iConnectivity ist bekannt für clevere Audio- und MIDI-Systeme, die durch vielseitige Routing-Möglichkeiten glänzen und mit praktischen Lösungen für die Verkabelung von Bühne und Studio überzeugen. Das Audiointerface iConnectAudio4+ haben wir bereits vor einer Weile positiv getestet. Heute widmen wir uns dem dicken MIDI-Interface iConnectivity mioXL – und seinem kleineren, aber fast baugleichen Bruder mioXM.
8×12 MIDI / USB-Netzwerk Interface – iConnectivity mioXL im Test
Per USB zur DAW stehen 16 Ports à 16 Kanäle bereit, dazu kommen weitere 22 virtuelle Ports über RTP-MIDI.
Ergänzt wird das Ganze durch zehn USB-Host-Ports (Typ A) für Class-Compliant-MIDI-Geräte wie Keyboards, Synthesizer und Controller.
Auch klassisches MIDI kommt nicht zu kurz: Der 19-Zoll, 1-HE Kasten bietet nämlich acht DIN-Eingänge und zwölf DIN-Ausgänge, großzügig verteilt auf der Vorder- und Rückseite.
Ein MIDI-Interface für alle Fälle. Das mioXL ist hoch-modern und wunderbar flexibel!
Standalone Breakout
Besonders spannend: Das mioXL ist vollständig standalone-fähig und eignet sich hervorragend als zentrale Breakout-Box im Studio. Die Konfiguration erfolgt wahlweise über USB, Netzwerk – und sogar WiFi!
Die Rückseite: RJ45 für Netzwerk, 6x Host-USB sowie die ersten sechs Paar DIN-MIDI I/Os
Mit der mitgelieferten Auracle Software für Mac & Windows kann das Interface konfiguriert, sowie die Routings zwischen allen Teilnehmer gemanaged werden. Splits, Merges und Filter-Möglichkeiten erlauben recht komplexe Setups.
Der zentrale Dialog des mioXL via Auracle X
Darüberhinaus können mit RTP-MIDI auch mehrere Computer miteinander “virtuell” verbunden werden sowie mehrere Interfaces für dezentrale Platzierungen kombiniert werden.
Netzwerk-Kabel können bekanntlich außerdem hunderte Meter lang werden, während bei USB bereits nach wenigen Metern Schluss ist, von Grounding und USB-Hub-Problemen mal ganz zu schweigen.
Der Lieferumfang umfasst das passende 12-Volt-Netzteil, ein kurzes Cat5- sowie ein USB-Kabel.
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Praxis, Presets & Bedienung
Das mioXL bietet 32 Presets, mit denen sich unterschiedliche Konfigurationen und Routings speichern und blitzschnell umschalten lassen – perfekt, um zwischen komplexen Setups hin- und herzujonglieren.
Beschriftungsfelder für die DIN-Ports wären im Rack-Alltag hilfreich gewesen – noch besser, eine Anzeige der Klartextnamen im Display. Immerhin lassen sich grundlegende Aktivitäten über das berührungsempfindliche Control Panel mit seiner Touch-Steuerung und dem OLED-Display überwachen.
Freie Port-Namen & flexible Software
In der Software zeigt sich iConnectivity großzügiger: Alle Ports lassen sich frei benennen. Diese “Treiber-Namen” werden sogar in der DAW und auf Controllern wie dem Push dann angezeigt – ein enormer Komfortgewinn gegenüber den üblichen kryptischen Bezeichnungen.
Auch das Routing gestattet sich einfach, trotzdem wäre eine Matrix sicherlich noch mal übersichtlicher gewesen als das etwas verschachtelte TAB-Menü. Macht man aber auch alles in der Regel nur einmal vernünftig und gut.
Standalone & WiFi via Router
Punkten kann das mioXL mit seiner soliden Standalone-Fähigkeit: Die Konfiguration bleibt im Gerät gespeichert und lässt sich über USB, Netzwerk oder sogar WiFi einfach anpassen, letzteres erstaunlich stabil auch bei der Übertragung von MIDI selbst!
Beispiel aus der Praxis: Ich habe das mioXL zu Hause einfach an meinen Router gehängt und vom Laptop gemütlich auf der Couch Synth-Namen und Routings eingetippt. Sogar die Host Reservations für USB-Geräte mussten ich nur einmalig durch Anstecken vergeben.
Im Studio das Aha-Erlebnis: Alles angeschlossen, fast schon wahllos verkabelt – und es funktionierte wie geplant. Für Live-Acts ist diese Zuverlässigkeit Gold wert. Im Studio sorgt das Setup dafür, dass mein gesamter USB/MIDI-Verkehr von Rechner und Push ausgelagert werden konnte.
Physische Platzierungen – kleine Kritikpunkte
Ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Die Verteilung der Ports ist nicht in jeder Hinsicht ideal. Besonders der DAW-USB-Out auf der Vorderseite stört in meinem Rack-Alltag. Eine Wahlmöglichkeit oder ein Modell mit allen Anschlüssen auf der Rückseite wäre wünschenswert.
Die DIN-Buchsen Nr. 9 bis Nr. 12 sind nur als Ausgänge verfügbar – alle anderen acht DINs sind als I/O-Paar ausgelegt.
Auracle X: Routing & Maintenance
Die hauseigene Software Auracle ist mehr als nur ein simpler MIDI-Router – sie wird auch für die Audiointerfaces von iConnectivity genutzt und erlaubt die vollständige Konfiguration der Geräte.
In der Theorie klingt das genial, in der Praxis ist die Dokumentation jedoch… sagen wir: ausbaufähig. Wer die grundlegenden Zusammenhänge der verschiedenen Routing-Typen nicht kennt, landet hier schnell im Overload.
8 DIN Eingänge, 12 DIN Ausgänge, 10 USB Host I/Os, 16 USB DAW I/Os sowie 22 “Real-Time-Protocol” aka RTP MIDI I/OS über Netzwerk
Aber keine Sorge: Ich habe mich durch das Chaos gequält und erkläre euch einfach mein Beispiel-Setup, an dem ihr euch für eigene Variationen sicherlich orientieren könnt.
Wichtiger Grundsatz: In Auracle´s MIDI ROUTING seht ihr links immer die Eingänge. Wählt ihr einen davon aus, erscheinen rechts alle bzw. die Ausgänge, auf die geroutet wird. Mehrfach-Auswahl? Unbedingt gewollt!
Warum nur acht DIN-Inputs? Nur die ersten acht DIN I/Os sind mit Ein und Ausgang versehen. Die anderen DIN Buchsen 9-12 sind hingegen Ausgänge. Das ist praxistauglich, hat man im Allgemeinen mehr Soundmodule als Zuspieler zur Hand.
USB-Host-Ports
Die Zuweisung von Class-Compliant MIDI-Devices erfolgt im Menü USB Host Reservation. Hier weist ihr den frei verfügbaren USB-Eingängen konkrete I/Os und eindeutige Namen zu.
Warum das wichtig ist? Ohne diese Reservierung entscheidet schlicht die Einschalt-Reihenfolge, auf welchem Port euer Gerät landet – und das will niemand.
10 USB Ports für bis zu 10 USB Hosts aka USB Ports. Hat ein USB-Gerät zwei Ports (a 16 Channel), braucht ihr also auch zwei USB Host Reservations!
Noch ein wichtiger Punkt: Class-Compliant-Geräte mit mehreren MIDI-Ports belegen entsprechend mehrere „H(o)ST Ports“.
Insgesamt stehen 10 USB-Host-Ports (HST) zur Verfügung – vier an der Front, sechs auf der Rückseite. Das ist großzügig, bildet aber auch intern die absolute Obergrenze: Selbst mit zusätzlichen USB-Hubs bleibt es bei maximal zehn Host-Reservations bzw. Ports. Nicht das es nicht reicht, ich wollte es nur erwähnt haben.
Was ist schneller: USB oder Netzwerk ?
Wie immer: kommt drauf an. Konkret konnte ich an meinem Mac Studio einen Versatz des Netzwerks gegenüber USB von ungefähr 5ms messen. Auch Wifi war besser als USB!
Es gibt aber auch USB-Interfaces die besser sind, etwa von Nektar, das aber auch ca. 2ms langsamer als die Netzwerk-Verbindung vom mioXL war. Will sagen: das hier ist richtig gut!
Werden die Routings komplexer oder kommen Multi-Outs ins Spiel, steigt die Latenz um etwa 1 ms – immer noch absolut im Rahmen. Interessant: Im Vergleich ist Netzwerk-MIDI (RTP) trotzdem schneller und flexibler als USB und dabei kaum aufwendiger einzurichten. Die Vorteile der Netzwerk-Variante:
WLAN-Nutzung: Einfache Einbindung ohne zusätzliche Kabel
Groundloop-Reduktion: Netzwerkverbindungen sind unanfälliger für Brummschleifen
Längere Kabelwege: Ethernet schlägt USB bei der Reichweite um Längen
Dezentrale Geräteverteilung: Auch zwei Computer lassen sich unkompliziert per mioXL und mioXM verbinden
Latency bei Verwendung der unterschiedlichen Ports an meinen Moog. Die Markierung entspricht 5ms.
Aber: In der Dokumentation fehlt ein entscheidender Hinweis – nämlich wie RTP-MIDI eingerichtet wird. Am Mac ist das simpel, da RTP-MIDI ein Apple-Dienst ist:
Öffnet im Audio-MIDI-Setup den Bereich MIDI-Studio
Dort findet ihr die MIDI-Netzwerkkonfigurationen
Unter „Benutzer dürfen sich verbinden“: ALLE auswählen
Aktiviert „Meine Sitzung“ (Häkchen setzen)
Tragt in der Session/Sitzung überall denselben Namen ein (RTP-Initiator-Name von Auracle = Lokaler Name = Bonjour-Name = am besten der Name eures Synths)
Über das Audio-MIDI-Setup findet ihr die MIDI-Netzwerkkonfiguration wo ihr für jeden RTP je eine Session anlegt – identischer Name reicht und man verbindet sich automatisch. Easy!
Anschließend hab ich im Auracle X noch in den MIDI Routing die DIN I/Os, an welche ich meine Synths tatsächlich angeschlossen habe, entsprechend den RTP MIDI I/Os sowie den USB-DAWs zugeordnet. Auch Synths die eine USB-Buchse haben, habe ich nach Möglichkeit mit DIN-MIDI angeschlossen. Sicher ist sicher, nur DIN-MIDI ist galvanisch getrennt.
Über das Netzwerk sprechen meine Synths nun zu Ableton Live auf dem Mac Studio sowie gleichzeitig per USB-DAW mit dem Push 3 im Standalone-Mode. Beide senden und empfangen gleichzeitig MIDI von und zu den Synths – es muss nichts mehr umgesteckt oder umgeschalten werden. Ich kann entweder mit dem Push oder der DAW – oder nun auch mit beiden gleichzeitig – arbeiten. Was für ein Luxus!
Und wenn man schon dabei ist, gleich überall ordentliche Namen vergeben. Danach geht die Kiste ins Rack und Ciao!
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FAZIT mioXL
Mit dem mioXL und dem kompakteren mioXM liefert iConnectivity zwei MIDI-Interfaces, die vor allem eines können: komplexe MIDI-Setups drastisch vereinfachen. Ob klassisches DIN-MIDI, USB-Hosts oder Netzwerk-MIDI (RTP) – alles wird elegant unter einer Oberfläche zusammengeführt. Standalone-Betrieb, 32 Presets, WiFi-Integration und freie Port-Benennung machen das System extrem flexibel – im Studio wie auch auf der Bühne. Natürlich gibt’s kleine Wermutstropfen: Die Dokumentation ist stellenweise lückenhaft, die physische Verteilung der Ports auf Vorder- und Rückseite nicht immer ideal, und die Software könnte an manchen Stellen noch übersichtlicher gestaltet sein. Unterm Strich liefert das mioXL eine mächtige Schaltzentrale für alle, die ihre MIDI-Welt komfortabel in den Griff bekommen wollen.
Features
USB-MIDI Interface mit 8 MIDI Ein- und 12 MIDI Ausgängen auf DIN-Buchsen
10 USB-MIDI Host Anschlüsse mit MIDI Class Compliant Unterstützung
RTP-MIDI Netzwerk Anschluss mit 22 virtuellen MIDI Ports
kabellose Netzwerk MIDI Funktionalität über WIFI möglich
Plug &Play, mehrere Computer können über virtuelle Netzwerk Ports miteinander verbunden werden
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