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Laney GH50R-212 Test

Der Laney GH50R-212 Combo ist einer von drei Gitarrenverstärkern, die zusammen die neue GHR-Serie des britischen Herstellers bilden. Außer dem 50 Watt starken Combo gehören dazu auch die beiden Topteile GH50R und GH100R. Allen gemeinsam sind zwei Kanäle, ein Dreiband-EQ, ein serieller Effekt-Loop und ein Line Out mit schaltbarer Speakersimulation. Der eigentliche Clou der Konzeption aber ist die doppelte Gain-Regelung.

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Während der Drive-Regler für die Übersteuerung der Vorstufe zuständig ist, wird mit dem Output-Level der Zerrgrad bzw. das Kompressionsverhalten der Endstufe stufenlos eingestellt. Welche Auswirkungen das auf den Sound hat und was der Amp sonst noch zu leisten vermag, werdet ihr im folgenden Test erfahren.

Details

Gehäuse/Optik

Der GH50R-212 ist eindeutig rocktauglich, das fällt schon beim ersten Betrachten und vor allem beim Tragen auf. Der Combo ist sehr stabil gebaut, wiegt stattliche 32,7 kg und kann an den seitlichen massiven Metallgriffen beidhändig, oder noch viel besser zu zweit transportiert werden. Rollen wären natürlich optimal, wenn man längere Wege zur Bühne oder zum Proberaum zurücklegen muss. Das Gehäuse ist mit schwarzrotem Vinyl überzogen und hat Metallschoner an allen Ecken. Die beiden 12″ Celestion Vintage 30 Speaker werden durch eine schwarze Frontbespannung geschützt, die Rückseite ist halboffen. Die Front ist mit weißem Keder umrahmt und oben strahlt uns das dunkel spiegelnde Bedienfeld mit großen Reglern und Schaltern entgegen. Der Amp steht stabil auf vier Gummifüßen und kann mit einer ausklappbaren Stange auch leicht nach hinten gekippt werden, um den Abstrahlwinkel der Speaker mehr in Richtung Ohr des Gitarristen zu lenken, wenn der Amp auf dem Boden platziert ist. Der Verstärker ist in Vollröhren-Technik gebaut, vier ECC83 sind in der Vorstufe im Einsatz und in der Endstufe glühen zwei EL34. Der puristische Vintage-Gedanke wurde allerdings beim Hall nicht weitergeführt, dem GH50R-212 hat man eine digitale Version spendiert.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Brocken bringt 32,7 kg auf die Waage

Bedienfeld

Der Verstärker ist als Zweikanaler konzipiert, allerdings teilen sich beide Kanäle die Klangregelung, bestehend aus Treble, Middle und Bass. Kanal 1 ist mehr oder weniger für die Cleansounds zuständig, zur Einstellung der Lautstärke bzw. des Zerrgrades steht der Regler Channel 1 Drive bereit. Mit dem gleichen Regler kann die Bright-Funktion (Anhebung der Höhen) durch Ziehen (Pull) aktiviert werden. Neben dem Regler findet man den Schalter zur Kanalumschaltung, die natürlich auch per Fußschalter vorgenommen werden kann. Letzterer ist als Zweifachschalter ausgelegt und gehört zum Lieferumfang, angeschlossen wird er an der Rückseite. Es folgen die beiden Regelmöglichkeiten für den zweiten Kanal, den Spezialisten für die Zerrsounds. Drive regelt den Zerrgrad und mit Volume wird die Lautstärke des Kanals eingestellt. In der Mastersektion sitzen die Regler für Reverb, Master Output und Tone. Letzterer bietet noch etwas Feinschliff für die Klangfarbe des Gesamtsounds. Der Master Output funktioniert allerdings nicht wie ein normaler Master-Regler, denn bei unserem Kandidaten bestimmt er, wie stark die Endstufe angefahren wird. Möchte man mehr Endstufensättigung, sollten höhere Werte eingestellt werden, nimmt man den Regler komplett zurück, ist das Signal auf jeden Fall noch zu hören. Man kann sich diesen Regler eher als Gain-Regler für die Endstufe vorstellen und weniger als Master-Volume. Die Kanal-Lautstärke regeln primär Volume im Channel 2 und Drive in Channel 1. Man sollte hier mit den Einstellungen etwas experimentieren, aber grundsätzlich ist dieses Feature eine sehr gute Idee, denn so lässt sich die beliebte Endstufenzerrung mit geringen Lautstärken erzielen. Beim Reverb-Regler, der den Anteil des Halls bestimmt, hat man auch eine Pull-Funktion integriert. Wird er gezogen (Focus), reagiert der Hall mehr auf den gespielten Gitarrenton und weniger auf die Nebengeräusche. Ganz links sind die Schalter für Power und Standby, jeweils mit großer Kontrollleuchte, den Input für die Gitarre findet man auf der rechten Seite.

Fotostrecke: 6 Bilder Das Bedienpanel liegt auf der Frontseite

Rückseite

Alle weiteren Anschlüsse sind auf der Rückseite geparkt, los geht es gleich mit fünf für Lautsprecherboxen, aufgeteilt in drei Sektionen (1×16 Ω, 1x 8Ω oder 2x 16 Ω, 1x 4Ω oder 2x 8Ω). Die internen Lautsprecher sind mit dem 8Ω-Anschluss in Sektion 2 verbunden. Mit den verschiedenen Anschlüssen ist es auch möglich, eine Lautsprecherbox zusätzlich zu den internen Speakern zu betreiben. Wer das Ampsignal per DI abnehmen möchte, dem steht der DI-Out mit XLR-Anschluss zur Verfügung. Hier liegt das Master-Signal an, das wahlweise mit oder ohne integrierte Speaker-Simulation ausgegeben wird. Der Pegel wird mit dem Level-Regler eingestellt und gegen eventuelle Brummschleifen hilft ein Ground Lift-Schalter. An den Remote-Anschluss gehört der mitgelieferte Fußschalter, die danebenliegenden Buchsen für Send und Return bespielen den internen seriellen Effektloop. Dessen Pegel kann per Schiebeschalter um 10 dB gedrosselt werden (0 dB, -10 dB). Wer keinen Effektloop benötigt, schiebt den Schalter in die Off-Position und der Loop ist zugunsten einer besseren Klangausbeute aus dem Signalweg. Den Aux In mit Miniklinkenanschluss könnte man neben den großen Reglern und Klinkenbuchsen fast übersehen, hier können Line Signale (z.B. für Backing Tracks, etc.) direkt auf die Endstufe zum Jammen geschickt werden.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Rückseite des Röhren-Boliden
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Praxis

Channel 1

Wir starten unseren Rundgang bei den unverzerrten Klängen im Channel 1, und zwar mit neutraler Klangregelung. Auch im Master-Bereich steht alles auf 12 Uhr, um ein Gefühl für den neutralen Grundsound dieses Kanals zu erhalten. Ihr hört das Ganze einmal mit und einmal ohne Bright-Funktion, bei der die Höhen noch etwas angehoben werden.

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Audio Samples
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Channel 1: Clean, Strat – ohne Bright Funktion Channel 1: Clean, Strat – mit Bright Funktion

Der Kanal hat ordentliche Clean-Reserven, erst bei Drive auf 13 Uhr beginnt die Vorstufe zu übersteuern und es wird etwas crunchiger. Wer auf drahtige Sounds steht, sollte dabei den Drive-Regler gezogen lassen, da kommt der crispe Sound gut rüber.

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Strat13 Bright12121212127
Audio Samples
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Channel 1: Crunch, Strat – mit Bright-Funktion

Wenn es richtig schmatzen soll, lohnt es sich, die Endstufe etwas härter anzufahren und eine Prise Endstufenkompression mitzunehmen. Jetzt kommen zwei Versionen, einmal mit dem Output-Regler komplett zurückgenommen und dann voll aufgedreht. Die Endlautstärke ändert sich selbstverständlich recht stark zwischen 7 und 17 Uhr, der Pegelunterschied wurde bei der Aufnahme mit dem Input Gain am Channel Strip ausgeglichen.

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Audio Samples
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Channel 1: Strat, Output auf 7 Uhr (min.) Channel 1: Strat, Output auf 17 Uhr (max.)

Die Konzeption mit der regelbaren Endstufenzerrung/Kompression macht sich sehr positiv bemerkbar. Auch beim Clean Channel lässt sich der schmatzige Sound der Endstufenkompression schon bei humanen Lautstärken erzeugen. So ist die Vorstufe auch bis zu einem Mid-Gain-Sound zu überreden. Hier kommt der maximale Zerrgrad von Channel 1 mit einer Humbucker-Gitarre. Es klingt etwas matschig im Bassbereich, aber dieser Kanal ist auch nicht der Spezialist für solche Sounds. Man könnte ihn aber auf jeden Fall für dreckige Töne nutzen, zumal sich der Zerrgrad dynamisch regeln lässt. Beim nächsten Beispiel ist das Volume-Poti an der Gitarre zu Beginn auf 10 , dann wird auf 5 zurückgeregelt.

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SG1711121110137
Audio Samples
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Channel 1: SG, Maximum Gain
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Channel 2

Der Channel 2 ist für die härteren Veranstaltungen konzipiert, aber er lässt es recht entspannt angehen, denn im ersten Viertel des Drive-Regelweges hält sich die Zerre weitestgehend zurück. Bei neutraler Klangregelung erhält man erst einmal einen recht warm klingenden, unverzerrten Ton, selbst mit einer Humbuckergitarre lässt sich die Vorstufe noch nicht zum Zerren überreden. Um dem Sound etwas Tiefe zu verleihen, habe ich diesmal den Hall noch mit dazugenommen. Mit einer Nachhallzeit von ca. 2 Sekunden liefert er eine gute Hallfahne, bettet sich aber auch bei höheren Einstellungen noch gut ein und lässt der Gitarre immer den Vortritt.

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Les Paul912121212121213
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Channel 2: Les Paul, Drive-Regler auf 9 Uhr

Ab Drive auf 10 Uhr kommt der Kanal langsam in Fahrt und liefert einen dynamischen Overdrivesound, der die Feinheiten an der Gitarre entsprechend überträgt. In diesem Zerrbereich punktet erneut die Konzeption mit dem speziellen Output-Volume. Bei höheren Werten komprimiert die Endstufe mehr, die leisen Anschläge haben schon satten Pegel und sind nicht so weit von den normalerweise lauteren Zerrsounds entfernt. Wer viel über die Anschlagsdynamik bei Crunch- und Mid-Gain-Sounds arbeitet oder auch mit dem Lautstärkeregler an der Gitarre den Zerrgrad bestimmt, der wird hier seine Freude haben. Im nächsten Beispiel habe ich zuerst den Hals-Pickup mit leichtem Fingeranschlag gespielt, dann ging es mit kräftigem Pick-Anschlag auf den Steg-Pickup.

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Les Paul101110151310157
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Channel 2: Les Paul, Drive-Regler auf 10 Uhr

Der Zerrsound liefert eine gute Portion Höhen und obere Mitten. Für meinen Geschmack fehlt es dem Grundsound an einem bestimmten Charakter, denn so ist es weder Vintage noch richtig modern und klingt noch etwas zu flach, um ganz weit oben in der Liga mitspielen zu können. Der EQ gefällt mir gut, der Mitten-Regler sorgt dabei für etwas Flexibilität, denn hier kann per Pull-Funktion die Centerfrequenz verschoben werden. Zieht man den Regler, wird eine etwas tiefere Mittenfrequenz bearbeitet, was den Sound bei weiter aufgedrehten Mitten wärmer macht – eine sehr gute Funktion, um den Klang optimal an die Gitarre anzupassen. Ihr hört nun die beiden Extrem-Settings, einmal Mid Cut (Middle auf 7 Uhr) und dann vollen Mid-Boost (Middle auf 17 Uhr). Zuerst die normale Version, dann mit herausgezogenem Regler (Mid Shift).

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Les Paul1310117-171114147
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Channel 2: Les Paul, Mid-Regler auf 7 Uhr (min.) Channel 2: Les Paul, Mid-Regler auf 17 Uhr (max.)

Die passive Klangregelung packt bei Bedarf kräftig zu und man ist in der Lage, das Frequenzbild auch mal etwas heftiger zu verbiegen. Zusammen mit Mid-Shift und Tone-Regler in der Endstufe bietet sie einiges an Gestaltungsmöglichkeiten. Hier sind zwei Sounds mit maximalem Gain und unterschiedlichen EQ-Settings.

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Channel 2: SG, Drive-Regler auf 17 Uhr, EQ Setting 1
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SG179117(Shift)1017157
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Channel 2: SG, Drive-Regler auf 17 Uhr, EQ Setting 2

Bei hohen Zerrgraden wird der Bassbereich leider etwas undefiniert und man muss mit einem erhöhten Nebengeräusch-Level klarkommen. Im Gegenzug ist das gelieferte Gain-Level dann aber auch massiv. Wer es gerne richtig heftig mag, der sollte also schon mal nach einem passenden Noisegate Ausschau halten.

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… und DI-Out im XLR-Format – inklusive Speaker-Emulation, Levelregler und Groundlift

DI Out

Zum Abschluss werfen wir noch ein Ohr auf den Klang des DI-Out mit aktivierter Speaker-Simulation. Im Livebetrieb ist es für Tontechniker ein Segen, wenn das Ampsignal ohne Übersprechung über eine frequenzkorrigierte DI abgenommen werden kann. Leider lässt sich in unserem Fall der DI-Ausgang nicht zum Silent Recording benutzen, bei manchen Amps funktioniert das im Standby-Mode. Beim GH50R-212 muss immer ein Lautsprecher angeschlossen sein, aber man kann den Pegel ja immerhin so weit drosseln, dass man auch in halbwegs akzeptabler Lautstärke spielen und über den DI-Out aufnehmen kann. Dabei sollte man den Tone-Regler am besten nicht so weit aufdrehen, denn dann wird der DI-Sound sehr giftig in den Höhen. Um einen relativ ähnlichen Sound wie über die Lautsprecher zu erhalten, hätte man beim DI-Out noch die Höhen etwas absenken müssen. Aber im Zweifelsfall erledigt das der Tontechniker am Pult. Hier ist eine Aufnahme mit beiden Variationen zum direkten Vergleich, einmal mit Speaker und Mikrofon (Beyer Dynamic M160) und dann mit dem DI-Out.

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SG1491214(Shift)12141413(Focus)
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Channel 2: SG, Signal über Speaker und Mikrofon Channel 2: SG, Signal über DI-Out
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Fazit

Der Laney GH50R kommt mit einem neuen Konzept, bei dem die Endstufe über einen Output-Volume-Regler heißer angefahren und so die beliebte Endstufenkompression auch bei geringeren Lautstärken stufenlos einzustellen ist. Das funktioniert auch in Wechselwirkung mit den Einstellungen der Drive-Regler sehr gut und man erhält in beiden Kanälen sehr schmatzige und sustainreiche (Zerr-) Sounds. Der 50 Watt starke Amp hat im Hinblick auf den Schalldruck eindeutig Bühnenreife, und auch mit der gut arbeitenden passiven Klangregelung lässt sich einiges bewerkstelligen. Lediglich dem Zerrsound von Channel 2 fehlt es mir persönlich etwas an Charakter. Ansonsten macht der Combo einen soliden Job und lässt sich flexibel einsetzen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • regelbare Endstufenkompression über den Output-Regler
  • Klangregelung
  • Verarbeitung, sehr stabil gebaut
  • Klapp-Vorrichtung zum schrägen aufstellen des Amps
  • Schalldruck
Contra
  • Nebengeräusch-Level bei hohen Gain-Settings in Kanal 2
  • Gewicht (32,7 kg)
Artikelbild
Laney GH50R-212 Test
Für 1.299,00€ bei
Laney_GH50R_212_10
Zwei Metallgriffe erleichtern das Handling
Technischee Spezifikationen
  • Hersteller: Laney
  • Modell: GH50R-212
  • Typ: Vollröhren-Gitarrencombo
  • Ausgangsleistung: 50 Watt (Class A/B)
  • Röhrenbestückung: 4x ECC83 (Vorstufe), 2x EL34 (Endstufe)
  • Lautsprecher: 2x 12″ Celestion Vintage 30
  • Bedienfeld Regler: Reverb, Output, Tone, Treble, Middle, Bass, Volume, Drive, Ch. 1 Drive
  • Rückseite Anschlüsse: 5x Speaker Out, DI Out (XLR), Remote, FX Send, FX Return
  • Abmessungen: 715 x 520 x 285 mm (B x H x T)
  • Gewicht: 32,7 kg
  • Lieferumfang: Netzkabel, Fußschalter
  • Preis: 1.545,81 Euro UVP
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