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Ludwig Raw Brass Phonic Snares Test

Wenn es einen Instrumentenhersteller gibt, der besonders für seine Snares bekannt ist, dann ist es der amerikanische Trommelbauer Ludwig. Zusammen mit der Supraphonic gilt die legendäre Black Beauty als eine der meist aufgenommen Snares überhaupt. Ähnlich wie diese verfügen auch die Raw Brass Phonic Snares über einen Messingkessel, der jedoch keineswegs im edlen schwarzen Gewand kommt, sondern sich am besten mit den Worten „roh“ und „erdig“ beschreiben lässt. Dank einer speziellen Behandlung des Rohmaterials und der daraus entstandenen Patina ist jedes Modell ein optisches Unikat. Wir haben die drei Neulinge des vielfältigen Ludwig-Arsenals genau unter die Lupe genommen und sie in verschiedenen Stimmungen für euch angespielt.

Alle Bilder: Alex Höffken
Alle Bilder: Alex Höffken


Aufgrund ihres Messingkessels müssen sich die drei Modelle natürlich stets mit der Black Beauty messen lassen, immerhin befinden sie sich in derselben Preisklasse und sollen laut Herstellerangaben das liefern, was an der Black Beauty oder an den heute sündhaft teuren frühen Messingmodellen der Supraphonic so beliebt ist. Es heißt auch, dass der Kessel grundsätzlich denselben Fertigungsprozess durchläuft und währenddessen mit einer Retro-Ästhetik veredelt wird. Während die Copperphonic Snares aus einem bisher von Ludwig nicht verwendetem Material hergestellt werden, stellt sich nun die Frage, ob die Raw Brass Phonics schlicht und einfach Black Beauties im neuen Gewand sind. 

Details

Die neuen Ludwig Snares sind im gewohnten Standarddurchmesser von 14 Zoll jeweils mit Kesseltiefen von 5, 6,5 und 8 Zoll erhältlich. Die angesprochene Parallele zur Black Beauty findet sich nicht nur im Kesselmaterial Messing, sondern auch in der Wandstärke von 1,2 Millimetern wieder sowie in der Tatsache, dass der Kessel nahtlos gezogen ist. Wie nahezu alle solch dünnen Metall-Snares sind auch die Raw Brass Phonics mit einer um den Kessel verlaufende Sicke versehen, die diesen steif und belastbar werden lässt. Durch gezieltes Umbiegen des Messings wurde eine Fellauflagekante im Winkel von 45 Grad erschaffen. Für eine gute Teppichansprache wurde zudem ein fein verlaufendes Snarebed auf der Unterseite des Kessels eingearbeitet. Die ansprechende Optik der Kessel wurde laut Herstellerangaben durch Schmiermittelreste bei der Verarbeitung erzielt, die anschließend mit einem dünnen Spray versiegelt wurden. Die daraus entstandene Patina verleiht den Snares einen rustikalen Look, der einen ansehnlichen Kontrast zur sauber verchromten Hardware bildet.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Modelle der Reihe nach: Dieser 5 Zoll tiefe Kessel ist bei weitem nicht so farbenfroh…

Nur echt mit der Krone

Über die Jahre hat Ludwig immer wieder das Badge verändert, wodurch sich die Trommeln heute den verschiedenen Zeiträumen zuordnen lassen. Das schicke kronenförmige Keystone Badge wurde nur durch eine vergleichsweise kurze Zeit vom sogenannten Blue Olive Badge abgelöst, ist aber seit Mitte der Achtzigerjahre zurück und hat nun wieder einen sehr ähnlichen Look wie die „Ur-Krone“ der heute besonders gefragten Vintage-Drums der Firma aus den Sechzigerjahren. In früheren Jahren war auf dem Badge auch der jeweilige Standort der Firma notiert, jetzt prangt darauf vor gekreuzten Sticks lediglich der Name Ludwig mit dem Zusatz „Made in USA“, was jedoch nur bedingt zutrifft, da einige Bauteile vom asiatischen Markt geliefert werden und dann im Werk in Monroe montiert werden. Das Design der Imperial Lug Spannböckchen hat sich seit deren Einführung in den Dreißigerjahren kaum verändert und rundet die Retro-Ästhetik ab. Die zehn Doppelspannböckchen sind mit schwarzem Gummi unterlegt, um die direkte Auflage auf dem Kessel zu verhindern und bieten Platz für die ebenfalls mit Gummi unterlegten Spannschrauben. Diese halten die dreifach geflanschten, 2,3 Millimeter dicken Stahlspannreifen und bringen damit die Felle auf Spannung. Das weiß aufgeraute Schlagfell und das dünne, klare Resonanzfell sind jeweils hauseigene Ludwig Weather Master Modelle in Medium-Stärke.

Fotostrecke: 5 Bilder Alle Raw Brass Phonic Snares haben ab Werk die hauseigenen Ludwig Weather Master Felle aufgezogen.

Ebenso wie die aktuellen Black Beauty Modelle sind auch die Raw Brass Phonic Modelle mit der lang erwarteten neuen P85AC Abhebung bestückt. Jahrzehntelang trieb das Vorgängermodell P85 Trommler in den Wahnsinn, da entweder der Hebel streikte oder sich die Rändelschraube während des Spiels löste und damit die Einstellung der Teppichspannung veränderte. Doch damit ist jetzt endlich Schluss. Die neue, mit einem Ludwig Schriftzug versehene Abhebung funktioniert ebenso wie der Vorgänger nach dem Throw Off Prinzip durch einen seitlich klappbaren Hebel, der aber nun sanft läuft und damit den Teppich nahezu geräuschlos anzieht. Die Teppichspannung lässt sich durch eine Rändelschraube einstellen. Diese ist gerastert, wodurch eine Veränderung durch Vibration während des Spielens nicht möglich ist. Das PC35AC Butt End lässt sich nun dank der verwendeten Vierkantschrauben auch mit einem einfachen Stimmschlüssel bedienen, womit die nervenaufreibende Suche nach einem Schraubenzieher entfällt. 

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Mehr Informationen

Nach seiner Einführung im Jahr 1970 wurde der P85 Strainer erst 2017 durch eine überarbeite, funktionierende Version ersetzt. Bleibt Ludwig also bei seiner schwerfälligen Reaktionszeit zur Behebung von Materialschwächen, können wir im Jahr 2065 mit einem hochwertigeren Snareteppich rechnen. Dass nämlich selbst diese hochklassigen und hochpreisigen Snares immer noch über solch einen minderwertigen Snareteppich verfügen, ist schlicht unverständlich. Abschließend lässt sich jedoch feststellen, dass alle übrigen Bauteile sauber verarbeitet sind und einen exquisiten Sound versprechen, den wir im nun folgenden Praxisteil hören.

Fotostrecke: 4 Bilder Einziges wirkliches Manko: Der billige Snareteppich ist nicht standesgemäß.
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Praxis

Tiefe Stimmung 

Bei einem so besonderen Look und den nachvollziehbaren Vergleichen zur berühmten Black Beauty ist es natürlich spannend zu hören, was die Snares unter der Haube oder besser gesagt unter dem Mikrofon zu bieten haben. In der tiefen Stimmung klingen alle drei Snares sehr bauchig und offen, aber gleichzeitig kontrolliert. Das optische dunkle Timbre des Finishs findet auch klanglich eine Fortsetzung, und so wirkt der Snaresound in allen Stimmungen etwas trockener als der einer Black Beauty. Die ansehnlichen Kessel offenbaren einen wirklich hochwertigen Sound, der den Größen entsprechend bei dem Modell mit 5 Zoll Kesseltiefe etwas kompakter klingt als bei seinen größeren Brüdern in 6,5 und 8 Zoll. Natürlich ist gerade der 14“x8“ Kessel prädestiniert für einen tiefen, nassen Snaresound, den ihr im letzten Hörbeispiel mit viel Dämpfung hört.

Audio Samples
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14 x 5 – tief, solo 14 x 5 – tief, im Set 14 x 5 – tief, im Set gedämpft 14 x 6,5 – tief, solo 14 x 6,5 – tief, im Set 14 x 6,5 – tief, im Set gedämpft 14 x 8 – tief, solo 14 x 8 – tief, im Set 14 x 8 – tief, im Set gedämpft 14 x 8 – tief, im Set stark gedämpft

Noch bevor ich dazu komme, die Snares jeweils auch mit Dämpfung anzuspielen, fällt mir ein merkwürdiges Rascheln bei dem Modell in 6,5 Zoll Tiefe auf. Am Snareteppich hat sich eine Spirale gelöst, was nach langer Benutzung durchaus mal vorkommen darf, aber ansonsten meine bereits geäußerte Kritik bestätigt.

Kaum ausgepackt, schon verschlissen: eine Spirale am Teppich des 6,5er Modell.
Kaum ausgepackt, schon verschlissen: eine Spirale am Teppich des 6,5er Modell.

Mittlere Stimmung

Auch in der mittleren Stimmung entwickeln alle Modelle einen trockenen, aber dennoch vollen Sound mit ausgewogenen Anteilen von Höhen, Mitten und Bässen, wobei letztere verständlicherweise beim 8“-Modell am stärksten ausgeprägt sind. Mit zunehmender Fellspannung wird auch der charakteristische Sound des Messingkessels immer deutlicher. Das mittlere Modell vereint klanglich die Kompaktheit der 14“x5“ Snare mit einem Teil des präsenten Basses der 8er und klingt daher am ausgewogensten. Der trockene Grundcharakter der Kessel bleibt auch in der mittleren Lage erhalten, wobei die 5er Snare vor allem bei Rimshots am schärfsten klingt. Das stets ausgewogene Verhältnis von Ton und Attack bestärkt den Eindruck von absolut hochklassigen Instrumenten.

Audio Samples
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14 x 5 – mittel, solo 14 x 5 – mittel, im Set 14 x 6,5 – mittel, solo 14 x 6,5 – mittel, im Set 14 x 8 – mittel, solo 14 x 8 – mittel, im Set

Hohe Stimmung

In der hohen Stimmung offenbart der Metallkessel seine ganze Durchsetzungskraft. Alle drei Modelle bekommen einen knalligen Sound, ohne zu spitz oder zu scharf zu klingen. Der Kesselton tritt dabei am deutlichsten hervor, und die Snares bestechen durch einen druckvollen, trockenen Sound mit kurzem Sustain. Selbst völlig ohne Dämpfung sind die Obertöne nie zu vordergründig, sondern fügen sich gut in das hochwertige Klangbild ein. Der Messingkessel zeigt sich hier deutlich farbenfroher und komplexer als ein vergleichbares Aluminium-Modell. Das soll einen guten Aluminiumkessel keineswegs als schlechter darstellen, sondern den charakteristischen Klang des Materials Messing unterstreichen. Die Ansprache aller Modelle, besonders aber des fünf Zoll tiefen Kessels, ist in dieser Stimmung am feinsten.

Audio Samples
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14 x 5 – hoch, solo 14 x 5 – hoch, im Set 14 x 6,5 – hoch, solo 14 x 6,5 – hoch, im Set 14 x 8 – hoch, solo 14 x 8 – hoch, im Set 23_Ludwig_14x5_Raw_Brass_SD_Ludwig_Solo.wav 25_Ludwig_14x5_Raw_Brass_SD_Canopus_Teppich_Solo.wav

Der Check mit einem anderen Snareteppich

Um den bestmöglichen Sound zu erzielen, muss der original verbaute Teppich bei allen Modellen relativ straff gezogen werden, was die Snares leicht abwürgt. Da ist noch etwas Luft nach oben, was sich jedoch nur unter Zuhilfenahme eines hochwertigen Snareteppichs beurteilen lässt. Im konkreten Fall habe ich das gedämpfte 5“-Modell zunächst mit dem regulären Teppich und anschließend mit einem Canopus Vintage Teppich angespielt. Hört doch am besten selbst:

Audio Samples
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14 x 5 – solo, regulärer Teppich 14 x 5 – solo, Canopus Teppich
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Fazit

Die Ludwig Raw Brass Phonic Snares sind allesamt hochwertige Instrumente, die auch einen Vergleich mit der legendären Black Beauty nicht fürchten müssen, sind sie doch aus demselben Holz geschnitzt oder besser gesagt aus demselben Metall gezogen. Dabei haben sie neben ihrem, im wahrsten Sinne des Wortes, einzigartigen Äußeren auch einen eigenständigen Sound, der zwar sehr an den einer Black Beauty erinnert, aber dennoch eigene Nuancen aufweist, die sich vom Traditionsmodell unterscheiden. Da sie preislich gleichauf liegen, kann hier nur der individuelle Geschmack entscheiden. Der bassbetonte Sound liefert vor allem in tiefen Lagen einen vollen und satten Backbeat. In ungedämpfter, offener Stimmung sind die Obertöne lebendig, aber dennoch nie zu vordergründig. In Kombination mit dem trockeneren Grundcharakter und einem etwas kürzeren Sustain sind vor allem in mittleren und hohen Lagen durchweg musikalische Snaresounds gegeben. Grundsätzlich sind alle drei Modelle präzise gefertigte, edle Instrumente, die leider doch allesamt ein simples Manko haben, nämlich den Snareteppich, der einfach nicht zum hohen Anschaffungspreis der Trommeln passt. Die weiterentwickelte P85AC Abhebung hingegen zieht den Spiralteppich geschmeidig und geräuschlos an und hält ihn durch die gerasterte Rändelschraube verlässlich auf Spannung.

PRO
  • sehr guter Kesselsound
  • guter Snare Strainer
  • großer Stimmumfang
  • außergewöhnliches Finish
CONTRA
  • minderwertiger Snareteppich
  • hoher Anschaffungspreis
Kopf an Kopf: Die Ludwig Raw Brass Phonic Snares sind allesamt hochwertig klingende, aber auch hochpreise Instrumente.
Kopf an Kopf: Die Ludwig Raw Brass Phonic Snares sind allesamt hochwertig klingende, aber auch hochpreise Instrumente.
Hersteller: Ludwig
  • Bezeichnungen: LB454R (14“x5“ Modell), LB464R (14“x6,5“ Modell), LB484R (14“x8“ Modell)
  • Herstellungsland: USA (Kessel), Taiwan (Hardware)
  • Größen: 14“ x 5“, 14“ x 6,5“, 14“x 8“
  • Kesselkonstruktion: 1,2 mm (nahtlos)
  • Kesselmaterial: Messing
  • Gratung: 45 Grad
  • Hardware: 10 Imperial Lug Spannböckchen, 2,3 mm dreifach geflanschte Stahlspannreifen
  • Snareabhebung: P85AC, P35AC Butt End
  • Snareteppich: Stahl, 20-spiralig
  • Felle: Ludwig Weather Master Medium Coated , Ludwig Weather Master Clear Snare Side
  • Preis (Straßenpreis Oktober 2018):
  • 14“x5“: EUR 955,-
  • 14“x6,5“: EUR 1030,-
  • 14“x8“: EUR 1175,-

Seite des Herstellers: www.ludwig-drums.com

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • sehr guter Kesselsound
  • guter Snare Strainer
  • großer Stimmumfang
  • außergewöhnliches Finish
Contra
  • minderwertiger Snareteppich
  • hoher Anschaffungspreis
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Ludwig Raw Brass Phonic Snares Test
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Kassel99 sagt:

#1 - 13.11.2018 um 19:40 Uhr

0

Ein guter Teppich macht so viel von einem guten Snaresound aus. Ich kann nicht verstehen, warum die Hersteller da sparen. Speziell bei dem Preis erwarte ich den best möglichen Snareteppich. Da hab ich schon keinen Spaß mehr am Produkt, wenn ich sehe da fehlt die Liebe zum Detail.

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