Anzeige

Lydkraft Tube-Tech MP 2A Test

Der hier bei bonedo getestete Lydkraft Tube-Tech MP 2A ist ein Röhren-Preamp, der zwar neu auf dem Markt ist, aber gleichzeitig zumindest prinzipiell ziemlich bekannt sein dürfte. In der Studioszene gilt der Vorläufer MP 1A als einer der besten Mikrofonvorverstärker, auch wird man ihn in zahlreichen Produktionen bereits gehört haben – und in vielen Reviews hier bei bonedo ist der MP 1A als Referenz oder schlicht als Preamp für die zu testenden Mikrofone aufgetaucht. Dieses Modell wird von der dänischen Firma um John Petersen nach einem erfolgreichen Vierteljahrhundert in den Ruhestand geschickt und durch den Nachfolger MP 2A ersetzt. Dies ermöglicht dem Unternehmen Lydkraft auch, einen lustigen, kleinen Fehler zu korrigieren. 

Lydkraft_Tube_Tech_MP_2A2


Durch die Rente des bislang dienstältesten Tube-Tech-Geräts verschwindet auch folgendes überlieferte Kuriosum: Eigentlich besagt die Tube-Tech-Nomenklatur, dass die Produktbezeichnung aus Typkürzel (“CL”= “Compressor/Limiter”, “PE”=”Program Equalizer”) im ersten Teil besteht, die erste Zahl des zweiten Blocks die Kanalzahl sowie die nachfolgende Zahl die Revisison angibt. Blöd, wenn der erste Schwung lackierter und bedruckter Frontplatten für die erste Version (“A”) des zweikanaligen “Microphone Preamps” aus dem Werk kommt und in großen Zeichen “MP 1A” darauf zu lesen ist. Tontechnik ist mehr durch Pragmatismus als Dogmatismus gekennzeichnet, also hieß die Kiste seit 1987 eben MP 1A statt MP 2A, wie es eigentlich korrekt gewesen wäre. Ihrem Erfolg hat das keinen Abbruch getan. Genaugenommen müsste der MP 2A dementsprechend jetzt auch MP 2B heißen.

Details

Wo sind die Übertrager hin?

Der MP 2A ist blau. Alles andere wäre für ein Tube-Tech-Gerät auch undenkbar, das wäre so, als wenn man in Kopenhagen statt der berühmten kleinen Meerjungfrau plötzlich ein Warzenschwein auf den Felsen am Hafen platzieren würde. In zwei Höheneinheiten präsentiert sich der Preamp nach wie vor, allerdings sieht die Front deutlich anders aus, besonders die charaktervollen “Augen” durch die monströsen Gainregler sind zwei kleineren Caps pro Kanal gewichen, da sich das Gain-Staging geändert hat. Doch selbst auf der Rückseite gibt es eine Neuigkeit, denn zum einen sind die XLR-Ins und -Outs nun kanalsortiert, anstatt wie früher die Ins auf der einen und die Outs auf der anderen Seite untergebracht. Wichtigstes Merkmal: Die fetten, grauen Ausgangsübertrager sind verschwunden! So ganz hat man sich natürlich nicht vom bewährten Design verabschiedet, denn es gibt noch Transformer, allerdings anderer Art. Diese Übertrager sind nicht so wuchtig, dass sie wie beim 1A ins außergehäusliche Exil verfrachtet werden mussten, sondern dürfen es sich in der Gesellschaft der anderen Bauteile bequem machen. Auf den Fotos sind sie am blauen Gehäuse erkennbar, es handelt sich aber um Transformer des gleichen Herstellers, Dantrafo.

Fotostrecke: 4 Bilder MP 1A, MP 2A, MP 2B: Wie auch immer – Hauptsache, Tube-Techs sind blau!

Das Herzstück: die Verstärkung

Auch am Mikrofoneingang liegt ein Übertrager im Signalweg, hier bedient man sich in der schwedischen Nachbarschaft und verbaut die sehr breitbandigen und verzerrungsarmen Lundahl LL1571. Die Tatsache, dass der 1MOhm-DI-Input auf der Frontplatte mit dem Zusatz “-10 dB” versehen ist und der Lundahl das Mikrofonsignal nun mal mit 10 dB Gain versorgt, lässt darauf schließen, dass das Instrumentensignal dieses Wickelbauteil umgeht. Eine ECC82 kann mit dem groben Gainregler des schweizer Top-Herstellers Elma auf der Vorderseite in 10dB-Schritten gesteuert werden, das +/-10dB-Gain erfolgt passiv in 2dB-Schritten, ebenfalls per Elma-Bauteil. Pro Kanal sind insgesamt drei Röhren verbaut: Die beiden anderen, ECC83-Doppeltrioden, regeln die Ausgangsverstärkung im Gegentaktbetrieb. Insgesamt bringt es der Tube-Tech MP 2A auf ordentliche 70 dB Gesamtverstärkung.

Fotostrecke: 3 Bilder Lundahl LL1571 am Mikrofoneingang

Ausstattung erweitert

Es hat sich noch einiges mehr geändert, was sich beim Blick auf die Frontplatte schon bemerkbar macht. So gibt es nun zumindest eine Overload-LED, was gegenüber dem “Gar-kein-Metering” des seit Sommer 2013 nicht mehr hergestellten 1A auf diesem Themengebiet immerhin ein kleiner Schritt nach vorne ist. Der von vielen Usern vermisste Phaseninvertierer ist nun in beiden Kanälen zu finden, außerdem ist da noch ein Schalter, den ein Preamp von Welt heutzutage wohl haben muss: Die Eingangsimpedanz kann nun zwischen 600, 1200 und 2400 Ohm umgeschaltet werden, was bei manchen Mikrofonen – besonders solchen mit hoher Ausgangsimpedanz – für durchaus signifikante Klangänderungen sorgen kann. Den angesprochenen DI-Input gibt es natürlich noch, ebenso das 20dB-Pad, die Aktivierung der Phantomspeisung sowie das Hochpassfilter, welches wahlweise bei 20 oder 40 Hz Grenzfrequenz greift – mit 12 dB/oct bei der tieferen und mit 6 dB/oct bei der höheren Filtereckfrequenz. Die Angaben über die Frontplatte komplettiert noch die Nennung des Netzschalters und der nach wie vor sehr “classy” wirkenden Jewel-Aktivitätsleuchte. Das eingebaute Netzteil scheint so gut wie identisch mit dem des Vorgängers zu sein, wie ein Blick auf das Platinenlayout und die Bestückung verrät. Hier möchte ich auch kurz darauf hinweisen, dass selbst der MP 2A so neu gar nicht ist: Das eigentliche Konzept des 2A findet sich auch im PM 2A (“Preamp Module”) des kleinen, aber feinen Tube-Tech-Modularsystems, bei welchem die Netzversorgung über die Modulgehäuse RM2 oder RM8 erfolgt.

Fotostrecke: 5 Bilder Phaseninvertierung, Overload-LED, Impedanzumschaltung und nicht zuletzt verändertes Gain-Staging – viele Neuigkeiten beim Röhren-Preamp von Tube-Tech!

Wertsachen

Nein, in diesem Absatz möchte ich mich nicht dem mehr als stolzen Kaufpreis widmen, sondern den technischen Werten. Diese kann man auch auf ihre Art und Weise als stolz bezeichnen. Die -3dB-Punkte liegen bei 5 Hz und 60 kHz. Mit dem vom Hersteller mit +26 dBu angegebenen maximalen Ausgangspegel sind 1% THD erreicht, für den maximalen Eingangspegel gilt, eingeschaltete Vordämpfung vorausgesetzt, der gleiche Wert. Bei 60 Dezibel Gain liegt das Rauschniveau nach CCIR bei -50 dBu. Diesbezüglich kann man ganz klar eine faktische Verbesserung gegenüber dem “Einser”-MP ausmachen.

Anzeige

Praxis

Nun, für mich macht der alte MP 1A so viel richtig, und ich habe mich natürlich so dermaßen an ihn gewöhnt, dass es mir fast schon schwerfällt, über ihn zu urteilen – ich hatte nie wirklich etwas an ihm auszusetzen und habe ihn im überwiegenden Großteil der Vocal-Recording-Situationen auch ausgewählt. Mein erster Eindruck vom Tube-Tech MP 2A war ein wenig ernüchternd, denn der Charakter des neuen Lydkraft-Sprosses ist deutlich verhaltener. Den 1A liebe ich abgöttisch für die Art, mit der er Konsonanten andickt und dieses kleine Quäntchen zähflüssigen, seidenmatten Glanz auf das Signal setzt. Anders als bei sehr cleanen Preamps bekommen sogar Atmer und Luftanteile in gesungener Sprache eine immense Tiefe und Greifbarkeit. Aber: Prinzipiell ist genau dieser hervorragende Trioden-Charakter auch beim MP 2A vorhanden, nur etwas vorsichtiger und zurückhaltender – was durchaus extreme Vorteile mit sich bringt, wie ich später noch darstelle. Der MP 2A verzichtet auf das leichte Reiben, die gewisse Grobkörnigkeit im Signalweg – ein Umstand, der sehr wahrscheinlich auf die Auswahl der Übertrager zurückzuführen ist. Nachdem ich beim Einhören über die “Was habt ihr mit meinem Lieblingspreamp gemacht?”-Phase hinausgekommen bin, wurde mir doch ganz klar deutlich, was für Qualitäten man sich mit dem MP 2A eigentlich ins Rack holt – und welche Flexibilität! Zwar ist mir nach wie vor für mit Großmembran-Kondensatormikrofonen aufgenommenen Gesang die Farbe des 1A lieber, doch es gibt viele Disziplinen, in denen die Eigenschaften des älteren Preamps mit den Anforderungen an das klangliche Resultat kollidieren. Feine und zartgliedrige Signale von Kleinmembranern, aber auch Tauchspulenmikrofone wirken mit dem 2A etwas “kompletter” – am besten überlasse ich die weitere Beschreibung den Soundfiles im Player. 

Audio Samples
0:00
MP 2A 600 Ohm Mojave MA-201FET MP 2A 2400 Ohm Mojave MA-201FET MP 1A Mojave MA-201FET MP 2A 600 Ohm Electro-Voice RE20 MP 2A 2400 Ohm Electro-Voice RE20 MP 1A Electro-Voice RE20 MP 2A 2400 Ohm Oktava MK-012 Niere MP 1A Oktava MK-012 Niere MP 2A 2400 Ohm Oktava MK-012 Kugel MP 1A Oktava MK-012 Kugel MP 2A 600 Ohm Coles 4038 MP 2A 1200 Ohm Coles 4038 MP 2A 2400 Ohm Coles 4038 MP 1A Kanal 1 Coles 4038 MP 1A Kanal 2 Coles 4038

Auch die Arbeit mit einer anderen Form von dynamischem Mikrofon funktioniert aus verschiedenen Gründen nun deutlich besser: Bändchen! 70 dB Gain sind es zwar nach wie vor, doch der MP 2A ist mit seinem neueren Layout nun deutlich rauschärmer – das lieben passive Ribbon-Mikros ganz besonders. Leise Vocals mit Bändchenmikrofonen waren am 1A deutlich grenzwertig, zu große Kompressionshübe und vor allem starke Bewegung durch die Dynamikarbeit galt es immer zu vermeiden (Rauschen wird schnell vom Hörer ausgeblendet, lauter und leiser werdendes Material buhlt aber geradezu um Aufmerksamkeit!). Je nach Signalart hilft auch die feinere Pegelmöglichkeit, die Dynamik des Vorverstärkers möglichst weit auszukosten, zumal der Amp einen Klang bietet, der nicht stark von den Gain-Settings abhängig ist – die Röhren verrichten ihre Arbeit offenbar im sehr linearen Bereich der Kennlinie. 

Kann unterm Strich seine Vorteile gegenüber dem Vorgänger MP 1A ausspielen: Tube-Tech MP 2A
Kann unterm Strich seine Vorteile gegenüber dem Vorgänger MP 1A ausspielen: Tube-Tech MP 2A

Der deutlichste Zugewinn, der besonders bei der Arbeit mit Mikrofonen dynamischen Wandlerprinzips zum tragen kommt, ist die Wählbarkeit der Eingangsimpedanz. Ungeachtet der Tatsache, dass es Stimmen gibt, die der Meinung sind, es gäbe nur die eine, richtige Impedanz – nicht umsonst spricht man ja von Impedanzanpassung – ist die Veränderbarkeit eine Tatsache, die im Produktionsprozess ganz schön handy sein kann, mit einfachem Klick-Klack die Klangästhetik ein bisschen in die eine oder andere Richtung zu schubsen. Die 5, 10 oder noch mehr Kiloohm dedizierter Bändchenvorverstärker bietet der MP 2A zwar nicht an, doch befindet man sich mit maximalen 2400 Ohm selbst bei 300-Ohm-Mikrofonausgängen deutlich über dem empfohlenen fünffachen Wert. 

Als Soundmaker für Line- und DI-Signale bleibt der MP 2A insgesamt etwas vorsichtiger und schlanker (Line ist aufgrund des Pads und Fine-Gains kein Problem!), doch ist hier die Anwendungsbreite groß, sodass man durchaus einmal ganze Submixes oder sogar Summen durch die blaue “Klangkraft”-Kiste schicken kann. Bezüglich aller weiteren Punkte lassen sich besonders positive Eigenschaften berichten. So ist das blaue Gehäuse sehr stabil, die Schalter und Bauteile wertig. An der Unauffälligkeit der Filter hat sich nichts geändert. Ebenfalls nicht unwichtig ist, dass der Tube-Tech nach spätestens zehn Minuten Aufwärmzeit stabil genug ist, damit man loslegen kann. Ich kann versprechen: Zehn Minuten auf das Benutzen des MP 2A zu warten, können einem wie eine kleine Ewigkeit vorkommen. 

Anzeige

Fazit

Sie können es noch! Diese Aussage über den Lydkraft Tube-Tech MP 2A wird wohl niemanden verwundern. Wie sein Vorgänger MP 1A ist auch der neue dänische Röhren-Preamp eine absolute Meisterleistung, die schlicht und einfach unverschämt gut klingt (und dies zugegebenermaßen angesichts des wirklich saftigen Preises auch muss!). Ob der Mikrofonvorverstärker nun besser klingt, ist natürlich kaum auszumachen, doch in jedem Falle anders. Die wesentlichen Feststellungen gehen dahin, dass der 2A einen etwas moderneren, offeneren und klareren Sound bietet, aber dennoch eine leichte, edle Patina bietet. Auf der anderen Seite kann man dieser kleinen Nuance nachtrauern, mit der der 1A vor allem Vocal-Signalen eine schier unfassbare Größe und Anmut gegeben hat. Aber: Der MP 2A ist anders als sein Vorgänger ein unfassbar flexibles Werkzeug, das mit jeder Art von Mikrofon klarkommt und in buchstäblich jeder Situation eingesetzt werden kann, ohne den Anforderungen nicht ganz gerecht zu werden oder mit seinem Klangcharakter zu sehr quer zu schießen. Und ganz klar: Bezüglich der technischen Daten und der Ausstattung ist der Tube-Tech MP 2A ein deutlicher Schritt nach vorne. 

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • hervorragender Grundklang
  • stabiler Klangcharakter über den Regelweg
  • sehr flexibel einsetzbar
  • Klangvariation über Impedanzwahl möglich
  • leicht erweiterte Ausstattung gegenüber dem Vorgänger
Contra
  • teuer
Artikelbild
Lydkraft Tube-Tech MP 2A Test
Der Tube-Tech MP 2A ist schlicht und einfach ein grandioser Röhren-Vorverstärker
Der Tube-Tech MP 2A ist schlicht und einfach ein grandioser Röhren-Vorverstärker
Technische Spezifikationen
  • zweikanaliger Röhren-Mikrofonvorverstärker
  • 4 x ECC83, 2 x ECC82
  • Lundahl-Eingangs- und Dantrafo-Ausgangsübertrager
  • DI-Input (-10 dB)
  • Gain (grob und fein) bis maximal 70 dB
  • Phaseninvertierung
  • Pad: -20 dB
  • HPF: 20 Hz (12 dB/oct) oder 40 Hz (6 dB/oct)
  • Impedanz: 600, 1200 oder 2400 Ohm
  • Frequenzgang: 5 Hz – 60 kHz (-3 dB)
  • Preis: ca. € 4000
Hot or Not
?
Lydkraft_Tube_Tech_MP_2A2 Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Your wireless studio with the AIAIAI TMA-2 headphone
  • Headrush VX-5 AutoTune Pedal – Demo ( no talking, just singing)
  • How to Get Legendary U47 Audio Quality Without Spending $10,000 on a #microphone