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Marshall Custom Pin-Up Halfstack Test

Das Marshall Custom Pin-Up Halfstack im bonedo-Test – Marshall hat in seiner Class 5 Familie Zuwachs bekommen. Neben dem 2009 vorgestellten Class 5 Combo ist nun auch ein 5 Watt Halfstack auf dem Markt. Das Topteil wird in England in einer streng limitierten Stückzahl produziert und zusammen mit einer 1×10″ Box in drei attraktiven Pin-Up Motiv-Varianten angeboten. Laut Hersteller ist dieses neue Modell die Antwort auf die Nachfrage vieler Gitarristen, die sich den typischen Marshall-Sound bei geringer Lautstärke wünschen.

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Dass die Devise des britischen Herstellers bei der Entwicklung unseres Testkandidaten in Richtung simpel und puristisch ging, zeigt auch das Resultat, zumindest, was den Aufbau des Topteils betrifft. Aber eigentlich ist es etwas ganz anderes, was mir nach dem Auspacken ins Auge fällt und wohl auch fallen soll …

Details

Das Design der zugehörigen Box ist den schönen Pin-Ups der 40er Jahre gewidmet. Neben meinem Modell, das auf den Namen „Betty“ hört, sind auch noch „Jane“ und „Greta“ im Programm. Jede der drei Damen ist ein echter Hingucker und ziert in reizender Pose die Front der Box. Das Aussehen des Cabinets und die Aufmachung des Topteils geben dem Ganzen einen sehr vintage-artigen Charakter und das ist, wie wir später noch hören werden, sehr bewusst gewählt.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Box des Halfstacks ist in drei Design-Varianten erhältlich: Hier Betty

Das Topteil erinnert an das “1959” – Marshalls erstes Topteil aus den Sechzigern, wobei unser Modell aber kleiner und einfacher aufgebaut ist. Aufgrund der Größe des Speakers bringt die Box nur 8,5 Kilo auf die Waage, auch das Topteil ist mit seinen 6,4 Kilo ein Leichtgewicht. Die Box hat leider keinen Griff, was aus designtechnischer Sicht vielleicht einen Sinn ergibt, da sie dadurch schlichter und eleganter wirkt. Beim Transport allerdings wirkt sich diese Tatsache einigermaßen unpraktisch aus. Ob man diese schicken Boxen natürlich viel transportieren will, steht auf einem anderen Blatt. Vielleicht hat das Designteam von Marshall sich daher auch den Griff gespart

Fotostrecke: 2 Bilder Das Head kommt im Design eines 1959-Topteils aus den 60er Jahren

Die Verarbeitung dieser neuen Serie ist tadellos und macht einen edlen Eindruck. Topteil und Box sind mit braunem Tolex verkleidet, das Marshall-Logo glänzt in Gold, genau wie die Ränder der Front beider Komponenten. Laut Marshall ist das Gehäuse verzapft, um das Resonanzverhalten der Box zu optimieren. Beide Komponenten sind mit vier Gummifüßen versehen, die einen stabilen Halt geben. Die Rückseite des Cabinets ist zu einem Drittel offen und beherbergt im Inneren einen Celestion G10F15 Lautsprecher mit 15 Watt Leistung an 16 Ohm. In der Mitte der oberen Abdeckung finden wir die Eingangsbuchse für das Boxenkabel.
An der Vorderseite des Topteils befindet sich neben dem Powerschalter, der roten Netzleuchte und dem Logo der neuen Serie ein simpler EQ für Bass, Middle und Treble sowie ein Volumenregler für den gesamten Signalweg. Die Eingangsbuchse für die Gitarre befindet sich auf der rechten Seite.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Panel mit seinen Bedienelementen

Die Rückansicht des Topteils offenbart uns eine ebenso simple Auswahl. Neben zwei Ausgängen, optimiert für 8 Ohm oder 16 Ohm Boxen, hat man dem Gerät einen Kopfhörerausgang spendiert, der irgendwie nicht so ganz in die sonst so traditionelle Aufmachung passen will. Mit einem kleinen Schalter kann man wählen, ob das mit 16 Ohm versehene Ausgangssignal an den passenden Lautsprecher- oder an den Kopfhörerausgang geleitet wird. Fehlt noch der Netzanschluss an der rechten Seite. Die Rückseite ist außerdem im oberen Bereich mit Löchern zur Kühlung versehen. Auf der Oberseite finden wir neben einem schicken Ledergriff in der Mitte auch noch einen in Gold verkleideten Kühlergrill. Die Vorstufe des “Custom Pin-Up” wird von zwei Doppeltrioden des Typs ECC83 betrieben, die Endstufe ganz klassisch von einer EL84-Pentode.Die Leistung dieses Class-A-Modells beträgt fünf Watt.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Vorstufe des “Custom Pin-Up” wird von zwei Doppeltrioden des Typs ECC83 betrieben, die Endstufe von einer EL84-Pentode
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Praxis

Wer schon einmal das Vergnügen hatte, mit kleineren Röhrenamps zu musizieren, der weiß, dass fünf ausgefahrene Watt weit über Zimmerlautstärke-Niveau liegen. Obwohl das Testmodell gar nicht den Eindruck macht, als wäre es so ein “Schreihals”, muss es ziemlich schnell in meiner Studiokabine Platz nehmen. Für den Test kamen wieder meine Fender Stratocaster und eine Hagstrom Les Paul Kopie zum Einsatz. Mikrofoniert habe ich den “Custom Pin-Up” mit einem Sennheiser E 606 und einem t-bone RB 500 Bändchenmikrofon, um den Vintage-Charakter der Sounds zu unterstreichen.
Ich habe von jedem Hörbeispiel zwei Versionen erstellt. Version 1 ist das völlig trockene Signal aus dem Speaker, die zweite Version ist mit ein wenig Hall versehen, um den Klangcharakter des jeweiligen Beispiels räumlicher abzubilden. Ich finde, damit lassen sich in manchen Fällen typische Klischees eines Sounds, gerade in der Vintage-Ecke, besser orten. Der Kopfhörerausgang ist mit einer zusätzlichen Klangfilterung ausgestattet und transportiert einen angenehmen Sound auf die Ohren. Doch Vorsicht mit dem Volumenregler! Auf Stufe 4 ist das Kopfhörersignal wirklich schon sehr laut. Verzerrte Sounds, die erst bei einer höheren Auslastung realisierbar sind, sollten in diesem Fall lieber nicht in Erwägung gezogen werden.

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Ich beginne den Test des Halfstacks mit meiner Strat. Der EQ ist in allen Bereichen mittig eingestellt, das Volumepoti steht auf 3. Hier ist das Signal noch völlig clean, wenn ich die Gitarre, wie im ersten Hörbeispiel, mit den Fingern spiele. Ein sehr weicher, warmer und runder Cleansound mit etwas gedämpften Höhen ertönt, der wunderbar zu dieser Spielweise passt. Obwohl man es bei einem 10″ Speaker vielleicht gar nicht erwarten würde, ist der Bass sehr präsent, aber dennoch ausgewogen. Der hinzugemischte Hall in der zweiten Version macht den Sound noch etwas “smoother”.

Audio Samples
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Beispiel 1 – Dry Beispiel 1.2 – Reverb (Preset: Hall)
GitarreBassMidTrebleVolume
Strat/Neck- und Mittel-PU5553

Nachdem ich zur Les Paul in derselben Einstellung gewechselt bin, muss ich den EQ ein wenig korrigieren. Die Humbucker liefern natürlich etwas mehr Output und transportieren auch mehr Bass. Ich drehe Bässe und Mitten deutlich zurück und hebe die Höhen etwas an. Wie das zweite Hörbeispiel zeigt, zeichnen sich schon bei einer Lautstärkeeinstellung von 3 und einem etwas härteren Anschlag leichte Obertonverzerrungen ab, der weiche Grundcharakter bleibt aber bestehen.

Audio Samples
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Beispiel 2 – Dry Beispiel 2.1 – Reverb (Preset: Hall)
GitarreBassMidTrebleVolume
Les Paul/ Beide PUs1173

Dreht man das Volume-Poti weiter auf, ändert sich zusätzlich zur Lautstärke auch der Klangcharakter. Es ist also empfehlenswert, erst die Lautstärke einzustellen und dann den EQ anzupassen.
Bei den nächsten beiden Beispielen habe ich mich wirklich ein bisschen gefühlt wie auf einer Zeitreise ins britische Blues Revival der 60er Jahre.
Das Volumepoti steht nun auf 5 und ich nehme wieder die Strat in die Hand und spiele eine bluesige Begleitfigur. Der Zerrgrad geht jetzt schon in Richtung Crunch, insgesamt ist der Sound deutlich bissiger und schärfer. In den Bässen fängt es an, ein wenig mulmig zu werden, was dem Sound aber auch eine charmante Note verleiht.

Audio Samples
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Beispiel 3.1 – Dry Beispiel 3.2 – Reverb (Preset: Spring)
GitarreBassMidTrebleVolume
Strat/Neck- und Mittel-PU7575

Ich tausche wieder Strat gegen Les Paul, lasse das Volumepoti unberührt und korrigiere erneut ein wenig die EQ-Einstellungen. Ein wunderbar muffiger und weich komprimierter Sound entsteht. Gerade mit ein wenig Hall kommt diese Farbe schön zur Geltung.

Audio Samples
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Beispiel 4.1 – Dry Beispiel 4.2 – Reverb (Preset: Hall)
GitarreBassMidTrebleVolume
Les Paul/Beide PUs5555

Das folgende Hörbeispiel zeigt die klangliche Abbildung der Strat noch einmal mit aktiviertem Halstonabnehmer bei gleichem Lautstärkelevel.

Audio Samples
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Beispiel 5.1 – Dry Beispiel 5.2 – Reverb (Preset: Hall)
GitarreBassMidTrebleVolume
Strat/Neck-PU5365

Bei noch höherer Lautstärke addieren sich weiter Kompression und Mitten. Durch den kleinen Speaker wird der Klang für meinen Geschmack etwas speziell und sagt mir nicht mehr zu, weder im Rhythmusgitarrenspiel mit meiner Strat noch mit meiner Les Paul. Ein größerer Speaker würde sich hier bestimmt positiv auf das klangliche Ergebnis auswirken. Für Solosounds lohnt es sich aber auf jeden Fall, das Volume-Poti noch weiter auszureizen:

Audio Samples
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Beispiel 6.1 – Dry Beispiel 6.2 – Reverb (Preset: Spring)
GitarreBassMidTrebleVolume
Les Paul/Neck-PU5557

Das letzte Klangbeispiel bestätigt noch einmal meinen Einruck: Dieses Marshall-Modell fühlt sich in traditionellen Gefilden am wohlsten. Im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten ist es gerade im Blues-Bereich eine wahre Freude, über diese Kombination zu spielen!

Audio Samples
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Beispiel 7 – Reverb (Preset: Hall)
GitarreBassMidTrebleVolume
Les Paul/Steg-PU5555
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Fazit

Vintage ist das Stichwort für dieses neue Modell aus dem Hause Marshall. Nicht nur die schicke Aufmachung, sondern auch der Sound des “Custom Pin-Up” nehmen den Spieler mit auf eine kleine Zeitreise. Mit diesem Halfstack zeigen die Briten, dass sie den typischen Marshall-Sound auch in kompakter Form liefern können. In der mitgelieferten Broschüre wird der “Custom Pin-Up” dem Käufer als “Baby Plexi” präsentiert, was bei höheren Lautstärken und dem 10″ Speaker allerdings nicht ganz aufgeht. Das Topteil ist mit seinen wenigen Möglichkeiten und seinem frühen Zerrverhalten nichts für Gitarristen, die vielseitig auf der Bühne arbeiten möchten, aber Blues-Puristen und Sammler werden mit ihm auf jeden Fall ihre Freude haben. Die limitierte Stückzahl, das aufwendige Design sowie die Herstellung in der Heimat schlagen sich natürlich im Preis nieder. Kleines Trostpflaster: Wenn man mit einer dieser drei schicken Damen demnächst im Probenraum oder auf der Bühne aufkreuzt, kann man sich der neidischen Blicke der Gitarrenkollegen auf jeden Fall sicher sein.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • authentische Vintagesounds
  • Design
  • Zerrverhalten bei mittleren Lautstärken
  • Cleansound im leisen Betrieb
  • geringes Gewicht
Contra
  • Wiedergabe über den 10“ Speaker bei hohen Lautstärken
Artikelbild
Marshall Custom Pin-Up Halfstack Test
Für 949,00€ bei
Marshall_Custom_Pinup_048FIN-1008070 Bild
Hersteller: Marshall
  • Modell: Marshall Custom Pin-Up Halfstack
  • Made in England
Head
  • Vollröhren 5 Watt Topteil
  • 8 & 16 Ohm Lautsprecherausgänge
  • Class-A Endstufe
  • 2x ECC83 & 1x EL84 Röhren
  • Volume, Treble, Middle & Bass Regler
  • Headphone Out
  • Gewicht: 6,4 KG
Cabinet
  • 1x 10″ Custom Cabinet (15 Watt)
  • 16 Ohm
  • Celestion G10F15 Speaker
  • Verzapftes Gehäuse
  • Gewicht: 8,5 KG
  • Preis: 1125 Euro (UVP)
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Kommentieren
Profilbild von Tobi

Tobi sagt:

#1 - 09.06.2013 um 15:46 Uhr

0

Und warum genau musste da jetzt wieder Reverb auf die Sounds? Ist man sich nicht eigentlich einig, dass sowas zu vermeiden ist...

Profilbild von BonedoMalte

BonedoMalte sagt:

#2 - 11.06.2013 um 16:18 Uhr

0

Hallo Tobi, die Antwort findest du unter "Praxis" im zweiten Absatz: "Version 1 ist das völlig trockene Signal aus dem Speaker, die zweite Version ist mit ein wenig Hall versehen, um den Klangcharakter des jeweiligen Beispiels räumlicher abzubilden. Ich finde, damit lassen sich in manchen Fällen typische Klischees eines Sounds, gerade in der Vintage-Ecke, besser orten." Ich hoffe das hilft dir weiter!

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