Verzerrung ist beim E-Bass ja bekanntlich ein heikles Thema. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der überwiegende Teil der angebotenen Distortion-Pedale für Gitarristen entwickelt wurde, was bei tiefen Frequenzen oft zu unbefriedigenden Ergebnisse führt. Der Tiefbassbereich wird stark verzerrt und der Bass-Sound verliert an Definition und Durchsetzungskraft.
Erst in den letzten Jahren kommen immer mehr speziell für den Bass konzipierte Pedale in die Läden, und seit 2009 hat auch der italienische Bass-Equipment-Hersteller Markbass ein Verzerrer-Pedal mit dem Namen „Distorsore“ in seinem Effekt-Lineup.
Genau wie die Serien-Geschwister, kommt auch das Distorsore-Pedal in der Markbass-typischen schwarz-gelb Optik. Das Gehäuse ist aus Metall und widerstandsfähig genug, um ein langes Leben zu garantieren. Um einen sicheren Halt auf den Bühnen der Welt zu gewährleisten, liegen in der Packung zwei Gummistreifen, die vom User auf den Boden des Geräts geklebt werden müssen.
Kommen wir zu den Reglern auf der Oberfläche des Distorsore. Im unteren Bereich sitzt mittig der für Bodentreter obligatorische Metallfußtaster zum Aktivieren oder Bypass-Schalten des Geräts. Darüber parkt eine Metallleiste mit einem Gitter in der Mitte, hinter der eine Röhre hervorblitzt. Das Distorsore arbeitet also mit einer echten Röhre (ECC 83S), was bei einer Zerre nie verkehrt sein kann und in diesem Fall auch noch gut aussieht.
Die sechs gelben Potis auf der oberen Hälfte des Geräts sind allesamt versenkt und damit hervorragend vor Tritten und Verstellen im Eifer des Gefechts geschützt. Die Regler sind alle eindeutig beschriftet, sodass auch bei weniger erfahrenen Usern erst mal keine weiteren Fragen auftauchen sollten. Links sitzt ein Doppelpoti, das mit dem oberen Regler den Gain, also den Eingangspegel, und mit dem unteren Ring die Ausgangslautstärke zum Anpassen des verzerrten Signals an den Bypass-Level kontrolliert. Das ist sehr sinnvoll, denn durch die verschiedensten Einstellmöglichkeiten können schon drastische Lautstärkeunterschiede zwischen cleanem und verzerrtem Signal entstehen. Durch die Versenkung, in der die Regler sitzen, ist allerdings der untere Teil des Doppelpotis nicht sehr gut zu bedienen. Bassisten mit etwas dickeren Fingern werden Probleme damit haben, die Ausgangslautstärke zu justieren, ohne auch gleichzeitig das Gain zu verdrehen. Hier sollte Markbass nachbessern.
Hinter der Beschriftung „Comp“ verbirgt sich ein Kompressor, der stufenlos geregelt werden kann und das Signal komprimiert, bevor es zur Röhre geschickt wird. Rechts daneben hilft eine Clip-LED dabei, das optimale Gain-Level für das jeweils verwendete Instrument zu finden. Es folgt ein „Tube Drive“-Regler, mit dem die Intensität der Verzerrung bestimmt wird. Danach kommen zwei Filter, ein High-Pass und ein Low-Pass, um bestimmte Frequenzen von der Verzerrung auszunehmen. Low-Pass filtert zunehmend hohe Frequenzen aus der Verzerrung, um den Sound dunkler zu färben. High-Pass macht logischerweise das Gegenteil: tiefe Frequenzen werden zunehmend aus der Verzerrung gefiltert, um den Sound heller und transparenter zu machen.
Zwischen den Filtern befindet sich noch eine LED, die bei aktiviertem Pedal blau leuchtet. Rechts außen sorgt der „Mix“-Regler für das Mischungsverhältnis zwischen cleanem und verzerrtem Signal.
Auf der Rückseite des Pedals haben es sich zwei Klinkenanschlüsse für In- bzw. Output und der Netzanschluss (für das lobenswerterweise mitgelieferte Netzteil), gemütlich gemacht.
Das Distorsore ist in der Tat ein solides und hervorragend verarbeitetes Pedal mit einer, von dem etwas verunglückten Doppelpoti mal abgesehen, sehr einfachen Bedienung.
Das Setup des Distorsore ist denkbar einfach: Bass in den Input, Output mit dem Amp verbinden, Gain einpegeln und ab geht’s. Neben der blauen Aktivitäts-LED bekommt man auch durch die glühende Röhre ein optisches Feedback, sobald das Pedal arbeitet, sehr ansprechend. Aber die Röhre sorgt nicht nur für eine coole Optik. Dank ihrer tatkräftigen Unterstützung kann der Gain-Level natürlich auch gnadenlos bis zum Anschlag aufgedreht werden, um einen noch raueren, übersteuerten Sound zu bekommen.
Womit wir beim Thema wären: Damit ihr den puren Zerrsound des Distorsore hören könnt, habe ich für das erste Soundbeispiel eine deftige Einstellung mit weit aufgedrehtem Gain und Tube Drive (auf ca. 2 Uhr) und Mix auf 100% verzerrtes Signal gewählt.
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Volle Pulle
Die Verzerrung ist schon heftig und nicht für jede Anwendung geeignet. Dennoch gerät der Bass-Sound aber nicht komplett aus den Fugen und ist durchaus noch in der Praxis einsetzbar. Der Sound ist dank der Röhre fett und warm.
Beim zweiten Sound-Beispiel habe ich versucht, einen dezenten, eher Fuzz-artigen Klang für einen leicht angezerrten, gesättigten Bass-Sound zu erzeugen. Dafür habe ich den Tube Drive Regler auf etwa 12 Uhr zurückgenommen und mit dem Mix-Regler (auf ca. 1 Uhr) das cleane Signal dazu geregelt. Um die Verzerrung im Sound dunkler zu färben, habe ich den Low Pass ebenfalls auf 1 Uhr eingestellt, es werden also verstärkt tiefe Frequenzen bearbeitet.
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Subtil – LowPass
Das Ergebnis ist ein absolut fetter, leicht angezerrter und Röhren-gesättigter Bass-Sound, der trotzdem transparent bleibt – eine tolle Rock-Bass-Performance.
Das letzte Soundbeispiel demonstriert den Einsatz des High Pass-Filters. Den High Pass sollte man wählen, wenn man den Attack und die tiefen Frequenzen clean belassen möchte, um die Durchsetzungskraft und Tranparenz nicht zu verlieren. Denn so justiert, werden nur die hohen Frequenzen verzerrt. High Pass und Tube Drive stehen auf 2 Uhr, Mix auf 3 Uhr und das Gain auf 12 Uhr.
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HighPass
Der Tiefbassbereich bleibt deutlich transparenter, und die Verzerrung bekommt durch die Bearbeitung der Höhen einen völlig anderen, viel helleren Charakter. Ein guter Sound für Plektrum-Spieler, die trotz Verzerrung den Attack erhalten wollen.
Das Distorsore überzeugt mich auf ganzer Linie, weil es einen warmen, cremigen Zerrsound liefert und durch die vielen Einstellmöglichkeiten ungeheuer flexibel ist – die Bandbreite reicht von der extremen Verzerrung bis zum Tube-gesättigten, organischen Bass-Sound. Die Filter arbeiten hervorragend und sind gerade für Bassisten ein wichtiges Werkzeug, weil damit die Durchsetzungskraft, die bei einer Breitbandverzerrung oft auf der Strecke bleibt, erhalten werden kann. Auch an der Verarbeitung gibt es absolut nichts auszusetzen. Einziger Kritikpunkt meinerseits ist die durch die Versenkung erschwerte Bedienung des Doppelpotis – hier sollte sich Markbass auch für weniger filigrane Finger etwas einfallen lassen.
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