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Mackie SRM 650 Test

Mackie fährt in der Liga der aktiven Fullrange-Lautsprecher ordentlich Geschütz auf. Die SRM-Serie gibt es in vier verschiedenen Größen mit zwei kombinierbaren Subwoofern. Aus der Reihe der Fullrange-Speaker habe ich das größte Modell für einen ausgiebigen Produkttest erhalten, die SRM 650!

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Alleine das Produktvideo begeistert mich bereits im Vorfeld. Da lehnt sich Mackie ordentlich aus dem Fenster und gibt vor, eine Box entwickelt und gefertigt zu haben, die gebaut ist wie ein Panzer, hochauflösend klingt, Road-tauglich und bereit für alle Anwendungen ist! Da lasse ich mich nicht zweimal bitten…

Details

Mit guten 109 Litern Volumen hat die Box schon eine ordentliche Größe, kommt allerdings bei 1600 Watt Spitzenleistung mit 21 Kilogramm Gewicht aus. Das begeistert den Roadie und den PA- Verantwortlichen an jedweder Bühne, zumal die Größe der einzelnen Boxen noch eine handliche Dimensionierung aufweist. Zwei SRM 650 inklusive Stativen, Kabelkiste, Live-Mixer, Mikrofon-Koffer und dem obligaten Werkzeug-Täschchen bekommt man sogar samt Praktikant zur Not noch mit einem Golf ans Venue gebracht.
In der Hochfrequenzabteilung arbeitet ein 1,4 Zoll großer Horntreiber, die Bässe bildet ein 15- Zoll-Lautsprecher ab, wobei die Übergangsfrequenz des 2-Wege-Systems bei 3000 Hz liegt. Die Class D Verstärkerstufen sind mit je 400 Watt RMS pro Kanal ausgewiesen und können 800 Watt in der Spitze abrufen – die Summe beider Kanäle ergeben dann die propagierten 1600 Watt Spitzenleistung und sollen dabei einen maximalen Pegel von 133 dB(SPL) produzieren.

Das nackte Pappelholz macht den Auftakt
Das nackte Pappelholz macht den Auftakt

Laut Mackies Präsentationsvideo können die SRM 650, „gebaut wie ein Panzer“, so manche harte Tour unbeschadet mitmachen, und tatsächlich ist die Verarbeitung auf den ersten Blick sehr solide. Die Wandstärke des verleimten, aus Pappelholz gefertigten Gehäuses beträgt 15 – 18 mm, beschichtet mit schwarzem Strukturlack wirkt die Optik und Haptik schon extrem Road-tauglich! Das Gehäuse ist für den aufrechten sowie liegenden Monitor-Einsatz (Floor Wedge) mit massiven, am Gehäuse verschraubten Gummifüßen versehen. Zwei solide Griffe an den ergonomisch günstigen Punkten geben sicheren Halt, die Box kann aber auch einhändig weggetragen werden. Acht Schrauben verhindern das frühzeitige „Aus“ des Griffs!
Der Grill, der die Lautsprecher schützt, ist ebenso leicht wie robust und mit insgesamt 16 Schrauben gesichert. Das rückseitige Anschlussterminal ist in das Gehäuse versenkt eingelassen, sodass beim Verrutschen während des Transports die Knöpfe und Regler „safe“ sind. Das Terminal ist gleich mit 14 Schrauben gesichert. Das sind ziemlich viele Schrauben, die alle gelöst werden wollen, wenn man mal an die Intarsien heran muss, um eventuell mal Bauteile auszutauschen. Nach reiflicher Untersuchung des Backpanels fällt auch das Fehlen der obligaten Schmelzsicherung auf. Diese ist in das Innere der Box verlegt worden! Sollte man diese mal wechseln müssen, führt kein Weg an der Fahrt zur Fachwerkstatt vorbei, da beim Lösen der Schrauben die Garantie verfällt, was ich als ziemlich lästig und unnötig empfinde. Für die „fliegende“ PA-Anwendung hat man die Box mit drei soliden M10-Gewinden versehen. Mit den entsprechenden M10-Ösen kann man die 21 Kilogramm leichte Box bequem an beinahe jede Bar oder Traverse ketten. Zusätzlich ist im Boden der Box ein Flansch zum Anbringen auf Boxenständer integriert.

Fotostrecke: 4 Bilder Zwei der drei M10 Fly Points auf dem Deckel – der dritte ist im Rückbereich der Box

Weiter zum Backpanel

Neben der Spannungsversorgung befinden sich auf der Rückseite zwei Eingangskanäle, eine Ausgangsbuchse und die Bedienungsknöpfe für den EQ, den Feedback-Destroyer sowie den Limiter. Der Eingangskanal 1 verfügt über eine weibliche Kombibuchse von Neutrik für XLR- und Klinken-Stecker. Ein Gain-Regler zeigt sich für die Eingangsempfindlichkeit verantwortlich, die konzentrisch um das Poti aufgedruckte Skala zeigt hierbei die Aufholverstärkung von OFF über LINE zu MIC an. In der Mitte des Regelweges befindet sich eine Rasterung, die bei der Orientierung hilft, falls man den Aufdruck nicht genau sehen kann. Eine Signal-LED zeigt an, ob genügend Pegel am Eingang anliegt. Der Gain-Regler macht allerdings keinen sonderlich vertrauenserweckenden Eindruck. Ich hätte erwartet, dass für den rauen PA-Alltag der Regler wenigstens mit dem Gehäuse verschraubt wäre – für mich im Grunde eine Mindestanforderung. Ein Platinenschaden ist mit dem so wackeligen Regler, an dem nun wirklich gerne mal gedreht wird, durchaus im Bereich des Möglichen. Eingangskanal 2 stellt parallel zur Kombibuchse noch ein Paar Cinch-Buchsen bereit. Der Ausgang ist als „Thru“ bezeichnet und kann per Knopf wahlweise passiv das Signal von Eingang 1 oder aktiv das summierte Signal beider Kanäle durchschleifen.

Das Bedienpanel der SRM650
Das Bedienpanel der SRM650

Das Bedienpanel befindet sich gleich darüber. Zur Linken die Speaker-Modi mit folgenden Presets:  

  • „PA“ – für den Betrieb der Box als Standalone-PA
  • „DJ „für den PA Einsatz eines DJs und dessen „Music Playback“
  • „MON“ für den Einsatz der Box als Monitor-Speaker
  • „SOLO“ gedacht für den Singer/Songwriter, der mit einer Gitarre und einem Mikro etwas Verstärkung benötigt.  

Daneben befindet sich der Multiband „Feedback Destroyer“. Vier Sperrfilter mit je einer 16tel Oktave Bandbreite arbeiten automatisch im Hintergrund, suchen die rückkopplungsfreudigen Frequenzen und senken diese ab. Mit Hilfe eines Tasters kann man die Filter wieder zurücksetzen und einen neutralen Übertragungsbereich herstellen.
Rechts davon befindet sich der Schalter für den Limiter, der gleich auch der Schalter für das „Running Man“-Logo auf der Frontseite ist. Wenn das „Boogie Woogie“-Männchen leuchtet, ist der Limiter aktiv. Ist die Lampe aus, läuft man beim harten Betrieb Gefahr, die Box zu übersteuern und zu beschädigen. Sollte man aber den Limiter überstrapazieren, sodass die Endstufen in der Box heiß laufen, dann deaktiviert die thermische Schutzschaltung die Box bevor der Hitzestau Schlimmeres verursacht. Merkwürdigerweise hat man den Limiter-Schalter so ausgelegt, dass er,  wenn dieser eingerastet ist, deaktiviert ist und umgekehrt. Die Logik dahinter ist mir bis dato noch nicht aufgegangen, aber wenn man es weiß und verinnerlicht hat, wird´s schon gehen…  

Der Limiter ist an – da läuft er wieder der Boogie Man
Der Limiter ist an – da läuft er wieder der Boogie Man

Die ganzen Schutzmaßnahmen sind wohldurchdacht und bauen logisch aufeinander auf, sodass der Box ein Maximum an Lautstärke entlockt werden kann, ohne dass sich einzelne Bauteile in Wohlgefallen auflösen müssen. Für den gesamten Schutz sorgt Mackies eigener DSP namens „Smart Protect“, der die thermische Schutzschaltung, den Limiter und ein sehr steiles High Pass Filter für extrem tiefe Frequenzen beinhaltet. Letzteres sorgt dafür, dass auch bei extremen Verstärkungen der Bass-Speaker mechanisch nicht mehr auslenkt als seine Schwingspule hergibt.

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Praxis

Laut der Bedienungsanleitung sind die SRM 650 ideal als Standalone-Verstärkung für Singer/Songwriter in kleinen Cafes oder Bars, also habe ich die Boxen hauptsächlich in einem überschaubaren Raum der vorgenannten Spezifikation gestestet. Als Main-Mixer habe ich einen Rane TTM56 DJ Mischer benutzt. Als weitere Soundquellen dienten mir ein Technics SL1210 MKII, mein Laptop und ein Shure SM58.

Ready for Anything!
Ready for Anything!

Club PA

Zunächst habe ich die Boxen auf Stereoposition gebracht, aber mit einem gehörigen Abstand zu den Ecken des Raumes, damit ein breites Stereobild bei „neutralem“ Bass entsteht. Als Testplatten dienten Minilogue „Leopard“, Microtrauma „Olivenkernkomplex EP“, Mathematiques Modernes „Disco Rough“ und Jimi Hendrix „Mercy Lady Day“. Die ersten beiden Scheiben sind der aktuellen elektronischen Tanzmusik zuzuordnen, Mathematiques Modernes ist eine Diskoscheibe aus den 80er Jahren, und zu Jimi Hendrix muss ich ja wohl nichts sagen.  
Als erstes fällt mir auf, dass die SRM 650 professionelle Boxen sind, die auch eine professionelle Verkabelung verlangen. Der TTM56 verfügt über symmetrische Klinkenausgänge, die ich auch brav mit symmetrischen Kabeln an die „Mackies“ angeschlossen hatte. Trotzdem hatte sich eine ordentliche Brummschleife gebildet, sobald beide Boxen angeschlossen waren. Experimente mit unsymmetrischen Kabeln bzw. dem Anschluss der Boxen an anderen Steckdosen verliefen erfolglos. Bedauerlicherweise befindet sich an der SRM 650 kein Groundlift-Schalter. Schade. Als nächstes fällt ein konstantes Säuseln der leerlaufenden Verstärkerstufen auf, obwohl alle Regler unten sind und auch keine weitere Signalquelle anliegt. Ein zusätzliches, schärferes Aufrauschen erfolgt, wenn die Eingangskanäle über 75 Prozent aufgedreht werden, aber das ist in meinen Augen durchaus normal und nicht unerwartet. Erstaunlicher ist, dass die Verstärkungseinstellung für Mikrofone genau auf 75 Prozent Reglerweg empfohlen wird und dass die Box bis dahin ein sauberes Signal liefert. Respekt.
Für Line-Eingänge wird eine Verstärkung von 25% empfohlen. Diesen Wert habe ich auch so eingestellt und langsam den Lautstärkeregler des DJ-Mischpultes hochgefahren.  
Bei der Einstellung „PA“ ist der Sound bereits sehr bassbetont und crisp in den Höhen. Allerdings reicht die empfohlene Gain-Einstellung für Line nicht aus, um genügend Pegel zu produzieren. Also rauf mit den Reglern auf bis zu 75%. Damit ist bereits eine gute Clublautstärke erreicht, und das Tanzpublikum käme in die Wohlfühlzone und könnte vor der Box sogar noch einigermaßen Unterhaltungen führen. Aufgrund der relativ dünnen Wandstärke von teilweise 15 mm hatte ich mich schon auf Resonanzgeräusche eingestellt, wovon im harten Dauerbetrieb aber nichts zu hören ist – eine saubere Sache!  
Leistungsreserven sind noch genug vorhanden und der Limiter fängt tatsächlich erst kurz nach 90% Reglerweg an, zu arbeiten. Das tut er sehr weich und fängt erst an zu pumpen, wenn die Limiting-LED nicht mehr ausgeht. Ein Zeichen für den Betreiber, jetzt die Lautstärke herunterzuregeln. Sollte der Limiter nicht eingeschaltet sein, schreien die Boxen in den letzten 10% des Reglerweges richtig auf und beweisen Leistung. Allerdings beginnen die Amps nun zu clippen. Ein „Bottom Out“-Effekt ist aber seitens des Basses immer noch nicht zu hören. Trotzdem empfiehlt es sich, den Limiter stets eingeschaltet zu lassen, zumal der zu erwartende Lautstärkenschub zu Lasten eines sauberen Signals einhergeht. Die „Nummer Sicher“ bringt hier doppelten Nutzen. Obendrein kann der Limiter sogar im laufenden Betrieb zugeschaltet werden, ohne ein fieses Knacken zu riskieren.  
Der Sound der Boxen wirkt auf mich in den unteren Mitten und im oberen Bassbereich etwas indifferent. Relativ schnell zeigt sich die Schwäche einer Zwei-Wege-PA. Die tiefen Frequenzen werden dank des 15-Zöllers satt und rund wiedergegeben, aber da der Speaker bis 3000 Hertz übertragen muss, kommt es bei großen Lautstärken zu Verwaschungen im Bass. Der Effekt ist natürlich auch dem relativ kleinen Raum geschuldet, der dem Bass somit auch keinen Platz zur Entfaltung bietet. Für größere Räumlichkeiten halte ich aber die Verstärkung der Box für zu klein. Das weiß man scheinbar auch bei Mackie, und so wird bereits für den wohlgemerkt KLEINEN Club bereits die Anwendung der SRM 650 mit dem passenden Subwoofer SRM 1850 empfohlen. Bei den Platten von Minilogue und Microtrauma, die im Wesentlichen auf Bässe setzen, ist der Hörgenuss durch den verwaschenen Sound ein wenig getrübt. Alle anderen Frequenzen werden aber angenehm und gehörschonend abgebildet – keine kreischenden Höhen oder gar Kompressionslöcher im Bereich des Hochtonbereichs. Zusammen mit dem Bass-Speaker ergibt sich ein runder, satter und lauter Sound, der die Hosenbeine zum Flattern bringt. Wohlgemerkt: Gespielt wird von Vinyl und trotzdem gibt es keine Brumm-Rückkopplung auf die Plattennadel, und der Feedback-Destroyer ist noch gar nicht im Einsatz! Der „Smart Protect“-DSP filtert Rumpelfrequenzen zum Schutz der Boxen im Vorfeld weg, das funktioniert auch extrem laut ziemlich gut!
Die Diskoscheibe Mathematiques Modernes zeigt im Anschluss, wie gut die Übertragung der Mitten funktioniert. Die attackreichen Sounds und Percussions werden auf druckvolle Art und Weise abgebildet und warm nach unten abgerundet.
Der Hit auf den Boxen ist allerdings das Jimi Hendrix Stück, als wären die Boxen für Rock´n´Roll produziert und abgestimmt! Auch hier arbeitet der Horn-Tweeter extrem angenehm und bringt die Hendrix´sche E-Gitarre bis kurz vor die Schmerzgrenze zu Gehör. Die fette Bassübertragung lässt Mitch Mitchels tierischen Einsatz an den Drums zusammen mit Noel Reddings tiefergelegtem Bass direkt in die Beine und Hüften gehen. Wenn hier von „Direct Response“ und „High Definition“ gesprochen wird, so macht sich das bei diesen Aufnahmen besonders bemerkbar.
Da ich die Boxen ja als „DJ“ nutze, habe ich gleich danach die DJ-Einstellung bei der Preset-Auswahl vorgenommen. Das Ergebnis ist mit der Loudness-Schaltung konventioneller klassischer HiFi-Verstärker durchaus vergleichbar. Eine massive Höhen- und Bass-Anhebung soll mehr Druck für die Playlist eines DJs ergeben. Für meinen Geschmack reicht aber der Output des Basses in der regulären PA-Einstellung schon vollkommen aus. Vielleicht denkt man bei Mackie an DJs, die mit schlecht komprimierten MP3-Files an den Start gehen und somit oben und unten mehr Substanz brauchen. Für einen DJ, der mit ernsthaften Ambitionen und einwandfreiem Datenmaterial unterwegs ist, bleibt diese Schaltung unbrauchbar.

Alles im Blick - Das Backpanel
Alles im Blick – Das Backpanel

Alleinunterhalter-PA

Als Nächstes teste ich, wie die Boxen für einen Alleinunterhalter bzw. einen „Kleinkünstler“ funktionieren. Dazu habe ich eine Box als Single-Stack aufgebaut und die andere als Monitor genutzt. Kanal 1 des Stacks habe ich mit einem Shure SM58 Mikrofon verbunden und in Kanal 2 einen Kanal des DJ Mischpultes gesteckt, als Ersatz für eine Gitarre, Keyboard oder dergleichen. Den Cinch-Eingang von Kanal 2 habe ich mit meinem Laptop belegt, um eine Playlist zwischen den Auftritten laufen lassen zu können. Den THRU-Ausgang des Stacks habe ich mit dem Kanal 1 meiner jetzigen Monitorbox verbunden und das Stack auf MIX geschaltet.
Sehr weit bin ich nicht gekommen, da mein Cinchkabel zu lang war und schlimme Brumm-Einstreuungen auf das Kabel einwirkten. Besser ist, man nutzt batteriebetriebene MP3-Player und achtet darauf, dass die Kabel kurz gehalten werden. Ansonsten hilft auch hier der Einsatz von einem Mixer, an dem alles angeschlossen wird, um dann das Mastersignal mit professioneller PA-Verkabelung in die Box zu führen.
Nachdem das Cinch Kabel entfernt war, konnte der Test weitergehen. Den Monitor habe ich später getestet und erst mal ausgelassen. Der Betrieb der SRM 650 als Mono-Stack funktioniert in einem Cafe sehr gut. Mit dem simplen Mischer des Backpanels lässt sich auch unter der PA-Einstellung ein sehr brauchbares Ergebnis erzielen. Sollte doch getanzt werden wollen, empfehle ich aber auf den Verzicht des Monitors und den Aufbau als Stereo-PA. Es bedeutet mehr empfundene Lautstärke wegen der größeren Schallwand, absolut auch mehr Pegel und macht eben einfach mehr Spaß!
Hier bringt sich der Wide-Z Input positiv ein, den wir bereits aus den Mackie-Mischpulten kennen. Mit einer Buchse ist der Anschluss von Mikrofonen, Line-Inputs und sogar Pickup-basierten Instrumenten möglich, ohne großartig Verstärkung dazuzuschalten – phänomenal! Die „Solo“-Schaltung nimmt ab 120 Hz gehörig den Bass aus der Summe heraus. Die Verstärkung nimmt zwar geringfügig ab, aber übrig bleibt ein glasklarer, äußerst präziser Sound. Tatsächlich kann man hier das erste Mal die High Definition Verschaltung auch im kleinen Raum hören. Die Höhen werden samtweich übertragen, und der Mittenbereich hat Präzision und Durchsetzungskraft. Der Künstler kommt praktisch „1 zu 1“ über die Boxen herüber, und der Sound dringt dabei bis in den letzten Winkel des Etablissements. Ich bin beeindruckt – und der Nachbar war es übrigens auch!

Die SRM 650 als Boden-Monitor
Die SRM 650 als Boden-Monitor

Monitor-Box – Gesang

Mit einem Shure SM58 Mikrofon ging es nun zum Test der SRM 650 als Monitor. Das 60 Grad Design des Gehäuses bietet es ja förmlich an, die Kiste als Wedge vor sich zu legen. Auf Kanal 1 lag wieder das Mikrofon, während Kanal 2 mit einem Playback aus dem DJ-Mischer belegt war. Der „Speaker-Modus“ war auf Monitor geschaltet. Hier wird ab 100 Hz abwärts radikal gefiltert, und auch der Mittenbereich bekommt eine leichte Senke. Der Sound wird insgesamt etwas hohl. Der erste Schritt gegen Feedbacks ist getan.
Sukzessive habe ich die Lautstärke des Mikrofons erhöht und dabei das Playback angepasst, bis eine bühnenreife Performance des Monitors auch für schwerhörige Musiker erreicht war. Dabei hielt ich das SM58 permanent in der Hand, habe in verschiedenen Lagen gesungen, geschrien und sogar gekreischt. Mal mit einem Meter Abstand von der Box, mal direkt davor und mal in der typischen Rocker-Pose mit einem Fuß auf dem Wedge!
Ab dem Zeitpunkt des Schreiens war das Eingreifen eines Feedback-Filters zu hören, der Sound wurde an einer markanten Stelle dumpfer und leichte metallische umliegende Frequenzen bewiesen die Sucharbeit des Algorithmus. Das alles war in Bruchteilen von Sekunden erledigt, und danach konnte ich sogar das Mikrofon direkt mit der Kapsel in die heiße und Playback spielende Box halten. Der Feedback-Destroyer hielt den Betrieb stabil und den Sound auch hörbar gut! Insgesamt hatte der Destroyer nur ein einziges seiner vier Sperrfilter genutzt, um den Sound in den Griff zu bekommen. Da ist also noch viel Luft für andere Gesangsakrobaten als mich und für bedeutend empfindlichere Mikrofone als das SM58. In die Knie gezwungen bekam ich den Feedback-Destroyer an diesem Tag nicht!  

DJ Monitor – Stereobetrieb

Wo die Boxen schon mal vor mir lagen, probierte ich den Luxus von Stereo-Monitoren für DJs aus! Die Bewegungsfreiheit wird dabei allerdings etwas beeinträchtigt, da die Boxen recht groß sind. Auch lassen sich die Boxen nicht symmetrisch auslegen, da der Hochtöner aufgrund der Bauform auf einer Seite dann verkehrt liegt. Um die SRM 650 als DJ Booth Stereo-Monitore zu benutzen, hängt man sie dann doch besser frontal vor und über dem DJ auf. Dann machen die Kisten aber auch einen großen Spaß – besonders für Vinyl-DJs, da von den Boxen keine Bassrückkopplung zu erwarten ist. Der Feedback-Destroyer erledigt ohnehin den Rest. Ausgerüstet mit diesem Geschütz weiß jeder DJ sofort, was auf der Tanzfläche Sache ist! 

SRM 650 als Satellit mit produktfremdem Subwoofer

Leider fehlte mir der SRM 1850, um die SRM 650 als Satelliten-System zu testen. Der SRM 1850 Sub hat eine Frequenzweiche an Bord, die auf den Betrieb mit einem Paar SRM 650 bzw. SRM 550 genau abgestimmt ist. Ersatzweise habe ich einen KRK Rokit 10 Subwoofer eingebunden, den ich parallel zu einer SRM 650 laufen ließ. Da mich die „Solo“-Schaltung soundmäßig überzeugt hatte, betätigte ich diese bei der SRM 650 und ließ die Rokit 10 auf 120 Hz abwärts mit einer Gain-Bedämpfung auf -24 dB laufen. In dieser Konstellation entfaltete sich ein toller runder und auch sehr tiefer Klang, den die SRM 650 alleine nicht hinbekommt. Der Bassbereich klingt nun aufgeräumt, klar strukturiert und fügt sich nahtlos an die ebenso klare „Solo“-Übertragung. Der audiophile Sound geht etwas auf Kosten der Lautstärke, da die Rokit 10 nicht für PA-Anwendungen konzipiert ist. Es lässt sich aber erahnen, dass mit einem größeren Subwoofer ein mehr an Sound und Lautstärke erreicht werden kann. Die Kombinationsmöglichkeiten scheinen recht offen, und mit etwas kreativem Einsatz kann man die SRM 650 sogar mit Mackie-fremden Produkten erfolgreich fahren.

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Fazit

Mackie bietet mit der SRM 650 ein Allround-Werkzeug für PA-Dienstleister an. Mit diesem Aktivlautsprecher sind kleine Singer/Songwriter-Konzerte sowie die Beschallung von Clubs oder die Nutzung als potentes, Feedback-sicheres Monitor-System möglich. Die vier Speaker-Modi und der Zweikanal-Mixer für Mikrofone, Line-Quellen und Instrumente machen die Box so universell einsetzbar. Vor allem die „One Knob“-Anwendung der „Smart Protect“-Schaltung vereinfacht die Bedienung ungemein. Man hat es geschafft, sechs PA-Komponenten in einer Box sinnvoll zu vereinen. Mini-Mix-Matrix, EQ, Feedback-Destroyer, Limiter, Verstärker und selbstverständlich die Lautsprecher an sich! Die Boxen lassen sich ohne weiteres mit vorhandenem Equipment kombinieren und funktionieren als Detail-Lösung genauso wie auch als Standalone-Applikation. Voraussetzung ist aber das professionelle Handling und die Integration in eine standesgemäße PA-Umgebung. Ordentliche XLR-Kabel und ausreichend DI-Boxen sind Grundbedingung wegen des fehlenden Ground-Lift-Schalters Auch die Vorverstärkung durch einen Mastermischer sollte gewährleistet sein, wenn man sich nicht auf das Masse-Glücksspiel der elektrischen Gegebenheiten von unbekannten Veranstaltungsorten einlassen will!  
Der Sound ist für eine Zwei-Wege-PA recht gut, kann aber mit der Präzision verschiedener Array-Systeme nicht mithalten. Im Vergleich ist der Bassbereich zu indifferent und neigt zum „Verwaschen“. Alleine schon die Auslegung der Endstufen – 400 Watt RMS für die Höhen und 400 Watt RMS für die „Bässe“ – legt offen, dass man der SRM 650 doch besser einen 800 Watt RMS Subwoofer zu Füßen legen sollte, um eine Club-taugliche PA zu realisieren.  
Unglücklich finde ich die Tatsache, dass die Schmelzsicherung der Box nicht von außen auswechselbar ist. Außerdem scheinen mir die Gain-Regler nicht so gut verarbeitet und ein potentieller Ausfall-Verdächtiger bei längerer Nutzungsdauer zu sein. Ein Öffnen der Box mit den insgesamt 46 (!) Schrauben ist eine zeitintensive Angelegenheit und darf in der Garantiezeit ohnehin nur vom Fachhändler durchgeführt werden.  
Wer sich aber auf diese genannten Mankos einlässt, bekommt ein solides Stück Technik an die Hand. Alleine der Feedback-Destroyer verdient größte Beachtung und zeigt doch, aus welchem Haus diese Aktivbox kommt!

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Relativ geringes Gewicht
  • Sehr guter, knackfreier und „weicher“ Limiter
  • Vier EQ-Schaltungen für versatilen Einsatz
  • 2 Kanal Mic/Line-Mischer
  • Wide-Z Schaltung für Pickup-Instrumente
  • Extrem gutes Feedback-Verhalten bei Nutzung als Monitor
  • Flansch für Boxenständer und M10 Gewinde zum Aufhängen
  • 60 Grad-Design für Monitoranwendung
Contra
  • Regler wackelig, weil nicht mit Gehäuse verschraubt
  • Kein Groundlift-Schalter
  • Übertrieben viele Schrauben für Gitterbefestigung
  • Eigenrauschen im Leerlauf
  • Handbuch nur in englischer Sprache online abrufbar
Artikelbild
Mackie SRM 650 Test
Für 594,00€ bei
Mackie SRM650
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