Image Line FL Studio 12.5 (Producer Edition) Test

Mit FL Studio 12.5 steht das letzte Major-Update zum Download bereit, bevor Hersteller Image Line den Sprung auf Version 20 wagen wird. Da stellt sich berechtigterweise die Frage, warum die Versionen 13 bis 19 übersprungen werden. Image Line begründet diesen Schritt mit dem 20-jährigen Jubiläum der DAW. 

Bild mit freundlicher Genehmigung von Image Line
Bild mit freundlicher Genehmigung von Image Line


Doch bevor die kleinen Früchtchen über Nacht erwachsen werden, erhält Version 12.5 nützliche Workflow-Beschleuniger in puncto Playlist, Automationen und Sampling. Ferner wird FL Studio um das langersehnte Bounce-in-Place-Feature erweitert, mit dem sich Patterns in Audios Clips rendern lassen. Bestehende Plug-ins erhalten vektorisierte Bedienoberflächen und die DAW wird um ein Fruity-Delay reicher. Hinzu kommen Erweiterungen in der 303-Emulation Transistor Bass und selbst erstellbare Virtual MIDI Controller. Wir haben aktualisiert und gecheckt, wie sich FL Studio 12.5 in der Praxis schlägt.
 

Details

Einmal Fruity, immer Fruity!

Das Update ist für Besitzer einer FL Studio Lizenz wie immer kostenlos. Verglichen mit FL Studio 12 ist kein Preisanstieg zu verzeichnen. Bereits mit FL Studio 12 hat Image Line das Interface vektorisiert und den Workflow in einigen Punkten optimiert. Einen gesonderten Testbericht findet ihr hier. Schauen wir uns im Folgenden die Neuheiten des Updates an.

Organisierte Playlist

Das neue Picker Panel ist ein Pattern-, Audio- und Automation-Manager. Es ermöglicht eine übersichtliche Organisation und schnelleres Arrangieren in der Playlist, als es bislang möglich war. So lassen sich die Elemente nach Name, Farbe und „ungenutzt“ sortieren. Vom Picker Panel können sie vorgehört und per Drag and Drop in die Playlist gezogen werden. Andersherum eignet sich das Picker Panel auch, um Patterns, Audio und Automationen gleichzeitig in der Playlist zu selektieren, zu verschieben oder zu löschen –  praktisch! Ferner ermöglicht das Picker Panel alle Patterns, Audio gleichzeitig umzufärben und umzubenennen. Auch können im Picker schlussendlich Patterns mit einer Art Bounce-In-Place-Funktion in Audio-Clips umgewandelt werden, doch dazu mehr im Praxistei

Picker Panel ermöglicht übersichtlichere Organisation von Patterns, Audios und Automationen.
Picker Panel ermöglicht übersichtlichere Organisation von Patterns, Audios und Automationen.

Erweiterter Playlist-Workflow

Wer mit der Playlist ähnlich einer linear strukturierten DAW wie Logic Pro X oder Cubase arrangieren möchte, darf sich über das Macro-Tool „Lock“ freuen. Es verbindet Content (Patterns, Audios und Automationen) mit Tracks, sodass diese fest zugewiesen werden. Das hat im Workflow einen entscheidenden Vorteil: Beim Arrangieren mit dem Paint-Tool muss nicht mehr ein Pattern ausgewählt werden – man kann also einfach drauflospinseln und der Playlist-Track erhält automatisch den zugewiesenen Inhalt. Möchte man später doch mal ein anderes Pattern oder Audio-File in einer Spur nutzen, wird das Lock-Feature einfach wieder deaktiviert.
Zur besseren Übersichtlichkeit verfügt die Playlist darüber hinaus über eine Mini-Playlist-Preview, mit der sich das gesamte Projekt besser überschauen lässt. Solch eine Preview gibt es zudem auch in der Pianorolle, was beim Programmieren und Editieren von MIDI-Noten ebenfalls für mehr Übersichtlichkeit sorgt. 
Die Automation-Tracks werden um Zahlenwerte erweitert, mit denen sich die Automations-Punkte präzise eingeben lassen. Das kann manchmal nützlicher sein, als sie einzuzeichnen – besonders bei geringem Zoom-Faktor.

Fotostrecke: 2 Bilder Bessere Übersicht: Mini-Playlist

Virtual MIDI Controller

Wer FL Studio mit einem Windows-PC inklusive Touchscreen nutzt, darf sich über ein virtuelles Keyboards und Drumpads freuen, die sich über das View-Menü einblenden lassen. Das Keyboard verfügt über eine Noten-Range von C0 bis 10B und kann Noten auf bis zu zwei Keyboards übereinander anzeigen. Durch den vertikalen Bereich der Tasten ist es sogar anschlagempfindlich spielbar. Beim virtuellen Drumpad lässt sich die Pad-Matrix von 2×2 über MPC-typische 4×4 bis hin zu 16×16 definieren. Die Farbe der Pads ist frei wählbar und auch die Noten können nach Belieben zugewiesen werden – sehr flexibel! Wer also mit dem Windows-Tablet-PC unterwegs Ideen verwirklichen will, benötigt nicht mal mehr einen externen Controller, um live einspielen zu können. Damit das auch ohne Fingerkrämpfe einwandfrei gelingt, sind die virtuellen Keys und Pads natürlich gleich vektorisiert und dementsprechend auf die gewünschte Größe skalierbar!

Die beiden virtuellen MIDI Controller
Die beiden virtuellen MIDI Controller

Face liftings

Mit Version 12 hat Image Line bereits die Bedienoberfläche der DAW und einige Plug-ins vektorisiert, was sie auf praktisch allen verfügbaren Bildschirmauflösungen gut darstellen lässt. Unterstützt werden Auflösungen bis zu 8K – die DAW ist also zukunftsorientiert. Mit FL Studio 12.5 wurden die noch übrig gebliebenen Plug-ins vektorisiert: DirectWave, Harmor, Fruity Balance und FPC bereithält.

Fotostrecke: 4 Bilder Neue GUIs für DirectWave, …

Praxis

Render as Audio Clip

Endlich verfügt die DAW über eine Art Bounce-in-Place-Funktion, mit der sich selektierte Patterns, Audios und Automationen rendern, also in Audiodateien umwandeln lassen – das wurde auch langsam Zeit! Bislang musste man sich mit „Record Pattern to Audio“ aushelfen, was ein vergleichsweise umständlicher Workaround ist – besonders, wenn man viele Dateien umwandeln möchte. Zwei neue Funktionen schaffen nun endlich Abhilfe: Mit „Render as Audio Clip“ öffnet sich ein Render-Fenster, in dem Optionen zu Audioformat und Qualität bereitstehen. Auch ist auswählbar, ob Insert- und/oder Master-Effekte gerendert werden sollen – sehr praktisch! Damit die Settings nicht jedes Mal erneut ausgewählt werden müssen, steht die zweite Variante „Quick Render as Audio Clip“ bereit, welche Default-Settings übernimmt und ohne Weiteres rendert. Nach dem Rendern stehen die Audio Clips natürlich im Picker Panel zur Verfügung.

Das neue Render-to-Audio-Feature hält viele Optionen bereit.
Das neue Render-to-Audio-Feature hält viele Optionen bereit.

Überarbeitete Plug-in-Fenster

Erstmals befinden sich in den Plug-in-Fenstern Preset-Menüs. Klickt man mit der linken Maustaste, werden die Presets im sogenannten „Selector“, also direkt am Plug-in-Fenster angezeigt. Mit einem Rechtsklick öffnet sich FL Studios Browser, welcher gleich zur Preset-Liste des entsprechenden Plug-ins springt. Die Toolbar der Plug-in-Fenster kann standardmäßig ausgeblendet werden. So spart man etwas Platz bei vielen geöffneten Plug-ins. Bei Bedarf wird die Toolbar dann wie gewohnt über das kleine Zahnrad eingeblendet.

Selector ermöglicht Preset-Skippen im Plug-in-Fenster.
Selector ermöglicht Preset-Skippen im Plug-in-Fenster.

Mini-Features

Klein, aber fein: Hat man sich das Sichtfeld durch viele geöffnete Plug-ins versperrt, können diese mit der Tastenkombination ALT+F12 gleichzeitig geschlossen werden. Schade ist aber, dass diese nicht wie in vielen anderen DAWs nur versteckt werden und gleichzeitig wieder aufrufbar sind. Dazu müssen sie erneut einzeln geöffnet werden. Auch ein verbessertes Routing ist zu verzeichnen: Mit der Tastenkombination CTRL+L können selektierte Mixer-Kanäle an den nächstfreien Mixer-Kanal geleitet werden, was ein schnelleres Erstellen von Subgruppen erlaubt.

DirectWave

Bessere Qualität und schnelleres Sampling findet sich in FL Studios Multi-Sampler-Instrument DirectWave. Ein neues Resample-Feature erlaubt via Kontext-Menü-Eintrag aus jedem Channel, Patcher oder Layer ein DirectWave-Instrument zu erstellen. So werden im Handumdrehen Sampler-Instrumente erstellt, die mit vielen Optionen wie Root-Note, Velocity, Velocity-Layer, Loop-Crossfades und detailreich angepasst werden können. Hinzu kommt eine Option, um High Quality Rendering zu aktivieren. Diese macht den DirectWave-Einsatz zwar CPU-hungriger, erhöht jedoch die Auflösung von automatisierten Parametern innerhalb des Samplers. Dadurch werden beispielsweise artefaktfreie AM- und FM-Modulationen möglich – klanglich also ein absoluter Vorteil.

Transistor Bass Klang

Die Roland TB-303-Emulation Transistor Bass erhält einen neuen Gate-Length-Parameter, mit dem sich die Gate-Länge des Sequenzers justieren lässt, was kürzer oder länger gespielte Sequenzer-Steps ermöglicht. Auch in puncto Wellenform gibt es positive Änderungen zu vermerken. Statt auswählbarer Saw oder Pulse-Waves – wie man es vom Original-Synth kennt – lässt die Emulation frei zwischen beiden Wellenformen überblenden. Damit man jedoch näher an den Sound des Vorbildes herankommt, wurde Image Lines Transistor Bass um eine zusätzliche „303-Pulse“ erweitert. Ist diese ausgewählt, werden einige Parameter der Tweak-Sektion deaktiviert, damit der Grundsound näher am Original bleibt. Mit der neuen Wellenform klingt Transistor Bass wesentlich authentischer. Wie groß der Unterschied ist, hört ihr beim Vergleichen des dritten und vierten Klangbeispiels.

Erweiterte TB-303-Emulation: 303-Wellenform und Gate-Length für Transistor Bass
Erweiterte TB-303-Emulation: 303-Wellenform und Gate-Length für Transistor Bass
Audio Samples
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01. Transistor Bass: Gate-Length 02. Transistor Bass: Saw Wave 03. Transistor Bass: Pulse Wave 04. Transistor Bass: 303 Pulse Wave 05. Transistor Bass: 303 Pulse Wave (Distortion)

Fruity Delay 3

FL Studio wird um ein Tape Delay reicher, das sich zum Host-Tempo synchronisieren lässt. Anders als viele artverwandte Effekte kann die Tonhöhe beim Verändern der Delay-Time wahlweise beibehalten werden. Die Delay-Fahne kann Mono, Stereo oder Ping Pong erklingen, wobei die Stereobasis in der Breite einstellbar ist. Hinzu kommt eine Modulationssektion inklusive eigenem Cutoff-Filter sowie Diffusion-Parameter.

Umfangreiches Onboard-Delay: Fruity Delay 3
Umfangreiches Onboard-Delay: Fruity Delay 3
Audio Samples
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06. Fruity Delay 3: Saturation + Bitcrusher 07. Fruity Delay 3: Keep Pitch

Wirklich interessant wird es aber erst in der Feedback-Sektion, in der die Delay-Fahnen mit Filter, Bitcrusher, Sättigung und Limiter einen charaktervollen Stempel aufgedrückt bekommen – sehr schön! In der Kombination lädt das Delay zum Experimentieren ein und braucht sich klanglich vor ähnlichen Delays namhafter Hersteller nicht zu verstecken. Es erinnert ein wenig an den Charme von Rolands Space Echo, nur eben in einer sehr komplexen Variante. Wenn man das Ganze noch automatisiert, können dabei abstrakte Klangfahrten herauskommen.

Fazit

Image Line hat FL Studio mit dem kostenlosen Updaten auf Version 12.5 an vielen kleinen Workflow-Schräubchen gedreht. Das Picker Panel ermöglicht ein organisierteres Arrangieren. Das frisch hinzugefügte Fruity Delay 3 überzeugt mit umfangreicher Ausstattung und lädt zum Experimentieren ein. Leider bleibt auch Version 12.5 für Mac-User weiterhin im Beta-Stadium, weshalb mehrere Bildschirme nicht unterstützt werden und mit Grafikfehlern zu rechnen ist. Um vollwertigen DAWs mit ausgiebigen und flexiblen Audio-Features das Wasser reichen zu können, bedarf es noch einiger essentieller Änderungen. Ob diese mit dem Versionssprung auf Nummer 20 zu erwarten sind, wird sich voraussichtlich 2018 zeigen.

Pro
  • organisiertere Playlist
  • Render as Audio
  • Mini-Preview für Pianorolle und Playlist
  • verbesserte TB-303-Emulation
  • umfangreiches Fruity Delay 3
Contra
  • Mac-Version weiterhin Beta
  • Audio-Recording und Editing unkonventionell
Bild mit freundlicher Genehmigung von Image Line
Bild mit freundlicher Genehmigung von Image Line
Features
  • patternbasiertes Kompositionskonzept
  • unendlich viele Patterns
  • Patterns lassen sich in Playlist arrangieren
  • MIDI- und Audio-Clips schneiden, stretchen, umarrangieren
  • virtueller Mixer mit 103 Tracks und je 10 Effektkanälen
  • Plug-in Delay-Kompensation und Sidechaining im Mixer
  • Einbindung externer MIDI-Controller
  • Multitrack-Recording
  • unterstützt VST-/VST2-/VST3- und DX-Plug-ins
  • ASIO- und CoreAudio-Support
  • rendern in WAV, MP3, FLAC und OGG
  • als VST- und Rewire-Host oder Client nutzbar
  • Import/Export-Funktion für WAV, MP3, OGG und MIDI
  • interne Controller als Modulationsquelle nutzen
  • Pianorolle mit Kompositionshilfen für Akkorde und Skalen
  • Clip-Automation
  • FL-Studio als VST-Instrument in Host-Applikationen einsetzbar
  • Sampler: DirectWave, Channel Sampler, FPC, Fruity Granulizer, Soundfont Player, Wave Traveller
  • Synths: 3OSC, Autogun, BassDrum, BeepMap, Drumaxx, Drumpad, Fruity Kick, Fruity Dance, Fruit Kick, Fruity DX10, FL Keys, FL Slayer, Fruity Pad Controller, Groove Machine Synth, Harmor, Harmless, MiniSynth, Morphine, Speech Synthesizer, Ogun, Plucked!, FL FlowStone, Sytrus, SimSynth, Pozone, Sakura, Sawer, Toxic Biohazard, Transistor Bass, WASP/WASP XT, DrumSynth Live, BooBass, Granulizer, Wave Traveller, TS404
  • Edison – Audio Editor
  • Slicex – Loops zerschneiden und neu anordnen
  • Event Editor
  • Vocodex Vocoder
  • SynthMaker – erstellen modularer Effekte und Klangerzeuger
  • Fruity Convolver – Convolution Reverb
  • Tools: Patcher, VFX Color Mapper, VFX Key Mapper, VFX Keyboard Splitter, Control Surface, Dashboard, Layer Channel, Rewired, FL Studio Mobile Plug-in, MIDI Out, Peak Controller, Fruity Envelope Controller, Fruity Keyboard Controller, Formula Controller, X-Y-Controller
  • Neu in FL Studio 12.5
  • Picker Panel für Pattern-, Audio- und Automations-Management
  • vektorisierte Interfaces für DirectWave, Harmor, Fruity Balance und FPC
  • Fruity Delay 3: Tape Delay mit Feedback-Distortion/Limiter und Bitcrusher
  • erweiterter Patcher
  • DirectWave mit High Quality Rendering
  • Erstellung von DirectWave-Instrumenten aus Channels, Patcher und Layern
  • Automationspunkte mit Werteingabe
  • 303-Pulse und Gate-Length für Transistor Bass
  • erweiterter Control Creator
  • Preview für Pianorolle und Playlist
  • Preset-Menü in Plug-in-Fenstern
  • automatisches Routing von selektierten Channels an freien Mixer-Chanel
  • Lock-Feature zum Zuweisen von Content und Playlist-Tracks
  • Close all Plug-ins Feature
  • Plug-in-Wrapper-Menü standardmäßig ausblenden
  • Systemvoraussetzungen: 2 GHz Intel Pentium 4 / AMD Athlon 64 (oder neuer), 32- oder 64-Bit-Version von Windows 10/8.0/8.1/7, Vista oder XP (inklusive Service Pack 3), Intel Mac mit Mac OS X 10.8 oder neuer, 1 GB RAM, 2 GB freier Festplattenspeicher
Preis
  • Update: kostenlos
  • FL Producer: 170 EUR
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • organisiertere Playlist
  • Render as Audio
  • Mini-Preview für Pianorolle und Playlist
  • verbesserte TB-303-Emulation
  • umfangreiches Fruity Delay 3
Contra
  • Mac-Version weiterhin Beta
  • Audio-Recording und Editing unkonventionell
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Image Line FL Studio 12.5 (Producer Edition) Test
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