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Marleaux Votan 5 Test

Der Votan ist Gerald Marleauxs Bassmodell für alle Tieftöner, die ein zuverlässiges Arbeitsgerät mit tendenziell eher klassischen Sounds suchen. Unterschätzen sollte man den Bass allerdings nicht: die speziell auf den Votan abgestimmten Delano Xtender-Pickups mit schaltbaren Spulenkombinationen verschaffen dem Instrument eine enorme Klangvielfalt. Dank seiner durchdachten und aus hochwertigsten Materialien hergestellten Konstruktion spielt sich der Votan darüber hinaus genauso komfortabel wie die Custom-Bässe aus dem Marleaux-Workshop.


Von den positiven Tugenden des Votan konnte ich mich bereits vor einiger Zeit beim Test eines wunderschönen überzeugen. Für diesen bonedo-Test hat uns Gerald Marleaux nun eine fünfsaitige Version seines Erfolgsmodells zur Verfügung gestellt.

Details

Der Korpus des Votan besitzt ein – wie ich finde – sehr gelungenes und eigenständiges Design, seine Linienführung erinnert aber durchaus an die klassischen Modelle von Leo Fender. Für einen ungehinderten Zugang bis zum 22. Bund wurde das untere Korpushorn allerdings deutlich weiter ausgeschnitten als bei einem traditionellen Bassmodell, und der ergonomisch geformte Halsabsatz sorgt zudem für ein komfortables Spiel in den hohen Lagen.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Votan 5 wird in einem hochwertigen Gigbag …

Für den Korpus meines Testkandidaten hat Gerald Marleaux die afrikanische Holzart Dibetou verwendet; als Finish kommt eine elegante Mattlackierung in “vintage white” zum Einsatz. Der Eyecatcher dieses Votans ist allerdings das Vinyl-Pickguard, für welches ein echte Langspiel-Schallplatte in die richtige Schlagbrettform geschnitten wurde. Für mein Testexemplar musste übrigens eine portugiesische New Wave/Punk Compilation mit Titeln von den Ramones oder den Talking Heads aus dem Jahre 1981 dran glauben. Ich bin mir aber relativ sicher, dass Gerald Marleaux auch ohne weiteren Aufpreis andere Musikrichtungen verbaut! 😉

Fotostrecke: 3 Bilder Abgefahrene Idee: als Schlagbrett kam bei diesem Marleaux …

Der fetzige Vinyl-Look des Votans setzt sich sogar auf der Rückseite des Korpus fort, denn für das Elektronikfach und das separate Batteriefach kommen Reste des portugiesischen Samplers als Abdeckungen zum Einsatz – das nenne ich mal konsequent!

Fotostrecke: 4 Bilder Auch auf der Ru00fcckseite haben Teile der LP Verwendung gefunden, …

Der Hals des 34-Zoll-Fünfsaiters wurde an sechs Punkten mit dem Korpus verschraubt und besteht aus einem Streifen Ahorn. Das kräftige Profil wurde mit einem Griffbrett aus Palisander versehen, in welchem wiederum 22 Bünde und ein Nullbund sitzen.
Für eine problemlose Orientierung auf dem Hals sorgen runde Inlays, die bis zum 12. Bund zwischen die E- und die A-Saite gesetzt wurden und ab dem 12. Bund die Spur zum Zwischenraum der D- und G-Saite wechseln. Die Halsrückseite und die Kopflatte sind in der Korpusfarbe lackiert, also ebenfalls mit einem weißen Mattfinish. Der dicke Mattlack auf der Halsrückseite besitzt eine spezielle Haptik und ist möglicherweise nicht jedermanns Geschmack, wie beim “matching headstock” handelt es sich hierbei jedoch um nur eine der vielen möglichen Option mit Aufpreis, die man bei seinem Wunsch-Votan natürlich auch einfach weglassen kann.

Fotostrecke: 6 Bilder 22 gut abgerichtete Bu00fcnde haben auf dem Griffbrett Platz gefunden.

Bei der Hardware-Ausstattung seiner Instrumente setzt Gerald Marleaux seit jeher auf die bewährte Qualität einiger renommierter Hersteller aus Deutschland. Die gekapselten Stimmmechaniken stammen von der Traditionsfirma Schaller und verrichten ihren Dienst außerordentlich präzise und geschmeidig. Auf der Kopfplatte sitzt zudem ein breiter Saitenniederhalter, der für den nötigen Auflagedruck aller fünf Saiten auf den Nullbund sorgt. Die topmoderne Brücke am anderen Ende des Basses stammt von ETS und ist sehr komfortabel in der Handhabung. Beim Saitenwechsel müssen die Ballends lediglich in die Aussparungen gelegt werden – ein lästiges Einfädeln durch Löcher wird somit unnötig. Die einzelnen Saitenreiter können selbstverständlich bequem für Intonation und Saitenlage justiert werden, und sogar der Saitenabstand ist variabel. Ab Werk sind 19 mm eingestellt – ein gemeinhin übliches “Spacing” für Fünfsaiter-Bässe, welches sich für sämtliche Spieltechniken gut eignet und deshalb von vielen Bassisten bevorzugt wird. Alle Hardware-Komponenten inklusive der Potiknöpfe kommen im sogenannten “Vintage Copper”-Look: die Metallteile besitzen einen schicken leichten Kupferstich. Die dezente “Used”-Optik der Hardware passt wirklich hervorragend zum Vintage-Look meines Test-Votans.

Fotostrecke: 4 Bilder Nichts wird dem Zufall u00fcberlassen: die …

Eine wichtige Rolle für den kraftvollen Sound und die enorme Flexibilität des Basses spielen aber natürlich auch die speziell auf den Votan abgestimmten Xtender-Humbucker aus dem Hause Delano. Mithilfe der zwei kleinen Schalter im Cockpit kann man jeden der beiden Quad-Coil-Tonabnehmer entweder im parallelen Humbucker-Betrieb, im seriellen Humbucker-Betrieb, oder im Singlecoil-Modus fahren. Die verschiedenen Schaltkombinationen bescheren dem Votan bereits im passiven Betrieb jede Menge Soundmöglichkeiten. Für noch mehr Flexibilität sorgt außerdem die Marleaux V2-Elektronik, die mit einem Zug am Lautstärkeregler des Basses aktiviert wird. Im aktiven Betrieb steht ein Zweiband-Equalizer zur Verfügung, der mit einem Doppel-Poti zum Anheben oder Absenken von Bässen und Höhen bedient wird. Das Cockpit des Votan bietet außer den bereits erwähnten Potis einen Balance-Regler für das Tonabnehmerverhältnis sowie eine klassische passive Tonblende zum Absenken der Höhen bei ausgeschaltetem Preamp.

Fotostrecke: 5 Bilder Die ovalen Delano Xtender-PUs beherbergen vier Spulen pro Kappe!
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Praxis

Sound

Als ich den Votan aus dem Canto-Gigbag geschält hatte, fiel mir zunächst das stattliche Gewicht des Basses auf: mit 4,8 kg kann man meinen weißen Testkandidaten allerdings auch noch nicht in die “bleischwer”-Kategorie aufnehmen. Zudem relativieren sich die Pfunde aufgrund der hervorragenden Ergonomie des Instrumentes. Der Votan 5 hängt unheimlich stabil am Körper, die Balance des Basses ist perfekt, und durch die “normale” 34-Zoll-Mensur sind auch die tiefen Lagen mühelos zu erreichen.
Das Halsprofil liegt sehr gut in der Hand, obwohl es beim Votan deutlich robuster ausfällt als bei den anderen Modellen der deutschen Edelbassschmiede. Gerald Marleaux ist hier ein sehr guter Kompromiss zwischen solider Haptik und hohem Spielkomfort gelungen, wie ich finde. Vollkommen kompromisslos geht der Meister allerdings beim Setup seiner Instrumente vor. Der Votan-Fünfsaiter war, wie alle anderen Testkandiaten von Marleaux auch, perfekt für eine möglichst mühelose Bespielbarkeit eingestellt. Dank der erstklassig ausgeführten Bundierung kann man den Votan mit einem nur minimal gekrümmten Hals und einer ultraniedrigen Saitenlage spielen, ohne störende Nebengeräusche oder lästiges Bundrasseln zu ernten. So eingestellt spielt sich mein Test-Votan wirklich wie Butter und liefert schon akustisch gespielt in allen Lagen einen unheimlich warmen und lebendigen Ton. Von dünn klingenden Tönen oder gar Deadspots keine Spur; die Schraubhalskonstruktion schwingt in alle Lagen gleichmäßig stark und spricht überaus dynamisch an. Ich hatte in der Tat selten einen Bass in der Hand, der mir schon unverstärkt so gut gefiel, wie dieser weiße Votan 5. Aber letztendlich muss ein E-Bass natürlich am Verstärker überzeugen. Und das gelingt dem Allrounder von Marleaux binnen kürzester Zeit, denn er produziert an meinem Test-Rig einen umwerfend kräftigen Sound und bietet mit seinen Delano-Tonabnehmern ungeheuer viele Variationsmöglichkeiten.
Damit ihr euch einen Eindruck von den Votan-Sounds verschaffen könnt, habe ich wie immer zunächst einige Audio-Clips mit dem direkten Signal des Basses aufgenommen:

Audio Samples
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Passiv: Beide Pickups parallel

Unglaublich, wie wuchtig und druckvoll der Votan bereits im passiven Modus klingt. Das Fundament ist “solid as a rock” – hervorragend austarierte Mitten sorgen für Wärme und Durchsetzungskraft, und die dezent-organischen Höhen verleihen dem Votan die nötige Transparenz. Mit einem derart autoritären und markanten Sound setzt man sich im Bandmix natürlich mühelos durch, ohne sich durch Verbiegungen am EQ aufdringlich in den Vordergrund spielen zu müssen.
Im vorangegangen Clip konntet ihr den Votan mit parallel geschalteten Tonabnehmerspulen der beiden Delano-Tonabnehmer hören. Für das nächste Beispiel habe ich den Stegtonabnehmer in den seriellen Betrieb und den Halstonabnehmer in den “Quasi”-Singlecoil-Betrieb verfrachtet.

Audio Samples
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Passiv: Neck-PU Singlecoil, Bridge-PU seriell
Gerald Marleaux hat sein Bassbau-Hobby im Jahr 1990 zum Beruf gemacht!

Der Stegtonabnehmer bringt im seriellen Modus mehr growlige Mitten ins Spiel, während der Halstonabnehmer mit dem schlankeren Singlecoil-Sound etwas in den Hintergrund tritt. Dieser Music-Man-mäßige Sound schiebt wie verrückt und setzt sich im Playback noch deutlich besser durch. Wer darüber hinaus noch mehr Schubkraft braucht, schaltet den Halstonabnehmer einfach auch noch in den seriellen Modus. Die Tiefmitten werden dadurch dichter und der Bassbereich kommt noch deutlich fetter, wie im folgenden Clip zu hören ist:

Audio Samples
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Passiv: Beide Pickups seriell

All diese erstklassigen Sounds bietet der Votan erstaunlicherweise bereits im passiven Betrieb! Ich habe bisher ehrlich gesagt auch keinerlei Bedürfnis, den Preamp zu aktivieren. Die Sounds präsentieren sich derart druckvoll und frisch, wie man es sonst nur von aktiven Bässen kennt. Abgesehen von den unterschiedlichen Sounds durch die diversen Spulenschaltungen bietet der Votan aber selbstverständlich auch die typische Flexibiltät eines Basses mit zwei Tonabnehmern. Für einen vintage-mäßigeren Precision-Sound habe ich den Halstonabnehmer im Solomodus verwendet und die Höhen mit der Tonblende deutlich abgemildert:

Audio Samples
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Passiv: Neck-Pickup seriell, Tonblende halb offen

Der Stegtonabnehmer des Votan liefert knurrige Sounds (Jaco!) in verschiedenen Variationen. Der luftig-offene Höhenbereich im Singlecoil-Betrieb erinnert am ehesten an den traditionellen Jazz Bass. Im parallelen und seriellen Betrieb wird der Sound wieder deutlich dichter und fetter, die Höhen werden zudem gedeckter abgebildet. Auch der druckvolle Stegtonabnehmer-Sound braucht keinerlei Unterstützung vom EQ, um ein tragfähiges Fundament zu liefern. Ich frage mich daher tatsächlich so langsam, wozu dieser Preamp eigentlich eingebaut wurde! Wie auch immer, im folgenden Beispiel hört ihr die Qualitäten des Votan-Stegtonabnehmers im seriellen Betrieb für die Akkorde – und auf Parallelbetrieb geschaltet für die Improvisation. Das Beispiel zeigt sehr schön, dass der Votan trotz seiner robusten und traditionellen Erscheinung nicht nur in kernigen Musikstilen beheimatet ist, sondern auch für leisere und lyrische Musik – und somit im Grunde für jede Stilrichtung bestens geeignet ist! Die Tontrennung in den Akkorden ist hervorragend, und der singende sustainreiche Melodiesound in den hohen Lagen klingt einfach wunderschön!

Audio Samples
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Passiv: Bridge-PU seriell (Akkorde) – Bridge-PU parallel (Melodie)

Im letzten Audiobeispiel kommt nun auch der Marleaux-Preamp zum Einsatz. Für den Slapsound habe ich beide Tonabnehmer in den Singlecoil-Betrieb geschaltet und sowohl die Bässe als auch die Höhen ordentlich angehoben. Das Resultat ist ein moderner, knackiger Scoop-Sound mit Jazz-Bass-Charakter und Punch ohne Ende. Trotz der starken Bassanhebung wird der Sound aber zu keiner Zeit schwammig, und der Höhenregler verstärkt keine nervigen Hochmitten. Auch entstellt der EQ in keiner Einstellung den tollen Grundcharakter des Basses, was für eine hervorragende und speziell auf das Instrument zielende Abstimmung des Zweiband-EQs spricht. Positiv finde ich außerdem, dass sich der Lautstärkepegel nicht verändert, wenn man den Preamp mit den EQ-Reglern in der Mittelstellung aktiviert. Man kann die zwei Betriebsarten deshalb wirklich problemlos nebeneinander im Livebetrieb einsetzen.

Audio Samples
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Aktiv: Beide PUs Singlecoil, Bass- und Treble-Boost, Slapstyle
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Fazit

Mich wundert es überhaupt nicht, dass der Votan für Gerald Marleaux zum Erfolgsmodell geworden ist. Selten hatte ich einen Fünfsaiter in der Hand, der sich so butterweich spielen lässt und bereits passiv derart durchsetzungsstarke und lebendige Sounds liefert. Klar, einige der Klangvarianten erinnern an die traditionellen Vorbilder aus dem Hause Fender, der Votan besitzt aber stets auch einen eigenen unverwechselbaren Charakter und kann dank seiner enormen Flexibilität in nahezu jeder Musikrichtungen von Heavy-Rock bis Jazz eingesetzt werden.
Die Material- und Verarbeitungsqualität ist außerdem in gewohnter Weise absolut erstklassig, sodass ich den Votan 5 jedem Bassisten, der auf der Suche nach einem fünfsaitigen Allrounder ist, absolut uneingeschränkt empfehlen kann.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • erstklassige Sounds für sämtliche Musikrichtungen
  • beste Materialien
  • Verarbeitung auf höchstem Niveau
  • äußerst komfortable Handhabung
  • geschmackvolle traditionelle Optik
  • sehr gutes Preis-/ Leistungsverhältnis
Contra
  • leicht erhöhtes Gewicht beim Testexemplar
Artikelbild
Marleaux Votan 5 Test
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Marleaux
  • Modell: Votan 5
  • Herstellungsland: Deutschland
  • Mensur: 34 Zoll
  • Korpus: Dibetou, matte Vintage-Lackierung, Vinyl-Pickguard
  • Hals: Ahorn geschraubt, Palisander-Griffbrett, 22 Bünde + Nullbund, matt lackiert, matching headstock, runde Lagenmarkierungen
  • Hardware: Schaller-Tuner, Saitenniederhalter, ETS/Marleaux-Brücke, Schaller-Gurtpins, „Vintage Copper“-Finish
  • Tonabnehmer: 2 x Delano Xtender Quad-Coils
  • Elektronik: Marleaux V2 mit Zweiband-EQ
  • Regler/Schalter: Volume, Balance, Tone, Bässe/Höhen, 2 x parallel/seriell/Singlecoil-Switch
  • Gewicht: 4,8 kg
  • Zubehör: Canto-Gigbag, Werkzeug, Dokumente
  • Preis: 2.800,- Euro (UVP)
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... wird die leichte Anlehnung an den Fender Jazz Bass deutlich.

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