So funktioniert das ToneX Cab in der Praxis
Wie so oft bei Fullrange-Cabs würde ich euch gerne ein paar Hörbeispiele nach Hause liefern, aber die Mikrofonierung der Kombination aus 12“ Speaker und 1“ Treiber ist nicht wirklich realisierbar. Zudem wird in der Regel über das Cab ein bereits mikrofoniertes Signal aus einem Modeler geschickt. Daher wird eine mikrofonierte Aufnahme der ganzen Sache nicht gerecht, weshalb es hier einen Erfahrungsbericht gibt. Ich habe für den Praxistest diverse Sounds und Profile aus dem Kemper Profiler an das Cab geschickt. Der Profiler war über den Monitor-Out verbunden und das IK Multimedia ToneX Cab erhielt das komplette Signal aus Amp, Cab und Effekten.

Der Frequenzgang im Vergleich mit den Studio-Speakern
Wenn der Equalizer in neutraler Position geparkt ist, dann ist das Klangbild recht neutral und dem Sound der Studio-Monitore (Genelec 8050A) sehr nah, was den Frequenzgang anbetrifft. Mit dem EQ lässt sich natürlich einiges einstellen, aber alles im moderaten Rahmen und immer homogen vom Sound her. Dreht man zum Beispiel die Höhen weiter auf, ergibt sich bei einem ausgewogenen Amp-Modell kein Sound, der in den Ohren klingelt. Ein Grund ist der Charakter des Cabs, der deutlich in Richtung Gitarrenamp geht, was durch ein angenehmes Sättigungsverhalten schon bei niedrigeren Lautstärken spürbar ist. Die typische Endstufenkompression von Low-Watt-Röhrenamps ist hier sehr gut abgebildet und sorgt für ein angenehmes Spielgefühl.
Mit dem Amp-Tone-Parameter kann dabei auch noch etwas nachgeholfen werden. Einfach gesagt hat der Sound bei Linksanschlag einen etwas höhenreicheren Klang (mikrofoniertes Signal) mit abgesenkten Mitten. Dreht man weiter auf, werden die Höhen entsprechend abgesenkt und es erscheinen mehr untere Mitten. Dadurch erhält man mehr das Gefühl, direkt vor einem Gitarrenamp zu stehen.

Wiedergabe unterschiedlicher Ampsounds
Mit dem eben beschriebenen Sättigungsverhalten ist es naturgemäß eine große Freude, die angesagten Fender- und Vox-Amp-Modelle zu spielen, wobei Cleansounds sehr perlig aus den Speakern kommen. Ich hatte zum Test ein Profil meines Tweed Deluxe Amps über das ToneX Cab mit dem Original-Amp über eine 1×12 Box verglichen. Ein Unterschied ist selbstverständlich noch vorhanden, aber dieses knackige Spielgefühl war recht identisch. Leicht angezerrte Sounds machen ebenfalls sehr viel Freude, aber in höheren Gain-Bereichen wird die Klangwiedergabe etwas schwächer, gemessen an den wirklich guten Ergebnissen mit unverzerrten Sounds.
Das klassische Rockbrett mit Les Paul und Marshall-Profil kommt dabei etwas pappig aus den Speakern. Bei niedriger Lautstärke fällt es nicht allzu sehr auf, weil der Ton sehr ausgewogen klingt, auch in Zimmerlautstärke gut trägt und sich entsprechend gut anfühlt. Geht es aber dann in Richtung Proberaum- oder Bühnenpegel, werden die höheren Zerrgrade undefinierter und die Saitentrennung ist nicht mehr so deutlich wie beim selben Sound über die Studio-Monitore. Ich hatte alternativ dazu auch ein Direktprofil mit einer im ToneX Cab geladenen Celestion-IR ausprobiert, aber das Soundverhalten war ähnlich.
Sound mit Akustikgitarre
Bei Steel-String- und Nylon-String-Akustikgitarren gab es ebenfalls sehr gute Klangergebnisse, bevorzugt bei der Amp-Tone-Einstellung auf Linksanschlag (Mic). Schön, wenn man die Möglichkeit hat, verschiedene Presets zu speichern und am Amp-Modeler mit den Presets oder Rigs ein MIDI-Signal auszugeben, damit das ToneX Cab gleich das passende Preset zum aktuellen Amp-Modell auswählt.
Schalldruck – Abstrahlverhalten – Rauschen
Das IK Multimedia ToneX Cab ist auf jeden Fall für Proberaum und Bühne geeignet und man kann auch gegen einen energischen Drummer bestehen. Durch die Möglichkeit, das Cab zu kippen, kann man sich auch ordentlich beschallen lassen, während der Rest der Band nicht mit zu viel Gitarrensignal beglückt wird. Aber auch in der klassischen aufrechten Variante liefert das Cab einen amtlichen Sound und Druck nahezu ohne Rauschen.