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Ludwig Acrolite 14″ x 5″ Test

Wenn man die Geschichte der Ludwig Acrolite Snare erzählen will, kommt man kaum an den berühmten Ludwig „Student Drum Kits“ vorbei. Diese Kits tauchten bis vor zwanzig Jahren in jedem Ludwig-Katalog auf und bestanden aus einem Kunststoffcase, welches eine Snare-Drum, ein Paar Drumsticks, ein Übungspad, einen Snareständer und nicht zuletzt das Lehrbuch „The Ludwig Drum Method“ enthielt. Ich kann mir gut die langen Gesichter der nach einem „richtigen“ Schlagzeug lechzenden Kids vorstellen, die dann von Papi mit einem solchen Minimalset abgespeist wurden. Da hiess es dann erstmal ein Jahr nur Rudiments pauken, bevor an ein komplettes Set überhaupt nur zu denken war.

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Die Snares der Student Drum Kits waren meist „Sparversionen“ der herkömmlichen Modelle. So wurde zum Beispiel bei den Snare-Drums häufig die Hardware abgespeckt, wobei die Kessel ansonsten identisch mit den teureren Modellen waren. Auch die Ludwig Acrolite wurde im Jahr 1963 als Student Snare konzipiert. Sie war und ist im Kern eine Supra Phonic mit dem gleichen Aluminiumkessel, der bei der Acrolite aber nur mit acht statt zehn Spannböckchen bestückt und schwarz beschichtet ist.

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DETAILS

Der nahtlos gezogene Aluminiumkessel mit der typischen umlaufenden Sicke wurde Anfang der 1960er Jahre entwickelt und ist bis heute fester Bestandteil des Ludwig Snare-Sortiments. Vom Aluminium sieht man allerdings bei der Acrolite nicht allzuviel, denn der gesamte Kessel ist – auch auf der Innenseite – mit einer schwarzen Beschichtung versehen. Bei einem schwarzen Metallkessel drängt sich natürlich sofort die Assoziation zur Ludwig Black Beauty auf. Allerdings handelt es sich bei der Acrolite nicht um eine schwarze Verchromung, sondern eine widerstandsfähige Pulverbeschichtung mit leichtem Sparkle-Effekt, das sogenannte „Black Galaxy Finish“. Die Kesselränder sind absolut sauber und gleichmäßig nach innen umgebogen, sodass die rundlichen Fellauflagekanten keinerlei Unebenheiten zeigen. Die sehr gute Verarbeitung zeigt sich auch bei den Durchmessertoleranzen. Sie betragen weniger als einen Millimeter, sodass man quasi von einem hundertprozentig runden Kessel sprechen kann.

Das Snarebed verläuft sanft über eine Länge von etwa 25 Zentimetern und ist im Bereich der Teppichauflage etwa drei Millimeter tief. Die verwendeten Spannböckchen nennen sich „Classic Lugs“. Klassisch sind sie in der Tat, denn in ihrer Grundform haben sie sich seit mehr als sechzig Jahren nicht verändert. Die Stimmschrauben laufen leichtgängig und sind mit jeweils zwei Unterlegscheiben versehen(eine aus Metall, die andere aus Kunststoff). Außerdem verfügen sie über einen kleinen Gummiring, der über das Gewinde gestülpt ist und verhindern soll, dass die Schrauben beim Fellwechsel aus dem Spannreifen rutschen. Über den Sinn und Zweck eines Innendämpfers gibt es seit jeher geteilte Meinungen. Obwohl die meisten ihn nicht benutzen, zeigt sich Ludwig auch hier traditionsbewusst und hält bei der Acrolite weiterhin daran fest. Es handelt sich um den üblichen Schraubmechanismus, der bei der Testsnare einwandfrei funktioniert. Als Spannreifen kommen 2,3 Millimeter starke, dreifach geflanschte Modelle zum Einsatz. Auch hier ist die Verarbeitung absolut makellos.

Beim Strainer handelt es sich um das P85-Modell, welches vor vierzig Jahren den Vorgänger P83 ablöste. Die Abhebung ist simpel konstruiert und verfügt über einen seitlich abklappbaren Hebel, den ich schon immer als etwas zu filigran empfunden habe. Wenn die Trommel im Transportkoffer hin- und herrutscht, kann er sich erfahrungsgemäß leicht verbiegen. Der Teppich, ein billiges Standardmodell mit zwanzig verchromten Stahlspiralen, ist mit zwei breiten Plastikstreifen befestigt und wird in seiner Spannung mittels einer Rändelschraube reguliert. Zum Teppichwechsel muss wie eh und je ein Schraubenzieher bemüht werden. Tradition hin oder her, aber hier könnte sich die Firma tatsächlich Gedanken über eine Umrüstung auf Vierkantschrauben machen. Bei den aufgezogenen Fellen handelt es sich um ein weiß-aufgerautes Ludwig Weather Master Medium sowie ein klares Resonanzfell in mittlerer Stärke.

Der Praxistest soll nun zeigen, ob der Sound dieser „historischen“ Trommel „old-fashioned“ ist oder sich an aktuellen Standards messen kann. Hierzu teste ich die Snare mit der Werksbefellung in unterschiedlichen Stimmungen.

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PRAXIS

Aluminium gilt im Hinblick auf seine akustischen Eigenschaften allgemein als relativ trocken und weniger aggressiv als beispielsweise Stahl, und der Hörtest bestätigt, dass die Ludwig Acrolite eine typische Vertreterin ihrer Gattung ist. In der hohen Stimmung zeigt sich diese Charakteristik in einer direkten, sensiblen Ansprache mit einem Frequenzspektrum, das im mittelhohen Bereich angesiedelt ist. Das bedeutet, dass nicht ganz die Brillanz eines Stahlkessels erreicht wird, aber eben auch nicht dessen manchmal unangenehme Schärfe. Die Obertöne sind selbst im ungedämpften Zustand nicht zu dominant und verschmelzen harmonisch mit dem Grundton der Trommel. Zur Dämpfung genügt bereits ein halber ausgeschnittener Fellring, der auf das Schlagfell gelegt wird. So erklingt ein leicht zu mikrofonierender Sound, der zwar keinen ausgeprägten eigenständigen Charakter hat, aber gut in den Bereichen Rock/Pop/Funk einsetzbar ist.

Audio Samples
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hoch, offen hoch, gedämpft hoch, ohne Teppich hoch, im Set

In mittlerer Stimmung gewinnt der Klang an Fülle und Volumen, wobei die gute Ansprache erhalten bleibt. Offensichtlich fühlt sich die Acrolite in diesem Bereich besonders wohl. Das Frequenzspektrum ist gleichmäßig und ausgewogen, was in einer Klangcharakteristik resultiert, die ich, gegenüber der hohen Stimmung, als wärmer und angenehmer empfinde. Der Sound kommt mir sofort bekannt vor, denn im Prinzip ist dies der Backbeat zahlreicher Aufnahmen aus den 1960er und 70er Jahren. Schließlich wurde und wird derselbe Kessel ja auch für die verchromte Ludwig 400 Supra Phonic verwendet. Und da ich exakt diese Snare besitze, bin ich natürlich neugierig und spiele die beiden im direkten Vergleich an. Erwartungsgemäß klingen sie vom Grundcharakter her auch ähnlich, wobei die Supra Phonic aber etwas mehr Obertöne produziert. Das überrascht mich zunächst, denn ich hätte erwartet, dass der Acrolite-Kessel durch die geringere Anzahl an Böckchen offener klingen würde. Ich gehe davon aus, dass der Klangunterschied mit der relativ dicken Kesselbeschichtung zusammenhängt, die offenbar einen nicht unerheblichen Dämpfungseffekt auf die Kesselschwingung hat.

Audio Samples
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mittel, offen mittel, gedämpft mittel, im Set

Geht man mit der Stimmung noch eine Stufe tiefer, sind Dämpfungsmaßnahmen unumgänglich, da ansonsten die Obertöne im Gesamtklang stören. Der trockene, breite Sound verlangt nach speziellen Einsatzgebieten, kann aber in langsamen, balladenartigen Songs oder bei einer Vorliebe für besondere Snaresounds à la Jeff Lynne (ELO, Tom Petty) durchaus goldrichtig sein. Nichtsdestotrotz bewegt man sich aber hier schon in Gefilden, in denen die ebenfalls erhältliche 14” x 6,5”-Version die wahrscheinlich bessere Wahl wäre.

Audio Samples
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tief tief, im Set
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TECHNISCHE SPEZIFIKATIONEN
  • Maße: 14“ x 5“
  • Kesselmaterial: Aluminium, pulverbeschichtet
  • Finish: Black Galaxy
  • Felle: Ludwig Weather Master Medium Top
  • Böckchen: 8 durchgehende “Classic”-Lugs
  • Abhebung: P85
  • Snareteppich: Stahl, 20 Spiralen
  • Spannreifen: 2,3 mm Stahl, dreifach geflanscht
  • Preis: EUR 456,60 (UVP)
Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • klassischer Ludwig-Sound
  • sehr gute Verarbeitung
  • ansprechende Optik
Contra
  • minderwertiger Snareteppich
  • Snare-Abhebung mit kleinen Schwächen
Artikelbild
Ludwig Acrolite 14" x 5" Test
Für 348,00€ bei
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