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Laney Lionheart L5T-112 Test

„Ah, wieder ein 5-Watt-Amp“, wird jetzt vielleicht der ein oder andere denken. Richtig! Diesmal von Laney und als Combo. Wer den Markt in den letzten Jahren im Auge hatte, wird festgestellt haben, dass der Trend ganz klar in Richtung „Klein-aber-oho“ Vollröhren-Amp geht. Verstärker also, die man auch mal so richtig aufreißen kann, ohne gleich einen Gehörschaden oder eine Klage zu riskieren.

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Normalerweise ist ja ausstattungsmäßig nicht viel dran an solchen Mini-Amps. Häufig sind sie Spezialisten, die sich in erster Linie auf eine Disziplin verstehen. Nicht so der uns zum Test vorliegenden Lionheart. Hier verspricht Laney viele Features für´s Geld. Wir haben gecheckt, was man für knapp 900 Euro (UVP) so alles geboten bekommt.

Details

Das hängend verbaute Ampchassis des Lionheart Combos beherbergt eine Single-Ended Class-A-Endstufe, die mit einer EL84-Endstufenröhre befeuert wird und 5 Watt leistet. In der Vorstufe kommen drei 12AX7-Röhren zum Einsatz. Optisch trifft der Lionheart L5T-112 auf jeden Fall meinen Geschmack. Statt des üblichen Schwarz, wurde das ca. 18mm dicke Sperrholzgehäuse des Laney mit blauem Tolex bespannt, was dem Combo eine edle Note verleiht. Dazu kommen verchromte Metallteile, ein weißes Piping und eine braune Frontbespannung mit farblich passendem Tragegriff aus Lederimitat. Mit 562x423x253mm (BxHxT) besitzt der Lionheart normale 1×12“ Combomaße. Die Lüftungsgitter auf der Oberseite des Verstärkers wurden versenkt eingebaut und geben dem Tragegriff den nötigen Halt, da sie miteinander verbunden wurden.

Bleiben wir noch kurz auf der Amp-Oberseite, denn hier findet sich auch das Bedienfeld des zweikanalig aufgebauten Top-Loaders. Die Bedienelemente parken auf einem verchromten Panel. Los geht es links mit zwei Input-Buchsen (High, Low), gefolgt vom Clean-Volume-Regler, der, genau wie alle anderen Regler des Lionheart, mit weißen Chickenhead-Potiknöpfen versehen ist. Daneben wartet der Bright-Kippschalter, der falls gewünscht, in beiden Kanälen mehr Höhen addiert. Es folgen ein Drive- und ein Drive-Volumen-Poti für den zerrenden Kanal, der sich mit einem Kippschalter (Drive) scharf schalten lässt. Diese Aktion wird durch das Leuchten einer oberhalb des Schalters platzierten roten LED bestätigt. Natürlich lässt sich die Kanal-Umschaltung des Lionheart auch mithilfe des mitgelieferten Fußschalters fernbedienen. Dieser ist mit einem ca. 4,8m langen Kabel ausgestattet, was in den meisten Fällen wohl ausreichen dürfte. Leider lässt sich auf „der Fernbedienung“ nicht ersehen, welcher Kanal gerade aktiviert ist, dasselbe gilt für den Hall.
Die passiv ausgelegte Dreiband-Klangregelung wirkt auf beide Kanäle, ebenso wie der Reverb- und der Tone-Regler. Als Hallspender kommt eine lange Accutronics-Hallspirale zum Einsatz. „Tone“ bedämpft die Höhenwiedergabe und ermöglicht im Verbund mit dem Bright-Schalter interessante Kombinationen. Ganz rechts befindet sich der obligatorische Standby-Schalter. Und wo ist der Power-Schalter? Hier wird man auf der Rückseite fündig.
Womit wir beim Thema wären: Kommen wir also zur Rückseite des ca. 19 kg schweren Combos. Diese ist, bis auf einen kleinen Schlitz, fast vollständig durch ein schwarzes Lochblech verschlossen. Durch die schmale Öffnung unterhalb der Blende lässt sich der mit Klettband fixierte Fußschalter erreichen – sehr praktisch im übrigen, da die Fernbedienung so beim Transport nicht unkontrolliert im Gehäuse herumfliegen kann.
Oberhalb der Lochblende warten die rückseitigen Bedienelemente auf ihren Einsatz. Ganz links parkt der eben noch als vermisst gemeldete Power-Schalter, was ich etwas schade finde, da so jedes Mal hinter den Amp gegriffen werden muss, um ihn zu aktivieren. Für mich gehört der Power-Switch direkt neben den Standby-Schalter! Platz genug wäre hier ja gewesen.
Eine 4- und eine 8-Ohm-Buchse dienen dem Anschluss einer Box. Im Standard-Fall ist die linke Buchse mit dem Stecker des integrierten 1×12“ Celestion G12H Heritage-Speakers belegt und der Impedanz-Wahlschalter auf 8 Ohm geschaltet. Am rechten Ausgang lässt sich auch eine zusätzliche Box betreiben. Die Anpassung der Impedanz erfolgt mithilfe des Impedanz-Wahlschalters und ist (natürlich) abhängig von der Konfiguration des verwendeten Cabinets. Auch an eine FX-Loop hat Laney gedacht, die über je eine Send- und Return-Klinken-Buchse Kontakt mit der Außenwelt aufnimmt. Fehlt uns noch die Stereo-Klinkenbuchse zum Anschluss des mitgelieferten Fußschalters, mit dessen tatkräftiger Unterstützung sich die Kanal-Umschaltung und der Hall fernbedienen lassen.
Eine kleine Besonderheit hat der Combo noch zu bieten. Auf der Unterseite befindet sich ein verchromter Klappbügel mit dem sich der Amp “aufbocken“ lässt. Entsprechend gekippt hat der Gitarrist den Sound direkt „im Ohr“ und kann sich so sein eigenes Monitoring basteln – nette Idee, vor allem in Anbetracht der recht geringen Leistung des Combos. Bleiben mir noch die vier Gummifüße zu erwähnen, die für sicheren Stand auf allen Flächen sorgen.
Die Verarbeitung des Amps ist vorbildlich und wirkt recht hochwertig. Im Vergleich mit anderen 5-Watt-Amps ist der Lionheart fast schon luxuriös ausgestattet. Entsprechend gespannt bin ich, wie sich der Amp im weiteren Test schlägt.

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Praxis

Zunächst einmal: Wer glaubt, 5 Watt wären leise, der irrt gewaltig! Der gelieferte Pegel reicht definitiv für kleinere bis mittlere Bühnen. Für alles andere gibt es Mikrofone. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass mehr Watt gleichbedeutend mit einem besseren Sound sind. So manche Rockband mit riesen Stacks auf der Bühne benutzt „im Hintergrund“ kleine Combos, die halt nur nicht ganz so imposant aussehen. Außerdem danken es die Mitmusiker, wenn auch sie sich hören dürfen…
Warum aber sind Amps mit wenig Leistung so beliebt? Nun, ganz einfach: Moderne Amps beziehen ihren Zerrsound aus der Vorstufe. Class-A Verstärker, wie der Lionheart jedoch aus der Endstufe, die wesentlich dynamischer zu Werke geht – das ist auch ein Grund, weshalb Amps wie der Vox AC30 seit Jahrzehnten so beliebt sind. Es gibt bei solchen Amps nur ein Problem, das jeder kennt, der sich schon einmal vor einen voll aufgerissenen 100 Watt Vollröhren-Amp ohne Mastervolume gestellt hat: Die unfassbare Lautstärke, die echte körperliche Schmerzen auslösen kann, auf die man gerne verzichtet.

Die Gleichung für einen dynamischen Vollröhren-Crunch heißt also: Weniger Watt = Super-Sound, da die Endstufe ackert und ihren ganz speziellen Sound generieren kann, ohne dass man gleich einen Hörsturz riskiert.
Für den Testaufbau habe ich ein Shure SM57 vor den Speaker gestellt und in einem ca. 45-Grad-Winkel an der Seite des Speakers positioniert. Das Signal ging dann über einen Neve-Channelstrip direkt in den Wandler. Natürlich wurden die Audiofiles anschließend NICHT bearbeitet.
Im ersten Beispiel verwende ich die Halsposition einer Strat. Alle EQ-Regler inklusive Tone befinden sich in der Mittelstellung, der Bright-Schalter ist aus.

Audio Samples
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Clean 1

Die Strat klingt ausgewogen und warm. Das Mittenbild präsentiert sich harmonisch und passt sehr gut zu den dezent unaufdringlichen Höhen. Der Sound besitzt genug “Fleisch“, um sich seinen Platz im Bandgefüge zu erobern.
Im zweiten Soundfile spiele ich wieder die Strat mit dem Hals-PU, sämtliche Einstellungen sind dieselben wie im ersten Beispiel. Allerdings ist jetzt der Bright-Regler aktiviert.

Audio Samples
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Clean 2

Da passiert ordentlich was im Höhenbild. Der Sound wird luftiger, ohne den ursprünglichen Charakter zu verlieren. Perfekt, um z.B. muffigere Gitarren ein wenig Frische mit auf den Weg zu geben.
Im nächsten Audio habe ich lediglich noch den Tone-Regler ganz aufgedreht.

Audio Samples
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Clean 3

Die Einstellung gefällt mir sehr gut, da sie ziemlich flexibel ist und auch gezupfte, dynamischere Spielweisen perfekt transportiert. Es klingt fast so, als hätte man ganz dezent einen Kompressor reingedreht.
Im folgenden Audio steht der Tone-Regler in Mittelstellung, der Reverb ist ganz aufgedreht.

Audio Samples
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Clean 4

Der Hall klingt nicht aufdringlich, macht den Sound aber nach hinten ordentlich auf. Selbst über das Mikro kommt der Effekt gut rüber.
So, Hall wieder (fast) raus, die Strat in die zweite Position geschaltet und eine Funky-Linie gespielt.

Audio Samples
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Clean 5

Hier zeigt sich, wie fix die Ansprache des kleinen Combos ist. Funky-Lines scheint er zu mögen, die Strat klingt sehr glaubwürdig.
Bevor wir die Clean-Abteilung verlassen, noch schnell eine Les Paul geschultert und alle Regler in Mittelposition gebracht. „Bright“ ist aktiviert.

Audio Samples
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Clean 6

Auch in Kombination mit der Mittelposition einer Les Paul macht sich der Clean-Sound des Lionheart sehr gut. Hier verschiebt sich natürlich das Mittenbild gehörig, das Ergebnis ist ein sehr warmer, vintage-style Clean-Sound.
Ich schalte den Amp jetzt in den Drive-Kanal, drehe den Gain-Regler auf 11 Uhr, deaktiviere „Bright“ und lasse ansonsten alles in der so beliebten Mittelstellung.

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Crunch 1

Der Crunch-Sound des kleinen Combos ist schon ziemlich sperrig. Er streckt einem ohne Vorwarnung die geballte „Mittenfaust“ entgegen. Das ist bestimmt nicht jedermanns Sache, hat aber dennoch eine Menge Charakter. Ich vermisse die Höhen ein wenig, daher aktiviere ich jetzt den Bright-Schalter.

Audio Samples
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Crunch 2

Aha, da passiert ja schon einiges. Trotzdem bleibt die Grundcharakteristik erhalten, lediglich das Höhenbild öffnet sich. Das Ganze könnte aber meiner Meinung nach noch etwas frischer klingen, also drehe ich den Tone-Regler auch noch voll auf.

Audio Samples
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Crunch 3

Na also, geht doch! Der Sound wird etwas schlanker. Seine Sperrigkeit hat er aber nicht verloren, was ich in diesem Fall aber positiv bewerte.
Abschließend noch ein kleines Blues-Solo:

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Lead

Blues-Soli scheinen sein Ding zu sein! Den Charakter dafür hat er.

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Fazit

Im Studio präsentiert sich der Lionheart L5T als wendiger, vielseitiger Amp. Er ist nicht unbedingt ein Rocker, aber für Blues, Pop und alles dazwischen definitiv ein treuer Gefährte, zumal er etwas heftiger angefahren am besten klingt. Da kommt die mit 5 Watt relativ überschaubare Leistung natürlich wie gerufen! Gerade wenn man eher auf Crunch-  und Drive-Sounds steht, macht der Lionheart LT5-112 Combo aber auch im Proberaum und auf kleinen bis mittelgroßen Bühnen einen guten Job. Als Clean-Sound-Lieferant im lauteren Bandkontext ist der Amp wegen seines „Niedrig-Leistungs-Konzepts“ aber nur bedingt geeignet. Ob es funktioniert, ist in diesem Fall extrem von der “Gangart” der Restband abhängig – aber zur Not gibt es ja immer noch die Option des “Abmikens”. Und es lohnt sich, denn auch im Clean-Betrieb kann der Amp punkten und liefert eine dynamische und präzise Performance. Unterm Strich ein solider, gut verarbeiteter Amp für einen angemessenen Preis.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Konzept
  • Accutronics-Hall
  • Kippvorrichtung
  • Basswiedergabe
Contra
  • Power-Schalter Rückseitig
  • Fußschalter ohne LEDs
Artikelbild
Laney Lionheart L5T-112 Test
Für 708,00€ bei
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Facts
  • Hersteller: Laney L5T-112
  • Bezeichnung: Lionheart
  • Bauweise: Vollröhren Combo
  • Herstellungsland: England
  • Leistung: 5 Watt
  • Röhren: 1x EL84 Endstufe, 3x 12AX7
  • Kanäle: 2
  • Effekte: Accutronics-Federhall
  • Gewicht: 21,5 kg
  • Maße: 562x423x253 mm (BxHxT)
  • Zubehör: Fußschaltpedal, Schutzhülle, Netzkabel
  • UVP: 891 EUR
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Profilbild von Chris

Chris sagt:

#1 - 09.09.2012 um 14:46 Uhr

1

Interessanter Test - der mal wieder bestätigt, wie wichtig der Speaker für die Klangformung ist. Ich spiele das Lionheart 20 Watt-Topteil durch eine 2x10-Box mit Jensen-Speakern, die auch obenrum ordentlich liefern und transparente Höhen hören lassen. Die fallen in Verbindung mit den von Laney verwendeten Heritage-Celestions sehr viel gedämpfter aus - habe mich schon immer gewundert, warum der Amp ab Werk mit diesen Speakern ausgerüstet ist, die auch untenrum für meinen Geschmack a bisserl zu fett sind, jedenfalls am Lionheart. Na ja, ist halt alles auch Geschmackssache. Ansonsten wirklich ein feiner Amp!

Profilbild von Easton

Easton sagt:

#2 - 10.01.2015 um 04:52 Uhr

0

Der verbaute Speaker ist nur ein Celestion G12H 70th Anniversary und der Reverb ist kein Accutronics mit Hallspirale, sondern digital.Die falschen Angaben sollte man in dem Testbericht korrigieren.Verarbeitungsqualität entspricht auch nicht dem hohen suggerierten Standard (Made in the UK), alle Bauteile sind chinesischer Herkunft. Dann könnte man den Amp auch gleich in China zusammenbauen, das macht dann kaum noch einen Unterschied. Preis/Leistungsverhältnis bei diesem Amp leider überhaupt nicht in Ordnung.

    Profilbild von Markus

    Markus sagt:

    #2.1 - 14.10.2015 um 18:08 Uhr

    0

    Sorry, aber das stimmt nicht. Es ist definitiv ein Accutronics-Federhall verbaut, hochwertige Röhren etc. Speaker ist in der Tat ein G12H, aber wieso "nur"?

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