff. Auf der Frontseite lacht uns, mittig positioniert, das obligatorische weiße Marshall Logo an. Direkt darunter findet das goldene Bedienpanel seinen Platz. Alles also so, wie man es von einem reinrassigen Marshall-Head erwartet.

Aber auch die inneren Werte entsprechen den Erwartungen: Der JVM 205 ist in Vollröhrentechnik aufgebaut und hat fünf Vorstufen- und zwei Endstufenröhren, alle handselektiert. Im Vergleich zu seinem 4-kanaliben Bruder, dem JVM410H ist er um einiges leichter. Sein Gewicht verteilt der 50 Watt-Amp auf vier satte Gummifüße, mit denen er auf jeder Box in Standard-Grösse Platz findet.

Bedienfeld/Kanäle

Die Bedienoberfläche des JVM 205H teilt sich in vier einzelne Bereiche auf: Master, Reverb und die zwei Kanäle (Clean/Crunch und Overdrive) -ein hervorragendes Beispiel für intuitives Design.
Die Bedienoberfläche des JVM 205H teilt sich in vier einzelne Bereiche auf: Master, Reverb und die zwei Kanäle (Clean/Crunch und Overdrive) -ein hervorragendes Beispiel für intuitives Design.

Master
Regler: Master 1, Master 2, Resonance, Presence.
Mit Master 1 oder Master 2 wird die Gesamtlautstärke des Amps eingestellt. Der Schalter unter den beiden Reglern bestimmt, welcher Master gerade aktiv ist. Auf diese Weise kann man mit Master 2 die Lautstärke für Solos oder prägnate Riffs einstellen und – bei Bedarf-  mit Hilfe des mitgelieferten Fußboards abrufen (siehe unten). Kommen wir zu den Reglern Resonance und Presence mit deren Unterstützung sich die tiefen (Resonance) und Hohen Frequenzen (Presence) für den kompletten Amp einstellen lassen -eine sinnvolle Einrichtung, denn so kann der Verstärker global auf das Klangverhalten des jeweiligen Raums abstimmt werden. Liefert der Raum in dem man sein Stack aufgebaut hat beispielsweise zu viele Bass-Resonanzen,  können die Bässe in der Master Sektion für den gesamten Ampsound reduziert werden. Man kann die entsprechenden Frequenzen selbstverständlich auch für beide Kanäle separat im Preamp herunterregeln, aber hier hat die Klangregelung Einfluss auf das Gain-Verhalten, und der Grundsound des Kanals würde sich verändern. Und das muss ja nicht sein!

Reverb
Regler: RVB OD, RVB Clean/Crunch
Der JVM 205H ist mit einem Digital-Reverb ausgestattet. Mit den Reglern „RVB OD, RVB Clean/Crunch“ kann der Effektanteil des Halls für die einzelnen Kanäle separat eingestellt werden. Mehr Regelmöglichkeiten gibt es für den Hall nicht. Ist aber auch nicht nötig, denn die Voreinstellung ist perfekt.  Mit dem Schalter unter den beiden Reglern wird der Effekt für den gerade angewählten Kanal aktiviert. Der Amp „merkt“ sich den Status des Halls und beim nächsten Anwählen des Kanals wird der Effekt entsprechend aktiviert oder deaktiviert. Der Verstärker denkt also mit!

Die Kanäle (Clean/Crunch, Overdrive)
Regler: Volume, Bass, Middle, Treble, Gain und der Mode Schalter
Jeder der beiden Kanäle des Amps bietet Regler für Volume, Bass, Middle, Treble und Gain. Dadurch können Clean und Overdrive komplett getrennt eingestellt werden. Das halte ich für extrem wichtig, denn beim Clean Sound werden gerne mal die Mitten reduziert, beim Overdrive hingegen werden sie meistens gepusht. Müsste man das mit einer Klangregelung für beide Kanäle einstellen, würde es immer auf einen Kompromiss aus beidem hinauslaufen.

Rechts neben den Reglern wartet in beiden Kanälen ein Main-Features des JVM: Der Mode-Schalter. Mit diesem kann man zwischen drei unterschiedlichen Klang-Charakteristiken pro Kanal wählen. Der jeweils aktive Modus wird durch ein farbiges Leuchten angezeigt: Grün, Orange, Rot. Das bedeutet, zwei Kanäle mit je drei Grundsounds – es stehen als insgesamt sechs unterschiedliche Klangeinstellungen zur Verfügung.
Sämtliche Schaltungen erfolgen ausschließlich über Relais, so dass der reine Röhrensignalweg in jeder Situation zu 100%  erhalten bleibt.

Sehr praktisch ist, dass beim Umschalten in den jeweils anderen Kanal immer die letzte Einstellung abgespeichert wird. Habe ich beispielsweise im Overdrive-Kanal den Orange-Mode, Master 2 , Reverb und den Effektloop aktiviert  und schalte anschließend in den Clean Kanal um, wird die letzte Einstellung des Overdrive-Kanals automatisch abgespeichert und beim erneuten Wechsel in den Kanal wieder aufgerufen. Auf eine Programmieroption für die Klangregelung hat Marshall übrigens ganz bewusst verzichtet, da man sonst den Plan mit einer 100% reinen Röhrenschaltung zu arbeiten, auf Eis hätte legen müssen.

Rearpanel (Click to enlarge)
Rearpanel (Click to enlarge)

Rückseite
Wenn man die Rückseiten der beiden „Brüder“ (JVM 410H und JVM 205H) betrachtet, fällt auf, das nichts auffällt! Es gibt schlichtweg keine Unterschiede. Das heißt, auch beim „Kleinen“ wurde an nichts gespart. Der Unterschied zwischen beiden Amps liegt tatsächlich “nur” in der Leistung (100/50 Watt) und der Anzahl der Kanäle (4/2 Kanäle).

Hier die rückwärtigen Features im Überblick:
Auf der linken Seite des Rear-Panels sind die Lautsprecherbuchsen untergebracht. Hier stehen insgesamt fünf Anschlüsse zur Verfügung, die alle Variationen des Boxen-Einsatzes abdecken (1×16Ω, 1×4Ω, 1×8Ω, 2×8Ω, 2×16Ω). Viele Amps kommen mit weniger Buchsen und bieten stattdessen einen Schalter zur Anwahl der entsprechenden Impedanz. Ich halte die hier praktizierte Lösung mit den fünf Buchsen (Ohne Impedanz-Schalter) für wesentlich besser und sicherer, denn wie oft hat man schon vergessen den Impedanz-Schalter umzustellen, wenn man eine andere Box an das Topteil anschließt…

Nächster Stop auf der Featureliste ist der Effektweg, der wahlweise seriell oder parallel genutzt werden kann. Für das Abgleichen des Pegels mit dem angeschlossenen Effektgerät gibt es noch einen FX-Level Schalter (+4dBu oder –10dB) sowie einen Regler mit dem man das Effektsignal zum Ampsignal hinzumischen kann (Mix). Dadurch bleibt dem Gitarristen überlassen, wie viel Effektanteil zum Originalsound addiert wird Die Qualität des Hauptsignals wird nicht beeinträchtigt. Als nächstes kommen die Anschlussbuchsen für Pre-Amp-Out und Power-Amp-In. Hier kann man gegebenenfalls das Preamp Signal vom JVM auf einen externen PowerAmp leiten (Pre Amp Out) oder externe Preamps anschließen (Power Amp In). Daneben wartet die XLR Buchse für den Recording Out mit integrierter Speaker-Simulation. Dieser funktioniert schon wenn der Amp noch im Standby-Modus ist, was bedeutet, dass man auch ohne angeschlossene Box aufnehmen kann. Eine sehr sinnvolle Einrichtung – nicht nur für die Homerecording-Anwendung! Es folgen die Klinkenbuchse für das Fußboard und die MIDI-IN und THRU-Buchsen. Der Amp kann über ein MIDI-fähiges Effektgerät oder eine MIDI Fußleiste umgeschaltet werden. Dabei werden die kompletten Einstellungen für den Kanal, Reverb und Master gespeichert. Als letztes kommt rechts außen noch der Anschluss für das Netzkabel. Auch auf der Rückseite wurde also an praktischen Featuren nicht gegeizt. Die Ausstattungen des Amps lässt keine Wünsche offen.

JVM2fussschalter-1082418 Bild

Fußboard, FX Loop und MIDI

Die Umschaltung des Amps erfolgt per mitgeliefertem, frei konfigurierbarem Fußboard. Es verfügt über vier Schalter und fünf kleine LED´s, die den Status der Kanäle sowie  das aktuelle Setting von Master, Reverb und FX anzeigen. Eine Besonderheit des Boards ist, dass alle Presets und Informationen dort und nicht im Amp gespeichert werden. Somit kann man sein Board an einen anderen JVM205H anschließen und hat (trotz Fremdamp) unmittelbaren Zugriff auf die eigenen Sound-Settings. Die Schaltvorgänge gehen absolut geräuschlos von statten und trotz der verschiedenen Speichermöglichkeiten kommt es beim Umschalten zu keinen Signalaussetzern. Der Reverb wurde von den Marshall-Designer sogar so programmiert, dass er ausklingt, wenn beim Umschalten der Hall deaktiviert wird. Bei anderen Amps mit Digitalhall wird das Effektsignal häufig einfach ausgeschaltet, das klingt natürlich völlig unecht.

Das Board hat zwei unterschiedliche Bedien-Modi. Im „Switch Store Mode“ kann jedem Schalter eine Funktion zugewiesen werden. Zum Beispiel:  

1 – Clean/Crunch Channel
2 – Overdrive Channel
3 – Master 1/2
4 – Reverb
 

Das wäre die Standardbelegung. Wenn man jetzt die einzelnen Modes der Kanäle anwählen möchte, muss man nur noch erneut den jeweiligen Schalter treten und man gelangt in den nächsten Modus.

Parallel dazu besteht jedoch auch die Möglichkeit vier Basic Sounds völlig frei zu programmieren. Dies geschieht im so genannten „Preset Store Mode“. Hier wird der momentane Ampstatus abgespeichert und das Fußboard merkt sich die Einstellungen für Kanal, Mode, Master, FX und Reverb und ruft sie auf, sobald der Taster erneut betätigt wird. Zum Beispiel:   

1 – Clean Channel, Green, Master 1, Reverb On
2 – Crunch Channel, Red, Master 2, Reverb Off

Die Programmierung ist wirklich einfach. Ein weiterer positiver und praxisnaher Aspekt ist , dass das Fußboard mit einem einfachen Klinkenkabel mit dem Amp verbunden wird. Falls es mal kaputt geht oder vergessen wurde hat  bestimmt einer der Mitmusiker ein Ersatz-Klinkenkabel dabei und dem Umschalten der Sounds mit dem Board steht nichts mehr im Weg.

Wie der große Bruder besitzt auch der JVM 205H einen MIDI-Anschluss und kann so von einem externen MIDI-Fußschalter oder Multieffekt umgeschaltet werden. Dann sind 128 Einstellungen verfügbar. Beim Programmwechsel merkt der Amp sich seinen aktuellen Status (Channel, Mode, Master, Reverb, FX), und ruft diesen beim erneuten Anwählen der Programmnummer selbsttätig wieder auf. Auch hier ist die Programmierung also ein Kinderspiel.

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Praxis
Der JVM205H kommt mit komplettem Zubehör bestehend aus dem Fußboard mit 6m Klinkenkabel, Netzkabel und Lautsprecherkabel sowie einem sehr verständlich geschriebenen Handbuch. Für Bedienungsanleitungs-Allergiker gibt es noch einen schönen „Quick Start“ Aufkleber auf dem Amp, der die Basiseinstellungen in wenigen Schritten erklärt. Der Verstärker ist angeschlossen und wir arbeiten uns erst einmal durch die unterschiedlichen Grundsounds der beiden Kanäle.

Clean/Crunch Channel
Der Green-Mode des Clean/Crunch Channels ist absolut untypisch für Marshall und klingt eher nach unverzerrtem Fender Twin mit glockigen Höhen und einem kristallklarer Charakter. Bei diesem Mode hat der Volume Regler keine Funktion – , man hat sich also auch in dieser Hinsicht von den amerikanischen Vintage Kollegen inspirieren lassen. Strat-Clean-Sounds in typisch amerikanischer Darreichungsform  sind hier problemlos realisierbar.

Audio Samples
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Strat Clean Green

Der Orange-Mode klingt schon etwas dreckiger. Mit einer Gainstufe mehr lehnt sich der Klang an den legendären Plexi Marshall an. Der Sound ist sehr knackig und  höhenbetont und reagiert wunderbar dynamisch. Bei hartem Anschlag geht er  in eine leichte Verzerrung über – sehr gut geeignet für Blues/Country mit der Tele.

Audio Samples
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Tele Clean Orange

Mit einer weiteren Gainstufe im Signalweg präsentiert sich der Red-Mode des Clean/Crunch-Channels. In dieser Konfiguration geht der Klang schon mehr in Richtung JCM 800. Wunderbare Dynamik und Ansprache in Verbindung mit einem ausgewogenen Klangbild sind die Folge. Man muss auch nicht viel an der Klangregelung schrauben, bis der Sound steht. In der Praxis hat es sich bewährt die Regler erst einmal in die mittlere Position zu stellen (12 Uhr). So hat man schon mal einen sehr guten Basis-Sound, von dem aus  man den Klang mit den Treble- Middle- und Bass Reglern entsprechend verfeinern kann– genau so sollte es sein! Die einzelnen Regler sind im Frequenzspektrum breitbandig angelegt und der Wirkungsgrad liegt im Normalbereich. Dadurch können zwar keine extremen EQ-Einstellungen erzielt werden, das ist aber meines Erachtens bei diesem Amp auch nicht nötig. Die Klangregelung hat hier auch Einfluss auf das Gain-Verhalten, weil sie vor der Hauptgainstufe geschaltet ist. Bei weiter aufgedrehtem Middle-Regler erhält man also satte, dynamische Zerr-Sounds, die Empfehlung für Classic Rock und Powerchords – hier mit der SG gespielt.

Audio Samples
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SG Clean Red

Overdrive Channel

Der Green Mode des Overdrive-Kanals macht da weiter, wo der Red-Mode des Clean/Crunch Channels aufhört. Sein Grund-Sound wurde einem modifizierten Marshall JCM 800 nachempfunden. Diese Verstärker waren beliebte Objekt von „Amp-Tunern “ auf der ganzen Welt. Und  tatsächlich ließen sich mit den entsprechenden Modifikationen richtig gute Ergebnisse erzielen. Daher ist es auch kein Wunder, dass man  wohl kaum einen gebrauchten JCM 800 im Originalzustand findet. Das hat die Marshall-Techniker anscheinend etwas nachdenklich gestimmt und so haben sie das Tuning hier direkt selbst vorgenommen. Der Ton des Green-Modes ist im Bass-Bereich ausgeprägter und hat noch etwas mehr Gain als ein getunter JCM-800. Kommt besonders gut in Verbindung mit herunter gestimmten Gitarren.

Audio Samples
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SG OD Green

Kommen wir jetzt zu den Hi-Gain-Sounds. Der Orange-Mode des Overdrive-Channels hat in dieser Hinsicht einiges im Angebot. Die Lo-End-Frequenzen werden angehoben, Höhen und Gain ebenso. Der Modus klingt verdächtig nach Metall… Single-Note-Riffs und Powerchords in den tiefen Lagen kommen sehr überzeugend rüber. Trotz der Bass-Anhebung ist der Klang aber nie matschig oder undifferenziert.

Audio Samples
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Les Paul OD Orange

Der letzte Grundsound des JVM205 ist der Red-Mode im Overdrive-Channel. Jetzt ist die höchste Gainstufe am Start und  von singenden Lead-Sounds bis zu Mid-Scoop Metal-Riffs ist alles in allererster Klangqualität realisierbar. Wir hören ein Drop D Riff mit einer Les Paul eingespielt. Die Mitten wurden für diesen Sound komplett herausgenommen.

Audio Samples
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Les Paul OD Red

Nachdem wir die Grundsounds der einzelnen Kanäle getestet und gehört haben, widmen wir uns nun dem Thema Dynamik und Klangqualität. Für den Dynamiktest habe ich den Green-Mode des Overdrive-Kanals ausgesucht, Gain voll aufgedreht und den Volume-Regler an der Gitarre (Epiphone ES-Dot) ebenso. Zuerst wird eine, mit Fingern gezupften, leise Passage gespielt, danach direkt hart mit dem Pick angeschlagen. Entscheidend ist hier, dass der Amp die unterschiedlichen Klangnuancen in Lautstärke und Ton genau wiedergibt.

Audio Samples
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ES Pick-Dyn OD Green

Alle Achtung! Das ist die Dynamik, die man sich von einem Verstärker wünscht. Note Eins, setzen!

Jetzt wird die mit dem Volume-Poti der Gitarre erreichbare Dynamik-Bandbreite gecheckt. Ich habe die SG angeschlossen und erneut den Green-Mode des Overdrive-Kanals mit vollem Gain gewählt. Der Volume-Regler an der Gitarre wird zunächst weit zurück und dann wieder voll aufgedreht. Hierbei ist wichtig, dass der Amp bei herunter geregeltem Lautstärke-Regler im Verzerrungsgrad entsprechend abnimmt.

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SG Poti-Dyn OD Green

Auch hier zeigt sich der Marshall von seiner besten Seite.

Fehlt noch der Test zur „Akkordverständlichkeit“, bei dem die Akkorde E, G, D, A bei vollem Gain im Red-Mode des Overdrive-Kanals angeschlagen werden – und als solche noch erkennbar sein sollten. Der Amp liefert ein richtiges Pfund,  trotzdem sind die Akkorde  nach wie vor klar und deutlich zu „verstehen“. Überzeugt Euch selbst.

Audio Samples
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Les Paul Chords OD Red

An Effekten ist beim JVM 205H lediglich ein digitaler Hall eingebaut, dessen Effektanteil für jeden Kanal getrennt geregelt werden kann. Der Hall wird in einer Röhrenschaltung dem Originalsound zugemischt. Er hat einen warmen Sound und klingt sehr weich und angenehm aus. In Verbindung mit dem Orange-Mode des Clean- Channels lässt sich mit einer Prise Hall ein wunderbar warmer Blues Lead Tone erzielen.

Audio Samples
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Les Paul Clean Orange Blues

Zum Schluss machen wir noch einmal einen Abstecher in tiefere Gefilde. Um zu testen, ob der JVM 205H auch für massiv heruntergestimmte Gitarrenarbeit zu begeistern ist, habe ich meine Bariton Gitarre angeschlossen und den Orange-Mode des Overdrive-Kanals aktiviert. Auch hier gibt es nichts zu meckern, Riffs auf tiefen Saiten und verzerrte Akkorde werden auch im unteren Frequenzbereich sauber wiedergegeben, der Klang behält aber immer noch seinen „britischen Dreck“….

Audio Samples
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Bariton OD Orange
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Fazit
Wie schon im Test- Fazit des großen Bruder (JVM 410H) kann ich auch im Resümee des „Kleinen“ nichts Nachteiliges berichten. Die Ausstattung ist exakt die gleiche wie beim 410H, es wurden lediglich zwei Kanäle eingespart und die 100 Watt Leistung auf 50 reduziert. Allerdings sind 50 Watt bei einem Marshall Röhrenamp auch absolut ausreichend. Viele Gitarristen bevorzugen ja sogar Verstärker mit niedriger Leistung, weil man sie weiter aufdrehen kann und somit mehr Endstufen-Sättigung erreicht – ohne gleich das Hörvermögen zu riskieren. Das Ergebnis ist ein warmer, druckvoller Sound – und den liefert der JVM205H in Reinkultur. Die zwei getrennt regelbaren Kanäle mit je drei Modi (also insgesamt sechs unterschiedliche Grundsounds), decken alle nötigen Bereiche vom klarsten Clean-Tone über Crunch-Blues bis zur massiven Metal-Zerrsounds ab –  alles in bester Klangqualität und Dynamik. Die drei verschiedenen Klang-Modi sind in Lautstärke und Ton sehr gut aufeinander abgestimmt, so dass man im Live-Setup alle sechs Modi benutzen kann, ohne ständig an den Reglern drehen zu müssen. Alles in allem ist der JVM205H eine robuste Allzweck- Waffe für jeden Gitarristen. Sehr empfehlenswert – nicht nur  wegen des ausgezeichneten Preis/Leistungsverhältnisses.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sound
  • Soundmöglichkeiten
  • Ausstattung (Midi, Recording Out, Effekt Loops)
  • Getrennt regelbare Kanäle
  • Einfache Bedienbarkeit
Contra
Artikelbild
Marshall JVM205H Test
Für 1.299,00€ bei
Technische Daten
  • Ausgangsleistung: 50 W RMS
  • Röhrenbestückung: 5x ECC 83, 2x EL 34
  • Gleichrichter: Röhrengleichrichtung
  • Bedienfeld: Volume, Bass, Middle, Treble, Gain, Reverb (2x – für jeden Kanal)
  • Master 1, Master 2, Resonance, Presence
  • Rückseite:Lautsprecher Buchse (5x), Send, Return, Level-Schalter, Mix-Regler (FX Loop), Pre Amp Out, Power Amp In, Bypass-Schalter, Line Out, Footswitch, MIDI In, MIDI Through, Netzstecker-Anschlussbuchse
  • Abmessungen: 750x310x215 mm (B x H x T)
  • Gewicht: 17,5 kg
  • Lieferumfang: Fußboard, Klinkenkabel, Netzkabel, Lautsprecherkabel
  • Preis: 1199,- Euro
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Kommentieren
Profilbild von Nils

Nils sagt:

#1 - 16.05.2013 um 22:42 Uhr

0

Moin,
erstmal vielen Dank für eure Reviews! Ich kann dem hier auch nur vollkommen zustimmen. Echt ein super Amp.
Wie kommts aber, dass die Sound-Samples bei euren Tests immer so dünn und überhaupt nicht warm klingen? Ist mir schon mehrmals aufgefallen, besonders jetzt aber noch mal beim JVM...

Profilbild von DonFroscho79

DonFroscho79 sagt:

#2 - 28.09.2015 um 20:19 Uhr

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Kann man den auch spielen, wenn man nicht in einer Band spielt? also im Wohnzimmer??

Profilbild von Thomas Dill - bonedo

Thomas Dill - bonedo sagt:

#3 - 29.09.2015 um 09:00 Uhr

0

Hallo DonFroscho79,
selbstverständlich kannst Du einen solchen Amp im Wohnzimmer spielen. So richtig Spass macht es allerdings bei gehobener Lautstärke.

Profilbild von Thomas Barkhausen-Buesing

Thomas Barkhausen-Buesing sagt:

#4 - 30.06.2024 um 21:45 Uhr

0

Dem Kommentar über die Soundsamples kann ich mich nur anschließen, da kann man echt nur hoffen, daß sie mit dem eigentlichen Amp-Sound nichts zu tun haben. Was in dem Bericht keinerlei Erwähnung findet, ist der enorme Rauschpegel den übrigens die gesamte Baureihe unter Arbeitskonditionen hat. Das sollte gesagt werden, nicht jeder kommt mit Noisegate-Kompromissen klar. Preisgünstiges produzieren hat halt immer Folgen. Ich für meinen Teil nehme lieber einmal etwas Geld in die Hand für vernünftiges Werkzeug, als ständig mit solchen Kompromissen leben zu müssen.

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